Walachische Maehrchen

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J. G. Cotta, 1845 - 384 pages
 

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Page 307 - Die geschichtliche Sage fügt meist etwas Ungewöhnliches und Überraschendes, selbst das Übersinnliche geradezu und ernsthaft an das Gewöhnliche, Wohlbekannte und Gegenwärtige, weshalb sie oft eckig, scharf und seltsam erscheint, das Märchen aber steht abseits der Welt in einem umfriedeten, ungestörten Platz, über welchen es hinaus in jene nicht weiter schaut. Darum kennt es weder Namen und Orte noch eine bestimmte Heimat und es ist etwas dem ganzen Vaterlande Gemeinsames.
Page 308 - Das Märchen ist poetischer, die Sage historischer; jenes stehet beinahe nur in sich selber fest, in seiner angeborenen Blüte und Vollendung; die Sage, von einer geringern Mannigfaltigkeit der Farbe, hat noch das Besondere, daß sie an etwas Bekanntem und Bewußtem hafte, an einem Ort oder einem durch die Geschichte gesicherten Namen.
Page 351 - Haupt kommt. Dieser Mythus ist der einzige, in welchem Thors Gattin bestimmter in das Bild tritt. Er läßt aber auch über ihr Wesen kaum einen Zweifel übrig. Sif, die schönhaarige Göttin, ist das Getreidefeld, dessen goldener Schmuck im Spätsommer abgeschnitten, dann aber von unsichtbar wirkenden Erdgeistern wieder neu gewoben wird.
Page 298 - M. Michael Ranfts, diaconi zu Nebra, tractat von dem kauen und schmatzen der todten in gräbern, worin die wahre beschaffenheit derer hungarischen vampyrs und blutsauger gezeigt, auch alle von dieser materie bissher zum vorschein gekommene schriften recensirct werden.
Page 313 - Grimm mit folgenden worten dar: »die beständige umwandlung der mährchen hat natürlich viel neues beigemischt; auf der andern seite musste der zu grund liegende alte glaube, eben weil er fremd und unverständlich ward, allmählich verschwinden, gleichsam abdorren. Der poetische trieb bildete daraus etwas sinnlich verständliches und ansprechendes , aus welchem aber die bedeutung nur hier und da dunkel, fast wider willen hervorleuchtete, oder um es bildlich auszudrücken: das sonnenauge des geistes...
Page 284 - Die rauchschwalbe. Nach der sage war sie ehedem ein mädchen , das mit seinen eltern haderte und andere verleumdete. Sie wurde darum in ihre jetzige gestalt verwandelt, und inuss ihr nest in schornsteinen bauen, dem schwärzenden rauch ausgesetzt.
Page vii - Die schreibart einer schonenden umarbeitung zu unterwerfen konnte mir kein bedenken machen, da sich diss, wie das beispiel der brüder Grimm bewiesen hat, mit einer sachgetreuen mittheilung vollkommen verträgt. Dass wir diese mährchen veröffentlichen bedarf wohl keiner entschuldigung. Man ist jetzt in Deutschland so ziemlich allgemein überzeugt, dass derlei gaben den lebendigen blick in die geschichte der völker, mithin die wahre bildung wesentlich fördern; Rückert hat ein tiefes wort gesprochen...
Page 243 - ... so dass er dalag wie ein todter. Als die kaiserstochter sich einmal wieder neben ihrem manne, dem schönen Trandafiru, sah, fieng sie an zu weinen und zu schluchzen: »o mein süsser held Trandafiru, umschlinge mich mit deinen armen, dass der eisenreif von meinem leibe springe, und dass ich gehären möge den sohn von deinem blute den ich unter meinem herzen trage.« Der kaiser aber hörte nichts und rührte sich nicht. Nun schlief im zimmer bei ihm sein kreuzbruder, sein förmlich angetrauter...
Page 21 - Unter Umständen kann eine Sprache ohne Beeinträchtigung ihres Charakters die stärkste Mischung ertragen; allein das Walaclüsche war so zu sagen noch nicht zur Besinnung gekommen, als die fremden Stoffe es zu durchdringen begannen. Wie sehr ihm noch die Principien der Assimilation mangelten, bezeugt die allzu buchstäbliche Aufnahme des Fremden.
Page viii - Lücke in der älteren und neueren europäischen Geschichte ausfüllen würde. Aber sie spielen jetzt keine Hauptrollen mehr, sie sind unglücklich, und der Historiker ist oft ebenso ungerecht als der gemeine Mensch, er verachtet den, der nicht im Glücke ist.

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