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So gibt es eifersächtige Gatten, Liebhaber, Geliebte u. s. w., und die Eifersucht der Südeuropäer ist bekannt.

1) Im ältern Neuhochd. hat, bei dem Mangel des Wortes z. B. Melber i. f. vocab. predic. erflärend unter lat. zelotypus: • einer der da sîn gemehelin also lieb hât, das er nit mag lyden das sye eim andern anhang»; und Josua Maaler (Bl. 122 d) in dem Sinne von lat. zelotypia mehr wörtlich unserm Eifersucht nähernd: « Eyferige holdschafft, und unter zelôtes: Der kein gemeinder an seinem geliebten dulden mag, der da fürcht es schlüffe ein anderer auch zuo seiner buolschafft. Die Holländer haben minnenyd Liebes neid.

1401. Neiden.

Neiden. Beneiden. Mißgönnen. Ú. u. V., wie bei den Nr. 1400. verglichenen Hauptwörtern Neid und Mißgunst. Nur gebraucht man neiden und beneiden im Neuhochd. auch in einem mildern Sinne: wünschen, daß etwas, was ein Andrer vor uns voraus hat, unser sein möge, und er in dieser Beziehung den Vorzug vor uns nicht habe. Manche Frauen sagen so z. B., daß sie eine andre um einen schönen Anzug beneideten und neideten, ohne darum zu denken, daß sie ihr denselben mißgönnten. Mißgönnen behält nur seine Bed., welche in dem von ihm abgeleiteten Mißgunst herrscht. Übrigens find die von Neid abgeleiteten neiden und beneiden, beide eig. f. v. a. „Neid worüber empfinden oder wogegen äußern“, und hier so verschieden, daß das einfache neiden, was in ahd. nidôn u. nidjan sowohl „haffen“ (Otfr. II, 18, 16.), als auch unser „neiden“ (Reichen. Gloss. I, 258a niithônti), im Mhd. nîden = eiferfüchtig sein worauf (Minnes. I, 1 a), bezeichnet, in dem jüngern neuhochd. Sprachgebrauch gewählter und damit feierlicher und dichterischer erscheint, als das in dem vorgeseßten be die Anwendung des Zeitwortbegriffs auf einen Gegenstand (Grimm II, 789.) ausdrückende und hiermit bestimmtere beneiden, welches neuhochd. das üblichere Wort ist. Vgl. Adelung III, 461.; Beispiele hat Campe III, 474.

1402. Neidig. Neidisch. Mißgünstig. Eifers süchtig. Ü. u. V. ergeben sich aus den Begriffen der Hauptwörter Nr. 1400. Das neuere neidisch aber ist in dem jüngern Neuhochd. das übliche Wort an der Stelle des in diesem Gebrauche mehr zurückgetretenen neidig geworden, welches_ahd. nidic(g), mhd. nidec lautet und in diesen Formen ganz den Bedd. des ahd. alt gemäß vorkommt, auch in ihnen in den Sinn von „eifersüchtig“ (gloss. Jun. 260.) und „tückisch“ (Isidor. 91, 5.) ausweicht. S. auch Nr. 1400.

1403. Neigen (sich neigen). Lehnen. Ü. Von der senkrechten Richtung abweichen oder abweichen machen. V. Neigen, goth. hneivan, abd. hnik (g)an, alts. hnigan, ags. hniwan u. hnigan, altn. hniga, so wie schwach biegend goth. hneivjan, ahd. hneik (g)jan, agf. hnigjan, altn. hnegja, bed. überhaupt: aus senfrechter oder wagerechter Richtung sich niederwärts bewegen oder so bewegen machen. Daher auch im Altd. in der starkbiegenden Form

s. v. a. „Ehrfurcht bezeigen", weil dieß geneigten Körpers geschieht (gloss. mons. 327.); in schwach biegender Form zu dem Sinne des Unterwerfens sich wendend z. B. Isidor. 19, 18. 21, 11. Lehnen, abd. hlinan, hlinên, hlinôn, alts. hlinôn, agf. hlionan, hlínjan, der Lautverschiebung (S. Einleit. §. 23.) gemäß eins mit den gleichbedd. gr. xλívɛiv, lat. inclinare (Nr. 44.), und in der Wurzel hli- verwandt mit gr. xλris Bergabhang, lat. clivus Hügel, ahd. hlita (ags. hlio, altn. hlid) Leite = Abhang (Nr. 44., wo die Ableitung des Wortes zu berichtigen ist), goth. hláins Hügel, abd. hlînên (alts. hlinôn, ags. hlinjan) sich senken oder neigen, bed.: von der senkrechten Richtung abweichen auf etwas, was einen Halt gibt. Dann auch: von der senkrechten Richtung auf etwas, einen Halt Gebendes abweichen machen. Weiter ist überhaupt lehnen =,, von der senkrechten Richtung sich überbiegend abgeben", und so auch: von der senkrechten Richtung sich überbiegend abgeben machen". Man neigt sich z. B. grüßend und neigt ehrerbietig das Haupt; aber der Wegemüde lehnt sich auf seinen Stab, und der Schläfrige lehnt seinen Kopf wider die Lehne des Stuhles, worauf er sigt. Die Sonne neigt sich, wenn sie ihrem Untergange zueilt, und man neigt in Liebe zu jemanden hin; aber ein Kriegsheer lehnt sich an einen Wald oder Sumpf u. s. w., um einen Halt oder Stüßpunct daran zu haben. Auch sagt man, daß ein Haus sich zur Seite lehne, wenn seine Wand von der senkrechten Richtung oben über abweicht.

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1404. Nennen. Benennen. ü. Mit Namen ausdrücken. V. Dieß bez. allgemein nennen, ahd. nennan (b. Otfrid) neben der ursprünglichen Form nemnan (b. Isidor. Tatian.) und der assimilirten nemman (b. Kero 63. u. Notker), mhd. nennen neben nemnen u. nemmen, agf. nemnjan, altn. nefna, am Ursprünglichsten goth. namnjan, v. Name goth. namô, ahd. der namo 1), wonach das Wort eig. wohl s. v. á. „einen Namen geben". ,,Wer darf ihn [Gott] nennen? Und wer bekennen" (Göthe, Fauft). Jene Bed. geht dann auch in weiterer Entwickelung fort, wenn nennen = ein Ding wofür erklären. 3. B. «sol man dën für einen wisen nennen?» (W. v. d. Vogelweide 22, 20.) soll man den für einen Weisen erklären? „Ich nenne mich zwar [d. i. erkläre mich zwar für] keusch und rein" (Göthe). Benennen, mbd. benennen neben benemen (Barlaam 92, 36.), bed., wegen des die Anwendung des Zeitwortbegriffes auf einen Gegenstand ausdrückenden be: (Grimm II, 789.): bestimmt namhaft machen, unterscheidend mit Namen ausdrücken. Man nennt z. B. Blumen nach ihren Eigenschaften und benennt sie darnach; aber wenn man Sachen zur Post gibi, so muß man sie auf dem Begleitscheine benennen. Wenn man femanden einen trägen Menschen nennt, so hat man ihn hiermit noch nicht so benannt.

1) Name, goth. namo, ahd. der namo, mhd. name, ags. së nama, altu. þat nafn (namn), ist nicht von nehmen goth, niman, ahd, nëman, Weigand, Wörterb. d. deutsch. Synonym. II.

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wie Grimm (II, 30.) annimmt, fondern scheint sich im Deutschen nur mit diesem Zeitworte nach einem natürlichen Sprachgefühle gemischt zu haben. Die eig. Wurzel ist, wie Pott (1, 182 f.) schön zeigt, dem Graff (II, 1079.) beipflichtet, in sanskr. dschnâ u. lat. gnoscere (noscere) wissen, gr. yva vai kennen (S. Nr. 1060. Anm.), ahd. chnában (ags, cnawan, engl. know) kennen, ruffs. znat, und das Wort stellt sich dar als eins mit den gleichbedd. Hauptwörtern sanskr. nâman (aust. dschnâman), lat. nômen, gr. ovoμa, neupers, nam, alle mit abgestoßenem Aulaute, welcher noch erfichtlich ist z. B. in lat. agnómen ( aust, adgnómen) Beiname, cognómen Buname, u. a. m.

1405. Neu. Frisch. Jung. Ü. Noch nicht lange da. V. Neu, goth. niujis, ahd. niuwi, niuui (niwi), inhd. niuwe, ags. niw, nëów, altn. nyr, im Sansfr. nava, lat. novus, griech. véos, anscheinend eines Stammes mit nun (Nr. 1040. Anm.) oder mit niedlich (Nr. 184. Anm.), bez. den Begriff allgemein. Frisch, ahd. v(f)risc, ags. durch Versegung fersc, altn. fersk, frisk, mit den dem Deutschen entnommenen ital. fresco u. franz. fraiche, frais, gehört wahrscheinlich mit der Sanskritwurzel prt erfreuen (Pott 1, 207. S. Nr. 726. Anm.) zusammen, wonach der Grundbegriff lebhaft, munter" wäre, z. B. frisch und gesund sein, es geht frisch von Statten u. s. w. Das Wort bed. in gegenwärtiger Sinnverwandtschaft: erstkräftig in seiner Beschaffenheit, z. B. frisches Fleisch oder Brot, frische Blumen u. a. m., auf frischer That ertappen, in frischem Andenken sein, u. s. w. Damit ist dann auch frisch mit kühl finnverwandt (S. Nr. 1131.). Weiter frisch = völlig unverdorben, völlig unbenugt in seiner Beschaffenheit, z. B. frische Waaren, ein frisches Faß anzapfen u. s. w. Jung, goth. juggs, ahd. junc(g), agf. geong, altn. ûngr, litthauisch jaunas, lat. juvenis, fanffr. juwan, perf. dshowân, bed.: angehenden Daseins in der Zeit, in der frühen Zeit seines Seins. So z. B. junger Wein, junges Bier, ein junger Baum u. f. w. Unter Wonnemelodieen

Ist der junge Lenz erwacht. Seht, wie froh den Phantafieen Neuer Luft sein Auge lacht!" (Bürger). Ein junges Pferd ist ein Pferd in der frühen Zeit seines Daseins; ein neues Pferd ist eins, das man noch nicht lange hat; unter einem frischen Pferde versteht man ein zum Gebrauche erftkräftiges, vorher ungenugtes: aber dicß frische, wie jenes junge Pferd können auch zugleich ein neues sein, insofern sie erst für uns da find.

1406. Neu. Modern (Der Ton auf der legten Sylbe). Ü. Noch nicht lange da. V. Neu = noch unlangen Seins in Beziehung zur Gegenwart, sei es nun überhaupt zeitlich oder für die Erkenntniß (S. Nr. 1405.). Modernist entlehnt v. d. franz. moderne, ital. u. span. moderno, was mittellat. modernus (b. Priscian u. Cassiodor), gebildet nach Diez (i. s. roman. Gramm.) v. modo = vor weniger Zeit, unlängst, aber nach Andern, z. B. schon nach Johannes de Janua (summa catholicon), in dem Sinne der Weise ,,dieser Zeit“ von dem bei uns in Mode sich zeigenden lat. modus = Weise, Gewohnheit. Das Wort bed.: der gegenwärtigen Mode gemäß, d. i. mit dem Geschmacksurtheile der Gegenwart überein

stimmend. Ein neues Kleid z. B. braucht gerade noch nicht modern zu sein; lieben doch alte Leute, selbst bei neuen Anzügen ihre altmodische Tracht zu behalten.

1407. Neues. Neuigkeit. Neuerung. Ü. Was noch nicht lange da ist. V. Neues, ahd. niuuaz, niuuuaz, bez. dieß überhaupt (S. Neu Nr. 1405.), auch oft in Beziehung der Erkenntniß. So ist uns z. B. eine Begebenheit der Gegenwart etwas Neues, aber auch die Geschichte der Sündflut kann für den, der sie noch nicht kennt, etwas Neues sein. Die Neuigs feit, in älterer Sprache Neukait ungewohntes Vornehmen (Monumm. Boica XXV, 441.), bed. zunächst s. v. a. „Zustand des Neuseins" (C. v. Stieler 1351.), und dann üblich: „Nachricht über eine Begebenheit der jüngern oder jüngsten Zeit in Beziehung auf die Gegenwart"; endlich eine solche Begebenheit selbst. Eine gefundene Erzader z. B. ist etwas Neues, aber der Fund selbst eine Neuigkeit. Begebenheiten der Vorzeit sind dem Lernenden immer etwas Neues, aber keine Neuigkeiten (in dem üblichen Sinne dieses Wortes), wie die Begebenheiten der Jegtzeit. Die Neuerung, schon b. Josua Maaler (Bl.. 305) Neüwerung . neüweren neuern (Bl. 305 b), ehedem einfacher Neuung (Schmeller II, 659.), bed.: gemachte Umwandlung zu etwas von Vorigem merklich Verschiedenen, meist mit dem Nebenbegriffe, daß sie willkürlich aus Vergnügen zu Veränderung an der Stelle des bisher Gewesenen (zu Neuem) gemacht oder bewirkt fei. Daß manche Schriftsteller z. B. anfiengen, die Rechtschreibung ftrenge nach der Aussprache umzuformen, war eine eben so thörichte Neuerung, als wenn Andre in unsern Tagen das Compositions-s in Zusammensegungen mit weiblichen Bestimmungswörtern, z. B. in Religionsunterricht, Zeitungsblatt, Wahrheitsliebe u. s. w., wieder verbannen wollten.

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1408. Neugier. Neugierde. Neubegierde (Neubegier). Neugierigkeit. Wißbegierde (Wißbegier). Vorwiz. Ü. Ein Streben, etwas zu wissen. B. Dieß ist die Wißbegierde oder Wißbegier, vernünftige Begierde nach Vermehrung seiner geistigen Erkenntniß wovon oder auch überhaupt. "Ein Karthäusermönch, der in Des Prinzen Zimmer heimlich sich gestohlen, Und mit verdächt❜ger Wißbegier den Tod Des Marquis Posa sich erzählen lassen" (Schiller, D. K. V, 5.). Die Neugier), Neugierde und Neubegierde oder Neubegier beziehen sich darauf, daß das, was man fennen zu lernen strebt, etwas Neues (Nr. 1407.) für die Erkenntniß des darnach Strebenden sei. Die Neubegierde oder Neubegier aber bezeichnet wieder den Begriff am Allgemeinften. Die Neugierde und üblicher die Neugier sind, eig. eben so wie Neubegierde gebraucht und kommen auch im neuen Sprachgebrauch noch zuweilen so vor; sonst versteht man in Gierde und Gier den Begriff in starkem Grade ausgedrückt (S. Nr. 314.).

Allein Neugierde und Neugier sind vornehmlich üblich in dem Begriffe: übermäßiges Streben nach Kenntniß von Unbekanntem, insbesondere von Begebenheiten des Tages, bloß um des Neuen willen. Daneben hat man auch den schleppenden, im neuern Sprachgebrauche wieder mehr vergessenen Ausdruck die Neugierigkeit (S. Neugierig Nr. 1409.), der urspr. ein übermäßiges Streben nach Neuem (bisher Unbekanntem) überhaupt ausdrückt, wie z. B. in folgender Stelle:,,Weil ihm die älte, die doch viel mahls besser, als die neue, anftünket; so wil er auch immer was neues in seiner sprache haben. Solche neu-gierigkeit aber verderbet oder verändert nicht so ganz und gar auf einen solchen plog seine sprache" (Filip Zesen, Rosen-mând 15.). Der Vorwig, ahd. daz f(v)iriwizzi 2), mhd. daz virwiz u. diu virwitze, alts. firiwit, agf. fyrwyt (Beowulf, Ausg. v. Conybeare . 88.), firwet, auch ahd. daz furuuizze (Notker, Ps. 39, 5.), mhd. der vürwiz u. vürwitz, also eig., wie noch ganz gut aber mehr in ge meiner Mundart Fürwiß (auch b. Hagedorn u. A.), während altn. forvitni unserm Vorwig entspricht, scheint zunächst in fir- mit altn. þat firn Wunder u. firna sich verwundern verwandt (Schmel ler IV, 207.) und dann auf die Partikel ver- ahd. fir- und in für ahd. furi- übergegangen; denn ahd. dei viriwizzi = Wundererschei nungen (Graff I, 1099.) u. firiwizlih verwunderlich (Reichen. Gloff. 261 b), denen ganz ähnlich oberd. wunderwißig = neugierig (Schmeller IV, 208.) gebraucht ist und ahd. firiuuizzi in dem Sinne des Wundernehmens steht (Otfr. III, 20, 41.), was dann weiter auf die folgende übliche Bed. des Wortes überleiten kann. Vornehmlich bed. es im Hochd., wie in den alten Mundarten: ,,voreilige Neugier". Aber schärfer bestimmt ist Vorwig Drang, mit Vorschnelligkeit in Verborgenes oder Geheimes einzudringen aus Luft es zu wissen. 3. B., Dein unglücksel❜ger Vorwig übereilt Die fürchterlichste der Entdeckungen, Und rasen wirst du, wenn du sie gemacht" (Schiller, D. K. I, 1.). Im Besondern: Neigung, sich in Vorschnelligkeit unbefugt oder verwegen mit etwas zu befassen, oder so zu urtheilen, überhaupt sich mit Vorschnelligkeit unbefugt zu äußern. Wer sich z. B. um solche Dinge befümmert, welche ihn gar nichts angehen, oder in solche einzudringen sucht, welche so beschaffen sind, daß er fie niemals wissen oder erfahren kann, wie etwa Gottes Rathschlüsse, zeigt Vorwig und ist vorwißig (Stosch, Syn. III, 168 f. Bender, Syn. 280.). Man schäßt einen Jüngling, der Wißbegierde zeigt; er kann überläftig durch Neugier werden: aber Vorwig kann ihn hoch zu stehen kommen und gereicht ihm keineswegs zu einer Empfehlung. Man kann mit Neugier eine Naturerscheinung betrachten; aber sich mit augenscheinlicher Gefahr auf dünnes Eis wagen, um es zu prüfen, ist Vorwiz. ,,Auch ge= hört es, dünkt mich, zu den Tugenden eines Frauenzimmers, wenn man seine Neugierde zu bezähmen lernt, wenn man seinen Vorwig zu bändigen weiß" (Göthe, Propyläen).

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