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ich die Ausbeutungen z. B. aus der Prosa von Leffing, Wieland, Herder, Göthe, Schiller, Engel, Johannes von Müller, Jean Paul, Thümmel, Friedr. Jacobs u. A. wohl für mich reden lassen. Übrigens sind aus meiner angelegten Sammlung von Belegen, deren Orthographie auch meist treu wiedergegeben ist, immer nur die passendsten ausgewählt, und auch da mußte haushälterisch verfahren werden, um das Buch nicht zu überladen und in den vorgesteckten Schranken des Umfanges der einzelen Artikel zu bleiben, in welchem es handlich zum Gebrauche erhalten werde. Ob nun hierbei die Belegstelle poetisch oder prosaisch war, galt gleichviel, wenn fie nur am Treffendsten belegte; meist aber eignete sich aus oben berührtem Grunde gerade die poetische mehr. Auch sind die Schriftsteller bis in das neunzehnte Jahrhundert benußt, wie die Namen Uhland, Ludwig Tieck, Grillparzer, Wilh. Müller, Graf von Platen-Hallermünde, Dräseke u. A. zeigen. Was aber die neueste Literatur angeht, so ist es wohl gerathen, fich erst die Zeit an ihren Schöpfungen bewähren zu lassen, ehe der Sprachforscher daraus aufsammelt.

Gegründeter wäre gewesen, hätte man den alten Tert der Bibelübersehung Luther's, des einflußreichsten Hauptbuches für unsre neuhochdeutsche Sprache, vermißt und ihn anstatt des verneuten Tertes, wie er jegt in unsern Händen ist und ihn auch Adelung anführt, zu sehen gewünscht. Ich zog erst diesen, eben weil er der allgemein gekannte ist, vor, sah aber bald ein, zur Vermeidung der Fehler, die seine unkritische Gestaltung mit sich führt, in diesem zweiten Bande und forthin die Belegstellen jenem alten entnehmen zu müssen. Manches Andre kam mir zu spät zur Hand, als daß es noch hätte benugt werden können. So z. B. die schöne neue Ausgabe des Tatian von Schmeller; ich hatte den Abdruck in Schilter's Thesaurus und in Schmeller's Matthäus vor mir. Eine möglichst vollständige und kritische Ausgabe eines der trefflichsten Werke unfrer alten Prosa, der Predigten Bruder Berthold's (Kling's Ausgabe ist im Buche benutt), so wie eine correcte Ausgabe von Tauler's Predigten (ich habe die älteste Ausgabe von 1498 gebraucht), lassen noch auf sich warten, und welche reiche Fundgruben sind sie für unsre Sprache! Ich habe sie schmerzlich vermißt.

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In diesem Bande ist strengere Scheidung leicht zu verwechselnder Vocale von gleichen Lautzeichen vermittelst der von Grimm eingeführten Bezeichnung beobachtet, für den weniger Kundigen immer nüglich. Die Gründe, die mich im ersten Bande zu mancher Unterlassung in dieser Hinsicht bestimmten, habe ich aufgegeben. Die im Gothischen vor r und h eintretenden Brechungen des i in aí althochd. ë, und des u in aú althochd. o, treten streng unterschieden von den gothischen Zwielauten (Diphthongen) ái = althochd., mittelhochd. u. neuhochd. ê u. ei, und au althochd. u. mittelhochd. ô u. ou, neuhochd. o u. au, hervor. Eben so ist im Angelsächsischen die Brechung des kurzen a in ea, und des furzen i in eo (auch nicht selten io), was mit der Schwächung eben dieses i in ë meistens gleiche Bedeutung hat, scharf geschieden von dem Zwielaute ea = jenem goth. áu, althochd. u. mittelhochd. ô u. ou (neuhochd. o u. au), altnord. au, und von dem Zwielaute ëó (eó, ió, zuweilen in ŷ verengt), der Abschwächung des goth. iu, gleich dem althochd. io (iu), altnord. io u. iu (ió, iú, ŷ); auch die Brechung ieëo u. i, ë, scheidet sich von dem Zwielaute iéeá u. eó im Angelsäch fischen. Nicht weniger sind die kurzen Auflaute ä, ö, von den langen æ, œ auseinander gehalten. Wie aber jene Zwielaute denen andrer deutschen Mundarten entsprechen, ergibt die Tabelle für die Formen des Inlautes Bd. 1. S. XXIV (Einleitung §. 15.), wo ich jedoch in der untersten Reihe, welche die Zwielaute aus der Verbindung i + u gibt, nach althochd. iu den Zwielaut io einzufügen bitte. Für den Unkundigen bemerke ich dann, daß im frühern Hochd. das richtige diz anstatt diz (= dieß, 3 = ß) stehen sollte, welche Form fich freilich im Mittelhochd. vorfindet. Einen Buchstaben, den altdeutsche Schriftsteller und Handschriften anstatt des verwandten in einem Worte regelmäßig seßen, habe ich, zur Ersparniß des Raumes, hinter diesen Buchstaben in Klammern eingeschaltet. So stehn z. B. in althochd. k(g)ip(b)ili = Giebel" die (g) und (b) zum Zeichen, daß in kipili auch die weichen Laute g und und b anstatt der harten k und p vorkommen, wie sich aus den in Graff's althochd. Sprachschat Bd. 4., S. 128. angeführten Formen gipili, gibil, kebile, ersehen läßt. Der Accent' über einem deutschen Schriftzeichen zeigt bloß an, daß der Ton auf der Sylbe ruht; über einem

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in deutscher Schrift eingefügten lateinischen Lautzeichen bedeutet Schärfung, Dehnung. Strichlein über lateinischen und italienischen Wortsylben sollen ebenfalls der Betonung zu Hilfe kommen. Einzeles, was in Ansehung der Rechtschreibung und des Grammatischen eingestreut ist, dürfte man vielleicht nicht ungern sehen. Auch die Beigabe von geläufigen Fremdwörtern in einzelen Artikeln wird man wohl nicht mißbilligen. Nicht selten ist man versucht, gerade sie zunächst nachzuschlagen. Überhaupt aber soll sich ein Wörterbuch unsrer Sprache eben so fern von Sprachfegerei, als von Sprachmengerei, halten. Eine kleine Zahl übersehner Synonymen wird als Nachtrag in dem dritten Bande gegeben und einiges Ergänzende angehangen werden, so wie was von bemerkten Druckversehen des Verzeichnens werth ist.

Jacob Grimm, Schmeller und Schmitthenner, meinem lieben Lehrer und Freunde, für freundliche Mittheilung und Auskunft in Einigem herzlichen Dank! Gleichen schulde ich für warme Aufmunterung Becker zu Offenbach und dem Oberschulrath Roth zu Friedberg in der Wetterau, meinem geliebten Lehrer, dem ich nach segensreichem Wirken einen sonnigen Herbst seines Lebens wünsche. Was ich auf dem Baulande unsrer Synonymik begonnen, haben die bisherigen Recensionen des Buches anerkannt. Beifall erfrischt immer die Kraft, in dem Begonnenen ausharrend fortzufahren, und erheitert, wenn das Unbesiegbare mancher Schwierigkeit trübe zu stimmen droht. Meine Freude aber an der Arbeit läßt mich nicht übersehen, um wie viel ergiebiger die Quellen hätten fließen mögen und um wie viel voller und kräftiger der Aufwuchs stehen könnte.

Gießen, am 28. Februar 1842.

Karl Weigand.

Fortgesettes Verzeichniß angeführter

Schriften.

(S. Bd. 1. S. XIII – XVI. )

1. Wörterbücher und andre Schriften.

a. Bloß mit dem Namen des Schriftstellers angeführte: Grimm's Deutsche Grammatik, ersten Theiles erste Abtheilung 3. Ausgabe (Fehlt die Bezeichnung dieser Ausg., so ist die zweite vom Jahr 1822 ge= meint). Henisch, teutsche Sprache und Weisheit (Augsburg 1616). Richthofen, altfriesisches Wörterbuch (Göttingen 1840).

Auch sind von den sonst ausführlicher angeführten Werken (Bd. 1. 6. XIV.) manche bloß mit dem Namen des Schriftstellers angegeben, z. B. Haltaus, Steinbach, Stieler u. A.

b. Ausführlicher angeführte: F. T. Bender, Verzeichniß von gleichbedeutenden Wörtern in alphabetischer Ordnung (Synonymik, Auszug aus Stosch, 1780). Crabb, english synonymes, 2. Ausg. (Lond. 1818). Diefenbach Celtica. Stephanus Fliscus de Sontino, sinonima sententiarum (ohne Jahrzahl — 1477? und Druckort. Auf der Gieße= ner Universitätsbibliothek). Gottsched's Beobachtungen über den Gebrauch und Misbrauch vieler deutscher Wörter und Redensarten (1758). Lap= penberg, niedersächsisches Wörterbuch hinter seinen «Geschichtsquellen des Erzstiftes und der Stadt Bremen » (Bremen 1841) S. 249-268. Lef= fing's Wörterbuch zu Logau's Sinngedichten hinter Ramler's und Leffing's Ausgabe derselben (Leipzig 1759). Dansk Synonymik [Dänische Synonymik] eller Forklaring af eenstydige danske Ord ved Conferentsraad B. G. Sporon, Prof. M. L. Heiberg, Prof. J. Smidth, R. af D. og Udgiveren Peter Erasmus Müller, Dr. og Prof. i Theol., R. af D. (Kopenhagen 1829. 2 Thle.). Popowitsch, Versuch einer Vereinigung der Mundarten von Deutschlaud (Idiotikon. Wien 1780.). C. L. Reinhold, Grundlegung einer Synonymik für den allgemeinen Sprachgebrauch in den philosophischen Wissenschaften ( Kiel 1812.). Reinwald, Hennebergisches Idiotikon (2 Thle). Raynouard, lexique roman. J. E. C. Rüdiger, neuester Zuwachs der teutschen, fremden und allgemeinen Sprachkunde (Leipz. 1782 ff. Neue Aufl. des I. Stücks Halle 1796). Schmeller, Glossarium Saxonicum (altsächsisches Wörterbuch ).`M Johann Christoph von Schmid, Schwäbisches Wörterbuch (Stuttgart 1831). Joh. Serranus, synonymorum libellus (Norimbergæ 1567.) Jacob Schöpper, Synonyma (Dortmund 1550. kl. 8. Nach dem von Gruber in Eberhard's und Maaß's Synonymik VI, 294-308 gegebenen übersichtlichen Auszuge. Die Anführungszahl zeigt auf die XXXIII Classen der Synony men des Buches, wobei XXIV a und XXIV ↳ vorkommt). Leonhardus Schwarzenbach, Synonyma (Franckfurt a. M. 1571. fol.). Fr. Joao de Sousa, vestigios da lingua arabica em Portugal, ou lexicon etymologico das palavras, e nomes portuguezes, que tem origem arabica (Lisboa 1789.). D. With. Abraham Teller, vollständige Darstellung und Beurtheilung der deutschen Sprache in Luthers Bibelübersetzung (Hierin

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die in Luthers Uebersetzung vorkommenden Synonymen, Thl. II., S. 174 315, 326-328). P. Weiland en G. N. Landré, Woordenboek der nederduitsche Synonimen (Holländische Synonymik. 3 Thle. ). U. a. m. Die ältern neuhochdeutschen Vocabulare s. nachher S. XI.

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b. Alt- und Mittelhochdeutsche: Augsburger Stadtbuch (von 1276 an) bei Schmeller. Benecke, Wörterbuch zu Hartmannes Iwein. Biterolf und Dietlieb in v. d. Hagen's deutschen Gedichten des Mittelalters II. Boëthius des Notker, nach der größern Ausgabe von Graff. Entecrist [Antichrist], in Hoffmann's Fundgruben II, S. 102 - 134. Erec, von Hartmann von Aue, herausgegeben von Moritz Haupt. Heinr. v. Veldek, Herzog Ernst in_v. d. Hagen's u. Büsching's deutschen Gedichten des Mittelalters I. Fragmentum de bello Caroli Magni_contra Saracenos (vom Phaffen Chuonrat) in Schilter's thesaur. II. Reinbot von Dorn, der Heilige Georg in v. d. Hagen's u. Büsching's deutschen Gedichten des Mittelalters I. Glossæ bonnenses (Bonner Glossen v. J. 10701090) in Hoffmann's althochdeutschen Glossen (Breslau 1826) I, 6. 20-25. Glossæ florianenses (Gloffen aus dem Kloster St. Florian herstammend, 12. Jahrh.) in Graff's Diutisca III, 143 – 137. Glossæ francofurtance (Frankfurter Glossen, 9. Jahrh.) in Maßmann's Denkmälern I, 83-90. Glossæ Herradine (12. Jahrh.) in Engelhard's Herrad von Landsberg S. 178-200. Mainzer Glossen (9. Jahrh.) in Graff's Diutisca II, 282 - 287. Glossa parisienses (Pariser Gloffen, 8. Jahrh.) in Graff's Diutisca I, 128–257. Reichenauer Gloffen in Graff's Diutisca I, 128-279 (8. Jahrh.) und 491–533 (9. Jahrh.). Glossæ trevirenses_( Trierer Glossen, 12. Jahrh.) in Hoffmann's althochdeutschen Glossen I, S. 1- 19. Glossæ vindobonenses (Wiener Glossen 9 – 12. Jahrh.) in Hoffmann's althochdeutschen Glossen I, S. 56-63. Glossæ wirceburgenses (Würzburger Glossen, a. d. 9. Jahrh.?) in Eccard's Francia Orientalis II, 977-981. Glossæ zwetlenses (10. Jahrh.) sind auch nach Hoffmann's Abdruck in seinen althochdeutschen Glossen I, 25-55. benußt. Hartmann, vom Glouben, Ausg. v. Maßmann i. f. Deutschen Gedichten des XII Jahrh. I. Jeroschin (14. Jahrh.) nach der Anführung bei Frisch. Koloczaer codex altdeutscher Gedichte, herausg. von Mailath und Köffinger (Pesth 1817). Konrad's von Würzburg goldene Schmiede, Ausgabe v. Wilh. Grimm ( Berlin 1840). Heinrich von Krolewiz uz Missen Vater unser, herausgeg. V. G. Chr. Fr. Lisch. Leben und Tod der Maria, in der Gießener Pergamenthandschrift Nr. 876. S. 163-272. Hugo's von Langenstein Leben der heiligen Martina in Graff's Diutisca II, 115–166. Mayr Helmbrecht Wernher's des Gartenææres, herausgeg. v. Jos. Bergmann in den Wiener Jahrbüchern 1839, B. LXXXV. Merigarto (Meergarten = Welt) Bruchstück eines Gedichtes aus dem XI. Jahrh. ( Prag. 1834; wieder abgedruckt in Hoffmann's Fundgruben II, 3—8.). Myller (Müller), Samlung deutscher Gedichte aus dem XII., XIII. u. XIV. Jahrhundert (Berlin 1782 ff.), 3 Bände in 4. Ravennaschlacht (Rabenschlacht) in den deutschen Gedichten des Mittelalters II. Salomon und Morolf in u. d. Hagen's u. Büsching's deutschen Gedichten des Mittelalters I. Altteutsche Schauspiele, herausgegeben von Franz Joseph Mone (Quedlinb. u. Leipz. 1841). Mone, Anzeiger zur Kunde der Vorzeit. Kleinere Gedichte von dem Stricker, herausgegeben von K. A. Hahn. Von des todes gehügde in Maßmann's deutschen Gedichten des XII. Jahrh. II, 343-357. Wernher's Maria in Hoffmann's Fundgruben II. Willehalm in Lachmann's Ausg. des Wolfram von Eschenbach. Wolfdietrich itt

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