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Europäische Annalen

Jahrgang 1 800

Dritter Band

von

D. Ernst Ludwig Posselt.

Tübingen

in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung

I 8 0 0.

LIBRARY

UNIVERSITY OF CALIFORNIA
DAVIS

I.

Neueste Kriegs Geschichte.
Feldzug von 1800.

(Fort se zung.)

4.

Die Reserve Armee sezt sich nach Italien in Marsch. Das HauptKorps derselben, unter dem OberGene: ral Berthier, wobei der Erste Consulin Pers son sich befindet, nimmt seinen Weg über den gre sen Bernhard; die Division des Generals Chabran zieht über den kleinen Bernhard; die Brigade des Generals Bethencourt über den Simplon; das Korps des GeneralLieutnants Moncey über den Gotthard. Schon sind alle Zugånge Italiens mit fränkischen Soldaten und Kas nonen bedekt, während der General Melas, uns besorgt um den Marsch einer Armee, deren Da: seyn sogar er bezweifelt, sein HauptQuartier noch immer in Nizza hat. Diese Armee berennet inzwischen das feste BergSchloß Bardo, und überwindet ungeheure Hindernisse, um an demselben vors bei nach Ivrea vorzurüken. Gefecht an der Chiusela. Der fränkische VorTrab dringt bis Chivasso, an den Po herab. Während Melas nun sein HauptQuartier in Turin nimmt, welches er für bedroht hält, marschirt die fränkische Reserve Armee von Ivrea plözlich links, geht bei Vercelli über die Sesia, bei Turbigo und Buffalora über den Tesino, und zieht am 2 Jun. in Mailand, der HauptStadt der nun sogleich wieder hergestellten Cisalpinischen Republik, ein. In wenigen Tas

gen erobern die Franken die ganze Lombardei; alle östreichische Magazine, Spitäler, ein groser Theil des Reserve Parks, fallen in ihre Gewalt. Sie sezen, bei Stradella und bei Piacenza, über den Po, um dem General Melas allen Rükzug abzuschneiden. Aber während der General Suchet im stärksten Vordringen zum Entsaze von Genua ist, und Melas selbst schon Befehl zur Aufhes bung der Blokade gegeben hat kapitulirt Ma sfena, wegen gänzlichen Mangels an Lebensmits teln. Der Feld Marschall Lieutnant Ott, der nun sogleich mit einem großen Theil des Blokas deKorps über Voghera vorrükt, um die abgeschnittenen Communicationen der östreichischen Ars mee herzustellen, wird bei Montebello geschlagen. Melas, der inzwischen seine ganze Macht bei Alessandria vereinigt hat, geht am 14 Jun. über die Bormida, um die fränkische Armee anzugreis fen. Schlacht bei Marengo, die gröste und ents scheidendste im ganzen Kriege. Melas sieht sich genöthigt, eine Convention abzuschliessen, vermd ge deren die östreichische Armee sich an den Mincio zurükziehen, und den Franken die Stadt Ger nua, die Citadellen von Tortona Alessandria, Mailand, Turin, Pizzighetone, Arona, Piacenz za, Coni, Ceva, Savona, und das Fort Urbas no abtreten muß.

(Epoche: 15 Mai bis 15 Jun.)

Opus opimum casibus, atrox praeliis.

Die Siege, welche der General Moreau an der Spize der Rhein Armee über den FeldZeugmeister Kray erfochten hatte, waren auch für die Unternehmungen der Reserve Armee in doppelter Rüksicht von wesentlichem Vortheil; einmal, weil diese Armee nun dadurch während ihs

res Marsches nach Italien sich ihren Nüken hinlänglich ges dekt sah; und dann, weil Moreau, nachdem er die dstreichische Armee in Teutschland beträchtlich geschwächt, und eine entschiedene Superiorität über sie gewonnen hats te, von seiner Armee, ohne Gefahr, ein starkes Trups penKorps nach Italien detaschiren konnte.

Am 6 Mai, früh um 1 Uhr, gieng endlich der Erfte Consul Bonaparte von Paris ab, um sich zu der Reserve Armee zu begeben. Seine Abreise ward durch ein Umlauf Schreiben von dem Minister des Innern den Pråfecten aller Departemente mit dem Aufruf kundgethan, die Absendung der Conscribirten nach Dijon, welches der SammelPlaz für dieselben bleiben sollte, mit der grös ften Thätigkeit zu betreiben. „Sagt euern Untergebenen", hieß es darin, „daß die Stunde des Kampfes und des Ruh„mes zum leztenmale schlågt; mögen Soldaten, Obriga „keiten, Bürger, ihre Anstrengungen verdoppeln! Lafz fet, um den Eifer aller zu spornen, in euern Departes menten, euern Städten, auf dem Lande, jene Worte „erschallen, welche alle Herzen rühren müssen, jene allmächtigen Worte: ist wird der Friede wieder nerobert!"

Am 7, früh um 2 Uhr, traf Bonaparte zu Dijon ein. Noch am nemlichen Abend verlies er diese Stadt wieder, und kam schon am 8 zu Gẹn fan, wo er verschies dene Korps der Reserve Armee musterte. Die TruppenZüge aus den Leman, Min: und Jura Departementen durch das WaadtLand nach Wallis dauerten unausgesezt fort. Die Division Watrin, welche den VorTrab der Reserves Armee bildete, so wie die Division Boudet, eilten schon in starken Märschen dem großen BernhardsBerg zu. Am12, musterte Bonaparte bei Lausanne die Divisionen Chambarlhac und Loison. Er kündigte den Sols daten die Siege der Rhein Armee, und die Friedenshofs nungen an, welche er auf die KriegsZucht und den Muth der Reserve Armee gründe: „Er habe porgezogen, mit der

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