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zu manchen Schmeicheleyen verstehen, um seine Waare anzubiethen und an Mann zu bringen; auch ist er ufé › genug, wenn er einen Vortheil erjagen kann. Italiäner geht mehr darauf aus, um andere heimlichy zu überlisten, wo er seinen Gewinnst dabey erhascht. –

Der

Noch ein Wörtchen über das Verhältniß der vers schiednen Stände gegen einander, wie ichs in Frank: reich bemerkt. Den Großen des Reichs steht vorzugs lich der Zugang zu den höhern Ehrenstellen offen. In: dessen will doch die darauf folgende Stuffenreihe von geringern Ständen nicht ganz bey Seite gesezt seyn. Ein Franzoß hat überhaupt viel Einsicht, Gout, Wiss senschaft. Er verlangt also, daß man ihm seine Achi tung und Attention widme, und wenn man über ihn nachläßig wegsähe, würde sein point d'honnuer ems pfindlich beleidigt seyn. So gerne er auch andern mit Schmeicheleyen andient: so thut er doch dieses, damit er dafür wieder hervorgezogen seyn will.

Der Kds nig selbst muß seine Nation schmeicheln. Jeder Bürs ger verlängt diese Attention, oder die Nation raisons nirt, und murret. So kann z. Ex. jeder etwas ange: sehene Bürger in Paris, wenn er nur mit Geschmack und nach der Mode gekleidet, und mit schwarzem Rock und Degen erscheint, in der Gallerie zu Versailles den Zutritt erlangen, um die große Proceßion der Ritter des heil. Geistes zu sehen. Zu London am Hofe ist

man

man schon über diesen Punct delicater. Das macht in Frankreich speißt man die Nation mit Schatten ab, in England hat sie dafür Realitåt. Das Militaire in Frankreich steht in großer Achtung. Ihre Landtruppen sind vortreflich disciplinirt, und stehen unter der schårfe sten Subordination. Auch sind ihre Officiere in allen Kriegswissenschaften vorzüglich geschickt. Wenn sie also über ihre Feinde, die Engländer, zu Zeiten Vortheile erhalten: so sind die Ursachen, denen man dies zuzus schreiben, ihr durchs Point d'honneur auflodernder Ens thusiasmus, ihre strenge Disciplin und Subordination, und die Geschicklichkeit ihrer Officiere. Bey dem Engländer ists alles Bravour, die aus wahrem Pas triotismus fließt, und die oft Heldenthaten ausführt.

Bon

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Versailles.

on Paris nach Versailles kann man etwa in dreg Stunden gehen. Der Weg geht zwischen lauter ans muthigen Gegenden, und ist des Nachts durch 300 Las ternen erleuchtet. Versailles ist ein offener, freyer, anmuthiger Ort, zu dem eine trefliche Allee die Avenue ist. Die Straßen dieses Orts sind gerade, reinlich und breit. Das Königliche Luftschloß liegt auf einer sanft aufgehenden Erhöhung, und nimmt sich vortreflich aus, wenn gleich der Stein, woraus es erbauet worden, viel von seiner Farbe verlohren, und dunkel worden ist. Die Anordnung der Haupts und Nebengebäude gefällt

fehr,

sehr, und in der Nähe bewundert man die angebrachte Bildhauerarbeit. Der Dom der Königl. Capelle raget prächtig hervor. Vor dem Eingange stehet die Haupte wache in Form eines Kriegszeltes. Gegenüber die Königlichen Marställe. Der Vorhof und die Einfass fung desselben fällt sehr in die Augen, und hat mich des Abends, wenn alles erleuchtet ist, sehr ergókt. Von der Gartenseite ist das Schloß vorzüglich schön. Der Garte hat in seiner ganzen Anlage etwas recht Königs lich großes und prächtiges, wenn man ihn von Schlosse ab mit einem Blicke übersieht, und eine angenehme Abwechselung, wenn man seine einzelne Theile, den Thiers garten, Labyrinth, Parc, Orangerie, Baßins, Küchens gårten c. durchgeht. Die vielen Statuen und Vasen in demselben sind, so wie die in der Thuillerie, von den größesten Meistern. Der kalte Marmor scheint unter der Hand des Künstlers Leben bekommen zu haben.. In der Mitte ist ein großer langer Canal, auf welchem ein kleines Schiff war; das Wehen der Flagge auf demselben machte eine angenehme Wirkung. Am Ende dieses Gartens fegt Trianon, ein lachendes kleis nes Luftschloß. Petit Trianon hat Ludwig der 16te der Königin geschenkt, die es vorzüglich liebt, und es Petit Vienne nennt. Eine Stunde davon liegt Marly, welches von der Königl. Familie im Sommer fleißig besucht wird. Das Wasser aus der Seine wird hier durch ein Kunstwerk in die Fontainen zu Marly und

So viel

Versailles durch kostbahre, Röhren geleitet. ich mich erinnere, ist das zu Herrenhausen bey Hannover, auf eben die Art angelegt. Der Mechanismus desselben ist wie die Pumpwerke auf dem Harz. Ich hatte das Vergnügen, den König und das ganze Königl. Hauß, nebst allen Hohen von Adel, in der Proceßion der Ritter des Heiligen Geistes Ordens zu sehen. Der König ist groß und stark, und scheint eine feste Entschließung in seinem Blicke zu zeigen. Die Königin ist nicht gar groß, dabey ungemein lebhaft und freundlich. Bey der Foule von Menschen war ich nur vermögend, einige flüchtige Blicke zu thun, die nicht hinreichend sind, um physiognomische Conjecturen zu wagen. Doch hatte ich Zeit genug, um mich mit klaren Augen zu überzeugen, daß beynahe alle Hofdas men entseßlich geschminkt waren, und dadurch ihre Schönheit gar sehr verwüsten. Zu St. James fand ich das Gegentheil. Der König hält sich beständig zu Versailles auf. Mich deucht, daß dies aus Politie geschieht. Der Franzose liebt das Neue. Würde er feinen König alltäglich sehen: so würde sich der Reiz der Neuheit verliehren. Nun aber wird er mit dem größesten Zulauf und Ehrenbezeugungen empfangen, wenn er bey feyerlichen Gelegenheiten die Stadt Paris mit seiner Gegenwart beehrt. Während der Zeit daß der ganze Zug in der Königl. Capelle war, hatten wir die Freyheit, des Königs Cabmet, sein Bette, neben $2

wels

welchem sein Hut mit dem großen Diamant lag, und vor welchem sich eine vergüldete Ballustrade fand, nebst andern kostbahren Zimmern zu sehen. Auch wurde in einem besondern Apartement dèr Dauphin gezeigt,

Reise von Paris nach Lille und Ostende. (3 Tagereisen.)

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Boll von den Eindrücken, die der Anblick der Merk, würdigkeiten in Paris und Versailles auf mich gemacht, eilte ich nun nach London, um desto besser im Stande zu seyn, diese großen Städte in Vergleichung zu stellen, und ihren Contrast zu bemerken. Weil der Traject von Calais ab, zur Kriegeszeit mit vielen Schwierigkeiten verknüpft war: so entschloß ich mich nach Ostende zu gehen. Abends 12 Uhr nahm ich von meinem Platz in der Diligence, für 24 Livres, Besik. Es war fine stere Nacht, und ich kriegte nicht eher zu erfahren, wer die Herren und Damen waren, die mit mir reiseten, bis es Tag ward. Beym Anbruch des Tages war ich neugierig, diejenigen meiner Mitmenschen näher kennert zu lernen, mit welchen ich in eine so nahe und enge Verbindung als die Diligence ist (denn im Sommer ists artig eng und schwul darin) geseht war. Unter ihnen zeichnete sich besonders ein alter Franzoß, ein schlauer Politicus aus. Wir übrigen machten es aus, es könne kein anderer, als ein durchtriebener Advocat

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