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Anm. Der Kleister ist altn, pat klistr, welches Wort den Leim oder überhaupt solch ein feuchtes zähes Bindungsmittel bedeutet (S. Biörn Haldorson 1, 460.), und nicht, wie Frisch I. 22. will, von Kley (ags. clæg, engl. clay), was eine gewisse fette, graue und zähe Erde benennt (Richey, Idiot. Hamburg. 121.) stammt, sondern zu einerlei Wurzel mit kleben, klenen ahd. chlinan u. mhd, klënen (Benecke, Beiträge II, 448.) u. dgl. (S. Nr. 1079.) gehört, womit auch holländ. klis die Klette verwandt ist.

1083. Iempern, Klimpern. Ü. Sind tonnachahmende Wiederholungswörter (Iterativa), welche anzeigen: den in ihrer Stammsylbe ausgedrückten matten, gleichsam gehemmten Ton von sich geben oder hervorbringen. Die einfachen Stammwörter aber, an welche das wiederholende (iterative) ern getreten ift, find nicht mehr vorhanden. V. Klempern drückt in dem Stimmlaut seiner Stammsylbe, nämlich e, einen tiefern, breitern, dem Klappern ähnelnden Klang aus, während klimpern in sei nem i auf feinere, höhere Töne geht (Vgl. die Töne Nr. 876.). Klempern wird daher gesagt, wenn an dünne metallene Gegenstände angeschlagen wird, so daß sie einen gehemmten, gebrochenen, gleichsam einen Klapp - Klang von sich geben, wie z. B. besonders Blech hören läßt, wenn man es hämmert oder hin und her biegt. So auch: Das Eisen klämpert dem Pferd", wenn es los ist und gleichsam kläppernd aufschlägt (Frisch I, 519.). Das scheint auch bei dem, von dem einfachen klempen abgeleiteten Ausdruck der Klempener (Klempner) = Blechschmied oder, wie es niederd. heißt, Blikkensläger (Blechenschläger), zu Grunde zu liegen, wenn dieß Wort nicht auf ein einfaches klampen zurückzuführen ist, das in abd. chlampheren (D. Buochir Mosis 1398.) u. mhd. klembern (Minnes. I, 16 b) flammern, mit Metall fest zusammenhaften, fich fund gibt. Klimpern aber geht auf das wiederholte, unzusammenhängende und ungeordnete feinere (fleinere) Klingen, besonders wenn es so ist, daß der Schall sich nicht ausbreiten kann, und gleichsam wie ein hölzernes Geflinge, aber tönender als bei klempern vernommen wird. So sagt man z. B., daß man' mit Geld in der Tasche klimpere, daß ein schlechter Spieler auf der Harfe oder dem Claviere flimpere, u. s. w. ,,Wann der Wein in Himmelsklang Wandelt mein Geklimper" (Bürger, im Zechlied ). Und singt sein Klimpimpimper-Lied" (Göthé, Prolog im Puppenspiel).

1084. Klettern. Klimmen. Ü. Sich an einem steilen Körper durch Fortgreifen und Festhalten, oder durch Einschlagen von Spigen an den Füßen und Fortschieben derselben, oder durch beides zugleich fortbewegen (Tristan u. Isolt 2563 ff.). So flettert z. B. ein Knabe an einem Baumstamme hinauf, indem er, ihn mit Armen und Beinen umschlingend, oder an ihn angeklammert, sich festhält und so daran fortschiebt; das Eichhörnchen, die Kaze, der Specht, Stiegliß u. f. w. klettern auf die Bäume, indem sie sich mit ihren Krallen festhalten; aber die kletternden

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oder klimmenden Gemsenjäger in den Alpen bedienen sich bei dem Ersteigen der Berge der Steigeisen an den Füßen und ihrer Hände zum Festhalten. V. Den Begriff überhaupt bez. klet. fern, welcher Ausdruck, die Wiederholungsform (das Iteratis vum) von dem veralteten einfachen kletten (Frisch 1, 522 ), auf die Klette abd. diu chletta 1), und hiermit auf das Haften mittelst gehakter Spigen zurückweist, oder, was dasselbe ist, auf das mit Klette verwandte oberd. die Klatte = Kralle (Schmeller II, 364.). Auch ist klettern der gewöhnliche Ausdruck. Klimmen, agf. climan, ahd. chlimp(b)an (Hymn. theot. HI, 3. Gloss. Jun. 228.), mittelniederd. clemben (Diut. II, 201 b), augenscheinlich mit kleiben, fleben, abd. chleimjan u. dgl. (S. Nr. 1079.) verwandt, und wohl Nebenform von klemmen ahd. chlamphan (Vgl. diu Buochir Mosis 1398.), wie mhd. klimmen = ,,frampfhaft zusammenziehen“ (Diut. 1, 413.) 2) an die Hand geben dürfte, ist von klettern in Folgendem verschieden: 1) daß es ein mühsames und sehr anstrengungsvolles Steigen mittelst Fest= fassens ausdrückt, indem Hände wie Füße und auch der übrige Körper dabei gleichsam angedrückt werden können. Wer also z. B. mit Leichtigkeit auf einen Baum durch Festgreifen und Fortarbeiten am Stamme sich hinaufbewegt, der klettert hinauf; geschicht es aber mühsam und mit Schwierigkeiten, so klimmt er hinauf. Sie klimmt' an dornigen Felsen empor“ (Bürger). Die Schlange, die leichteste Klimmerin" (Herder). Nach der Ähnlichkeit legt man dann in der Pflanzenkunde z. B. dem Epheu einen klimmenden Stengel bei, weil er sich an andern Körpern einwurzelnd in die Höhe rankt. Die Bezeichnung des Wortes ist überhaupt gemäß abd. chlimp(b)an zur Höhe steigen oder sich ringen, wie z. B. die aufgehende Sonne zur Zinne des Himmels (Hymn. theot. II, 3. Bodmann, rheingauische Alterthümer S. 618.). So auch, wie wir es nehmen, im Bilde z. B. von dem stürmischen Meere: Wenn die getrübte Fluth bis in die Wolken klimmt“ (Opig). 2) Daß klimmen nur in der edeln Schreibart und ohne unedle Beimischung, wie dieß bei dem gewöhnlichen klettern häufig sich findet, üblich ist; denn im feierlichen Style würde klettern gar nicht gesagt werden. Dieß zeigt sich auch in dem figürlichen Gebrauche, wo klettern zur Höhe sich emporarbeiten", 3. B. Wer heißt oft groß? der schnell nach Ehren klettert, - Den Kühnheit hebt, die Höhe schwindlig macht" (Hagedorn). Das gegen, ohne eine unedle Beimischung und im edeln Style, freilich zugleich mit dem Nebenbegriff des Mühseligen: Klimm' ich zu der Tugend Tempel Matt den steilen Pfad hinauf" (Ramler), ,, Ich klimme ab und auf den Lebens- Hügel, Wo dich, o Herr, wo mich ich werde finden" (Herder).

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1) Daß das Anhängen bei dem Wort Klette Grundbegriff ist, scheint sich auch darin zu bewähren, wenn sie mhd, diu klibe genannt wird von kleiben Nr. 1079.). (

2) Neuhocht. z. B.

flommt,

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Sie taumelt', an Händen und Füßen vers

Sie kroch zur unfeligen Laube » (Bürger).

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1085. lieben. Spalten. Spleißen. U. Werden von festen Körpern gesagt, wenn diese in ihren zusammenhängenden Theilen sich von einander trennen oder von einander getrennt werden. V. Klieben, abd. ch(k)liup(b)an, alts. cliobhan, ags. cleáfan (clëófan), altn. kliufa, mittelniederl. clieven u. cloven (zerrigen. Hoffmann, hor. belg. II, 182.), worüber auch Nr. 914. Anm. zu ersehen steht, ist 1) eig. (intransitiv) s. v. a. „, sich gewaltsam von einander geben, so daß eine in die Länge gehende Öffnung zwischen den Theilen des festen Körpers entsteht“ 1). 3. B. „Das Holz ist gefloben." Des Tempels Vorhang zerreiß [zerriß] Ünd manch Fels zerklöbet“ (Michael Weiß). Daher 2) tranfitiv: gewaltsam in solcher Öffnung sich von einander geben machen. 3. B. Der Hausknecht, der just Scheite flob, Lief her mit seinem Schlägel" (Blumauer, frommer Aneas VIII.). Das Wort findet sich aber im Neud. nur noch in gemeiner landschaftlicher Sprache, wo es z. B. oberd. auch kleuben (Schmeller II, 351.), niederd. klöven (Richey, Idiotic. Hamburg. 124.), auf dem Westerwalde kliwwern (Schmidt, westerwäld. Idiotif. 80.) u. f. no. lautet; im Hochd. ist es durch spälten verdrängt und kommt da nur noch selten vor. Spalten, ahd. spaltan (i. d. Vorgegenw. ahd. spialt wie noch oberd. spielt, neuhochd. spaltete), bed. 1) zunächst intransitiv: von einander reißen, sich gewaltsam trennend von einander geben. So ahd. und auch dichterisch neuhochd., z. V. ,,Die Felsen spalten!" (Herder). Doch beliebt der im Neuhochd. gewöhnliche Sprachgebrauch das Wort in diesem Sinne zurückbezüglich zu sehen: sich spalten. 2) Dann transitiv: gewaltsam von einander reißen machen. 3. B. Nun soll es an ein Schädelspalten!" (Göthe, Faust). Bei dem Erdbeben spalten sich oft Mauern und Felsen. Übrigens ist das Wort nicht, wie Eberhard will, dadurch von klieben verschieden, daß dieses nur von dem gewaltsamen Trennen großer fester Körper, jenes auch von den kleinsten gesagt wird, z. B. einer Feder, welche zum Schreiben zugespigt wird, einem Körnchen u. dgl.; denn niederd. sagt man auch z. B. « Hâr klöven» Haar spalten, freilich meist bildlich, wo es bez. s. v. a. „, alles gar zu genau untersuchen“ (Richey, a. a. D.). Allein darin scheint eine Verschiedenheit zwischen beiden Wörtern zu sein, daß spalten auch von dem Auseinandertrennen weicherer Körper gesagt wird, z. B. von Zeugen u. s. w., während klieben nur von harten festen Körpern võrkommen möchte. Man spaltet ein Tuch, indem man es z. B. in zwei Theile zertrennt; daß man es aber fliebe, dürfte nur vielleicht landschaftlich sich finden. In älterer Sprache indessen scheint ein andrer Unterschied zwischen beiden Wörtern gewaltet zu haben, wenn man z. B. in Konrad's von Würzburg trojan. Krieg 12632. die Verbindung «kloup unde spielt» klob und spaltete, betrachtet. Spleißen, ahd. splizan, niederd. u. holländ. spliten, engl. to split, eine Nebenform von Splitter ahd. splitar, Splint (= zarter Span) engl. splint und holländ. splinter,

u. a. m., bed.: aus einander fasern, ober gleichwie faserig aus einander reißen oder bersten, im Besondern in kleine Stücke. So spleißt z. B. ein Kleid, Holz u. dgl., wenn fie faserig oder doch den Fasern nach von einander reißen oder bersten, oder so aus einander reißen gemacht werden. Man spleißt Federn, wenn man ihre neben an den Kielen sigenden Fahnen abzieht; man spleißt Holz, wenn man es in Späne spaltet (spänelt).

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Von

1) Später ahd. Dâ stânt zuô huffe [stehen zwo Hüften], dẽn [denen] ehliubet [spaltet] sic hdër lîp In zuei bein gelîch [gleich]» (Diu Buochir Mosis 346 ff.).

1086. Klingen. Klingeln. Ü. Ein unbenommenes Getöne von sich geben oder hervorbringen. V. Dieß bez. klingen, abb. ch(k)link(g)an (gloss. Hrab. 975. Gloss. Jun. 253.), altn. klingia neben klaka, allgemein, auch wenn es nur ein einziger Ton ift. Klingeln aber, abd. ch(k) link (g)ilôn (Graff IV, 564 f.), -nicht ahd.ch(k)lenk (g)ilon flängeln (Docen 205) von Klang, ist die in -eln gebildete Minder- (Diminutiv-) und Veröfterungs(Frequentativ) form von klingen, und bed. diesemnach: ein hohes und feines Getöne (d. i. schnell auf einander hoch und fein anschlagende Tonwiederholung) hören lassen oder machen, wie z. B. bei kleinen Glöckchen, Schellchen u. dgl., oder bei dem Pfortenring in Bürger's Lenore, wenn es heißt, er habe geisterhaft getönet "ganz lose, leise, flinglingling!" Was finget ihr und klingelt im Sonetto" (J. H. Voß).

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1087. Klopfen. Pochen. Schlagen. Ü. Mit einem Körper wider einen andern treffen, daß man es hört. V. Klopfen, abd. ch(k)lophon (Tatian XL, 4. 5. CXIII.), ist mit dem nur im Endmitlaute verschiedenen und veralteten flocken abd. ch(k)lohh(ch)ôn (Kero c. 48. 66. Notker, Ps. 147, 2. 150, 4.), womit Glocke abb. diu chloccha verwandt ist, die vollere und gleichsam dumpfere Schallnebenform von klappen abd. ch(k)laphon, altn. klappa (S. Klappen Nr. 1074.), und bed. demgemäß wohl zunächst: in hohlem Ton mit einem Körper wider einen andern auftreffen, gewöhnlich wenn es gleich hinter einander wiederholt geschieht. Beide eigenthümliche Kennzeichen des Begriffs zeigen sich z. B. mhd. «Ir klokent Als umbe [um] einen fülen boun [faulen Baum] ein spëht [Specht]» (Minnes. II, 94 b). Dann überhaupt: einen Körper wider den andern bewegen, so daß er in vollerem Tone auftrifft, es mag dieß nun ganz leise oder stark sein. Pochen, was abb. pohhan u. mbd. pochen lauten würde, ist ebenfalls Schall, nachahmung, wie es scheint, und Nebenform von ahd. pôzan heftig schlagen (z. B. die Brust. Diut. 1, 277 b), stoßen, woher z. B. abd. anapoz Amboß (eig. woran heftig geschlagen wird) u. s. w., und bed. also:,, durch das harte, stoßende Auftreffen eines Körpers wider einen harten andern einen starken dumpfen Laut, welchen poch! nachahmt, hören lassen", gewöhnlich mit Wiederholung gleich hinter einander. Hierin ist zugleich ausgesprochen, daß, wenn

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Mit

klopfen auch ein gelindes Auftreffen und schwachen Schall bezeichnet, pochen von dem härtern, stärkern und beftigern gesagt wird, vom lauten Schall. So ruft z. B. der Pförtner in Schiller's Macbeth 11, 5., als ein hartes, stärkeres Klopfen“ an dem Schloßthore gehört wird: Poch! Poch! Geduld da draußen, wer's auch ist!" Eben so wird in den Stampfmühlen der Hüttenwerke das Erz gepocht, indem es durch das wiederholte heftige laute Aufstoßen schwerer, durch Wasserräder in Bewegung gesezter Stempel zermalmt wird, woher diese Mühlwerke Pochwerke ge= nannt werden, aber nicht etwa Klopf- oder Schlagwerke. Ein Schauspieler wird ausgepocht durch starkes Klopfen Mißbilligung über sein Spiel fund gegeben. Ähnlicher Weise gebraucht man das Wort auch uneigentlich von heftig stoßender Bewegung, wie wenn durch Auftreffen wider etwas der starke dumpfe Schall poch! gehört würde. 3. B.,,Wenn die Hoffnung gespannt in der Jünglinge klopfendem Herzen - Wühlt und pochende Angst" (J. H. Vok). Eben so von ungestümem geräuschvollen Aufbrausen im Zorne, z. B. Es soll aber ein Bischof unsträflich sein, nicht pochen, sondern gelinde" (1 Tim. 3, 2 f.). Schlagen, goth. it. ahd. slahan, mbd. slahen u. slân, ags. slëagan, eine mit Heftigkeit die Luft durchschneidende Bewegung machen. Doch ist diese Bewegung nicht als ein Ruck zu verstehen, wie bei stoßen. Z. B. ahd. « Under den arm sluoc ër guotem willen daz spër (Iwein 5205.) = bewegte das Speer rasch unter seinen Arm, daß er es mit der Speerscheibe auf seine Brust sezte, und zum Stiche anrennen fonnte. Die Flamme schlägt in die Höhe. In diese Bed. nun von schlagen ist eingeschlossen. wenn es von dem Auftreffen auf einen Gegenstand durch die genannte Bewegung gesagt wird, dieses Auftreffen mag nur ein Mal oder wiederholt geschehen, wodurch sich das Wort wesentlich von klopfen und pochen unterscheidet, wie deren angegebene Begriffe zeigen. So klopft oder pocht (freilich ungewöhnlicher) man 3. B. mit wiederholten Schlägen aus einem Pelze die Motten. Auch steht es dann von jeder, wie mit Auftreffen geschehenden Bewegung, z. B. wenn man sagt: das Herz schlägt, u. s. w. Man klopft an eine Thür, um eingelassen zu werden, leise oder stark; man pocht daran, wenn ein starker Schall gehört wird; man schlägt daran, wenn eine heftige Bewegung oder mehre dawider geschehen, weßhalb man auch sagt, daß eine Thür eingeschlagen werde, wenn sie durch heftige Bewegung dawider entzwei bricht. Man klopft jemanden freundlich auf die Backen, aber man schlägt ihm darauf, wenn man ihm eine Ohrfeige gibt. Die Glocke schlägt ihre Stunde; aber auch: „Und unglückbringend pocht ihm keine Stunde" (Schiller). Das Herz schlägt und flopft, indem es durch seine schlag ähnliche Bewegung die Thätigkeit des Blutes fund gibt; es pocht, indem es wie hörbar schlägt. Vgl. auch „Anpochen. Anklopfen. Anschlagen" Nr. 141.

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