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Jean Donneau widmete sich als der jüngste Sohn der Familie dem Wunsche seiner Eltern gemäss dem geistlichen Stande, und es gelang ihm, in dieser Stellung einige Benefizien zu erhalten. Mochte ihn nun, wie Mouhy sagt1), die Liebe zu der Tochter eines Malers oder eine besondere Neigung zur Schriftstellerei oder aber auch ein gewisser Ehrgeiz veranlasst haben, kurz, er gab seinen Beruf bald wieder auf, um in einer anderen Laufbahn Ruhm und Glück zu suchen. Er begann dieselbe 1663 mit der Herausgabe einer Novellensammlung betitelt Nouvelles nouvelles). De Visé hatte seinen literarischen Ruf nicht besser begründen zu können geglaubt, als mit einer scharfen Kritik der bedeutendsten Dichter Frankreichs, nämlich Molière's und Corneille's. Besonders heftig griff er des letzteren Tragödie Sophonisbe3) an, welche die Schauspieler des Hôtel de Bourgogne zu der Zeit aufgeführt hatten. Die Lobeserhebungen, welche de Visé an die Schauspieler verschwendete, liessen die Schärfe der Kritik, mit der er den Dichter angriff, noch mehr hervortreten. So war denn dieser Mann, den wir später als begeisterten Lobredner der Werke Corneille's finden werden, zuerst sein Widersacher. Zwar stand er ihm nicht allein gegenüber; denn Corneille erlitt gerade zur Zeit seiner schönsten Erfolge die leidenschaftlichsten und heftigsten Angriffe; aber wir haben wohl das Recht, seine Haltung aus den elenden Leidenschaften des Hasses und des Neides zu erklären, da zu derselben Zeit, wo er die Sophonisbe angriff, auch die École des Femmes und die Critique de l'École des Femmes mit ungerechter Schärfe von ihm herabgesetzt wurde, und zwar in einer Weise, die viel mehr Erbitterung und gemeine Eifersucht, als Unterscheidungsgabe und Scharfsinn zeigte.

Die erste gegen Molière gerichtete Satire veröffentlichte de Visé in demselben Jahre, wie die Kritik der Sophonisbe. Sie trug den Titel Zelinde,ov la veritable Critique de l'Escole des Femmes, et la Critique de la Critique. Wenn dieses Stück auch nicht zur Aufführung gelangte, so durchlief es doch die damals in literarischen Kreisen tonangebenden Salons und wurde mit Freuden von den zahlreichen Feinden, die sich Molière durch die Précieuses ridicules und die École des Femmes verschafft hatte, aufgenommen. Alle die durch den grossen Dichter in den Précieuses lächerlich gemachten Kreise, deren Übertreibung und Nachäffung einer verkehrten Zeitrichtung er mit beissendem Spotte geisselte, alle die Dichter und Dichterlinge, deren Ruhmes

1) Journal chronologique du Théâtre Français, VII.

2) Das Privileg derselben ist vom letzten Februar 1662 datiert; der erste Druck des Werkes war am 9. Februar 1663 fertiggestellt. Robinet spricht über dieselben in seinem Briefe vom 17. Februar 1663 folgendermassen :

Il court vn Livre de Nouvelles,
Nommé les Nouvelles nouvelles,
Livre, certes, trés-inventif,
Fort plaizant et récréatif,

Et dont vne Plume excelente,

(Mais plus critique, qu'indulgente)

Et des plus fines d'à-prézent,
A fait, aux curieux, prezent.
Cette Plume, des plus artistes,
Entreprend fort les Nouvellistes
D'Etat, de Parnasse et de Cour;
Je ne l'ay que depuis vn jour,
Et n'en ay lû que trente pages:

Mais je croy qu'entre les Ouvrages

3) Nouvelles nouvelles, III.

Qui depuis dix ans ont paru,
Celuy sera des mieux couru;
Car cét Autheur-là dit, luy-mesme,
Que, par vne manie extreme,

Le siécle aime mieux les Censeurs,
Que les Livres pleines de douceurs,
C'est-à-dire plus les Critiques,
Que les Doctes et Politiques:
Et ce qui le Livre susdit

Métra, sans doute, en haut crédit,
C'est que dans ce peu de lecture
Que j'en ay fait à l'ouverture,

Je m'imagine et je m'atens

Qu'il doit-être vn Tableau du Temps.

glanz durch Molière's Verachtung der althergebrachten Regeln der französischen Kunstdichtung, wie er sie in der École des Femmes zeigt, erblasste, hatten für de Visé Lobeserhebungen und Ermutigungen, und somit war dessen Zweck, die Aufmerksamkeit der Fachgenossen und des Publikums auf sich zu lenken, erreicht. Der Gewagtheit einer solchen Spekulation ist er sich vollkommen bewusst, wenn er im Mercure galant sagt: «On me fera toujours beaucoup d'honneur de me donner le nom de téméraire. La témerité appartient aux jeunes gens, et ceux qui n'en ont pas, loin de s'acquérir de l'estime, devraient être blâmé de tout le monde».

Jene Satire auf Molière sollte in de Visé's Verhältnis zu Corneille eine Änderung hervorbringen. Dem Verfasser des Menteur war der Vorwurf gemacht worden, auf die Erfolge Molière's eifersüchtig zu sein, obwohl dieser offen gestand, durch jenes Stück Corneille's den richtigen Weg in der Komödie gefunden zu haben. Da diese Anschuldigung des Abbé d'Aubignac, eines Feindes Corneille's, durch das Zeugnis von Segrais, einem Freunde und ausschliesslichen Bewunderer desselben, bestätigt ist, darf man wohl von der Berechtigung derselben überzeugt sein. Es ist nicht unmöglich, dass die Kritik der École des Femmes de Visé Corneille's Verzeihung für die Kritik der Sophonisbe verschaffte und so die Versöhnung zustande brachte. De Visé wurde jetzt sogar der glühende Verteidiger derselben Sophonisbe, die er zuerst so bitter zensiert hatte, und dadurch geriet er mit dem Abbé d'Aubignac in einen langen Streit beleidigender «dissertations». So war de Visé unter die Zahl der Verteidiger Corneille's aufgenommen, und von da ab stand er entschieden und für immer auf dessen Seite.

Im Jahre 1664 veröffentlichte de Visé ein Bändchen mit dem Titel Les Diversitez galantes. Sie enthalten u. a. die Responce à l'Impromptu de Versailles ou la Vengeance des Marquis und eine Lettre sur les affaires du Theatre, welche häufig fälschlicherweise dem Schauspieler und Komödiendichter de Villiers zugeschrieben sind.

Waren diese Schriften heftige Angriffe auf Frankreichs grössten Lustspiel dichter, so erschien gegen Ende desselben Jahres eine Lettre écrite sur la Comédie dv Misanthrope'), unterzeichnet I. D. D. V., in der der Verfasser für Molière Partei ergriff. Dadurch versöhnte sich Molière nicht nur mit ihm, sondern würdigte jene Abhandlung sogar, sie seinem Stücke in der Ausgabe von 1668 voranzuschicken. Wir können diese plötzliche Wendung in dem Verhältnis de Visé's zu Molière nur durch des ersteren Charakter erklären, der stets und augenblicklich geneigt war, da Partei zu ergreifen, wo sich ihm der grösste Vorteil bot. Nunmehr wandte sich de Visé vom Hôtel de Bourgogne, auf dessen Seite er bis jetzt gestanden hatte, ab und Molière's Truppe zu, die dann i. J. 1665 seine Komödie La Mere coquette ou les Amans brouillés aufführte. 1667 folgten drei weitere Lustspiele, nämlich La Veufve a la Mode, Delie und L'Embarras de Godard, ov l'Accouchée. Das nächste Jahr war für de Visé insofern von Wichtigkeit, als er sich in demselben verheiratete, und zwar nach den meisten Angaben, u. a. denen der Gebrüder Parfaict und auch Mouhy's, mit der Tochter eines Malers. Nach Jal soll sie die Tochter eines talentvollen Bildhauers gewesen sein, dessen pekuniäre Verhältnisse durch bedeutende Aufträge des Königs so gebessert wurden, dass er sich in Versailles ein Haus bauen konnte. In einer späteren Bemerkung nennt Jal auch den Namen des Mädchens, nämlich «Anne Picou». Über die Familie derselben und sie selbst ist uns nichts Näheres bekannt. Aber so viel wissen wir, dass de Visé's adelsstolze Eltern und Verwandte die Heirat durchaus nicht billigten. La Gravette de Mayolas spricht in sei

1) Sie ist abgedruckt in den Grands Écrivains.

nem Briefe vom 16. Mai 16661), Robinet in dem vom 15. Mai 16662) davon, dass << Monsieur >> und «la Reyne» einen Sohn des Herrn «Devisé» über die Taufe gehalten und «Louis-Philippes » benannt haben. Dass dieses aber, wie Rothschild 1. c. II angibt, nicht der Sohn unseres Dichters gewesen sein kann, geht aus der Stelle von Robinet's Brief hervor, wo es heisst:

C'est le Fils du Sieur Devisé,

Son Officier tres-avisé u. s. w.

Es tut hier nichts zur Sache, welcher de Visé Vater dieses Kindes gewesen.

1669 liess unser Dichter sein Lustspiel Les Maux sans remedes aufführen. In demselben Jahre erschienen dann 3 Bde. Nouvelles galantes et comiques, welche in manchen Werken irrtümlich als Neudruck der Nouvelles nouvelles angegeben sind. In dem «Extrait du Privilege du Roy» finden wir als Verfasser einen Sieur D. V. de Visé genannt. Es sind im ganzen 16 galante Novellen, deren,,Komik" meist ausserordentlich derbe ist. Sie interessieren wenig und sind in sehr trockenem und nüchternem Stile geschrieben. 1670 wurde des Dichters erste Tragödie aufgeführt, nämlich Les Amours de Venus, et d'Adonis. Ausserdem brachte er in diesem Jahre noch drei Lustspiele: Le Gentilhomme Guespin, L'Amour échappé und Les Intrigues de la Lotterie auf die Bühne. 1671 liess er Les Amours du Soleil, eine «tragédie à machines», aufführen und im folgenden Jahre das Lustspiel Le Mariage de Bachus, et d' Ariane.

Alle bisher genannten Stücke hatten wegen ihrer Mittelmässigkeit nur geringen Erfolg. Da aber des Dichters pekuniäre Verhältnisse nicht sehr glänzend waren, so suchte er nach einer anderen Einnahmequelle und fasste den glücklichen Entschluss, eine Zeitung zu gründen. Es ist dieses der bekannte Mercure galant3).

Da derselbe des Dichters Bedeutung ausmachen sollte, so wollen wir nicht unterlassen, etwas auf ihn einzugehen. In den ersten beiden Jahren des Bestehens erschienen 6 Bde., nämlich der erste im Mai 1672, die übrigen im folgenden Jahre. Mochte nun aber der Erfolg nicht ein derartiger sein, wie der Herausgeber sich davon versprochen hatte, oder mochte der Autor aus anderen Gründen dazu veranlasst sein, kurz, die Veröffentlichung verblieb in den nächsten Jahren. 1677 erschien dann wieder ein Bändchen mit dem Titel Le nouveau Mercure galant, das für die drei ersten Monate dieses Jahres gelten sollte, und vom April d. J. ab bis zum Tode de Visé's wurde monatlich regelmässig mindestens ein Band herausgegeben. Die ausserordentlichen Bände trugen den Titel <<Extraordinaire». Dieses Journal, dessen Mitarbeiter von 1689 ab der jüngere Corneille war, umfasste bis zum Tode seines Gründers mehr als 500 Bände. Es sind trockene und meist sehr langweilige Briefe, die eine in der Provinz wohnende Dame von den neuesten Ereignissen auf dem Gebiete der Politik, der Literatur, des Krieges, der Mode u. s. w. unterrichten sollten. So gibt de Visé z. B. die Geburten, Hochzeiten, Todesfälle und Begräbnisse besonders wichtiger, hochstehender Persönlichkeiten an, oder es folgen Kriegsberichte, die jedoch meistens nur in der Aufzählung der verschiedenen Armeekorps, der Namen der Kommandeure oder einer Liste der Offiziere, die sich ausgezeichnet hatten oder verwundet oder gefallen waren, bestand. Über den genaueren Verlauf

1) Cf. Rothschild, Les Continuateurs de Loret, I, 859.

2) Ibid, 867 f.

Der 1. Bd. trug den genaueren Titel: Le Mercure galant. contenant plusieurs Histoires veritables, Et tout ce qui s'est passé depuis le premier Janvier 1672. jusques au Depart du Roy. A Paris, Chez Claude Barbin, au Palais, sur le Second Perron de la S. Chapelle. M. DC. LXXII. Avec Privilege dv Roy. Das Privileg ist auf den Namen des Sieur Dan. ausgestellt und vom 15. Februar 1672 datiert, der erste Druck war am 25. Mai 1672 vollendet.

eines Kampfes oder sonstiger Kriegsangelegenheiten, kurz über Dinge, die doch den interessantesten und wichtigsten Teil eines solchen Berichtes bilden sollten, erfahren wir hingegen nichts oder nur ausserordentlich wenig. Die Neuerscheinungen auf literarischem Gebiete unterzieht er einer beissenden Kritik. «Cet Auteur», sagen die Gebrüder Parfaict, «était ennemi secret des grands hommes de son siecle, et jamais il n'a parlé de Molière, de Racine et Despreaux, de Lully et de Quinault, lorsque ce dernier travaillait dans le genre Lyrique, qu'en des termes qui exprimaient plus la satyre que la louange. En récompense il a porté jusqu'aux sommet du Parnasse les Abbés de Pure, de Boyer, de Clerc et de Pradon». Ebenso schwach waren auch die kleinen Romane, die das Feuilleton des Mercure bildeten. Neben diesen nahm er auch Balladen, Epigramme, Sonette und Oden auf, deren Verfasser sehr unter dem Einfluss von Voiture, Scudéry, Maynard und Benserade standen und weniger die kleinen Vorzüge dieser Dichter, als ihre Fehler nachahmten. Viele dieser Oden und Sonette sind nichts weiter als Lobhudeleien auf Ludwig XIV., der in ihnen wie ein Gott geehrt und gefeiert wurde. Die Hauptverfasser dieser Dichtungen waren Quinault, Cotin, Perrault, Mlle de Scudery, und besonders Mme Deshoulières, eine der gefährlichsten Feindinnen Racine's, deren oft sehr fade Poesien de Visé nie ohne galante Kommentare zu veröffentlichen verfehlte. In gewisser Weise entsprach also der Mercure galant unseren heutigen Zeitungen, nur mit dem Unterschiede, dass dort die Briefform angewandt war, dass er nicht täglich erschien und die Annoncen fehlten. Der behandelte Stoff ist, wenn er auch damals noch nicht so geordnet war, derselbe wie heute. Schon vorher hatten allerdings Robinet und Loret ihre Lettres en vers veröffentlicht, doch sind diese nicht als eine Art Zeitung anzusehen, da sie in keiner Weise so umfassend und ja auch in Versen abgefasst waren. De Visé ist demnach der eigentliche Begründer des französischen Journalismus geworden, und darum heute noch nicht gänzlich vergessen. Trotzdem zwar sein Mercure von Boursault in der Comédie sans titre und von Gacon in dem Poëte sans fard arg verspottet wurde, trozdem La Bruyère von ihm gesagt hatte: «C'est ignorer le goût du peuple que de ne pas hasarder quelquefois de grandes fadaises», und in seinen Caractères über ihn urteilte: «Le Mercure est immédiatement au-dessous du rien», so machte ihn doch die Gründung dieses Journals zu einer viel umworbenen, ja sogar oft gefürchteten Persönlichkeit. Man suchte seine Unterstützung, seine Mitarbeiterschaft, seinen Einfluss, man hütete sich aber auch, ihn anzugreifen.

Verfolgen wir nun des Dichters ferneres Leben und Wirken. 1673 erschien das Lustspiel Les Maris infidelles auf der Bühne. Bis 1675 hat er kein Theaterstück verfasst, weil er jedenfalls anderweitig in Anspruch genommen war. In diesem Jahre erschien dann auf der Bühne Circe, eine <<Tragedie ornée de Machines», an der jedoch Th. Corneille den Löwenanteil hatte. Gegen Ende desselben Jahres wurde eine zweite Komödie dieser beiden Dichter aufgeführt, mit dem Titel L'Inconnu.

Am Dienstag, den 16. September 1676, verlor de Visé seinen Vater, der 77 Jahre alt geworden und folglich gegen oder zu Anfang 1599 geboren war. Der Totenschein bezeichnet ihn als «escuyer, sieur de Vizé, capitaine exempt des gardes du corps de feu S. A. R. Monsieur le duc d'Orléans, et gentilhomme servant de feuë la Reine mère du Roy»1), und war ausser von «Donneau Deuizé » von «Gaspard Donneau» unterzeichnet. Am Dienstag, den 30. März 1677 verheiratete sich des Dichters Schwester «Marie Madeleine» mit «Gaspar Donneau de Vizé», dessen dritte Gemahlin sie

1) Cf. Jal, l. c.

wurde. Zeugen hierbei waren «Jean Donneau de Vizé, Jacques Donneau de Vizé, écyer, premier valet de chambre de la Reine, frères de la mariée», und dame Philippe, femme de Jacques Donneau de Vizé1)». Demnach scheint der Dichter mit seiner Familie wieder ausgesöhnt gewesen zu sein. Der 1679 einer Giftmischerin gemachte Prozess lieferte de Visé den Stoff zu seinem Lustspiel La Devineresse, welches er mit Th. Corneille gemeinsam verfasst hat. Zwei Jahre später erschien unter seinem Namen ein Lustspiel mit dem Titel La Comete, das jedoch von einem anderen Dichter stammte. Das aus demselben Jahre hervorgegangene Lustspiel La Pierre philosophale wie der aus dem Jahre 1865 stammende Usurier sind wieder in Gemeinschaft mit Th. Corneille verfasst Durch eine Verfügung vom 28. Februar 1684 bewilligte Ludwig XIV. unserem Dichter nach dem Tode der Königin eine Pension von 6000 livres1). Am 1. März 1691 vergrößerte der König <<voulant gratifier et traiter favorablement Jean Donneau, s de Vizé, en considération de ses services1)» seine jährliche Pension um 2000 livres, und abermals durch einen Erlass desselben Jahres um 4000 livres. Demnach hatte de Visé nunmehr die beträchtliche Pension von 12000 livres, die er den in seinem Mercure und sonstigen Werken an den König und sein Haus verschwendeten Schmeicheleien zu verdanken hatte. Doch nicht genug damit. Er stand so hoch in des Königs Gunst, dass dieser ihm nicht nur bald danach noch «une pension de cinquante écus et son logement aux galeries du Louvre» anbot, sondern ihm auch das Amt und den Titel eines «Historiographe» verlieh. Letzteres bezweifelt Jal allerdings, da er nirgends das betreffende «brevet» gefunden habe. Wir möchten uns aber trotzdem dahin entscheiden, dass de Vizé dieses Amt besessen haben muss, da er im Mercure vom Februar 1699 in dem Bericht über seine Familie sich «Historiographe de France» nennt und in der Einleitung zu demselben ausdrücklich erklärt hat: «je n'avanceray rien dont je n'ai les certificats en main».

Von den Werken seiner letzten Lebensjahre wurden 1695 das Lustspiel Les Dames vangées und im Jahre darauf das Lustspiel L' Avanturier aufgeführt. Auch Le Vieillard couru stammt aus diesem Jahre. Damit war de Visé's dichterische Tätigkeit abgeschlossen.

Am 14. Januar 1698 verheiratete er sich zum zweiten Male, und zwar mit «Marie-Catherine Le Hongre». Wann seine erste Gemahlin gestorben ist, wissen wir nicht. Dieser neuen Hochzeit wohnten als Zeugen bei «François Le Hongre, frere de la mariée», und Noël Jouvenet, sculpt ordre du Roi, demeurant rue des Jeûnesses, paroisse St.-Eustache, oncle de la mariée». Jal macht noch die Bemerkung: «Jean Donneau signa d'une écriture lourde et mal conformée: «Donneau Deuizé». Aucun des Vizé n' assista à ce mariage2)».

In den Jahren 1697-1705 veröffentlichte de Visé seine Memoires pour servir a l'Histoire de Louis XIV, (10 Bde., grand in-fol.). Dieses Werk hat aber durchaus keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit oder geschichtlichen Wert. De Visé sagt selbst in seiner Vorrede zu Bd. I: Il manque trop de parties, et je ne suis pas assez entré dans les secrets du Cabinet, qui sont les mystères delicats à traiter, et qu'on ne doit point se hazarder à faire paroître, à moins qu'on ne les ait puisez dans la source. Il ne peut aussi passer pour de simples Memoires. Ce n'est point l'Histoire de France, c'est la vostre Sire, et elle ne contient rien qui ne regarde Vostre Majesté». Lassen wir ihn selbst sprechen über den Zweck dieser Memoiren: «Il doit estre regardé comme

1) Cf. Jal, 1. c.

2) Es ist nicht unmöglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass Jal sich geirrt hat in der Annahme, der Vater der ersten Gemahlin de Visé's sei Bildhauer gewesen, während wir ihn sonst als Maler angegeben finden. Jedenfalls hat Jal jenen mit dem Onkel von des Dichters zweiter Gemahlin verwechselt, welcher in der Tat Bildhauer war.

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