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lange weite Mönchsgewand, welches man auch bestimmter die Mönchs kutte nennt. Daher z. B. die Kutte anlegen" = Mönch werden, wie bei der Nonne den Schleier nehmen" (S. Nr. 714.). Der Kittel, mhd. kittel, kidel (neben surkôt Mönchskleidung. Diut. I, 365.), poln. kitel, vielleicht mit gr. xɩvóv Leibrock verwandt, ist überhaupt das lange, fast gleichweite leichte Übergewand, z. B. mbd. «Ir cleid ein siden [seidener] kittel, Ein gürtel obe dër mittel» (Müller, Samlung deutsch. Ged. III.); dann neud. besonders das geringe. 3. B., Meine schönen Gewand' entrissen sie, Mantel und Leibrok, Gaben mir dann zur Umhüllung den häßlichen Rok und den Kittel, Beide zerlumpt" (J. H. Voß, Odysf. XIV, 341 ff.). Die Pilgermuschel und den schwarzen Kittel, -- Den langen Stab erwählst du dir, und gehst - Freiwillig arm dahin“ (Göthe, T. Tasso V, 4.). Der Weiberkittel. Auch Kittel weiter = Mannsrock von Leinwand oder anderm leichten Stoffe (S. Schmeller II, 343.; auch wetterauisch). Hierher wohl z. B. „Ich sag' euch, er hat Vermögen und Mittel. Fühlt her das feine Tüchlein am Kittel!" (Schiller, Wall. Lag. 7.).

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1142. aben. Erquicken. Legen. Ü. Die Lebenskraft erhöhen. V. Laben, abb. labjan, gewöhnlicher lap(b)ôn, mhd. laben, zweifelhaft ob mit leben abd. lëpên verwandt, bed. eig. ,, gesunkene Lebenskraft wieder aufrichten" (Otfr. 1, 7, 34. Notker, Ps. 36, 27.); dann überhaupt: durch etwas zum angenehmern Gefühl des Daseins beleben 1). 3. B. Alle flehen von dir mehr Seligkeit; aber mit Ruhe -- Flehn fie jene dort oben. Denn sie labt Fülle der Freuden" (Klopstock). Legen, wahrscheinlich aus lat. lætari sich freuen, bed. s. v. a. erfreuen und so aufrichten." 3. B. Doch die schöne Stimmung der Nacht, an die er jegt auch nur wie an eine Erscheinung zurück dachte, war auch dahin. Sein Herz zu legen, ein Siegel seinem wiederkehrenden Glauben aufzudrücken, nahm er das Halstuch" (Göthe, W. M. Lehri. I, 17.). Erquicken, ahd. ar-, irquich(ck) jan, b. Notker irchicchen, von dem gleichbed. quich(ck)jan, b. Notker chicchen, was wieder von dem mit lat. vivus und fanffr. dshiwa lebendig und dann frisch, verwandten gleichbedeutenden quick (queck in Quecksilber, Queckwurzel u. f. w.) goth. qivs, abd. quëh, quëc, quëk (Otfr. IV, 26, 18.), b. Notker chech (unser keck Nr. 490.), alts. quic, agf. cwic und cwuc (Boëthius 29, 160.), altn. qvikr herkommt, bed. eig. zum Leben erwecken" (Otfr. III, 14, 6. Notker, Ps. 70, 17. Leyser, Pred. 70, 29. Noch b. Kaysersberg), und sofort z. B. auch ausbrüten" (Vocabular. v. 1482.); dann und neuhochd. immer : zum frischen Dasein gleichsam lebendig machen, die gesunkene Lebens

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fraft stark auffrischen. Dieß ahd. z. B. gloss. Jun. 224. Otfr. III, 1, 22. u. s. w. Den Erschöpften zu erquicken, Wehet hier des Sieges duft'ger Kranz" (Schiller). Während den Lecker an reichbeseßter Tafel nach manchen Gerichten noch eine Lieblingsspeise labt und legt, erquidt den matten Wandrer ein Trunk frisches Wasser.

1) Figürlich selbst «vermehren» : Dâ man dẽn tôt mit solde laben Und da mit maniger wart erslagen, Dës was [war] vil ûf die

mûr [Mauer] getragen (Wigalois 10743 ff.).

1143. Labung. Labe. Labsal. Ü. Was die Lebenskraft aufrichtet, oder überhaupt vergnüglich belebt. V. Das Labsal hat nur diese Bedeutung. Die Labe, ahd. diu lap(b)a (Otfr., Notker u. A.), bez. auch die Handlung des Labens, und ist im Neubochd. wegen seiner Alterthümlichkeit von edlerer Farbe für den Dichter. 3. B. „Er segt' ihn [den Becher] an, er trank ihn aus: - Trank voll süßer Labe!" (Göthe, d. Sänger). Die Labung, ahd. diu labunga (Graff II, 39.), bez. in ung eig. die Handlung des Labens, und ist dann übergetragen als Benenmung dessen, was labt.

1144. Lächeln. Lächern. Beide Wörter sind von lachen goth. hlahjan, abd. hlahhan, abgeleitet. Lächeln (was abd. hlahhilôn wäre) aber bez. in den Endungslauten el ahd. il Verkleinerung des Lachens, nämlich:,,lautlos lachen mit nur ge= ringer Bewegung der Lach muskeln. “ 3. B. „Einen Mann von Kenntniß und Geschmack siehet man wohl lächeln, hört ihn aber niemals lachen" (Sonnenfels). Lächern (was ahd. hlahharôn wäre) dagegen bed., wegen des eine Hinneigung zu dem in dem Stammwort Ausgedrückten andeutenden er ahd. ar in der Endung, Neigung zum Lachen empfinden oder erregen", z. B. es lächert mich, deine Behauptung lächert mich. Doch steht das Wort mehr unpersönlich: es lächert mich es bewegt mich zum Lachen. Übrigens gehört diese Bildung, wie die ähnlichen durstern, trinkern, tanzern (wegen tanzerlich b. Göthe) u. a. m. mehr dem gemeinen Leben an; nur z. B. lüstern, schläfern sind auch über dasselbe erhoben.

1145. Lächerlich. Belachenswerth. Burlesk. Komisch. Possierlich. Possierlich. Ü. Was Lachen erregen kann. V. Lächerlich (S. Lächern Nr. 1144.), geeignet Lachen zu erregen". Die Bed.:,,zum Lachen geneigt", z. B. ein lächerliches Gesicht machen“ = ein Gesicht als wenn man lachen wollte, ist im Hochd. ungewöhnlich und gehört mehr der gemeinen Sprache an. Das Lächerliche entsteht übrigens im Allgemeinen durch schmerz und absichtslosen Widerspruch zwischen der bloßen Erscheinung und der ihr entsprechenden Wahrheit in Beziehung auf eine bestimmte gewohnte Wirklichkeit. Belachenswerth ist etwas, insofern es verdient, daß darüber gelacht wird (S. belachen Nr. 340.). Daß nun z. B. mancher lächerlich findet, was gar

nicht belachenswerth ist, und daß den Andern manches Lächerliche nicht belachenswerth dünkt, ist wohl natürlich. Komisch, das lat. comicus (gr. xoμinòs), bed. urspr. s. v. a.,, zum Lufts spiele [zur Komödie gr. xouodía, - von μos festlicher Aufzug am Bacchusfeste und d Gesang] gehörig", und in der Fortbildung des Begriffes im Neuern überhaupt: „durch die Darstellung oder die gegebene Vorstellung lächerlich", d. h. so durch jene überraschend in einer Widersinnigkeit als solcher (und nicht von Seiten des in ihr liegenden Übels, sei dieß nun natürlich oder fittlich, betrachtet) auf uns wirkend, daß wir dadurch zum Lachen gestimmt werden, es mag dies nun wirklich entstehen oder nicht (Vgl. Maaß, Rhetorik §. 68.). So z. B. findet man zuweilen einen Zwerg an sich lächerlich, aber komisch erst durch Darstellung. Andere segen die ästhetische Bedeutung des Komischen darin, daß das Lächerliche der Träger irgend einer idealen Beziehung wird, so daß sich das Ideale im Scheine seines Gegentheils gefällt, indem in dem Lächerlichen die idealen Beziehungen einer bestimmten Wirklichkeit reflectirt werden, oder indem das gemeine Nichts in seinem Scheine das Wesentliche betreffender Verhältnisse veranschaulicht, wie z. B. bei Aristophanes in seinen Komödien, wäbrend dagegen Kozebue in seinen Komödien nur das Lächerliche recht pikant darstellt. Possierlich, von dem aus Poffe (f. d. Wort) abgeleiteten ältern Worte Boßierer der Geberdenkünstler, Mime (Frisch II, 66 ), bed. diesemnach zunächst: „lächerlich in Geberdenspiel und Bewegung". Davon dann die neuhochd. übliche Bed.: „spaßhaft lächerlich" (possenhaft), und auch zuweilen, in seiner Niedlichkeit lächerlich". Burlesk, das franz. burlesque, von ital. burlare scherzen, spaßen, und burla Spaß, Schwank, ist s. v. a. „niedrig komisch“. Anmaßende Eitelkeit z. B. macht sich lächerlich, obwol sie häufig eher bemitleidens als belachenswerth ist; das bunte Gewand des muntern Affen, welches des Schneiders kluge Hand fertigte

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Gellert ein fomisches", Lessing den Anstand des emsig eilenden hinkenden Vulkan bei Homer [Ilias 1, 598 f.] einen possierlichen" (Hamb. Dram. 21.), wie auch die Geberden des Affen, des Eichhorns u. s. w. als possierlich gelten [ So z. B. im alten AB C:,,Der Affe gar possierlich ist, - Zumal wenn er vom Apfel frißt"]; der Hanswurst aber ist eine burleske Person, und Mahlmann's Herodes von Bethlehem, Blumauer's frommer Aneas u. dgl. find burleske Gedichte, von welchen das legtgenannte Jean Paul (Vorsch. d. Äfth. I, §. 41.) sehr treffend als tiefes Marschland voll Schlamm obwohl voll Salz bezeichnet.

1146. Laden. Schalter. Ü. Die Breter- oder Eisenblech-Decke zum Verschlusse einer Fensteröffnung. V. Der Laden, vielleicht verwandt mit mhd. der laden Bohle (Wigalois 6900. Bonerius LXXVI, 64.), oder Nebenform von ahd. daz hlit Lied = Deckel (Graff IV, 1115.), bez. jene Decke allgemein; bestimm

ter aber sagt man Fensterladen'). Der Schalter (wetterauisch: die Schalte), von ahd. scaltan schalten schieben (Tatian XIX; 6. Héliand 73, 3.), woher auch z. B. ahd. diu scalta Schalte = Schiebestange der Schiffer, ist oberd. und urspr.: das hölzerne Schiebefenster oder Schiebethürchen zum Verschluß einer Öffnung in Wand oder Thüre, und dann überhaupt jenes Fenster oder Thürchen, auch wenn es nicht geschoben, sondern auf andre Weise aufund zugemacht wird (Schmeller III, 360.). So z. B. der Schalter auf der Briefpost, der Schalter zwischen Küche und Speisezimmer u. s. w. Endlich s. v. a. Laden vor einer Fensteröffnung, z. B. Und thut sie erst die Schaltern auf, - Da kommt das ganze Städtchen, - Und feilscht und wirbt mit hellem Hauf Um's Allerlei im Lädchen" (Göthe, Ged.).

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1) Dagegen der Laden Waarenbehälter zum täglichen Verkauf, gehört wohl zu Lade Nr. 1053.

1147. Laden. Einladen. Vorladen. Ü. Wohin berufen. V. Dieß ist der allgemeine Begriff von laden, goth. lapon, ahd. ladôn u. ladên, alts. u. ags. läðjan, altn. lada, welche eig.,,rufen“, und dann und dann,,berufen, zu kommen bitten" bedeuten (Graff II, 164.), ähnlich wie gr. xahɛiv = rufen u. berufen. Bestimmter treten die in dem Begriffe eingeschloffenen Bedd. hervor in einladen (invitiren) und vorladen (citiren). Einladen, hervorgebildet aus ahd. inladôn = anrufen (Notker, Ps. 30, 18.), ist neuhochd. diesemnach:,,bittweise wohin berufen", z. B. zur Tafel, zum Ball u. s. w. einladen. Davon dann figürlich: zum Genusse freundliche Anziehungskraft haben". 3. B.,,Die einladenden Schatten" (Klopstock). Vorladen, ahd. fureladôn (Diut. II, 350.), = „, wohin zu kommen entbieten" 3. B. vor eine Versammlung vorladen u. s. w. Man ladet zu einem Feste, ladet dazu ein, aber nicht vor, wie z. B. bei dem Gerichte. Übrigens scheint laden, wegen seines allgemeinen Begriffs, in den Bedd. jener bestimmtern Ausdrücke einen edlern Anstrich zu haben und darum dichterischer zu sein. 3. B. „Nun überscheinst du [Sonne] des Mondes Lieblichen, ladenden Glanz. Ladend und lieblich bist du" (Göthe, Ged.).

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1148. Lampe. Ampel. Laterne. Leuchte. Lichtgefäß. V. 1) Die Lampe und die Ampel bedd. ein freies Lichtgefäß mit einem durch Öl unterhaltenen Docht in einer Dille; nur ist Ampel oberdeutsch und im Hochdeutschen ungewöhnlicher, auch wird das Wort besonders von der in römisch-katholischen Kirchen vor dem Hochaltare herabhängenden Lampe gesagt. 2) Die Laterne und die Leuchte bedd. das, ein brennendes Licht um= schließende, zum Umhertragen bestimmte Lichtbehältniß mit durchscheinenden Wänden, um Licht zu verbreiten (zú leuchten) und zugleich zu verhüten, daß jenes durch Wind und Regen verlösche, oder durch Anzünden Schaden thue. Die Laterne aber, das fremdher genommene Wort, ist der gemeine, das echtdeutsche Leuchte,

was eig. überhaupt in edler Sprache einen Licht-ftrahlenden Körper bedeutet, der edle Ausdruck.

1) « Und im Wind erlischt die Fackel, war » (Schiller, Hero u. L.)

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Die des Pfades Leuchte

Anm. 1) Die Lampe, altn. sâ lampi, im Ahd. nur in der Minderform lampili Lämpchen (Docen I, 222 a), franz. lampe, ist v. lat. lampas, was schon Lichtgefäß bedeutet, aber gr. aμzás Fackel, aus gr. λáμñei leuchten, glänzen. Die Ampel, ahd. diu ampulla, ampolla, ampila (S. Graff I, 262 f.), mhd. ampolle, agf. ampulla, ampolla, altn. ampli, ist das lat. ampulla Flasche und Salbgefäß, und bed. im Altd. sowohl ein Glasgefäß zu Flüssigkeiten, als auch ein linsenartiges Ölgefäß, und überhaupt ein Ölgefäß (gloss, mons. 326. 329. 397.). 2) Die Laterne, das franz. lanterne, ital. lanterna, fommt aus dem gleichbed. lat. lanterna, gewöhnlich laterna. Die Leuchte bed, in ahd. diu liuhta (Graff II, 148.), v. ahd. lioht Licht (eig. Liecht, wie man bis zum vorigen Jahrhdt schrieb), einen Fenerbehälter, eine Feuerpfanne mehr zum Erleuchten als Erwärmen. Daher dann unsre gegenwärtige Bed. des Wortes.

1149. Lande. Länder. Beide Wörter sind die Mehrzahl von Land; aber die Lande ahd. diu lant ist die alte edle Mehrzahl, während die jezt gewöhnliche die Länder erst neuhochd., nach Ähnlichkeit vieler Wörter von gleicher Biegungsart, wie Kalb, Kraut, Ei, Holz, Huhn u. s. w., eingetreten ist. Darum lieben die feierliche, erhabene Sprache und der Dichter Lande im vollen Ausdrucke. In Niederlande aber z. B. hat sich diese Mehrzahl alleingeltend gemacht.

1150. and. Länderei. Landschaft. Gelände. Ú. Trockne (d. i. nicht mit Wasser bedeckte) Erdoberfläche. V. 1) Land, ahd. lant, goth., alts., ags. u. altn. land, bez. wohl zu nächst s. v. a. „Liegenschaft an Grundstücken" (z. B. Töpfersacer abd. havenares lant. Gloss. Jun. 234.), besonders solche Liegenschaft des Anbaues (Diut. 11, 329.); überhaupt die weite tragbare Erdfläche im Gegensaß der Stadt, lat. rus (Grimm III, 395. Ulfilas Luf. 2, 8. 14, 18. Otfr. I, 12, 1.), z. B. „Ihr Städter, sucht ihr Freude, So kommt auf's Land heraus!" (J. H. Voß); ja die trockene Erdoberfläche allgemein im Gegensaß des Wassers, unsre Erde (Otfr. IV, 12, 61. Tatian LXXXI. Heliand 80, 18.), 3. B.,,Wir ziehen über Land und Meer" (Schubart). Vgl. Nr. 79. Daneben bildeten sich aus die Begriffe: (ahd. u. mhd.) der heimatliche Boden (Graff II, 232. Heliand 20, 23.); eine größere Abtheilung jener Erdoberfläche als ein in sich verbundenes Ganze nach Volk, Sprache, Gebietsumfang u. s. w. (Tat. CXLV.), 3. B. das Mecklenburger Land, Rußland, Hessenland, Deutschland, Griechenland u. s. f. Die Landschaft, ahd. diu lantscaf (Kero. Isidor. Tatian. Notker.) u. lantscaft, alts. landscepi, agf. landscipe, ist die Gesammtheit eines kleinern Landgebietes, oder eines Landes theils von einem größern Ganzen, eine Lande sproving. Dann auch überhaupt: das Gebreite des Landes vor dem Auge mit allem, was es in sich faßt, auch den Wohnungen u. f. w., und ohne Rücksicht auf Nugbarkeit, da nackte Felsen,

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