Images de page
PDF
ePub

gesammt tüchtige Männer", so ist der Inbegriff Aller zu einer Einheit ausgedrückt; sagt man aber, daß die Mitglieder der Gesellschaft insgemein tüchtige Männer wären, so kann dieß, abe gesehen von der Doppelsinnigkeit in insgemein (S. Nr. 1020.), sowohl die größte Mehrheit, als auch alle Mitglieder ohne Ausnahme und Unterschied bedeuten.

Anm. Jusgemein, niedert. intgemen, ist, nach Grimm III, 109., zusammengezogen aus in das Gemeine, wie insgesammt aus in das Gesammte; sie sollten eigentlich lauten insgemeine, insgesammte, wie man auch grammatisch richtiger insbesondere, inss künftige sagt. Sind sie, wie es scheint, dem Franz. roh nachgebildet, insgemein en général, insgesammt en tout, insbesondere en particulier u. f. f., so würde beffer ingesammt, ingemein (schwed. i gemên) stehen, wie auch bei Ältern sich findet, z. B. bei Opis: in gemein, was übrigens diese Nachbildung fremdher bestätigt.

1022. Insgesammt. Alle. Allesammt. Jeder. Jeglicher. Sammt und sonders. Sämmtlich. Ü. Ohne Ausnahme auch nur Eines. V. Am Allgemeinsten bez. dieß alle (S. Nr. 816.); denn ahd. al, goth. alls, alts. all, agf. ëal, altn. allr, ganz, ohne daß etwas fehlt. Allesammt drückt stärker aus, denn das Wort bez. die Menge in den Dingen oder Theilen, woraus sie besteht, so mit einander verbunden, daß keine Ausnahme und keine Unterscheidung des Einzelen gemacht wird. Jeder und jeglicher dagegen unterscheiden und bezz. in diesem Begriffe das einzele Ding oder den einzelen Theil für sich als ein einzeles Ganzes der gemeinten ausnahmelosen Menge. 3. B., Wir gingen alle in der Irre, wie Schafe, ein jeglicher sahe auf seinen Weg" (Jes. 53, 6.). Wir irren allesammt [in frühester Lesart: alle gleich), nur jeder irret anderst" (Haller, Gedanken über Vernunft ic.). Wie aber jeder und jeglicher unter einander verschieden sind, f. jeder. Sämmtlich die Dinge oder Theile einer Menge mit einander in Vereinigung begriffen zusammengefaßt) ohne Ausnahme und Unterscheidung (S. Sämmtlich). Stärker aber drücken dieß insgesammt und allesammt aus, jenes die zusammengefaßte Menge so in Einer Masse oder Einer Einheit begriffen, dieses durch alle verstärkend, daß, wie oben bemerkt, durchaus keine Ausnahme Statt habe. Sammt und sonders", mhd. sament unde sunder (Tristan u. Isolt 13148.),

[ocr errors]
[ocr errors]

die Menge mit einander zu einer Einheit (zusammen) vers bunden und das Einzele in derselben ohne Ausnahme eines einzigen dieser einzelen Dinge oder Theile der Menge. Denn das sonst veraltete fonders (Theuerdank Cap. 41.), mhd. sunder (Bei- und Nebenwort), bed. hier: ins Einzele unterschieden von einander, im Einzelen, oder mit einem fremden Ausdrucke speciell" oder „special“ (S. Sonderlich), und steht eig. dem Vereinigung bezeich nenden sammt gegenüber. Der Ausdruck,sammt und fonders" vereinigt also die Bedd. von alle und jede in sich, und sagt wohl noch schärfer, was man mit der Redensart all und jed'",

"

"

alle und jede" ausdrücken will, z. B. „Alle und jede Ermahnung war an ihm verloren.“ Übrigens ist sammt und sonders" mehr in dem Kanzleistyl üblich (S. Adelung III, 1270. IV, 143. Campe IV, 477.).

1023. Interessant. Anziehend Canzüglich). Wichtig. Ü. So, daß es Verlangen oder Beziehung zu sich ers regen kann. V. Die hier zu vergleichenden deutschen Ausdrücke sind gebraucht worden, um den fremden Ausdruck interessant zu er fegen; aber sie haben ihn weder überflüssig gemacht, noch sind sie mit ihm von gleicher Bed. Interessant, das franz. intéressant, von interessiren franz. intéresser (S. Nr. 1024.), bed. eig., der Abstammung gemäß,,, woran einem gelegen ist"; daher dann: ,,Verlangen oder Beziehung zu sich erregend, daß man mit Vergnügen und Wohlgefallen seine Aufmerksamkeit mit dem Gegenstande beschäftigt, indem dieser hinsichtlich des Besizes oder der Erkenntniß und besonders zugleich des geistigen Genusses an ihm viel verspricht oder auch gewährt". Anziehend, wofür auch zuweilen, selbst bei guten Schriftstellern, anzüglich vorkommt, aber seiner Doppelsinnigkeit wegen in diesem Begriffe doch lieber vermieden wird (S. Nr. 173.), drückt, seiner eig. Bed. gemäß, überhaupt aus: Beziehung zu sich erregend (= zu sich hinziehend), d. i. mit Kraft finnlich oder auch geistig an sich kommen machend", wogegen in interessant mehr das Vergnügen und Wohlgefallen, das ein Gegenstand an sich erregt, liegt. So kann z. B. ein Mann durch irgend eine Eigenschaft anziehend sein, ohne daß diese ihn gerade interessant machte, so daß sich unsere Aufmerksamkeit gern mit ihm beschäftigte. Daher nun kann anziehend auch von bem gesagt werden, was bloß die Sinnenluft nach sich hin stark anregt. So ist z. B. ein schönes Kunstwerk für den Kenner anziehend und interessant: dagegen eine Flasche edeln Getränkes ift für den Trinker anziehend, eine lüderliche Dirne für den Lüderlichen u. s. m.; man wird aber nicht sagen, daß sie interes sant wären. Wichtig deutet, in dem oben angegebenen Übereinftimmungsbegriffe gebraucht, nicht sowohl den Gemüthszustand des Menschen in Beziehung auf den ihn erregenden Gegenstand an, als vielmehr die Beschaffenheit dieses, wovon der Gemüthszustand eine Folge ist. Denn wichtig ist uns, was große Folgen hat, es mag nun ein Verlangen zu sich oder Wohlgefallen an sich erwecken, oder nicht. Ein Buch z. B. ist mir wichtig, wenn ich auf seine Beschaffenheit sehe, daß von ihm große Folgen für mich abhängen; interessant nenne ich es, wenn es den Gemüthszustand des Vergnügens und Wohlgefallens an ihm erregt, welche meine Aufmerksamkeit, mich mit ihm zu beschäftigen, fesseln, verbunden mit dem Verlangen nach seiner Erkenntniß oder seinem Genusse; es ist anziehend, sage ich, wenn es mich stark anregt, es zu lesen.

1024. Interessant. Gemüthlich. - Interesse. Gemüthlichkeit. Ü. Ansprechend und Zugeneigtheit erweckend..

"

[ocr errors]

Die Hauptwörter bezz. dann den Zustand der Ansprache und Erweckung von Zugeneigtheit. V. Das Interesse ist der Zustand, da etwas Verlangen oder Beziehung zu sich erregt, daß man mit Vergnügen und Wohlgefallen seine Aufmerksamkeit mit dem Gegenstande beschäftigt, indem dieser in Ansehung des Besizes oder der Erkenntniß und besonders zugleich des geistigen Genusses an ihm viel verspricht oder auch gewährt. Diesen Begriff drückt dann das Beiwort interessant eigenschaftlich aus (S. Nr. 1023.). Gemüthlich bed.: 1) Nach dem Gemüthe, dem Gemüthe gemäß, d. i. sanft und traulich-behaglich und zur Zugeneigtheit gestimmt, wie man es wünscht und liebt. 3. B.,,Dort irren fie ganz ges müthlich in dem blühenden Buschgange" (Graf Benzel-Sternau). Es ist mir gar nicht gemüthlich" (Campe). 2) Gemüth zeigend, d. i. durch tiefes, sanftes, traulich-freundliches Wesen ansprechend und Zugeneigtheit erweckend. 3. B.,,Da ist sie uns das Eymbol der Mutterliebe, des gemüthlichsten, reinsten und zartesten Triebes" (Göthe, i. d. Propyläen). Ein lieblicheres, gemüthlicheres Gefühl gegen die Natur" (Das.). Davon 3) auf außerpersönliche Gegenstände übergetragen: sich so zeigend, daß man dadurch tief, sanft, freundlich und traulich - behaglich angesprochen und zur Zugeneigtheit zu dem Gegenstande gestimmt wird. 3. B.,, An den Genien bemerkt man schöne gemüthliche Köpfe und überhaupt gute Formen" (Göthe, i. d. Propyläen). „Eine gemüthliche Wohnung." Die Gemüthlichkeit ist der ges müthliche Zustand. Das Interesse nun geht von dem Gegen= stande (Object) aus, kann sich heftig äußern und kann auf Gründen beruhen; die Gemüthlichkeit dagegen bez. eig. nur den Zustand der Person (des Subjects), und in ihr treten das rubigbehagliche Wesen und die Seelenstimmung ohne Bewußtsein von Gründen hervor. Hiernach kann denn etwas interessant erschei nen, ohne zugleich gemüthlich zu sein, und umgekehrt. Selbst die trockensten wissenschaftlichen Abhandlungen z. B. können dem Gelehrten großes Interesse gewähren und also für ihn interessant sein; aber gemüthlich wird sie niemand nennen wollen. Dagegen kann das Gedicht eines geringen Dichters recht gemüthlich sein, ohne gerade Interesse für sich zu gewinnen. Aber die eigne Lebensbeschreibung der Brüder Grimm in Justi's Hessischer Gelehrten, Schriftsteller und Künstler- Geschichte zeichnet sich eben so sehr an Interesse als Gemüthlichkeit aus. Der Gegensag von gemüthlich ist gemüthlos. 3. B.,,Wie das gemüthlos blinde Element Das furchtbare, mit dem kein Bund zu schlieBen, Folgst du des Herzens wildem Trieb allein. denen, die auf dich vertrau'n" (Schiller, W. T. III,

[ocr errors]

18.).

Weh

Anm. Das Interesse ist der, aus inter zwischen und esse sein zusammengesette, lat. Jufinitiv interesse eig. « dazwischen sein », ein Unterschied fein zwischen (z. B. Cicero, Tusc. II, 15.; de Offic. I, 4.); dann auch, wie der Begriff daraus natürlich hervorgeht: daran gelegen sein, woran Antheil nehmen, nügen. Demgemäß bed. auch franz.

[ocr errors]

intéresser, unser interessiren: auf seine Seite ziehen, Antheil zu nehmen bewegen, angelegen sein. Das Wort Interesse bezeichnet nun nach seinem Ursprunge, wie K. Ph. Moris (Vort. üb. d. Styl. 2. Ausg. S. 125.) bemerkt, «eine so nahe Theilnehmung an etwas, daß man darüber gewissermaßen sich selbst vergißt, und sich in den Gegenstand selbst verwebt fühlt.« Die Bed. Nuzen hat Interesse z. B., wenn man fagt: « auf sein Interesse bedacht sein» (Adelung). Auch liegt sie zu Grunde in der Mehrzahl die Interessen die Zinsen von Hauptgeld. Hierbei aber mag das gleichbed. franz. intérêt Einfluß gehabt haben, welches nicht von dem Infinitiv, wie Interesse, sondern, wie das engl. interest, von der dritten Person der Einzahl i. d. Gegenwart interest = es ist daran gelegen, gebildet ist.

1025. Inwiefern. Inwieweit. Insofern. Insoweit. Als. Ü. Bindewörter, welche gebraucht werden, um eine Einschränkung (Restriction) des einen Sages durch den andern zu bezeichnen, weßhalb sie auch in der Sprachlehre einschränkende Bindewörter (restrictive Conjunctionen) genannt werden. V. 1) Inwiefern, inwieweit, insofern und insoweit sind von als dadurch verschieden, daß sie den Nebenbegriff der Verhältnißmäßigfeit in sich schließen und grammatisch sowohl an der Spige vollständiger Säge stehen können, wie auch, daß hier insofern und insoweit in dem Sage, wie es ursprüngl. war (S. Anm.), nur hindeutend stehen können mit bezüglichem daß (also: insofern.... daß), ohne ihn einzuleiten, wie z. B. unten ein Beleg aus Her= der's Ideen zeigt; als aber, dessen eig. Bed. Nr. 93. zu ersehen ist, erhält seine einschränkende (restrictive) Bed. aus dem Verhältnisse der von ihm zusammengestellten Begriffe, indem, wie bei dem erläuternden (erplanativen) als (Nr. 95.), aus einem weitern Begriffe ein engerer abgeschieden, aber dann, nicht ohne die Farbe oder doch den Anstrich der erläuternden Bezeichnung (wenigstens scheinbar) bewahrt zu haben, auf diesen engern Begriff die Ausfage eingeschränkt (restringirt) wird, wobei grammatisch zu bemerfen ist, daß dieses als nur verkürzte Nebensäge einleiten kann. So waltet z. B. in: „Er, als mein Vorgesegter, konnte dieß nicht billigen", auch die erläuternde Bez., aber bei verkürztem Nebensage. Dagegen in: Er konnte, insofern (inwiefern, insoweit, inwieweit) er mein Vorgesehter ist, dieß nicht billigen", haben wir Einschränkung (Restriction) von dem Begriffe des einen Sages durch den des andern in der Verhältnißmäßigkeit, die der Begriff dieses Sages zu jenem in dem Bindewort enthält, wobei dieses einen vollständigen Nebensag einleitet (S. Herling, Grundrr. §. 270.). 2) Inwiefern und insofern sind von inwieweit und insoweit verschieden: a) In Ansehung der legten Wörter der Zusammenziehung fern und weit. Wie nun Nr. 690. nachzusehen ist, so geht fern nur auf die Abmessung (Dimension) in die Länge hinsichtlich der Endpuncte des Zwischenraums, und geht dann, daraus abgeleitet, selbst schon in dem ahd. Nebenwort ferro, besonders in so verro sofern, in die Bed.,,sehr über (S. Anm.); weit dagegen geht auf die Abmessung (Dimension)

=

"

"Ich

des Raums in seiner Ausdehnung nach allen Richtungen. Daher gebraucht man inwiefern und insofern, um den Grad der innern (intensiven) Stärke des eingeschränkten (restringirten) Begriffs oder der Aussage, inwieweit und insoweit aber, um die Ausdehnung des eingeschränkten Begriffs oder der Aussage (seine ertensive Stärke, seine Stärke nach außen) anzuzeigen. 3. B. „Er [Karl d. Gr.] kam dadurch sofern zum Zweck, daß er in seinem Reich die erste feste Monarchie für ganz Europa gründete" (Herder, Ideen IV, 18, 3, 3.), wo sofern nach dem Grade" ift, aber soweit nach der Ausdehnung" sein würde. werde kommen, insofern (inwiefern) es mir meine Geschäfte erlauben", drückt aus in insofern (inwiefern) nach dem Grade (der intensiven Bestimmung) meiner Geschäfte, während an seiner Stelle insoweit (inwieweit) s. v. a. nach der Aus dehnung" meiner Geschäfte, ihrer Dimension nach außen, ausdrücken würde; insofern (inwiefern) läßt also mein Kommen von dem Grade (der innern Stärke) meiner Geschäfte abhängig sein, ob es geschehe oder nicht, wogegen insoweit (inwieweit) anzeigen würde, daß ich komme, aber in Hinsicht der Zeit nur so lange, als mir das Maß meiner Geschäfte gestattet. Man ersieht indessen aus diesem oben Bemerkten, daß insofern und inwiefern als Sag-einleitend häufig entweder fast bloß einschränkend (bloß restrictiv) sich gebrauchen lassen, oder zugleich bedingenden (conditionalen) Charakter annehmen und den einschränkenden (restrictiven) Sag mehr, aber nicht rein als Bedingung hervorheben (S. Adelung, Lehrgeb. II, 585. Herling a. a. D.), wozu sich, wie bei dem dann finnverwandten, reiner bedingenden (conditionalen) wenn, die Bezeichnung der Ungewißheit oder Möglichkeit gesellt (S. Wenn), während als Wirklichkeit und Gewißheit anzeigt. So ist z. B. in: Er kann, als dazu bevollmächtigt, den Schritt wagen", durch als, seines auch hier hervorstechenden erläuternden (erplanativen) Charakters halben, angezeigt, daß er wirklich dazu bevollmächtigt ist, wogegen an seiner Stelle insofern oder inwiefern mit der Verhältnißmäßigkeit der Bevollmächtigung dem Grade nach dieselbe als ungewiß oder nur möglich und zugleich mehr als Bedingung (reine Bedingung würde man mit wenn aussprechen) darstellt; insoweit und inwieweit aber deuteten auf die Ausdehnung der Bevollmächtigung und unterscheiden sich so wesentlich und auffallend von jenen Bindewörtern. 3) In Ansehung der mittlern Wörter der Zusammenziehung, nämlich des hindeutenden (demonstrativen) so (S. darüber Nr. 93.) und des beziehlichen (relativen) und fragenden (interrogativen) wie, welches eine Fallform von wer, was ist (S. ebenfalls Nr. 93.), sind insofern und insoweit von inwiefern und inwieweit nur darin ver schieden, daß diese legtgenannten nicht anders, als entweder beziehlich (relativ), oder fragend (interrogativ) gesezt werden können. 3. B.,,Ich will zusehen, inwiefern oder inwieweit dein Vorschlag auszuführen ist." Inwiefern, inwieweit glaubst du

"

« PrécédentContinuer »