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Anm. Getraide ist urspr. das Getragene, der Ertrag, von tragen ahd. trak(g)an. Daher neben abd. getragide (Diu Buochir Mosis 1838.) u. mhd. daz getregede, durch Ausstoßung verkürzt getreide, = Kost, Lebensmittel, Nahrung (z. B. Minnes. II, 207 b. 255 b. K. v. Würzburg, trojan. Krieg 19297. 23472. Grimm II, 248.) und dann Besit (Schmeller I, 476.), auch die Nebenform getraht Getracht= Frucht (H. v. Krolewiz 3057.). Einfacher aber selten ist daz tregede, woraus später treid u, Traid Getraide. Die Abstammung von tra gen belegt auch z. B. Pilulae et galbuli et cachryes, das Getreydt oder Zapffen, so etlich böum näbend der Frucht habend, als die Hasel und des Nußbaums Zapffen » (Frisius bei Schmeller a. a. D.), wo das Wort in weiterm Sinne steht.

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1110. Korn. Roggen. Ü. Name derjenigen Getraideart, welche bei uns als Haupt-Brotfrucht gebaut wird. Linné nennt fie Secale. V. Der eigentliche, bestimmte Name ist der Roggen (oft auch der Rocken), ahd. der roggo, rogco, rocco (S. Graff II, 433.), agf. ryge, engl. rye, altniederd, rogge, altn. sâ rugr u. þat rug, litthauisch ruggei. Üblicher aber, auch in baierischer Mundart (Schmeller III, 71.), ist der allgemeinere Name das Kørn, welcher eig. überhaupt von der durch Ackerbau erziel ten Kernfrucht gebraucht wird (Nr. 1109.). Der Ausdruck ist darum auch dem Dichter genehmer. 3. B. Als ich müßig daher gezogen Durch des Korns hochwallende Gassen" (Schiller, Br. v. M.). „Welch' heitrer Anblick! Welche schöne Auen! Der Lenz hat sie mit seinem Schmuck bedeckt; Denn Fülle Korns erzeugt der üpp'ge Boden" (Ders., Demetrius II, 2.). Aber z. B. wo die Fruchtarten besonders benannt werden: „Klipp und flapp! Dreschet auf und ab! Weizen, Gerst' und Rocken - Stand in langen Hocken" (J. H. Voß). "Da binab langstreifige, dunkel und hellgrün Wallende Korn gefilde, mit farbigen Blumen gesprenkelt! des Gewühls, wie der Rocken mit grünlichem Dampfe daherwogt! (Ders., Luise I, 143 ff.)

1111. Körper. Leib. Ü. Die ganze Stoffmasse, das sichtbare Wesen, das Materielle des Menschen und des Thiers. V. Der Körper, später mhd. corper 1), das mit seiner Bed. herübergenommene lat. corpus (Genitiv: corporis), hat zunächst diesen angegebenen Begriff im Gegensaz des Geistes, geht aber dann in den ganz allgemeinen über: Raum Einnehmendes, Materielles, im Gegensaß des Geistigen. Dieß zeigt sich auch, wenn Körper = die zu einem Ganzen vereinigte oder im Begriffe zusammengefaßte Masse oder Menge, z. B. der Staats förper, der politische Körper, der gesellschaftliche Körper u. s. w. Der Leib, erst mhd. in seiner Bed. des thierisch Körperlichen aus abd. der u. daz hip(b) Leben, mhd. der u. selten dag lip (altn. þat lif = Leben und Unterleib), ist also verwandt mit Teben abd. lip(b)an u. lëp(b)ên und bleiben ahd. lip(b)an, und entwickelt so aus dem Grundbegriffe der belebten Maffe die Bed.: die Stoffmaffe, das Materielle des Menschen und Thiers", im Gegensaß zu der einwohnenden belebenden Seele und dem Geiste

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bei dem Menschen. So haben z. B. der Mensch und das Thier (im engern Sinne) einen Leib oder einen Körper; aber z. B. die Nieren find thierische Körper in dem Leibe und in ihnen werden zuweilen zufolge einer Krankheit steinichte Körper gefunden, welche man Nierengrieß nennt. Die Sterne find leuchtende Himmelskörper, Wasser und Luft find flüssige Körper, die Stäubchen in der Luft umherfliegende Körper u. s. w., aber keine Leiber. Sonst wird Leib auch im Besondern in der Bed. des Rumpfes gebraucht, und man unterschiedet hier den Ober- und den Unterleib.

1) 3. B. Die dînen [Maria's] corper hêren Zv rëhte solden eren (Leben und Tod der Maria, Gießener Handschr. S. 209.) die deinen heiligen Körper [Leib], wie sich's gebührt sollten ehren. Der Ausdruck corper ist vermuthlich durch die geistlichen Gesänge und Abhandlungen eingewandert.

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1112. Koft. Speise. Ü. Was dem Menschen zur Nahrung dient. V. 1) Die Koft, mhd. diu koste, kost, ift eig. der Aufwand (S. Kosten Nr. 1119.), etwa im Besondern für Bewirthung und Pflege, was für den Tisch aufgeht (Diut. I, 348. 351.). Daher ist neuhochd., nicht ohne nahe gelegenen Einfluß von kosten beschmecken (Nr. 1118.), Kost überhaupt was der Mensch zur Leibesnahrung und an Lebensmitteln zu sich nimmt"; Hierzu können nun auch Kaffee, Thee u. dgl. gehören, überhaupt Getränk als Lebensunterhalt. Im Besondern ist freilich Kost nur der eßbare Unterhalt. Dié engste Bed. des Wortes aber ist:,,Lebensunterhalt in dem, was der Mensch als Nahrung zu sich nimmt, gegen Erfag". Dieß z. B. in Koft gänger, Kost haus, Kost geld, Verköstigung u. dgl. Die Speise (f. d. Wort) bed. Nahrungsmittel, das oder die gegessen werden", im Gegensag des Trankes, und wird auch in anständiger Rede von dem, was das Thier an festerer Masse zu sich nimmt, gesagt. Gott bereitet dem Raben seine Speise (Hiob 38, 41.), und die Ameise sammelt ihre Speise im Sommer (Sprüchw. 6, 8.); aber wie viele Menschen nehmen des Abends keine Speise zu sich und ihre Abendfost besteht in einigen Taffen Kaffee oder Thee u. dgl. 2) Die Koft ist Sammelwort (Collectiv) und ermangelt darum auch der Mehrzahl, wenigstens würde diese sehr ungewöhnlich sein. Das Wort fann nun sowohl Eine Speise, als auch viele oder gar alle Speisen zusammen bezeichnen. Ein Knabe z. B., der jemanden ganz in die Koft gegeben ist, empfängt täglich seine gesammten Speisen, die er zu seinem Unterhalte bedarf.

1113. Koft. 3ehrung. Ü. Was jemand zur Nahrung braucht. V. Bei Kost (S. Nr. 1112.) verbindet man mehr den Nebenbegriff, daß es an dem gewöhnlichen Orte seines Aufenthaltes sei, und insbesondere das angeht, was man ist oder wenigstens anstatt der Speise zu sich nimmt; bei Zehrung (S. Zehren) aber versteht man es an einem Drte vorübergehenden Aufenthaltes, wo man nur eben etwas zu sich nimmt und dann wieder weggeht,

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und zwar geht es auf das, was man ißt, wie auf das, was man trinft. 3. B., Joseph gab ihnen [seinen Brüdern] Zebrung auf den Weg" (1 Mos. 45, 21.). Übrigens ist das Wort in dieser Bed. fast veraltet und am Üblichsten in der Bed. Zehrgeld" d. i. Geld zur Unterhaltung in Speise und Trank bei einer Einkehr, um dieselben zu sich zu nehmen; früher überhaupt s. v. a. "Geldausgabe an fremdem Orte" (Boner. XCIX, 19.). Daher z. B. die Weg zehrung = Zehr geld auf einer Reise.

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1114. Koftbar. Köstlich. Ü. Von vorzüglichem Werthe. V. Dieß bez. kostbar, mhd. kostebære, was eig. f. v. a.,,was Aufwand erheischt, große Ausgaben macht“ ist (S. Kosten Nr. 1119.), überhaupt, z. B. ein kostbares Gewand. "Fort laß uns eilen, schnell! Der Augenblick - Ist kostbar“ (Schiller, Br. v. M.). Dann aber nennt man auch etwas kostbar, wenn es so ist, daß ihm ein hoher Werth beigelegt wird, und hiernach hat das Wort endlich die weitere Bed.: werthvoll durch hohe Annehmlichkeit, durch wohlgefälligen Eindruck hochgeschäßt. So z. B. wenn man sagt, daß etwas kostbar schmecke, kostbar aussehe u. dgl. Köftlich, mhd. kostelich und kostenlich (Nibelungel. b. Hagen 7294.), nicht ohne Einfluß von ahd. diu ch(k)ust Schägung, Werth (Nr. 1119. Anm.), ist eig. auch s. v. à. „wofür viel gegeben wird", und also hohen, ausgezeichneten Werthes" (Tristan u. Isolt 16342.). Gold und Freunde find gleich föstlich: jederley von dieser Waar - Sucht man mühsam, findt man sparsam, hat man immer mit Gefahr“ (Fr. v. Logau, Sinnged. XII, 25.). In dem Worte bildeten sich aber immer stärker die Begriffe aus:,, so, daß ein hoher Werth beigelegt wird", und hiermit, wie oben bei kostbar,,,werthvoll durch hohe Annehmlichkeit, durch wohlgefälligen Eindruck hochgeschägt". 3. B. „Ich besaß es doch einmal, Was so köstlich ist! Daß man doch zu seiner Dual - Nimmer es vergißt!" (Göthe, Ged.) Der neue Sprachgebrauch hat das Wort auch fast allein in diesen Begriffen, während in kostbar die eig. Bed.: von beträchtlichen Kosten, hoch zu stehen kommend", in größerer Giltigkeit geblieben ist. Eine Musik z. B. ist köstlich durch ihre hochgeschäßte Annehmlichkeit; sagt man aber, sie sei kostbar, so denkt man zunächst und vorzugsweise daran, daß sie beträchtliche Kosten, großen Aufwand erheischt und dadurch hoch zu stehen kommt.

1115. Kostbar. Kostspielig. Ü. Was beträchtliche Kosten (große Ausgaben) macht. V. Kostbar bed. dieß überhaupt. Koftspielig, eig. kostspildig (eine bayreuth. Verordn. v. 1743. hat Kostenspilterung anft. Kostspieligkeit. Schmeller 1, 563.), oder mit Verähnlichung der Buchstaben kostspillig, ist in seinem Grundworte das mhd. spildeg verthulich (Sumerlaten 14, 40.), v. ahd. spildan (Diut, I, 191 a) u. mhd. spilden = ausgeben, ags. spillan verlieren, altn. spilla verderben, einer wahrscheinlichen Nebenform von spalten (ahd. spaltan) und so mit dem Grund

Weigand, Wörterb. d. deutsch. Synonym. II.

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begriffe des Zersplitterns, wie z. B. mhd. zwispilde zweifach, zwispildig zweigestaltig (Schmeller a. a. D.) u. s. w. an die Hand zu geben scheinen. Daher bed. das Wort: viele kleine Kosten zu bohem Gesammtbelaufe machend, im Besondern wenn sie unnüge find. Dann auch überhaupt:,,sich allzuviel in Kosten belaufend". Kostbare Eremplare z. B. in ihre Schmetterlingsammlungen zu erhalten, lassen oft Liebhaber kein Mittel unversucht, selbst wenn es mit Kostspieligkeit verbunden ist.

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1116. Kostbarkeit. Juwel (das e gedehnt). Kleinod. Geschmeide. Ü. Kleine Sache von hohem Werth zum Schmucke. V. Diese nennt man am Allgemeinften eine Kostbarkeit (S. Kostbar Nr. 1114.). 3. B.,,Der Gärtner hat bestochen werden sollen Mit diesem Schmuck... Fluch über Weiberlift! Trog meiner Aufsicht, meinem scharfen Suchen, Noch Kostbarfeiten, noch geheime Schäße!" (Schiller, M. St. I, 1.) Das Wort bed. überhaupt eine Sache von hohem Werthe. Ein schönes Kleid z. B. kann eine Kostbarkeit sein, ein alter Druck, ein seltenes Buch, eine seltene Münze u. s. w., wie ein Schmuck von Edelsteinen u. dgl. Das Kleinod, mit der fremden Mehrzahl die Kleinodien, mhd. dag kleinôt (clainôt), kleinode (ahd. chleinôdi?), kleinât (Ottocar v. Horneck 631 a), kleinet, mit der Mehrzahl kleinôder (clainôder. Weltchronik i. d. Gieß. Handschr. fol. LXXXV, 2 a), von klein ahd. ch(k)leini mit der Endsylbe -ôd, -ôt, -ôdi, -ôti, goth. -op, wie z. B. in ahd. der mânôd (goth, mênôps) Monat, der arnôd die Arnde, daz heimôdi die Heimat, goth. das vitôp Gesetz u. s. w. (Grimm II, 252 ff. u. vgl. Nr. 936. Anm.), bedeutete zunächst s. v. a. kleinere Sache ), im Besondern aber kleineres Geräth (Vgl. Westenrieder's histor. Beiträge VI, 104.), z. B. «Noch is mangerhande [mancherlei ] klenode dat in [ihnen, d. i. den Frauen] gehort, al ne [all nicht] nenne ik is nicht sunderliken, als borste, kemme, schere, spegele » (Sachsenspiegel. I, 24.). Dann ist Kleinod schon im Mhd." s. v. a. kleinere Schmucksache von höchstein Werthe. So heißen z. B. in der Wappenkunde die Helmzieraten die Helm kleinode; die kost baren königlichen Zeichen des ehemaligen deutschen Reichs die Reichskleinodien; kostbare Ringe, Armbänder, Edelsteine u. s. w. schlechthin Kleinodien. Figürlich kann endlich der Ausdruck überhaupt von etwas gesagt werden, das ausgezeichneten Werth für uns hat. In diesem Sinne können z. B. sehr seltene Exemplare in Insectensammlungen Kleinode genannt werden. Sich, das Schicksal will, Indem es Vater, Schwester, Sohn mir schenkt, Das legte Kleinod, auch den Freund gewähren“ (Houwald, im Bild). Ein hohes Kleinod ist der gute Name, Der unbescholtne Ruf der Königin" (Schiller, M. St. 1, 8.). Das Juwel (bei Adelung: die Juwele, was aber ungewöhnlich ist), holländ. juweel, engl. jewel, span. joyel, franz. jouail, joail, joyau, mittellat. jocale, wohl zunächst aus dem arab. jöhar Edelstein und dann im Französ. an jouer spielen angelehnt, wie man das Glänzen des

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Edelsteines nennt, bed. den geschliffenen Edelstein, und dann auch wohl den edeln Steinschmuck. 3. B. Denn Perlen sind keine Juwelen, sie werden mit der Zeit geringer, aber ein Edelstein altert nicht" (Göthe, Ben. Cell. IV, 7.). O was ist Goldes, was Juwelen Schein, Womit der Erde Könige sich schmücken!" (Schiller, M. St. I, 6.) Die Juwelen gehören also in jedem Falle zu den Kleinodien. Übrigens wird in der ersten Bed. Juwel auch figürlich gebraucht, wie Kleinod, wiewohl ungewöhnlicher und in höherm Sinne. Das Geschmeide, mbb. daz gesmide, ift urspr. s. v. a.,, was durch Hammer und Feuer durch Schmieden) bereitet wird (d. i. Metall, wie Schmeller III, 465. aus dem Mhd. u. später belegt) oder ist" (S. das Nähere Nr. 457.). Später bez. dann das Wort im Besondern und in dem neuen Sprachgebrauche am Gewöhnlichsten: ,, der durch Hammer und Feuer bereitete (geschmiedete) Schmuck." So sind z. B. eingefaßte Juwelen ein Geschmeide, ingleichen eine goldne Kette, ein Halsband, Stirnband (z. B. Schiller, M. St. I, 1.), Ohrgehäng, Ringe u. f. w. mit oder ohne Juwelen.

1) Wie z. B. in Sachsen als Sammelwort die Gartengewächse (Rein= wald, henneberg. Idiot. II, 71.), gleichsam als das Klein gewächs; in der Leipziger Ordnung für die Landfleischer 1774. Füße, Kopf, Kaldaunen u. dgl. des geschlachteten Thieres als Fleischzugabe; ehedem auch kurze, kleinere Eßwaaren, als Eier, Würste, Kochfleisch, Käse, Hühner u. dgl., wie Hallaus glossar. 1098, belegt; auch Flachs u. dgl. m.

1117. Kosten. Gelten. Ü. Im Kaufwerthe stehen. V. Kosten wird stäts in Beziehung auf denjenigen gebraucht, dem eine Sache im Werthe oder überhaupt zu stehen kommt, und bed.: für einen Aufwand von Werth, wie Arbeit, Kraft, Geld u. s. w., zu stehen kommen. 3. B. Ein ununterbrochenes heftiges Bombenfeuer regnete mehrere Tage lang in das schwedische Lager, welches dem Könige manchen braven Schweden kostete" (Schiller, dreistigi. Kr. III. ). Ließ ich mir's so viel kosten, in die Höh'

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Zu kommen" (Ders., W. T. III, 4.). Es kostet ihm (seltener ihn zehn Thaler." Gelten, goth. gildan (S. Nr. 425. Anm.), ahd. k(g)ëltan, ags. gildan, altn. gilda, wird von einer Sache ohne einschließliche Beziehung auf den, dem sie im Werthe zu stehen kommt, gesagt, und bed. allgemein: „einen Werth haben" (mhd. z. B. Iwein. 4874.), und sofort einem Gegen= werthe gleich stehen" (mhd. z. B. Nibelungel. 1897, 3.). 3. B. „Das Geld gilt hier nicht", = hat hier keinen Werth. "Das Tuch gilt zehn Thaler", steht zehn Thalern gleich; aber es foftet zehn Thaler für den Käufer. Es fann nun eine Sache nichts kosten und viel gelten und umgekehrt nichts gelten und viel fosten. (Nach Schmitthenner, Wtbch. 259.)

Anm. Kosten, mhd. kosten (Minnes. 21 b), bei Josua Maaler und Dasypodius costen, ist vermischt und durchdrungen von den span. und ital. costare, costar, franz. coûter (altfranz. couster), welche das eben

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