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Aktenstücke

zur

orientalischen Frage.

Nebst

chronologischer Uebersicht

zusammengestellt

von

Dr. J. von Jasmund.

[1]

Berlin 1855.

F. Schneider und Comp.

Unter den Linden No. 19.

120

BODLEIAN

1JUL 935

LIBRARY

Vorwort.

Das vorliegende Werk soll eine möglichst vollständige Auswahl der wichtigern Aktenstücke zu der bereits länger als zwei Jahre schwebenden orientalischen Verwicklung bieten. Da es nicht möglich war, die Aktenstücke anders als in deutschem Text zu geben, so find wenigstens die Wiener Protokolle, die Noten vom 8ten August 1854 und die Verträge nach dem Originalwortlaut in einem besondern Anhang hinzugefügt worden. Die genaue chronologische Übersicht wird hoffentlich dazu dienen, die Aktenstücksammlung noch nuzbarer zu machen. Der sehr beschleunigte Druck muß Mängel, deren sich manche finden dürften, entschuldigen. Einzelnes ist nachträglich noch berichtigt worden. Wenn das Werk Anklang findet, so soll für die weiter erscheinenden Aktenstücke zur orientalischen Verwicklung die Sammlung in Supplementheften fortgesezt werden; darin würden auch Ergänzungen zu dem vorliegenden Werk, z. B. Aktenstücke über die griechische Frage und Serbien, die Verordnungen der Türkei zur Emancipation der Christen, die wichtigsten Dokumente zur Frage des Seerechts der Neutralen Plaz finden, welche, um nicht diesen Band zu sehr anzuschwellen, für jezt unberücksichtigt bleiben mußten.

Chronologische Uebersicht.

1850.

Mai. 10. Der engl. Gesandte in Constantinopel, Sir Stratford Canning, zeigt Aftenstück seiner Regierung den bevorstehenden Streit über die Frage der hei- Nr. 1. ligen Stätten mit der Befürchtung an, daß daraus eine große Verwicklung entstehen dürfte.

28. Der Gesandte Frankreichs bei der Pforte, General Aupick, reclamirt Nr. 2. 3.
bei der Pforte den Besitz der h. Orte, welche Art. 33 der Capitu-
lationen v. 1740 ihnen gewährt habe, nämlich: die große Kirche von
Bethlehem, das Heiligthum der Geburt, mit dem Recht dort einen
neuen Stern aufzustellen, die Tapeten der Grotte zu ändern 2c.,
das Grab der heil. Jungfrau, der Stein der Salbung, die sieben
Gewölbe der h. Jungfrau in der Kirche des h. Grabes, ferner das
Recht zur Ausbesserung der Kuppel der Kirche zum h. Grabe.
Die Gesandten Portugals, Sardiniens und Neapels unterstüßen die
Reclamation Frankreichs.

Juni. 7. Lord Palmerston weist Sir Stratford Canning an, sich von dem Streit
über die h. Stätten ganz fern zu halten.

Aug. 12. General Aupick drängt auf eine Entscheidung der Pforte in Betreff seiner Reclamationen.

Dec. 30. Aali Pafcha erklärt, daß die Pforte die Verträge immer genau beob achtet habe und als vollgültig bestehend auch ferner erachte. Da aber von verschiedenen Seiten Ansprüche gemacht werden, könne die Pforte nicht entscheiden, bevor nicht eine gemischte Commission die vor und nach den Capitulat. erlassenen Firmane und andere gültige Dokumente geprüft habe.

1851.

Jan. 5. Note des General Aupick an die Pforte, in welcher derselbe gegen die
in der Note Aali Pascha's vom 30. Dec. v. J. hervortretende An-
sicht, als ob gegenüber den Capitulat. von 1740 später erlassene
Firmane irgend welche beschränkende Kraft haben könnten, protestirt.
Febr. 3. Der österr. Geschäftsträger unterstüßt, mit Berufung auf die Ver- Nr. 4.
träge von Carlowiß, Passarowiß, Belgrad u. Sistowo, nach denen
Österreich berufen sei den kathol. Cultus in der Türkei zu schüßen,
die Forderungen Frankreichs und schlägt die Bildung einer gemisch-
ten Commission vor.

23. General Aupick verlangt eine kategorische Erklärung der Pforte über
seine Forderungen, und ob die Pforte sich noch strict an die Capit.
von 1740 gebunden erachte.

A

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