Images de page
PDF
ePub

1232. Lift. Ränke. Ü. Versteckte Mittel zu Erreichung eines Zweckes. V. Die List s. Nr. 1231. Die Ränke, Mehrz. des veralteten der Rank, v. ags. bewrencan = durch geheim eingeleitete Betreibung (Machination) belisten 1), bed.: versteckt angegelegte verknüpfte Kunstgriffe als Mittel auf einen übeln Zweck hin. Das Wort unterscheidet sich also von List wesentlich besonders das durch: 1) daß es in seiner Mehrzahl immer gleichsam ein Gewebe von Kunstgriffen oder Streichen bezeichnet, und 2) auf einen übeln Zweck hingeht. Kriegslisten z. B. sind keine Ränke, aber Listen, wie fie oft in politischen Verhältnissen vorkommen, um den Gutgesinnten entgegenzuarbeiten, sind Ränke. „Ein Gottloser, so er Bürge ist worden, und gehet mit Ränken um, daß er sich auswickele" (Sir. 29, 26.).

1) Woneben mhd. renken (Vorgegenw. rancte) hin und her ziehen (Grimm's Reinh. F. S. 338, 1267.), umbiegen, woher Rank wohl eig. f. v. a. « Krümmung ».

Aum. Die Intrigue, das franz. la intrigue, von intriguer (lat. intricare) verwickeln, verwirren, bed. zunächst die künstlich verwickelte Begebenheit, im Besondern die Knotenschürzung und der geschürzte Knoten im Drama; dann: versteckt angelegter (angezettelter) Betrieb oder Streich zu Verwickelung von etwas, das geschieht, Truggespinnst, Truggewebe (bei Schiller) in einer Sache. Die Cabale, das franz. la cabale v. hebr. cabbala (= geheimnißvolle Deutung der hebr. Buchstaben und Wörter, eig. Überlieferung, insbesondere mystische, v. hebr. kibbel empfangen) mit Ableitung des Geheimnißvollen, bed. den geheimnißvoll, tückisch angelegten Betrieb oder Streich zu Schaden oder Gegenwirkung gegen den Andern in einer Sache. Vgl. z. B. Schiller's «Kabale und Liebe. Im Franz. ist eig. cabale heimliches, hinterstelliges, tückisches Verständniß meh-, rerer Personen für oder gegen eine Sache oder Person. Vgl. Guizot, Dict. univ. des Synon. Nr. 744. Die Kabale scheint in ihrem Grundbegriffe des Geheimnißvollen und somit des Hinterstelligen gehässiger, als die Intrigue, welche vorzüglich die herbeigeführte Verwickelung hervorhebt.

[ocr errors]

1233. Livree. Montur. Uniform. Ü. Unterscheidende Dienstkleidung. V. Die Livree, das franz. la livrée, mittellat. librata (auch liberatio), womit alles bezeichnet wird, was der Herr seinen Dienern jährlich und zu bestimmten Zeiten an Leibes und Lebensunterhalt (Geld, Speise, Trank, Kleidung) für ihre Dienste geben mußte (Dufresne Bd. II. Th. 2. S. 95.), v. mittellat. liberare liefern, weßhalb ehedem deutsch die Liberey, Librey, Livrey, ist die unterscheidende Bedientenkleidung, die der Bediente von seiner Herrschaft empfängt (Vgl. Lakai Nr. 477. ). Das Unterscheidende in der Kleidung spricht sich stark darin aus, daß ehedem librey überhaupt = Abzeichen an der Kleidung: << Herzog Jörg hett einen kostlichen, zerhauten, zen Rogckh der bemelten seiner Varib (Farb) an, daruff sein Liebrey von perlin und edelin gestain gestickt was » (Westenrieder, Beiträge II, 134.). Die Uniform, v. franz. uniforme, engl, uniform (das lat. uniformis, v. unus ein u. forma Gestalt) einförmig, gleichförmig, bed. die gleichförmige unterscheidend auszeichnende Dienstkleidung. So hat z. B. der gemeine Soldat seine Uniform,

kur

wie sein Offizier, und der niedere wie der höchste Staatsbeamte, wie z. B. Jagd-, Berg-, Post uniform u. s. w. Auch bed. das Wort die Standestracht in höherm Stande, z. B. des Adels u. f. w. Die Montur, das i. d. Bez. der Kleidung veraltete_franz. la monture, v. franz monter (ital. montare), was eig. auf einen Berg (lat. mons) steigen, dann erhöhen, befördern, endlich auch f. v. a. ausrüsten, ausstatten (montiren, z. B. monter une maison) bedeutet, ist die Soldatenkleidung, womit der Soldat ausgerüstet ist, also nicht bloß in der Uniform, sondern überhaupt-in allem, was er zur Bekleidung seines Körpers erhält, als, außer Beinflei dern und Dienstrock, noch Mantel, Kamaschen u. s. w. Im gemeinen Leben hört man dann auch überhaupt die Kleidung, die jemand braucht, Montur nennen.

[ocr errors]
[ocr errors]

1234. Loben. Herausstreichen. Preisen. Rüh men. Ü. Im Urtheile beifällig auszeichnen. V. Loben, ahd. lop(b)ôn u. lop(b)ên, alts. lobh(b)ôn, agf. lofjan, altn. lofa u. leyfa, eines Stammes mit lieben ahd. liup(b)an und glauben (S. Nr. 463. Anm.), bed. eig. s. v. a. Beifall geben (Gregor. cura pastoral. im cod. sflorian.); vornehmlich aber: laut auszeichnend sich äußern über jemanden oder etwas, im Gegensaß zu tadeln. Daher z. B. im Althochd. auch durch Gesang verherrlichen" (Graff II, 62.). Rühmen, ahd. hruomjan, alts. hrômjan, agf. hryman u. hræman (= rufen), v. Ruhm ahd. hruom, wobei man fast Nebenformen von Ruf ahd. hruof (Graff IV, 1137.) u. goth. hrôpi, und rufen abd. hruofan vermuthen sollte (Vgl. aber Nr. 522. Anm.), bed. jemanden oder etwas laut auszeichnen durch Erhebung desselben in der Rede über Andere oder Anderes, und so bekannt machen. Preisen, mhd. prisen (früher schwach, erst im neuern Hochd. ftark biegend, Vorgegenw. pries), entlehnt aus dem franz. priser, wie mbd. der pris Preis aus dem von lat. pretium Werth gewordenen franz. prix, bed.: jemanden oder etwas als von hohem Werthe laut auszeichnen und dadurch im Urtheile Andrer erhöhen. So z. B. im ganz eigentlichen Sinne, wenn der Kaufmann seine Waare anpreist; aber auch wenn ein Mensch gepriesen wird, in gutem und dann durch Begriffsverbindung in bösem Sinne. Dieß z. B. ,,Mag jener dünkelhafte Mann [Nicolai] Mich Werther's Leis den] als gefährlich preisen“ (Göthe). Unstreitig ist also preifen stärker als rühmen und dieß wieder stärker als loben. 3. B. Er preist sie sehr. Aber was ist das? Er lobt Alles an ihr" (Fr. Jacobs, Rosal. Nachlaß). Herausstreichen, durch die Rede mit gefälliger Wichtigkeit vor Anderm auszeichnen"; im Besondern auf solche Weise beifällig auszeichnen. Das Wort ist aber wegen streichen, das hier kein edles Bild gibt, ein Ausdruck des gewöhnlichen Lebens ohne Adel, obgleich stärker als loben. Ehedem stand das Wort auch in edler Beziehung:,,Du, des Levi werthes Haus, - Streich des Herren Lob heraus" (Dpig). Jegt lobt, rühmt, preist man z. B. Gott, aber man streicht ihn nicht heraus.

[ocr errors]

-

[ocr errors]
[ocr errors]

Die

1235. Locken. Kirren. Ködern. körnen. ü. Durch angenehmen Eindruck herbeikommen machen. V. Locken, ahd. lucchon (b. Notker), locchôn, locchèn, lochjan, agf. loccjan, altn. locka, eig. streicheln, sanft klopfen (gloss, mons. 385.), dann zärtlich verführerisch herbeiziehen (Notker b. Schilter I, 263, 11.), bez. jenen Begriff allgemein. 3. B.,,Lockt freundlich sie - Durch alle gefälligen Töne" (Bürger). Die Truppen, die aus frem den Landen Sich hier vor Pilsen zusammen fanden, sollen wir gleich an uns locken Mit gutem Schluck und guten Brocken" (Schiller, Wall. Lag. 2.). So auch von dem Herbeikommen-machen durch schmelzenden Eindruck, z. B.,, Und ganzen Schaaren Lockt er die Thränen in's Gesicht" (Gellert). Die Frühlingssonne lockt die Keime aus der Erde. Die übrigen Ausdrücke stehen zunächst in Beziehung auf Thiere und dann auch, durch übertragende Anwendung, in Beziehung auf den Menschen. Kirren, von firre (S. 3ahm. Kirre"), bed.: sehr zahm, ganz zutraulich machen", während locken nur jenes Herbeikommen-machen anzeigt. 3. B. „Er sparte kein Locken, die schüchterne Scham Zu seinem Gelüste zu kirren“ (Bürger). Ködern und körnen bezz. eig. das Auslegen und Anziehen durch absichtlich darauf hin gegebene Stoffe für Thiere. Ködern, aus ahd. quërdern = mit Lockspeise bebaften (Gloube 629.), erklärt sich nach dem Stammwort Köder Nr. 1238. Körnen scheint zunächst von lat. carneum = was von Fleisch ist, entnommen, da man auch sagt: „ein Raubthier förnen"; dann, mit Korn (Getraide forn) vermischt, förnen = durch hingestreutes Körnerfutter herankommen nachen. Im figürlichen Sinne z. B.,,Wenn jenen Reiz und Schönheit förnt, Entsaget er dem Hochmuthstriebe" (Hagedorn). Übrigens fteht födern wie förnen in Beziehung auf Menschen herabwürdigend: Andere wieder - Körnen erfargende Witwen in's Garn mit Kuchen und Äpfeln" (J. H. Voß, Horaz Epist. 11, 1, 77 f.).

[ocr errors]

1236. Locken. Reizen. Ü. Durch starken angenehmen Eindruck Anziehungskraft ausüben. V. Reizen, ahd. reizjan, mhd. reizen, bed. eig.,,wozu lebhaft anregen" (Nr. 139.), dann; durch wohlgefälligen Eindruck auf die Sinne lebhaft zu sich hinziehen. Von Menschen in Beziehung auf Menschen ist das Wort in gutem Sinne üblich, wenn gleich auch später mhd. eine rayzunde fraw = eine zur Sünde verführende Frau (Schmeller III, 174.). Locken dagegen f. Nr. 1237. Bon Menschen in Beziehung auf Menschen gebraucht, steht es gewöhnlich im Sinne des Verführens zu Übelm wegen des Sinnen-schmeichelnden Anziehens, also in unedelm Nebenbegriffe. 3. B. Wenn dich die bösen Buben locken, so folge nicht" (Sprüchw. 1, 40.). "Ich lockt' ihn schmeichelnd in das Todesney" (Schiller, M. St. I, 4.). Ein liebenswürdiges Mädchen ist reizend für uns; aber eine Buhlerin kann lockend sein und nicht reizend.

[ocr errors]

"

1237. Lodig. Kraus. Gekräuft. Geträufelt. Gefrollt. Ü. Kommen überein, insofern sie vom Haar ausdrücken: in Büscheln gebogen. V. Lockig, v. die Locke ahd. der locch, mhd. loc, alt. u. ags. se loc, altn. sâ lockr, welche den ringelartigen, gleichsam in sich zusammen gelaufenen Haarbüschel anzeigen, aus abd. liuhhan u. ags. lyccan zupfen (Graff II, 138.), bed.: in ringelartige, gleichsam in sich zusammen gelaufene Haarbüschel gebogen. Kraus, mhd. chrûs (Minnes. II, 62 ↳), = in fleinen Krümmungen in sich zusammen laufend. 3. B. „Was zieht ihr die Stirne finster und fraus?" (Th. Körner). Wohl hundert Launen, kraus und hold" (Bürger). „Die Nachtigal sang lieblich aus, Der Esel sprach, du machst mirs kraus, Ich kanns in Kopf nit bringen" (Docen's Miscellan. I, 284.). So auch figürlich kraus = verworren, besonders übel verworren. 3. B., War's doch nicht ärger und krauser hier, Als der Sachs noch im Lande thät pochen" (Schiller, W. Lag. 1.). In jenem eig. Sinne auch von den Haaren und Haarbüscheln, wie z. B. der Ausdruck Krauskopf zeigt, während lockig nur auf die niederhängenden Haarbüschel geht, und gemeiniglich auf die schön gebogene Form derselben, weßhalb auch „kraus lockig" verbunden vorkommt. Ges kräuft, das Mittelwort der Vergangenh. v. kräusen = kraus machen, bed.: fraus gemacht. Z. B.,, Und fühlt sich, wie sein Blick auf den gekräusten Wogen Dahin schwimmt" (Wieland). Gefräuselt, Mittelw. d. Vergangenh. des Verkleines rungswortes fräuseln, bed.: flein oder zierlich kraus gemacht. 3. B.,,Eine schneeweiße türkische Feder blähete sich auf ihrem gekräuselten Haar" (Thümmel). Ein gekräuselter Hemdfragen." Gefrollt, Mittelw. d. Vergangenh. v. dem nur noch landschaftlichen frollen, aus die Krolle (niederd. Krulle) mhd. diu krülle (Minnes. II, 240 b) der in sich gekrümmte Haarbüschek, bed. vom Haare: büschelartig in sich gekrümmt zusammenlaufen gemacht. 3. B. Dieß goldne Haar, das sich jezt kurz gefrollet um seine Schläfe krümmt" (J. N. Gög). „Dort schnell mit den Klauen raft er [der Adler] eine Schlang' empor, Gefrollt [in einen Kreis] als Erzschild" (J. H. Voß, in Aristof. Wesp. 17 f.).

[ocr errors]
[ocr errors]

=

[ocr errors]
[ocr errors]

1238. Lodspeise. Köder. Körnung. Ü. Eßbarer Körper zum Anziehen der Thiere, dann auch figürlich übergetragen auf Anziehungsmittel für Menschen. V. Die Lockspeise bez. den Begriff überhaupt. Der Köder ist aus niederd. quadder geltend geworden, welches, wie auch deutlich mhd. quërdern = mit Lockspeise behaften (Gloube 629.) 1) bezeugt, das ahd. der quërdar (gloss. mons. 394.), chërdar, mhd. kërder (Barlaam 79, 9.), eig.

Regenwurm (Grimm III, 467.) ist, und, da derselbe den Fischern als Locspeise an der Angel dient (Vgl. Stalder II, 88.)1), zunächst wohl in den Begriff übergegangen: Fleisch-Lockspeise. Dann überhaupt s. v. a., Lockspeise" (gloss. mons. 394.), und zwar auch figürlich in dem Sinne von „Anziehungsmittel“,

[ocr errors]

wo das Wort dem Ausbruck Lockspeise" vorgezogen wird, weil dieser den Begriff in seiner Zusammensegung zu deutlich zeigt und zergliedert, was sich in dem neudeutsch in seiner Abstammung verdunkelten Köder verwischt. Z. B. Schönheit ist nur zu oft der Köder, den Unerfahrenen zu fangen. Seine Seele efelte der neue Köder zur Lüge" (Jean Paul, Hesp. III, 108.). ,,Mir graut vor Euch, als wärt Ihr der Versucher, Der listig fremdes Glück zum Köder beut, - Damit er hinterrücks entschlüpfen könne" (Houwald, d. Bild). Die Körnung erklärt sich aus dem Begriffe des Stammwortes förnen Nr. 1235.

1) Der angil wart gequarderot (Gloube 629.). Auch später: Richtet ein kuinstlich Kërder zum Angel (S. b. Eberhard, Syn. IV, 55.).

[ocr errors]

=

1239. Lohn. Löhnung. Sold. Besoldung. Gehalt. Gage. Ü. Was jemand für Dienstleistung empfängt. V. Dieß ist überhaupt der Lohn, goth. launs, ahd. (der u. daz) u. alts. (that) lôn, ags. leán, altn. laun, in der Wurzel wohl auf lat. lu-ere, gr. λú-εiv lösen zurückgehend, woher das Wort eig. s. v. a. ,,Wiedervergeltung oder Entgelt nach Verdienst" ist (gloss. Jun. 180.), welcher Begriff sich auch darauf erweitert hat, wenn die Wiedergeltung für Böses oder in Bösem geschieht. So z. B., wenn Kuoni wegen des, von Baumgarten an dem tyrannischen Burgvogt Wolfenschießen zur Wahrung seiner Hausehre, begangenen Mordes sagt: Der Wütherich! Der hat nun seinen Lohn! — Hat's lang verdient um's Volk von Unterwalden" (Schiller, Tell 1, 1.). Im Besondern aber ist Lohn = (verpflichtungsmäßige) Gabe, vornehmlich Geldgabe für niedere Dienste, z. B. Fuhr-, Arbeits-, Tag (abd. tagalôn), Gefinde, Jahrlohn u. s. w. Das abgeleitete Löhnung ist das einzele Dienst- Taggeld des gemeinen Soldaten und der niedern militärischen Dienstbeamten. So z. B., wenn der Trompeter in Wallensteins Lager spricht: Hat man uns nicht seit vierzig Wochen Die Löhnung immer umsonst versprochen?" (Schiller). Der Sold, mhd. solt (Diut. II, 279.) synonym mit lôn ( Wigalois 4703. Barlaam 124, 16. Boner. LXIII, 23.), wovon früher solden befolden (Nibelungel. 2067, 4.), ist das ital. soldo, span. sueldo, franz. solde, nach Schmitthenner (Wtbch. 448.) urspr. v. d. lat. solidus, welches eine gewisse Münze bedeutet; aber, wie es nach scoldiner Söldner im Kriegsstande (Schmeller III, 239.) scheint, findet zugleich Anlehnung an mhd. suln, ahd. scolan, d. i. unser schulden u. sollen, Statt. Das Wort bed. zunächst die im Dienste empfangene Bezahlung oder das Dienstentgelt (Schmeller III, 238.). Daher z. B. in jemandes Sold stehen, und figürlich: „Der Tod ist der Sünden Sold“ (Röm. 6, 23.). Im Besondern dann Sold Dienstgeld des gemeinen Soldaten und der niedern militärischen Dienstbeamten. "Und Und sein Sold Muß dem Soldaten werden, darnach heißt er!" (Schiller, d. Picc. II, 7.) Die Besoldung und der Gehalt bedd. das, was der Beamte als Bediensteter im Amte

-

[ocr errors]
« PrécédentContinuer »