Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste [ed. by C.F. Weisse]., Volume 58

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Christian Felix Weisse
1796
 

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Page 293 - Wie sprang, von kühnem Mut beflügelt, Beglückt in seines Traumes Wahn, Von keiner Sorge noch gezügelt, Der Jüngling in des Lebens Bahn. Bis an des Äthers bleichste Sterne Erhob ihn der Entwürfe Flug, Nichts war so hoch, und nichts so ferne, Wohin ihr Flügel ihn nicht trug.
Page 292 - Wie groß war diese Welt gestaltet, Solang die Knospe sie noch barg, Wie wenig, ach! hat sich entfaltet, Dies wenige, wie klein und karg!
Page 293 - Wie aus des Berges stillen Quellen Ein Strom die Urne langsam füllt, Und jetzt mit königlichen Wellen Die hohen Ufer überschwillt, Es werfen Steine, Felsenlasten Und Wälder sich in seine Bahn, Er aber stürzt mit stolzen Masten Sich rauschend in den Ozean. So sprang, von kühnem Muth beflügelt, Ein reißend bergab rollend Rad, Von keiner Sorge noch gezügelt, Der Jüngling in des Lebens Pfad.
Page 296 - Wie wenn auf einmal in die Kreise Der Freude, mit Gigantenschritt, Geheimnisvoll nach Geisterweise Ein ungeheures Schicksal tritt Da beugt sich jede Erdengröße Dem Fremdling aus der andern Welt, Des Jubels nichtiges Getöse Verstummt, und jede Larve fällt, Und vor der Wahrheit mächt'gem Siege Verschwindet jedes Werk der Lüge.
Page 299 - Aber mit sanft überredender Bitte Führen die Frauen den Zepter der Sitte, Löschen die Zwietracht, die tobend entglüht, Lehren die Kräfte, die feindlich sich hassen, Sich in der lieblichen Form zu umfassen, Und vereinen, was ewig sich flieht.
Page 299 - Offen liegen ihm die Schätze Der Vernunft, der Phantasie, Nur das Bild auf seinem Netze, Nur das Nahe kennt er nie. Aber die Bilder, die ungewiß wanken Dort auf der Flut der bewegten Gedanken, In des Mannes verdüstertem Blick, Klar und getreu in dem sanfteren Weibe Zeigt sie der Seele krystallene Scheibe, Wirft sie der ruhige Spiegel zurück.
Page 300 - ... verschonet Grausam das Beherrschte nicht. Des Gedankens Sieg entehret Der Gefühle Widerstreit, Nur der ewge Kampf gewähret Für des Sieges Ewigkeit. Aber für Ewigkeiten entschieden Ist in dem Weibe der Leidenschaft Frieden ; Der Notwendigkeit heilige Macht Hütet der Züchtigkeit köstliche Blüte, Hütet im Busen des Weibes die Güte, Die der Wille nur treulos bewacht. Aus der Unschuld Schoß gerissen...
Page 314 - Göttliche verhüllt, Noch oft das tiefe Sehnen Der Liebe dir gestillt; Belohnt des Herzens Mühen Der Ruhe Vorgefühl, Und tönt von Melodien Der Seele Saitenspiel: So such im stillsten Tale Den blütenreichsten Hain, Und gieß aus goldner Schale Den frohen Opferwein!
Page 316 - Goldenes, süßes Licht der allerfreuenden Sonne, Und du friedlicher Mond, und ihr Gestirne der Nacht, Leitet mich sanft mein Leben hindurch, ihr heiligen Lichter, Gebt zu Geschäften mir Muth, gebt von Geschäften mir Ruh; Daß ich unter dem Glanze des Tags mich munter vergesse, Aber mich wieder sind unter dem Schimmer der Nacht!
Page 312 - der Schmetterlinge gaukelnd Heer. Der Liebe luftger Schleier, rings umflogen Von Zephyretten, spielte mit den Wogen. Und über mir, hoch über mir in Lüften Des blauen Aethers, säuselte der Baum, Der rein und lauter von der Erde Düften, Ein himmlisches Gewächs, den grünen Saum Umschreibet mit der Sonne goldnen...

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