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proeven (Carl ende Elegast 761.), überkommen v. d. provenzalischen provare, franz. prouver erweisen, welche das lat. probare billigen und versuchen sind, bed. eig. s. v. a. „erfahren“ (Minnes. II, 61 a), dann auch bereiten", aber neuhochdeutsch: die Beschaf fenheit wovon zu erkennen sich bestreben, wie sie sei. Z. B. „Prüft mir das Gemisch, Ob das Spröde mit dem Weichen Sich vereint zum guten Zeichen" (Schiller, d. Glocke ). Das neuere proben für das fremde probiren, v. lat. probare, ist nur Ausdruck des höhern Styls und eig. dasselbe, was prüfen, wird aber dem Sprachgebrauche gemäß gesagt, wenn man durch Handlungen, die auf etwas verwendet werden, zu erkennen sich bestrebt, ob dessen Beschaffenheit die rechte sei oder nicht. 3. B. „Als er g'nug mit dem Daume die klingenden Saiten geprobet" (I. H. Vok). Auch in der urspr. Bed. erweisen" findet sich das Wort, z. B. Die Himmelskräuter mögen's proben" (Herder). Erproben ausproben (Vgl. er- Nr. 244.), d. i. zum Bewährtsein versuchen. Z. B. „Aber_treff' ich dich draußen im Freien, Da mag der blutige Kampf sich erneuen, Da erprobe das Eisen den Muth" (Schiller, Br. v. M.). „Soll ich mein alt erprob tes Urtheil von ihr ändern?" (Schiller) mein als bewährt erfahrenes Urtheil; ein geprüftes Urtheil nun ist zwar im Besondern auch ein solches, insofern dasselbe nämlich, was jedoch wieder verschieden von einem erprobten ist, durch entgegenstehende Versuche nicht wankend gemacht werden konnte, es kann aber im Allgemeinen eben so wohl ein falsch befundenes sein.

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1483. Puppe. Doce. Ü. Die im Kleinen körperlich nachgemachte Figur eines menschlichen Wesens. V. Der üblichste Ausdruck ist die Puppe, älter neuhochd. die pup Vocabular. gemma gemmarum), die bop (Vocabular. ex quo), ital. pupa, puppa, franz. poupée, v. d. lat. pupa, was, neben pupus Knäblein, Schmeichelwort für ein kleines Mädchen ist und dann eine förperlich nachgemachte Kindesfigur zum Spielen (Persius, Satir. II, 70.) bedeutet. Nach jener eigentlichen Bed. hat das Wort dann auch die einer Person mit einem gezierten Anstand und Ansehen, gleich als wenn sie ge= drechselt wäre. 3. B. „Ich würde, kämen ganze Gruppen, Von Mädchen, traun! Nicht aus der Laube gehn, die Puppen Nur anzuschaun!" (Hölty). In der eig. Bed. eines Schmeichelwortes aber, wie im Latein., findet sich die Verkleinerung P üp pchen, besonders eines Schmeichelwortes gegen ein Kind. So redet 3. B. der getreue Ecart die Kinderlein" an: "Ihr Püppchen, nur seid mir nicht traurig" (Göthe). Die Doce, abb. tocha, doccha, mhd. tocke, eig. s. v. a. kurze Säule, Zapfen, ist dann gewöhnlich, wie auch niedersächs. tokke, unsre Puppe als Spielfigur (gloss. florent. 989 b. Gloss. Lindenbrog. 999 b. Schmeller 1, 356.)., und steht sofort in allen eben angegebenen Bedeutungen dieses Wortes '); nur ist Puppe üblicher. Aber in der Figur des Ausdrucks Puppe = Insectenlarve“ und „Insectenlarven-Schale“, kommt Doce nicht vor.

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Weigand, Wörterb. d. deutsch. Synonym. II.

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ahd.

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1) Von Mädchen z. B. Sy [die pawren] gunden [begannen] frölich schocken [einen Dreher tanzen] Vor den dorff docken [Dorf mäd chen, Dorfpuppen] (Hätzlerin II, 67, 281 f.). Die Put docke = die Gernge pußte (Göthe). Sich docken sich puzen (Kaysersberg). So wird auch bei Lessing Fräulein Christinchen, das so geschlank geschnürt ist, wie wenn es «von der Drechselbank» käme, eine schöne Docke genannt. Dann steht auch docke = häßliche Larve (Hätzlerin II, 72, 66.). 1484. Pußen. Pugen. Aufpußen. Auspußen. Ü. Den Begriff von pugen, den aufpugen und auspugen in auf und aus nur näher bestimmt ausdrücken, s. Nr. 1485. Aufpuzen = 1) worauf Pug anbringen, ein verschönerndes Aussehen geben, z. B. ein Zimmer, einen Tisch durch Blumen, eine Puppe durch schönen Anzug u. s. w. aufpugen; hiermit 2) unschön Gewordenes wieder herstellen, z. B. unreines Geschirr, einen angelaufenen Spiegel u. f. f. aufpugen. Auspugen 1) inwendig von Unschönem reinigen, so daß es da wenigstens ein reines Aussehen hat, z. B. ein Geschirr, ein Zimmer, einen Winkel, einen Baumu. f. w. auspugen; 2) inwendig vollständig mit Puß versehen, z. B. ein Zimmer auspugen ihm durch Blumen, Teppiche u. a. m. ein vollständig verschönerndes Ansehen geben; weniger üblich ist auspugen 3),,an etwas in dem Maße Pug anbringen, daß es durch denselben hervorstechend ist gegen Anderes“ (Maaß, Syn. 1, 252.), in welchem Sinne man lieber und richtiger heraus pugen gebraucht, z. B.,, Leotychus hatte sich ungewöhnlich herausgepust" (Wieland); 4) von Unschönem reinigend auslöschen, als „ein Licht auspußen“.

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Puz.

1485. Pußen Schmücken. Zieren. Schmuck. Verzierung. 3ier. 3ierat. 3ierde. Ü. Äußerlich verschönern. Die Hauptwörter stimmen überein in dem Begriffe: verschönerndes Aussehen. V. Pugen, ob zusammengehörig mit ahd. puzzênti unversehrt, in gutem Zustande (Pariser u. Reichen. Gloss. 252.)? bed.: verschönerndes Aussehen geben, sei dieß nun durch Wegschaffung des Unreinen und Unschönen wovon, wie z. B. ein Spiegel, Metall, Kleider u. s. w. gepugt werden, ein Vogel sein Gefieder pugt u. a. m., oder durch verschönernde Zuthat, wie sich z. B. Frauen mit Geschmeide pußen. Der Pug ist eig. „die Handlung (der Act) des äußern Verschönerns", dann das verschönernde Aussehen", und sofort das was verschönerndes Aussehen gibt". 3. B. „Sie wählt im Puge stets die Farben, die Gestalten, - Die, weil's die Mode will, der Schönheit Reiz verleihn“ (Manso). Die Pug macherin, die Puz dode (= Person, die sich gerne pust. Göthe) u. f. w. Schmücken, wohl weniger aus einer Nebenform von ahd. smëccharart“ und dann „,elegant" (Reichen. Gloss. 493), als vielmehr aus mbd. smucken = zart andrücken" (Boner LXXXIII, 33. Schmeller III, 464 f. Jos. Maaler Bl. 358), und dann überhaupt „einziehend andrücken" (Diut II, 135. 143.), einer Verstärkungsform von schmiegen ahd. smiuk (g)an, bed., während

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pugen und Pug gern mit eitelm Sinne steht, in gutem Sinn: in höherm Grade verschönern mit Erhebung durch etwas, was mehr da ist, vornehmlich mit dem Nebenbegriffe des Feierlichen. Im Besondern: kostbar verschönern. Daher der Schmuck in gutem Sinn: erhebende Verschönerung“, gerne mit dem Nebenbegriffe des Feierlichen; dann s. v. a. „kostbare Verschönerung" und, was kostbar verschönernd ist", gerne mit dem Nebenbegriffe des Erhebenden, Feierlichen. 3. B. Er halte gnädiges Geschenk für Lohn, Zufälligen Pug für wohlverdienten Schmuck" (Göthe, T. Tasso 11, 3.). Zieren, mhd. zieren, niederd. cieren, von dem nun veralteten zier ahd. ziori oder zieri ausgezeichnet, lobend ausgezeichnet (Grimm, D. Mythol. 132.), mit Auszeichnung verschönernd, mit Wohlanstand verschönernd, ist wohl zunächst s. v. a. auszeichnen, lobend auszeichnen (Altd. Wälder II, 74.), dann: ,,mit Auszeichnung verschönern" (Annolied 50. Iwein 2554.), auch ,,wohlanständig verschönern". Die Hauptwörter die Zier ahd. diu ziari (ziori), mhd. ziere, isländ. tier, neben alts. der tir Ruhm (Heliand 80, 9.), und die Zierde ahd. diu ziarida, mbd. zierde, bedd. auszeichnende und wohlanständige Verschönerung; auch, durch Übertragung: auszeichnend und wohlanständig Verschönerndes. 3. B. „Es thut mir leid, daß dieser Ort eine solche Zierde verloren hat, als das [Gemälde-]Cabinet Ihres Großvaters war" (Göthe, W. M. Lehrf. I, 17.). Sie ist die Zierde der Frauen." Beide Ausdrücke sind der edeln und der höhern Sprache eigenthümlich, doch ist Zierde üblicher, Zier alterthümlich und meist dichterisch. Außerdem ist ehedem Zier, wie niederd. tier, = Art und Weise des Benehmens (Grimm III, 80.), besonders „fein gefünftelt wohlanständige Manier". 3. B.,,Nach Kunst und Zier fingen" (Wagenfeil, Meistersinger 552.). Der neuhochd. Ausdruck der oberd. u. ehedem auch die) Zierat, niederd. cieraad, cieraet, vielleicht, bei dem Mangel eines ahd. ziorôd, beffer, wie auch häufig und früher, z. B. bei Löhenstein u. A., vorkommt, Zierrath, gleichsam als „3ier mittel" gedacht, weniger wohl nach Andrer Schreibweise Zierart (Grimm II, 255.), bed. eig., wie Zierde im übergetragenen Sinne: das auszeichnend, auch wohlanständig Verschönernde. 3. B., Serran, der fluge mann. Der Hirten größte luft und zierrath unsers landes, Der alle bürger so an gaben des verstandes Gleich wie die nachtigal die raben übertrifft" (Benj. Neukirch, Gedichtsamml. I, 58.). Dann in allgemein üblicher Bed.:,, das zu äußerer auszeichnender Verschöne=" rung an etwas Hinzukommende oder Angebrachte", vornehmlich in Beziehung auf angenehme Form, z. B. die Zieraten an Gebäu den, Säulen, Geschirren, Schränken u. s. w. Aleranders Scy= thische Beute ist meine Zierrath" (Lohenstein, Arminius Í, 2, 9.). Nicht alle Zierrathen, welche man an einem Gebäudeanbringt, gereichen demselben zur wahren Zierde" (Eberhard, Syn.). Doch ist der Ausdruck lieber von Kleinerm zu äußerer auszeichnender Verschönerung gebraucht und Künstlichem; von Edlerm

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und Größerm in solcher Anwendung gebraucht man gerne die Verzierung. Dieser Ausdruck, als Verbale von verzieren, bed. eig. 3ufommen oder Zuthun von auszeichnendem Verschönernden woran"; daher dann, durch Übertragung, überhaupt, das von auszeichnendem Verschönernden an etwas Zukommende oder Zugethane", z. B. „O wie schön bist du, Natur; in deiner kleinsten Verzierung, wie schön!" (Geßner). Es hat das Wort, schon als urspr. Ausdruck der Handlung (als Abstractum), immer edlere Farbe vor Zierat, was überdieß wegen seines Anklanges an rath oder der wirklichen Zusammensegung damit gesunken zu sein scheint, und es würde z. B. in der eben angezogenen Stelle gar nicht Zierat gesezt werden können. Daher erklärt sich auch die edlere und vollkommnere Anwendung des Ausdrucks Verzierung. Die Ornamente z. B. in der Kunstsprache der schönen Baukunft find Verzierungen.

1486. uabbeln.. Wabbeln. Ü. Als ein feuchtes Lockere sich zitternd hin und her bewegen, wie z. B. mooriges Land (S. Quäbbe Nr. 1340. Anm.) bei einer Berührung, Froschlaich, Gallerte, geronnene Milch u. s. w. V. Quabbeln und wabbeln sind Nebenformen von einander; aber die legte, weichere, schon im Niederd. weniger übliche Form (Brem. Nieders. Wtbch. III, 388.), ist zu einer niedrigern herabgesunken, während jene erste, auch zugleich eine oberd. (Schmeller II, 402.), in der Schriftsprache geltend zu werden scheint. 3. B. Weicher wie Schwanenflaum und quabbelnde Milch in den Formen“ (I. H. Vók).

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Anm. Einfacher und wohl stammverschieden von weben ahd. weip(b)ôn hin und her schwanken, woher auch am Rhön waibeln, ist, neben dem ältern neuhochd. wabern (Hans Sachs v. 1612. I, 1085.), das mhd. wabeln, z. B. Alsô in dës strîtes sour rosz und leute wabelt, Der úf der abe, dër hin dër hër (Lohengrin 159, 4.). Einfache stärkere Nebenform hiervon, mehr niederdeutschelnd, ist nun mhd. wappen zitternd sich bewegen, z. B. Dëm wappete dër bart (Herbort's trojan. Krieg 5851.). Davon auch im ältern Nhd. der wap = der schlotternd niederhängende Halslappen des Rindviches (Vocabular. v. 1429.), niederd. quabbe (Brem. Nieders. Wtbch. III, 387.). Von jenem wappen aber kommt unser wiederholendes (frequentatives) wa bbeln.

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1487. Quadsalber. Marktschreier. Charlatan. U. Prahlender Stümper in der Arznei- oder Heilkunde. V. Der aus seiner Zusammensegung klare neuhochd. Ausdruck der Marktschreier ist eig. der, auf Märkten umherziehend, öffentlich seine Kunst oder Geschicklichkeit durch Ausrufen Anpreisende. Dann in engerer Bed., bergenommen von den ehedem Markt haltenden und öffentlich feil bietenden umherziehenden Verkäufern von Heilmitteln und Gesundheitstränken: der seine Kunft oder Geschicklichkeit, auch

eigne Heilmittel öffentlich oder laut anpreisende Arzt, vornehmlich wenn er dabei ein Stümper ist. Endlich überhaupt: wer sein oder Andrer Thun und Kenntniß in irgend einer Kunst oder Wissenschaft grundlos oder übertrieben anpreist. So gibt es z. B. auch in dem Gelehrtenstande Marktschreier. Der Quacksalber, ein jüngerer neuhochd. Ausdruck, engl. quacksalver, wahrscheinlich überkommen und mit Salber Salbe Anpreisender, mit Salbe Heilender, vermehrt aus dem engl., v. to quack schreien“ (quaken Nr. 1488.) u.,,prahlen" abgeleiteten quack,,Prahler" und dann „großsprecherischer Stümper in der Heilkunde“, bed. zunächst: „der prahlende Stümper in der Heilkunde", oder, wie Stieler S. 1673. bat,,,Salbenbereiter, Salbenverkäufer", dann im Besondern, der ungelehrte Arzt", aber auch überhaupt, der unwissende schlechte Arzt". Der Ausdruck ist immer verächtlich gebraucht.

Anm. Das Fremdwort der Charlatan, das franz. charlatan, aus ital. ciarlatàno (v. ital. ciarlàre schwaßen), ist zunächst «der redselig prahlerische Afterarzt », dann gemeiniglich « der gauklerische Afterarzt », und sofort überhaupt auch der gauklerische Selbstprahler nach Arbeit, Kunst, Verdienst u. dgl.

1488. Quafen. Quäfen. Quieken. Onieksen. Quietschen. Ü. Tonwörter der Stimme lebender Wesen. V. Das breite, volle quaken wird zunächst vom Schreien des Frosches gesagt, wie das gleichfalls tonnachahmende lat. coaxâre und bei Aristophanes der komische Laut noάg! „quaf! Dann nennt man tonnachahmend das laute Schreien der Änte quafen, engl. quack, weshalb auch eine vielschreiende Äntenart,Quaf änte" (b. Linné: Anas clangula) heißt. Endlich niederd. quaken, in breitem vollem Tone frächzen", z. B. jemanden drücken, daß er quakt. Das dünnere, aber ebenfalls breit tönende quäfen sagt man vom Schreien des Hasen, in der Jägersprache vom Schreien des Fuchses. Auf menschliche Stimme angewandt, gebraucht man das Wort tonnachahmend von dem weinenden Schreien eines kleinen Kindes, überhaupt von dem widerlichen dünnern breiten Tönen der menschlichen Stimme, besonders im Gesange. Das feintönige quiefen, engl. squeak, gr. noï¿ɛɩv, ahmt das spige Schreien der Ferfelchen nach, wie das laute feine widerliche Weinen der Kinder, und wird auch von feinem widerlichen Stöhnen, Singen und Reden gesagt. Schärfer drückt dasselbe das verstärkende (intensive) quief= fen aus, eig. und noch baier. quickezen (Schmeller II, 402. ezen f. Grimm II, 219.), was auch s. v. a. „hell zwitschern“; aber widerlicher ist quietschen, was auch oberd. s. v. a. „zwitschern" (Schmeller II, 404.), woher der Quietsch als Name des Blutfinken.,,Fiedel - Hänsel kragte einigemal quietschend über den Steg seiner erbärmlichen Geige" (Fr. Kind).

1489. Qual. Folter. Marter. Pein. — Quä‹ ten. Foltern. Martern. Peinigen. Ü. Sehr empfindliche anhaltende Bedrängniß. Hiernach die Bed. der Zeitwörter: sehr empfindliche anhaltende Bedrängniß machen. V. Die Pein,

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