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Abstammung von brennen (Nr. 411.), großes heftiges aufwallendes Feuer, besonders wenn es verheerend wirkt. 3. B. Wie die Brunst des Feuers raset" (Schiller). Hiervon ist das Wort in Bez. der Wirkung auf die Empfindung stärker als Hige, und geht auf den schmerzlichen Eindruck, den der sehr hohe Wärmegrad auf das empfindende Wesen macht. So z. B. in der Steigerung: Der Herr wird dich schlagen mit Schwulst, Fieber, hige, Brunft, Dürre" (5 Mos. 28, 22.). „Ich will, bis daß die Hige weicht, Und ihre Brunft uns nicht erreicht, Mich zu dem Myrrhenberge lenden" (Opig). Diese Bez. beftätigt auch die Verbindung:,,brennend beiß" so heiß, daß wir davon sehr schmerzliche Empfindungen haben; ingleichen Stellen, wie z. B. Er [der Kranz] sengt mir meine Locken. Und wie ein Strahl der Sonne, der zu heiß Das Haupt mir träfe, brennt er mir die Kraft Des Denkens aus der Stirne. Fieber bige Bewegt mein Blut" (Göthe, T. Tasso I, 3.). 2) Hige bez. figürlich einen hohen Grad innern Erregtseins zum Handeln, Heftigkeit in Begierde und Leidenschaft auf etwas hin. 3. B. mit Hige an die Arbeit gehen, in der Hige des Gefechtes u. f. w. Im Besondern aber wird das Wort beftiger (zorniger) Aufwallung worüber, vornehmlich wenn sie schnell vorübergebend ist, gebraucht" (Voigtel 335.), z. B. leicht in die Hige kommen, etwas in der Hige sagen, u. s. f.; ingleichen von beftigem geschlechtlichen Triebe der Thiere, aber mehr zahmer, in welcher Hinsicht man z. B. von den, von solchem Triebe ergriffenen Hündinnen, Stuten u. f. w. sagt, sie seien higig. Brunst dagegen gebraucht man von anhaltenderer sehr starker (schmerzen= der) innerer Wärme für etwas und heftigem Verlangen nach diesem, namentlich in der Liebe (Frisch I, 147.), die Wärme und das Verlangen mögen nun edel oder unedel fein; jenes zeigt sich in Inbrunst (Nr. 107.), brünstig und Brünftigkeit, auch zuweilen in Brunst, die selbst von großer Liebe zu Gott steht, z. B. „Gib, daß ich dich, du höchstes Gut [Gott], In reiner Brunst betrachte" (Canig). In gutem Sinne läßt auch J. H. Voß im Ständchen den verliebten Junker zu stärkster Bezeichnung seiner Liebe fingen: Deiner Augensonnen Wälzen Brennt mich an, Kopf zu Zeh: - Doch fann meine Brunst nicht schmelzen Deines Busens Alpenschnee." Doch veraltet das einfache Brunst in guter Beziehung, um Zweideutigkeit zu vermeiden; denn es wird fast nur von sehr heftigem geschlechtlichen Triebe der Menschen wie der Thiere gesagt, und ist von den legten in solcher Bed. am Gewöhnlichsten. Von Menschen z. B. Die Nachricht weckt die alte Brunft in ihm; Er war zu wenig Mensch zur sanften Liebe" (Wi eland). ,,Sollt es der Brunst, die Rhynsolt's Herz erhigt, Durch Unrecht nicht, nicht durch Gewalt gelingen? Er flagt ihr [Lucien] sein unkeusches Feuer" (Gellert). In Beziehung auf Thiere ist Brunst im gewöhnlichen Ausdrucke mehr, wie auch z. B. Brunstzeit kund gibt, von den wilden üblich, von

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welchen auch, eig. mehr weidmännisch, Brunft gesagt wird (Vgl. Nr. 415.).

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1) Eig. Zustand des Gebranntwerdens, 3. B. uuìrouhbrunsti (Tat. II, 4); dann überhaupt sehr starkes und auch verzehrendes Brenuen (Graff III, 310.), z. B. prunst dës sumares [Sommers]» (Kero 40.); schmerzliche Empfindung wie von heftigem Feuer, z. B. ahd. iuchido [Jucken] mit prunsti (gloss. Jun. 218); heftige Liebesglut, flagrantia (Notker, im Boëthius ).

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971. Hoch. Erhaben. Groß. 1) Im Sinnlichen von der Ausdehnung im Raume gesagt. Groß, ahd. k(g)rôz, agf. greát, ist zunächst überhaupt:,, einen beträchtlichen Raum einnehmend im Vergleich zu Anderm, das weniger Raum einnimmt "; dann s. v. a.,, durch Vielheit der Theile über das Gewöhnliche ausgedehnt, nach welcher Richtung es sei." Hoch, goth. háuhs, ahd. hôh (Nebenw. hôho), hô, hao (Graff IV, 772 ff.), agf. heáh, engl. high, altn. hâ, von der Wurzel hu mit ihren erweiterten Nebenformen huh u. huk (z. B. in mhd. houc Anhöhe),hup u. hub (z. B. in ahd. hûba Haube), huf (z. B. in abd. huf Hüfte, hûfo Haufe u. f. w.), welche s. v. a. fich erhebend" bedd., wird nur von der Ausdehnung nach Einer Richtung gesagt; es bed. nämlich:,, an Entfernung von dem Mittelpunkt der Erde nach oben überragend gegen Anderes." Ein Haus 3. B. ist groß, wenn es einen beträchtlichen, mehr als gewöhnlichen Raum einnimmt; es ist aber hoch, wenn es in der Richtung nach oben überragt. Erhaben, ahd. ir od. erhap(b)an (gloss. Jun. 185. 246.), das Mittelw. von erheben, bed. zunächst: über die Oberfläche eines Dinges hervorragend, es mag das Hervorragen myn stark oder gering sein, z. B. eine erhabene Stelle auf der Haut, Erhabenheit des Bodens, halb erhabene Arbeit des bildenden Künstlers und Metallarbeiters. Im Besondern aber ist erhaben weit über die Grundfläche hervorragend, z. B. der erhabene Berg, die erhabene Ceder (Jes. 2, 13.). "Der Herr ist erhaben, denn er wohnet in der Höhe“ (I. d. Bibel). Aus dieser engern Bed. ist die unten gegebene figürliche des Wortes erwachsen, in welcher es mit lat. sublimis und griech. το ύψος ftimmt. 2) In unsinnlicher (figürlicher) Bezeichnung, übergetragen: Groß =,, im Vergleich zu Anderm (zu dem Gewöhnlichen) viel enthaltend und hierin vor demselben ausgezeichnet", z. B. an Stärke, Würde, Wichtigkeit u. f. w. Hoch (wie ahð. hoh = excellens. Gloss. Jun. 185.) Anderes seiner Art nach oben übertreffend, sich vor ihm durch hervortretende (aber dem Niedrigen gegenüberstehende) Eigenschaften kund gebend. 3. B. ,, diese Zeit hat fürchterliche Zeichen, Das Niedre schwillt, das Hohe senkt sich nieder" (Göthe, d. natürl. Tocht. 1, 5.). So auch z. B. in Niederdeutschland bei dem Volke: platt reden = dem Volke faßlich, hoch predigen die Fassungskraft des gemetnen Mannes übersteigend (Jahn, Syn. Vorrede S. 34.). Erhaben, weit über dem Gewöhnlichen sich zeigend", z. B. an

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Stand u. f. w. : ,,Verschämte Muse, sag's nicht nach, ein erbabnes Ungeheuer Zu einem frommen Weibe sprach!" (Gellert). Im Besondern aber ist erhaben s. v. a. „an Größe, Kraft, Macht, Würde für den Menschen unvergleichlich und unerreichbar, auch unermeßlich" (S. Nr. 617.); das Wort drückt hiermit gleichsam das, ein Gefühl der Ehrfurcht und Bewunderung oder Bestaunen erregende, Größte und ebenso das Höchste aus, wonach das Erhabene hier in jedem Falle groß oder auch hoch ist, aber nicht umgekehrt das Große oder Hohe jedes Mal zugleich erhaben. So gewähren z. B. das große Weltmeer in seiner weiten, maßlosen Ausdehnung, eine wolken hoch aufgethürmte Gebirgsmasse, die hoch aufbrausende Flut in der wildesten Unordnung u. s. w., einen erhabenen Anblick. Gott ist selbst in dem kleinsten Werke seiner Schöpfung groß, indem wir darin seine höchste Weisheit bewundern müssen; aber in schweren Wettern, im prachtvollen Sternenhimmel u. s. f. erkennen wir mächtiger seine Erhabenheit. Unfre Literatur hat in Göthe, Schiller, Klopstock, Wieland, Herder, Lessing u. s. w. große Schriftsteller, unter welchen sich z. B. Wieland im leichten, scherzhaften, Schiller und Herder im höhern Style auszeichnen; Klopstock aber ist ein erhabener Schriftsteller. Übrigens bedarf es wohl kaum der Erinnerung, daß das, was niedrig oder erniedrigt ist, wohl groß sein kann, aber weder hoch noch erhaben, weil es dem Begriffe dieser beiden Ausdrücke widerstreitet. So kann es z. B. große Laster, Mängel u. dgl. geben, wofür Alcibiades, Catilina u. A. Belege darbieten, aber hohe oder erhabene gibt es nicht; da= gegen hat man eben so wohl hohe und erhabene Tugenden, wie große.

972. Hoch. Hehr. Hoch ist hier in einer engern Bezeichnung zu nehmen, nämlich in feierlichem (solennem) Sinne von ausgezeichneter Würde, wie derselbe aus der in Nr. 971. gegebenen Bed. des Wortes erwächst. Ü. und V. beider Wörter aber sind leicht aus ihren Begriffen zu entnehmen, wie sie Nr. 971. und Nr. 617. gegeben sind. Hiernach zeugt es z. B. gewiß mehr von Majestät und glanzvoller Feierlichkeit der polnischen Reichsversammlung und der Ehrfurcht des Prinzen Demetrius vor derselben, wenn dieser zu ihr spricht: Ich sah noch nie solch einen hehren Kreis" (Schiller, Demetr. I, 1.), als wenn er sich des Ausdrucks einen hohen Kreis" bedient hätte. Die drei hohen [= mit vorzüglicher Feierlichkeit begangenen] Feste der Christenheit: Weihnachten, Ostern und Pfingsten, sind zugleich hehre [= Ehrfurcht gebietende und mit Ehrfurcht und besonderer Heiligkeit begangene] Feste. An Wuchs und Antlig hoch und hehr“ (Bürger).

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973. Hoch. Höchlich. Ü. Mehr als gewöhnlich. V. Daß hier hoch nicht in seiner eig. Bed., in welcher man z. B. hoher Berg, Baum u. f. w. sagt, genommen werden kann, versteht sich von selbst; das Wort steht hier figürlich, wie schon mhd.

das Nebenwort hôhe (Nibelungel. 1991, 4.). Höchlich, aus ahd. hôhlih (Graff IV, 778.) ') = hoch, gebildet wie grôzlih von grôz groß, enthält in dem, neuhochd. meist bloße Annäherung, Abnlichkeit ausdrückenden -lich (ahd. -lih) eine Schwächung oder Verminderung des Begriffes von hoch (Nr. 971.), ähnlich z. B. fleinlich, härtlich, dicklich), bläulich u. s. w. (S. „-ig. lich." Grimm II, 660.), und kommt nur in der obigen figürlichen Bed. vor. Wenn nun z. B. bei Schiller Walther Fürst dem unvermuthet bei ihm eintretenden Stauffacher entgegenruft: Seid hoch willkommen unter meinem Dach!" (Im Tell I, 4.), oder wenn Bürger fingt: Hoch klingt das Lied vom braven Mann, Wie Orgelton und Glockenklang"; so drückt hoch an beiden Stelllen weit mehr aus, als wenn dafür höchlich gesagt wäre, wie z. B. „Ich bin aber höchlich erfreuet in dem Herrn, daß ihr wieder wacker worden seid, für mich zu sorgen“ (Philipp. 4, 10.).

1) Auch noch später, z. B. « Wer höchlich fallen soll, den muß man hoch erheben » (Fr. v. Logau, Sinnged. ).

974. Hoffen. Abnen (a hnden). Schwanen. Hoffnung. Ahnung (Ahndung). Ü. Vorempfindung von etwas haben. V. Ahnen (ahuden), mhd. anen, urspr. wohl eins mit dem mit strafen finnverwandten ahnden Nr. 84., welches aus ahd. anadôn, andôn, anton = eifern, in Zorneseifer [ahd. anad(t)o, and (t)o] sein, hervorgieng, über deren Stamm und Ved. die Anm. zu Nr. 84. Aufschluß gibt 1), bed. zunächst: „dunfel geistig empfinden". 3. B. „Warum ich aber Stücke, deren Mangel an Güte, Vortreflichkeit und Volendung ich entweder a hnde, oder deutlich erkenne, aufgenommen habe? Wer fragt das?" (Bürger, Vorrede z. d. Götting. Musenalm. v. 1779.). „Danf dir für deinen Wink! Er macht Mir meine böse Ahnung zur Gewißheit" (Schiller, d. Picc. III, 9.). " Er war ein Prinz! - Ein Königssohn! Wohl sagte mir's mein Herz;

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meine Ahnung hat mich nicht betrogen" (Ders., Turandot II, 4.). Vornehmlich ist ahnen (ahnden) = eine dunkle Vorempfindung von etwas haben, welche, je nachdem es Gutes oder Übles ist, mit Heiterkeit oder Bangigkeit erfüllt. Z. B. „Laß verduften die Violen! Laß verwelken die Cyanen! Wähle dir mit leiserm Ahnen Myrthen aus und Immergrün!" (Herder). O meine Seele wird Schon lang von trüben Ahnungen geängstigt, Und wenn ich wachend sie bekämpft, fie fallen Mein banges Herz in düstern Träumen an" (Schil ler, W. T. V, 3.). Hoffen dagegen, mhd. hoffen, agf. hopian, der Lautverschiebung (Einleit. §. 23.) gemäß lat. cupere wünschen, bed. im Mittelhochd.: etwas Gutes oder Böses mit dem Wunsche, daß es kommen (zukommen) möge, vorhersehen. Hiervon neuhochd. hoffen auf etwas als ein Angenehmes im Gemüth vorhersehen, nicht ohne Wunsch und nicht ohne Gründe der Wahrscheinlichkeit, daß es komme (d. i. zu-, herkomme). 3. B.

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„Ich weiß wohl, was sie spinnen will: Es hofft das liebe Mädchen" (Göthe, Ged.). So steht denn auch das Wort dem Fürchten gegenüber, z. B.,, Stehen nicht Amors Tempel offen? - Wallet nicht zu dem Schönen die Welt? Da ist das Fürchten! Da ist das Hoffen; König ist hier, wer den Augen gefällt!" (Schiller, Br. v. M.) Zwischen Furcht und Hoffnung schweben." Daß aber sonach hoffen in der Bez. des ,,Vorhersehens worauf hin" und zwar mit Gründen der Wahrscheinlichkeit des Zukommens" und nicht bloß eines,, Vorschwebens in dunkelm Gefühle", wie ahnen (ahnden), sich wesentlich von diesem unterscheidet und mehr ausdrückt, belegt z. B. schön folgende Stelle : ,, beßte Agnes! nur ein holdes Wort von Ihren Lippen, welches die süßen Ahndungen, die ich aus diesem Schweigen nehme, zu Hoffnung erhebt" (Karoline v. Wolzogen, in Agnes v. Lilien). Schwanen, von ungewisser Abstammung (S. Anm.) und erst im Neuhochd. dem Anscheine nach an ahnen (ahnden) an gelehnt, scheint stärker, als dieses, das Vorschweben in dunkelm Gefühle auszudrücken, so wie es auch in der Bezeichnung dunkel erinnern" gebraucht wird, welche ahnen (abnden) nicht hat, z. B. Es schwanet mir, als hätte ich ihn schon gesehen" (Campe IV, 315.). Übrigens ist das Wort durch unsere beßten Schriftsteller geadelt. 3. B. so fast nichts Gutes schwanen lassen dürfte" (Leibniz). „Der Unglückselige, ich darf ihm nicht -Gestehen, was mir Böses schwant. Wer klopft? So oft die Thüre rauscht, erwart' ich Unglück" (Schiller, Tell I, 4.). Ihr schwahnet nichts von größerer Gefahr, Jhr einziger Gedank ist ihres Sohnes Leben" (Wieland, Ob. IX, 53.). Die Hauptwörter: die Hoffnung, mhd. diu hoffenunge, und die Ahnung (Ahndung), welche legte Kant schön durch lat. præsensio bezeichnet, sind verschieden, wie ihre Zeitwörter hoffen und ahnen Cahnden). Im Besondern indessen ist Ahnung (Ahndung), dunkle bange oder beklemmende Vorempfindung von etwas übelm", wohl gestügt auf das unpersönliche (mit dem Dativ stehende) mhd. «im ante» [anft. andete] = ihm that es leid (Herbort, trojan. krieg 15211.), auf der And der And Leidmüthigkeit (Schöpper, Synonym. XI.), und das Beiwort and =,,sehnend leidmüthig" (Vgl. mbd. ande (Minnes. I, 174. Theuerdank 58. 66.), welches ähnlich steht, wie man auch landschaftlich „bang" gebraucht, z. B.,, es ist mir bang nach dir.“

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1) Mit der Wurzel an (sanskr. an = hauchen, wehen), woher sanskr. anila Wind, stehen auch, nach Schmitthenner (Wtbch. 31.), in Zusammenhang: gr. aveμos Lufthanch, Wind, lat. animus Gemüth, anima Seele, altu. önd (Genitiv andar) die Seele, z. B. Völuspâ XVI.

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Anm. Ahnen oder ahnden ist mhd. anen im Gemüthe vor: aussehen, und wird nur unpersönlich gebraucht mit Dativ oder Accusativ der Person: mir anet (Herbort's trojan. Krieg); mich anet » ( Tristan u. Isolt 9559.). Die Verbindung mit andôn scheint sich kund zu geben 3. B. in: Ich geloub [glaube] das [daß] dërsëibe Gottis Sun geandót [= vorher angezeigt] wart von dem heiligen Engil Saut Gabrihel

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