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unterworfen, obgleich nicht physisch unmöglich ist, daß eine Armee von 60 bis 80,000 Mann, wenn sie einmal nach England übergesezt ift, dort ihren Unterhalt finden kan, ohne daß fie über's Meer verproviantirt zu werden braucht; daß sie, vermöge der Stimmung eines grosen Theils des englischen Volks, Anhänger und Hilfsquellen in einem reichen, fruchtbaren und überall ofnen Lande finden wird; daß eine solche Armee hinreicht, um nach London zu marschiren, England zu unterwerfen, und dessen Constitution zu verändern.

2. Daß eine oder mehrere partielle Sandungen viel leichter in der Ausführung sind, beinahe die nemliche Wirkung hervorbringen, und den BorTrab der grossen Landung bilden, indem sie ihr einen BrükenKopf sichern.

3. Daß die blose Drohung einer großen Bandung ganz England in Besorgniß und Beschäftigung hält, dasselbe durch sehr beschwerliche Kreuz Fahrten, durch Bewafnung der Küßten, und durch eine stehende Armee zu Grund richtet; daß England diesen Zustand von Bedrångniß nicht so lange auszuhalten vermag, als Frankreich fortfahren fan, es durch ein solches Blendwerk zu angstigen.

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Das Interesse der SeeMächte erfordert, daß das Projekt einer Bandung in England nicht blos ohne Erfolg sey, sondern überhaupt aufgegeben werde. Die Mächte des festen Landes haben dasselbe Interesse. Der allgemeine Bankerot, welcher eine Folge davon seyn würde; alles baare Geld von Europa in den Händen einer habgierigen Nation; alle Macht zu Land und zu Meer in ihr vereinigt, würden ihrem Ehrgeiz und ihrer Naubsucht, die immer im Verhältniß ihrer Siege zunahmen, keine Schranken mehr lassen. Gelänge diese Expedi tion, so würde die fränkische Republik unu mschränkte Gebieterin des Erdballs seyn. Alle Regierungen von Europe würden nur durch, und nach ihrem Gutfinden existiren; alle würden ihr zinsbar seyn, und die frånfische Nation würde keine Feinde mehr haben als sich selbst, ihren Stolz, ihre Habgier, ihren Luxus, ihre Unmoralität und ihre Unbefändigkeit. Sie würde in wenigen Jahren alle die Etufen durchlaufen haben, durch welche die römische Republik sich mühsam in mehreren Hahrhunderten hinaufhob, um jum

böchsten Gipfel von Macht zu gelangen, und dann wieder schnell von demselben herabstürzen.

II.

England's Politik;

oder Darstellung der verschiedenen Endzweke des Kabinets von St. James, seit dem Anfange der fränkischen Revolution, bis jezt.

Wir wollen hier den ursprünglichen Zwet, und die verschiedenen nachherigen Zweke darzustellen suchen, wela che die brittische Regierung in diesem Kriege beabsichtete, in welchem sie keine derselben auf eine feste Art aners kannte, aber doch mehrere deutlich genug durchbliken ließ.

Wir werden uns in dieser Untersuchung kurz fassen können, weil wir, indem wir uns öfters auf Aeusseruns gen, welche nicht wohl einer doppelten Auslegung fähig find, und auf ThatSachen gründen, in solchem Falle berechtigt seyn werden, ganz bestimmt zu sprechen.

1. Kurze Zeit nach der ersten Entwikelung der fråns kischen Revolution, d i. vom Jahr 1789 an, fieng das brittische Kabinet an, lebhafte Besorgnisse wegen ihrer Folgen zu begen, sowohl in Rüksicht auf die Reformen und Veränderungen, wozu die Nation durch das Beis spiel von Frankreich angereizt werden könnte, als in Ruka ficht auf die grose. auswärtige Politik; es fürchtete sich vor der Stufe von Macht, zu welcher Frankreich gelans gen würde, wenn man dasselbe sich eine Constitution ers schaffen liesse, welche die Misbräuche des Hofes absitells te, die Gewalt des Monarchen beschränkte, und den verg

* Aus dem interessanten Werk: L'Angleterre en 1800. P. II. p. 193-235.

schiedenen Klassen seiner Einwohner ein Interesse für die öffentlichen Angelegenheiten, auf dieselbe Art wie in England, einfldste. *

Von da an beschloß man, unter der Hand darauf hin zu arbeiten, dieser Revolution einen stürmischen Lauf zu geben, den überwiegenden Einfluß guter Köpfe zir verhindern, die Uibelgesinnten aufzuwiegeln, und den Despotism wieder zurükzuführen, wo nicht, langwierige anarchische Zerrüttungen in einem Staate zu verursachen, den man, wenn er seine Kräfte abnüzte oder wieder in die Hand eines Einzigen zurüffiele, nicht mehr in solchem Grade zu fürchten hätte. **

* Die Minister Ludwig's XVI bemerkten diese Ansicht der Dinge, und einer derselben drükte sich darüber, im Det. 1789, in einer von dem König selbst unterzeichneten Schrift, følgendergestalt aus: „Unter den über die Größe und den politischen Einfluß Frankreichs eifersüchtigen Mächten, „die mit Freuden unsre innern Entzweiungen sehen, und sich schmeicheln, daß sie, indem sie daran arbeiten, eine Ordnung der Dinge herbeiführen werden, die uns unfre »Vortheile entreiffen wird, muß man vornehmlich Grose. »Britannien auszeichnen: man weiß, wie ungerne es „Frankreichs Macht und Hilfsquellen sieht; man weiß, „daß das Verlangen, dasselbe zu schwächen, das erste „Triebrad seiner Politik ist." (Memoire, als Hnstruc tion für den Herzog von Orleans, verfaßt von Montmorin, vom 13 Oct. 1789.)

** „Ich befürchte keinen ofnen Krieg: der schwierige Zustand „ihrer Finanzen, die Geschiklichkeit ihrer Minister, der

Edelmuth der Nation, die aufgeklärten Männer, die „sie in groser Anzahl besizt, können uns gegen unmittel,,bare Unternehmungen sichern; aber geheime Sniffe, in Nacht gehüllte Mittel um Zwietracht aufzuregen, um die „Parteien gegen einander in's Spiel zu sezen, um eine durch die andre zu lähmen, um sich unster aufstrebenden „Blüthe zu widersezen, dis könnte man von einigen übelwollenden Politikern befürchten; sie könnten hoffen, ina

Zu diesem Endzwek wurden von Haag aus, wo das brittische Ministerium herrschte, Fonds nach Paris ges schikt, welche bestimmt waren, das Volk zu Bewegun gen im überspanntesten Geiste anzutreiben, und diese Fonds dienten in der That dazu, in den Clubs und in den VorStädten Gährung und Unordnung zu unters halten.

*

Vornehmlich als der damalige englische Minister in Holland, der sich durch seine Kenntnisse im Staats,,dem sie die zwietracht begünstigten, unsre politischen

Kämpfe verlängerten, den Misvergnügten noch Hofnung soliessen, einen heftigen Schriftsteller gegen uns aufstellten, „der leicht zu desavouiren wäre, weil er nur die Maske' „der Opposition zu entlehnen brauchte, uns nach und nach

in gleichen Ekel gegen den Despotism und gegen die "Freiheit fallen, an uns selbst verzweifeln, uns langsam „verzehren, in einem politischen Marasmus hin

fterben zu sehen, und alsdann, frei von Besorgniß über „den Einfluß unsrer Freiheit, nicht mehr jene für Minister „wahrhaft frånkende Extremitåt befürchten zu müsfen, ruhig zu seyn in Europa, für sich ihre eignen Mittel von Wohlstand zu benuzen, und jenem stolzen Gewirre der Diplomatie, jenen großen StaatsStreichen zu pentsagen, um sich schlechtweg der Sorge der Re

gierung, der innern Verwaltung, der Beglükung der „Völker zu widmen; eine Sorge, die ihnen misfällig ist, „weil sie eine ganzé Nation zu Beurtheilern hat, und ,,der Charlatanerie keinen Spielraum mehr „läßt. Dis könnte die hinterliftige Politik des Kabinets „von St. James, ohne Theilnehmung, und selbst ohne „Vorwissen des englischen Volkes, seyn: aber diese Polistik ist so niederträchtig, daß man sie nur einem erklärten Feinde der Menschheit beimessen kan, und so kleinsinnig, „daß sie nur von äusserst gemeinen, und eben darum nicht sehr furchtbaren Menschen befolgt werden kan." (Rede von Mirabeau, in der NationalVersammlung gehalten, den 28 an. 1791.),

* Lord St. Helen, ehedem Hr. Fitzherbert.

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Recht und in der Diplomatie vor allen andern so hoch auss zeichnet, und der zu viele Abneigung gegen die militairis schen und politischen Plane seiner Obern geåufssert hatte, zurükgerufen, und durch einen Mann ersezt wurde, der den Ministern eben so blind ergeben, als von jeher ein Feind Frankreichs und der Freiheit war, auf welcher Ins sel oder auf welchem festen Lande ausserhalb England sie auch aufzukeimen strebte, wurden diese Subsidien an den Pariser Pöbel und an gewisse Führer desselben auss bezahlt, während man zu gleicher Zeit durch den nemlis chen Minister das statthalterische Holland zum Kriege ans spornte, um einen Vorwand zu haben, sich zufolge der seltsamen Clauseln des Tractais von 1788, * zu ers klären.

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Das Factum dieser GeldAustheilungen und der Quels le, aus der sie flossen, ist gegenwärtig durch das Zeugniß von Månnern, welche mit einem öffentlichen Charaks

*

zum Beispiel jene, Holland im Besiz der ausschlieslichen Schiffahrt der Schelde zu handhaben, als ob dis ein brittischer Gegenstand wäre. Ferner jene, welche dem Statthalter seine Privilegien garantirt, als ob die Statthalterschaft eine Krone wäre, als ob dieses Amt wesentlich wäre zum Dafeyn der Republik, damals Vereinigte Niederlande genannt; als ob nicht die GeneralStaaten dieser Provinzen, gehörig versammelt, in beiden Welten als die alleinigen und rechtmäßigen Sou verains der sieben Provinzen anerkannt wären, und als ob es demnach nicht geradezu gegen ihre Souverainität gehandelt wäre, wenn man fefisezte, daß man sich bet eintretendem Fall mit bewafneter Hand verwenden wollte, um den Statthalter wieder in diese Stelle einzusezen, welche die Republik, wegen übler Verwaltung oder aus irgend einem andern Grunde, ihm zu nehmen gutgefunden haben könnte. Auf diesen Tractat gründete sich ohne Zweifel der englische Admiral, der im Jahr 1799 zu den Batavern sprach, als ob ihr Souverain in London wäre.

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