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hin gebraucht, wozu sie bestimmt sind; so hat er in Hinsicht des Wortes miethen Unrecht, denn auch dieses kann auf Nugung gehen. Man kann einen Acker zum Fruchtertrage miethen wie vachten; aber Stosch will, daß ein Garten zum Vergnügen nur gemiethet werde, während der Gärtner ihu pachte. Hierin folgen Adelung III, 202. 635. u. Eber: hard Syn. III, 390.; die wahre Verschiedenheit aber ergibt sich aus dem Obigen.

Anm. Heuern, ags. hiurian (Matth. 20, 7.), hyrian (Joh. 10, 16.), mittelniederl. huren (Abele Spelen IV, 17. 21.), ist eig. niederd., und nur landschaftlich gangbar in dem Sinne von miethen und pachten, z. B. einhenren = ein miethen, einem sein Gut verheu ren u. f. w. (Frisch I, 449 b). Daher z. B. die Heuer altfries. here (auch Haur) Miethe, Pacht; mittelniederl. hûshure Haus miethe (Abele Spelen III, 929.); der Heuerling ags. hyrling (Mark. 1, 20.) Pächter, Miethling; das Heuerkorn Pachtkorn; der Heuer mann = Miethsmann, u. a. m. Verschieden von heuern ist das aus heuraten (aust. heiraten) zusammengezogene heuern oder heuren, z. B. «Michel will mich heuren» (Schubart).

1310. Mild (milde). Sanft. Ü. Beschwerdelos und mit Annehmlichkeit in der Wirkung. V. Mild oder eig. milde f. Nr. 1284.; sanft dagegen f. Nr. 812. Wie nun mild oder milde auf die annehmliche Weiche geht, im Gegensag des Harten, Rauhen und Herben, so sanft auf das in beschwerdefreier Schwäche angenehmen Eindruck Machende, besonders in Beziehung schwacher, aber annehmlicher Bewegung, im Gegensatz zu hartem, strengem Beschwerenden und Ungestümen. So ist z. B. mildes Wetter ein gleichsam weich auf uns wirkendes, im Gegensaz des rauhen und ftrengen, und es kann selbst bei Sturm milde Luft sein; aber sanftes Wetter ist unbeschwerendes sturmloses mit annehmlichem Eindrucke, also zugleich ohne Härte und Rauhigkeit. Der milde Wind thaut im Winter Schnee und Eis auf, der sanfte Wind weht schwach mit angenehmem Eindrucke. Der Milde ist sehr empfänglich in Theilnahme für Leidende, hilft gerne, gibt gerne Almosen u. s. w.; aber der Sanfte wird nicht leicht in heftige Bewegung und Wallung des Gemüthes versegt und zeigt keine Härte, sondern handelt mit einer, angenehmen Eindruck machenden Ruhe und Schwäche der Bewegung. Daher z. B. milde Gaben, seine milde Hand aufthun u. f. f., und nicht sanfte Gaben, seine sanfte Hand aufthun u. s. f.; wogegen wieder z. B. sanfte Sitten, sanft schlafen u. f. f., nicht milde Sitten, mild schlafen u.. dgl. m. Noch mehr aber treten die Begriffe aus einander, wenn sanft allein auf allmälige, beschwerde und anstrengungslose Bewegung geht, z. B. eine sanfte Anhöhe", nicht, eine milde", u. dgl. m.

1311. Mildern. Lindern. Ü. Schwächer oder weicher wirkend machen und so zugleich des höhern Grades des Unange= nehmen benehmen. V. Beide Wörter find comparativische, welche aber auch, da die einfachern milden ahd. miltjan (sich erbarmen, b. Tatian), mhd. milden (milde werden), altn. milda (wie unser mildern), und linden ahd. lindjan (Reichen. Glossen S.

524 b), mhd. linden, ags. liðjan, im Neuhochd. allmälig ausstarben, in dem allgemeinern Sinne stehen: des unangenehm beschwerenden Eindruckes benehmen, so daß derselbe weniger merklich oder unmerklich wird, z. B. eine Säuere durch Zuthat von Zucker lindern oder mildern, u. s. w. Übrigens hat sich mit mildern (Vgl. Nr. 1284.) der Begriff größerer Weichheit des Eindruckes verbunden, als er in lindern, mhb. lindern (Wernher, Maria 105.), liegt, und so erscheint jenes Wort auch stärker in der Begriffsbezeichnung, als dieses. Deßhalb sagt man z. B., die Zeit lindere den Schmerz, aber der Fürst mildere eine Strafe. So lindern also auch die häufigen sanften Vokale" (Herder). „O Dichtkunst, die das Leben lindert!" (Hagedorn.)

1312. Minderjährig. Unmündig. Ü. Noch nicht das Alter habend, in welchem man in seinen Angelegenheiten in allen Beziehungen sich selbst vertreten kann. V. Dieß bez. nach den Bestimmungen des Altersjahres im bürgerlichen Leben am Beftimmtesten minderjährig, in fremdem Ausdrucke minorenn, im Gegensaß zu dem das Alter rechtlichen Selbsthandelns in allen Beziehungen ausdrückenden groß- oder volljährig, in fremdem Ausbrucke majorenn. Unmündig, das Gegentheil von mündig (S. Mündig), bed.: unbefähigt (untüchtig) sich selbst zu vertreten in Ansehung der natürlichen Zeit, in welcher der Mensch noch nicht sich selbst vorstehen kann, sondern Andrer bedarf, die für ihn handeln. Das Wort geht also im Allgemeinen auf die Zeit der Kindheit, „da sie noch nicht wissen mit Verstande zu leben" (Braunschweig. ers neuerte Kirchenordn. v. 1709. §. 13.). 3. V.,,Aus dem munde der vnmündigen vnd feuglingen hastu Lob zugericht" (Matth. 21, 16.). Es wird demnach nur von der frühesten Zeit der Minderjährigkeit gebraucht, in welchem Sinne auch z. B. das preußische allgem. Landrecht (1, Tit. 1. §§. 25. 26. 2. Aufl.) unterscheidet, daß die Unmündigkeit bis zu Ende des vierzehnten, aber die Minderjährigkeit bis zu Ende des vier und zwan zigsten Lebensjahres dauern soll. Verordnungen andrer Länder, z. B. des Großherzogthums Hessen u. s. w., sehen diese Leyte bis zum vollendeten ein und zwanzigsten Altersjahre fest. Vgl. mündig.

1313. Mindern. Vermindern. Verkleinern. Verringern. Ü. Von der Vielheit abnehmen. V. Dieß ist im Allgemeinen mindern 1). Vermindern ist gegen das einfache Wort verstärkend und zeigt in ver- das Verwandeln in das Minder sein an (S. ver- b. Grimm II, 860.). Verringern, wofür im Mhd. einfach ringen (eig. s. v. a. „leicht machen"), dann nhd. ringern (Vocabular. v. 1618), landschaftl. auch weitläufiger vergeringern gesagt wurde, ist wie vermindern gebraucht, aber häufig mit dem Nebenbegriffe des Abganges an dem Grade des Werthes oder der Vollkommenheit (Vgl. Gering Nr. 1081.), z. B. Münzen verringern sie geringhaltiger prägen oder beschneiden, jemandes Dinge verringern

u. f. w. Dagegen sagt man anscheinend lieber z. B. „die Schmerzen vermindern sich" u. s. f. Verkleinern, auch zuweilen verkleinen (aber mhd, cleinen ist klein werden. Heil. Georg 846.), bed.: nach Ausdehnung und Maß abnehmen, an der Größe mehr oder weniger benehmen, im Gegensatz von vergrößern (Vgl. Klein Nr. 1081.). Daher z. B. Verkleinerungsglas neben Vergrößerungsglas, nicht Verminderungs-, Verringerungsglas; jemanden verkleinern" = seinen Werth weniger groß darstellen, nicht jemanden vermindern oder verringern" u. a. m.

1) Mit eingeschobenem d [vgl. mynder u. mynderen z. B. in Melber's vocabular. predicant,, während der Vocabular. ex quo noch mynner \, minneren hat] das ahd, mianirôn (Tatian XXI, 6.), minnôrôn (Notker, Ps. 88, 46.), aus minder ahd. minniro 1. minnôr (Otfr. II, 22, 23. in d. Heidelb. u. Freising. Handschr.), goth. minniza (goth. z ahd. r), dem höhern Steigerungsarade (Comparativ) v. d. schon comparativischen and mit lat. minus (S. Nr. 41. Anm.), gr. uivús = " wenig »>, stimmenden goth. mins, minz, ahd. min, altu. minnr, niederd. min (Rein. Vos 3051. Aber auch mitunter s. v. a. « wenig, f. Richey, Idiot. Hamburg. 163 ), welche «vergleichungsweise niedrigern Grades» bedeuten.

1314. Mischen. Mengen. Vermischen. Vermengen. U. Dinge ohne Ordnung unter einander fommen machen. V. Dieß bez. am Allgemeinsten und im Gegensay des Reinen und Einfachen mischen, ahd. miscan und später auch misgan und mischan (Notker, Ps. 105, 36.), mhd. mischen, wohl das gleichbed. lat. miscêre, gr. uioɣɛiv, verwandt mit den gleichbedeutenden sansfr. mig und perf. âmikh-ten (Pott 1, 268.). Mengen, ahd. mangjan (Graff II, 806 f.), ags. mängan (Boëth. 5, 44.), mengejan (Cadmon 273, 6.), altn. menga, eines Stammes mit niederd. mank zwischen, unter, bez. den Begriff gerne, wenn Gleichartigeres durch einander gebracht wird, z. B. der Bäcker mengt vor dem Einrühren des Teiges das Mehl, der Stallknecht das mit Wasser angemachte Futter u. s. w. ; ferner scheint das Wort mehr das Durcheinanderkommen oder Durcheinanderbringen ungleichartiger Dinge zu bezeichnen, insofern diese noch nachher unterschieden wahrnehmbar sind, und nicht ebenwohl eine zu etwas Neuem sich bildende Verbindung entsteht. Aber auch in diesem Sinne ist keine wesentliche Verschiedenheit im Gebrauche des Wortes von mischen, nur daß dieses etwa gewöhnlicher sein dürfte. So sagt man z. B. Roggen unter Waizen mischen oder mengen, die Karten mischen oder mengen, fich in Händel mischen oder mengen,,,Wasser mischt sich mit Feuer und ungewöhnlicher Und es wallet und siedet und brauset und zischt, Wie wenn Waffer mit Feuer sich mengt" (Schiller); aber man spricht z. B. nur: eine gemischte Ehe (= eine Ehe von Personen verschiedenen Glaubensbekenntnisses), gemischtes Metall (z. B. Messing u. a.), gemischter Wein, gemischtes Brot, vermischte Schriften (Schriften verschiedenen Inhalts zu Einem Buche vereinigt), u. f. w. Vermischen, ahd. farmiscan (Graff II, 879.), und vermengen, unter sich verschieden wie mischen und mengen, bezz. in ver schärfer und völliger das

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Durcheinanderkommen (Vgl. ver- bei Grimm II, 854 f.). beiden Ufern stehet das fette Gras mit Blumen vermischt" (Geßner). Doch eine niedre Schäferin kann nicht Als Gattin würdig Euch zur Seite stehn. — Das königliche Blut, das Eure Adern Durchrinnt, verschmäht so niedrige Vermischung" (Schiller, J. v. D. III, 1.). Außerdem bedd. beide Wörter, wegen ver, auch f. v. a. eines für das Andre nehmen, vornehm lich geistig, und so Unordnung hervorbringen, z. B. Begriffe vermischen oder vermengen u. dgl. m.; auch s. v. a. unrecht durch einander bringen, so daß es nicht ist, wie es sein soll.

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1315. Mischung. Gemisch. Gemenge. Mischmasch. Mengsel. Das Mengen. Das Mischen. Ü. Das ohne Ordnung Durch einander Gekommene oder Gebrachte. V. Dieß ist überhaupt das Gemisch, ahd. gimisgi (von dem Gemisch der Myrrhe und Aloe. Tatian CCXII, 6.). 3. B. „Ein fürchterlich Gemisch von Klippen und Ruinen" (Wieland, Ob. VII, 94.). „Prüft mir das Gemisch, - Ob das Spröde mit dem Weichen Sich vereint" (Schiller, d. Glocke). Das Gemenge, ist von Gemisch verschieden, wie sein Stammwort mengen von mischen (S. Nr. 1314.); aber es wird das Wort auch, insbesondere in Kunstausdrücken, ganz in dem Sinne von Gemisch gebraucht, z. B. wenn man in den Glashütten die ge= schmolzene Glasmasse, in der Hüttenkunde das unter einander gemengte Erz das Gemenge nennt. Außer dieser übergetragenen Bed. fommen auch beide Wörter, Gemisch und Gemenge, in ihrer eigentlichen Bed. der Handlung des Mischens oder Mengens vor gewöhnlich_mit_herabseßendem, niedrigem Anstriche, welchen man mit den Nennformen (Infinitiven) das Mischen und das Mengen nicht verbindet; doch auch zuweilen in gutem Sinne, und wie das eine oder das andere der beiden Wörter in einem Ausdrucke eigenthümlich geltend geworden ist, z. B. das Hand ge= menge. Die Mischung, ahd. diu miscunga (Graff II, 880.), ist das edlere Wort für die Handlung (den Act) des Mischens, und dann auch s. v. a.,,Art und Weise des Mischens". Auch in der übergetragenen Bed. des Gemischten läßt man Mischung als edlern Ausdruck gelten. 3. B.,, Allerdings fordern die Gesege geschichtlicher Untersuchungen, so wie die philologische Kritik, die Basis derselben, eine seltene Mischung von Geisteskälte und kleinlicher unruhiger Sorge um hundert an sich geringfügige Dinge, mit einem alles beseelenden, das Einzelne verschlingenden Feuer" (Göthe, Winckelmann III.). Der Mischmasch, im Engl. ähnlich und in gleicher Bed. mingle-mangle v. mingle mengen, bez. nur das Gemischte, aber in unedler, gemeiner Farbe der Benennung 1), wozu sich dann der Gedanke an ein ohne alle Ordnung und Wahl durch und unter einander Befindliches, an ein schlechtes Gemisch von nicht zu einander passenden oder sich schickenden Dingen, gefellt. 3. B. Ein altes phönicisches Denkmal, oder vielmehr ein Mischmasch von Denkmal“ (Herder). Weniger

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unedle oder niedrige, aber nicht über das Gemeine erhabene Farbe hat das Mengsel (niederd. Mengels) oder, wie Andre sagen, Ge= mengsel, in seinem sel (eig. in -s-el zu zerlegen) gegen edlere Bildungen mit sal z. B. Saumsal (Göthe, H. u. Dor.), Scheusal, Wirrsal u. s. w. (Vgl. Grimm II, 107. Häcksel Nr. 879.). In edlerer Stellung findet sich das Wort selten, z. B. „Daß die Kette Naturwesen zerrissene Naturfette, Mengsel und Brockniß sei" (Herder). Nur die obigen Ausdrücke Gemisch, Gemenge, Mischung, das Mischen, das Mengen gelten ohne schmälernden Nebenbegriff, wie oben ersichtlich ist.

1) Dieß Unedle klebt der in anderm Stimmlaut wiederholenden und nicht ohne niedrigkomischen Anstrich geschaffenen Klangzusammenseßung an, z. B. Schnickschnack, Klingklang, Singfang, Wischewasche, ticktacken (fortwährend picken, von der Taschenuhr), fickfacken (böse Händel anfangen ), tischtascheln (vom Laute der Schwalben. Schmeller 1, 460.) u. s. w.; nur Wirrwarr hat zuweilen edlern Anstrich angenommen, z. B. «Daß meines Geistes Auge schnell Der Dinge Wirrwarr leicht und hell Durchspähen und entwickeln kann» (Bürger). Reich ist auch die engl. Sprache an ähnlichen adellosen Bildungen meist mit komischer Färbung, z. B. gewgaw Land oder Spielwerk, whim-wham Kinderei, hurly-burly Wirrwarr, Tumult, hugger-mugger Schlupfwinkel, gibble-gabble Schnickschnack, das obengenannte mingle-mangle, tip-top höchst, ausgezeichnet, pailmail durchs einander, pall-mall Maillespiel, u. a. m. Französ. gehört hierher in guter Sprache z. B. trictrac Bretspiel.

1316. Miß, Übel-, Un-, Nicht-. Ü. In Zusam mensehungen theilen diese Wörter dem Worte, mit welchem sie als Bestimmungswörter zusammengesegt werden, einen nachtheiligen Begriff mit. V. Miß, goth. missa-, ahd. missa-, missi-, mis-, alts., ags. u. altn. mis-, in den Zusammenseßungen wie eine untrennbare Partikel, ist nach Grimm's Annahme ein Hauptwort, wofür hauptsächlich goth. misso einander (Wechsel) und alin. mis abwegs, unrecht, mit dem ahd. schwachbiegenden Zeitw. missan (altn. missa) miffen, agf. missjan irren, anzuführen sein möchten, zudem daß der Übergang der Begriffe Wechsel, Abstand, Abgang, Fehler natürlich ist (S. Grimm II, 470.). Über den Grundbegriff ist Nr. 41. Anm. eine Ansicht aufgestellt; die Bedd. treten ebendaselbst u. Nr. 301. Anm. hervor. Sie find, aber meist überschwankend in einander, følgende: 1) mangelhaft, um etwas zu wenig (?), in welchem Sinne nur abd. diu missimuoti (woraus unser Mißmuth) = Kleinmuth, das lat. pusillanimitas, anzuziehen ist (S. Nr. 1325.); 2) abweichend unter einander, zugleich theilweise mit Neigung zu dem Nebenbegriffe des Fehlerhaften, Unrichtigen, z. B. miß hellig, miß farbig mhd. misvár (Sumerlaten 50, 53.) lat. discolor, u. a. m.; 3) fehlerhaft, unrichtig, auch dabei mit dem Nebenbegriffe des Zuwiderseins, z. B. Mißgriff, Mißgeburt, Miß gestalt, Miß laut, Mißton, mhd. missetuon Unrechtes thun, ahd. missinëman irren, miß behagen, miß deuten, mißkennen, ahd. missaleitjan mißleiten, miß verstehen, mißrathen mhd. misserâten (unrechten Rath geben) u. f. w. 4) Oft macht

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