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schneider für den Schulgebrauch bearbeiteten gekürzten Form vorliegen.

Den Onkel Stavolo, der bereits über 50 Ringwettkämpfe siegreich bestanden hat, dessen l'amour de la gloire ihn aber trotz seiner 53 Jahre und trotz der letzten empfindlichen Niederlage gegen den flotten Tänzer seiner Tochter Margrédel, YériHans, den gefürchtetsten Ringkämpfer der ganzen Umgegend, in einen neuen Wettkampf verwickelt, sehen wir leibhaftig vor uns. Der Erzähler selbst und Neffe Stavolos, Kasper, welcher nach dem Tode seiner Mutter in dem Hause des Onkels lebt und sich in seine Cousine verliebt hat, erregt unsere ganze Teilnahme: wir schweben mit ihm zwischen Furcht und Hoffnung. Die blonde, blauäugige, rosen wangige Margrédel, die es dem Kasper ,angethan hat, nimmt das Interesse nicht minder in Anspruch: die Angst, mit welcher sie dem Kampfe beiwohnt, ihre kindliche Liebe, die sie bestimmt, ihre Hand unter der Bedingung, dafs ihr Vater in dem Wettkampfe siege, dem Yéri-Hans, dem Nebenbuhler ihres Cousins, zu reichen, berührt gleichfalls sympathisch. Schliesslich bilden auch die Nebenpersonen ein anmutiges und unterhaltendes Beiwerk: die gute Mutter Robichon, welche durch ihre Redseligkeit die unschuldige Ursache zu dem letzten Ringwettkampfe mit Yéri-Hans wird, ihr Sohn Nicolas, der Typus ländlicher Schüchternheit, der Hornist Waldhorn, welcher seinen alten Freund und Kameraden Kasper tröstet mit den Worten: ,quand une femme va vous tomber sur le dos, et qu'un autre se risque pour vous, il faut en bénir le ciel cent fois, cela prouve que le bon Dieu vous aime', die dicke Urschel, Stavolos Magd, der alte Chirurg von Kirschberg Summer und der Doktor Lehmann in Eckerswir.

Dafs verschiedene in der Erzählung vorkommende Ortsnamen teils gar nicht existieren und wahrscheinlich für andere eingesetzt sind, teils nicht in der Gegend zu finden sind, in welcher die Begebenheiten sich abspielen, thut dem Ganzen keinen Eintrag.

Das Büchlein wird als geeignete Privatlektüre einer wohlwollenden Aufnahme sicher sein können. Die beigegebenen Anmerkungen geben über einzelne sachliche und grammatische Eigentümlichkeiten willkommenen Aufschlufs. Die Fufsnoten erleichtern das Verständnis in angemessener Weise, nur hätte die Note S. 3 Z. 12 bereits auf S. 2 Z. 5, S. 9 Z. 23 auf S. 8 Z. 17, S. 16 Z. 12 auf S. 11 Z. 20 und S. 72 Z. 2 auf S. 69 Z. 23 verzeichnet werden sollen.

Der Text ist im ganzen korrekt. Abgesehen von der Undeutlichkeit bzw. Ungleichmässigkeit einzelner Typen, namentlich des é und é (vgl. S. 5 Z. 26, S. 6 Z. 2, S. 10 Z. 21, S. 13 Z. 19, S. 17 Z. 14, S. 24 Z. 22, S. 50 Z. 16, S. 59 Z. 25, S. 61 Z. 2, S. 78 Z. 15 u. a. m.) findet sich S. 39 Z. 21 Kirchberg st. Kirschberg; S. 40 Z. 21 de docteur st. le d.; S. 50 Z. 25 Enfin st. Enfin;

S. 62 Z. 1 (tout) a coup st. à c.; S. 64 Z. 10 je, dormis st. je d.;
S. 65 Z. 23 Stavola st. Stavolo; S. 78 Z. 8 Cet fut st. Ce f.;
S. 79 Z. 2 (corps) a corps st. à c.; S. 83 Z. 14 die-je st. dis-je;
S. 86 Z. 26 qu'en tremblant st. qu'en tremblant.

Die Ausstattung des Buches verdient Lob.
Salzwedel i. A.

K. Brandt.

Baker, History of the English People. Im Auszuge herausgegeben und erklärt von Heinrich Loewe. Berlin 1894, Weidmannsche Buchhandlung. Weidmannsche Sammlung französischer und englischer Schriftsteller. VIII u. 180 S. 8. geb. 1,80 M.

Die Bearbeitung von Baker's History of the English People als Schullektüre scheint mir sehr verdienstlich. Die Sprache ist einfach und natürlich, die Darstellung lebendig und anschaulich; der an und für sich interessante Stoff ist noch mit zahlreichen Anekdoten gewürzt, so dafs sich das Buch wohl eignet, auf den Realanstalten dem Unterricht in der mittleren Stufe, auf dem Gymnasium dem Anfangsunterricht als Unterlage zu dienen.

Was mir an dem Buch besonders gefällt, ist der Umstand, dafs das weniger Wichtige nur kurz, die Hauptepochen jedoch ausführlicher behandelt sind. So wird die Geschichte von Alfreds Auftreten zwar kurz (auf 5 Seiten), aber übersichtlich und klar geschildert. Man kann ja nicht verlangen, dafs unsere Schüler sich eingehende Kenntnisse der englischen Geschichte aneignen; es genügt, ihnen in flüchtigen Umrissen unter Hervorhebung der wichtigeren und bedeutungsvolleren Perioden ein ungefähres Bild von der Entwicklung des englischen Volkes und Staatslebens zu entwerfen. Darum müssen auch in einer solchen zusammenfassenden Darstellung alle unnötigen Details, Daten und jede Anhäufung von Namen möglichst vermieden werden. Andererseits darf aber auch nichts ausgelassen werden, was zum Verständnis der grofsen Ereignisse notwendig ist; daher wäre es wünschenswert gewesen, dafs der Herausgeber die zwischen den ausgewählten Abschnitten liegenden Ereignisse, die er ja irgend einem anderen englischen Kompendium entnehmen konnte, wenn auch nur in kleinerem Druck, hinzugefügt hätte. Dann hätte das Buch auch für die Oberstufe einen grofsen Wert, wo man gern einen solchen Abrifs als Unterlage für die Sprechübungen benutzt, damit die Schüler, die bereits einzelne Abschnitte der englischen Geschichte durch die Lektüre eingehender kennen gelernt haben, einen zusammenhängenden Überblick über die englische Geschichte erhalten. So bietet dieses Buch mehr einzelne Bilder aus der englischen Geschichte als eine zusammenhängende übersichtliche Darstellung.

Dem Plan der Sammlung, in der dieses Bändchen erschienen ist, entsprechend, befinden sich die Anmerkungen unter dem Text. Die Interpretation könnte gründlicher und gediegener sein. Die Druckkorrektur läfst sehr zu wünschen übrig: vgl. 8, 17 (live), 8, 23

(fighting), 8, 24 (contented), 11, 2 (Athelred's), 17, 4 (other), 19, 29 (little), 19, Anm. 6 (unwillingly), 30, Anm. 27 (par amount), 44, 29 (loss), 51, 21 (government) u. s. w.

Dortmund.

Ewald Goerlich.

Franz Fröhlich, Lebensbilder berühmter Feldherren des Altertums, zum Schul- und Privatgebrauch verfafst. Drittes Heft. Zürich 1895, F. Schulthefs. 68 S. 8. 1,20 M.

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In den Jahresber. des Philol. Ver. über Cäsar 1895 S. 150 hat R. Schneider das 1. und 2. Heft warm empfohlen; auch das dritte, das die beiden Scipionen behandelt und mit des älteren Bilde ausgestattet ist, zeugt von des Verf. Vertrautheit mit dem Stoff und giebt dem Ref., der so genauer Kenntnis sich nicht rūhmen darf, zu sachlichen Ausstellungen keinen Anlass, mag auch - selbstverständlich dieses oder jenes Stück der Überlieferung von anderen anders ge- und verwertet werden als vom Verf. Ob dieser freilich sein Ziel erreichen wird, die beiden Römer der heranreifenden Jugend nahe zu bringen und so in ihr das Interesse für die Geschichte des Altertums zu beleben, dünkt uns zweifelhaft: einmal liegt schon in dem Mangel jeder Einteilung und Überschrift, da die Erzählung über 46 und 22 enggedruckte Seiten in einem Zuge fortläuft, nicht eben viel Einladendes, ferner erinnert die Ausdrucksweise an gar manchen Stellen zu stark an das lateinische oder griechische Original, endlich ermangelt die Darstellung der Zustände und Charaktere bei aller Gründlichkeit jenes gewissen Etwas, das heute weit weniger als früher entbehrlich ist, sollen die Bilder aus dem Altertume neben den so viel näher liegenden und an sich farbenreicheren der Neuzeit irgend eine Wirkung auf Einbildungskraft und Gemüt üben. Solche Wirkung würden wir z. B. der den Gegenstand des Buches ebenfalls berührenden Monographie O. Jägers über M. Porcius Cato weit eher zutrauen.

Schwetz.

M. Baltzer.

Der obergermanisch-rätische Limes des Römerreichs. Im Auftrage der Reichs-Limes-Kommission herausgegeben von O. v. Sarwey und F. Hettner. Lieferung 2: Das Kastell Osterburken. Heidelberg 1895, Otto Petters. Subskr.- Preis M. 4. (Der Herr Verleger bemerkt,,,dafs die Kastelle aus dem Limes -Werk auch einzeln zu entsprechenden Preisen zu haben sind“.)

Diese Lieferung ist von dem Streckenkommissar Professor K. Schumacher bearbeitet und enthält, wie bemerkt, die Beschreibung des Kastells Osterburken und der betreffenden Funde nebst 7 Tafeln. Mit besonderem Interesse wurde dem Erscheinen dieser Lieferung entgegengesehen, vor allem weil 1874 in Osterburken das berühmte Mithrasbild gefunden worden war.

Das Kastell selbst liegt bei dem Städtchen Osterburken, einer Station der Heidelberg-Würzburger und Osterburken-Heilbronner Bahnlinie und gerade dem jetzigen Bahnhofe gegenüber.

Es liegt etwa 500 m hinter dem Grenzwall am Thalrande der Kirnach an einer Stelle, wo sich das Thal auf etwa 250 m Breite verengt, und diente so als Thalsperre.

Die Vorgeschichte der Freilegung der ganzen Anlage bietet das Bild eines meist von Dilettanten betriebenen Raubbaus, dessen Ergebnisse zum nicht geringen Teil verschleudert wurden. Die ,,systemlosen Wühlereien" haben auch in den 70 er Jahren wieder begonnen, erst seit Beginn der Reichsgrabungen August 1892 haben sie aufgehört.

Das Kastell zerfällt in eine untere regelmäfsige und eine obere unregelmäfsige Anlage. Das untere (altere) Kastell ist von auffallend langgestreckter Gestalt, die durch die besonderen Bodenverhältnisse bedingt ist. Aus der Beschreibung ist hervorzuheben, daf's nicht weniger als 16 Türme die Umfassungsmauer des unteren Kastells verstärkt zu haben scheinen; die anderwärts vor der Front beobachtete sogenannte Exercierhalle fehlt. Neben den Resten mehrerer kleinerer Gebäude scheint ein gröfseres Gebäude (Magazin?) vorhanden gewesen zu sein; Brunnen, Cisternen, Abflufskanäle sind nicht mehr nachzuweisen. Das später angelegte obere Kastell, der „,Anbau", ist offenbar angelegt, um dem älteren Kastell an seiner schwächsten Seite mehr Sicherheit zu schaffen; die Bodenverhältnisse haben jedoch der Erreichung dieses Zwecks Schwierigkeiten entgegengesetzt, die nicht ganz zu überwinden waren. Auch der Anbau ist mit Thoren, Zwischen- und Ecktürmen versehen; auffallend schmal sind die Thoröffnungen. ,,Die noch an einzelnen Stellen erhaltene Verrammelung der Thore läfst wohl darauf schliefsen, dafs das Kastell nach einer Belagerung verloren ging; hierauf weisen auch die vielen Waffenfunde". Gröfsere Gebäude waren nicht im Anbau, schon die starke Steigung des Bodens schlofs dies aus. Die in der Südecke befindliche runde, 1,40 m tiefe Grube kann eine Zisterne, aber auch eine Wohngrube römischer Hilfstruppen gewesen sein. In der Umgebung des Kastells, etwa 200 m vor der unteren Anlage fand sich eine Hypokausten-Anlage mit Ziegelplatten der 22. Legion; im weiteren Umfang wurden und werden überall Mauerwerk, römische Scherben etc. gefunden, die wahrscheinlich von der bürgerlichen Niederlassung herrühren. S. 21 ff. folgt eine Beschreibung und Erklärung des Mithrasreliefs von Franz Cumont, das nach letzterem als das bedeutendste unter sämtlichen Mithrasmonumenten wegen seiner Gröfse und seiner zahlreichen Einzeldarstellungen zu gelten hat.

Das Gräberfeld ist noch nicht aufgefunden, wohl aber sind Reste von grofsen Grabdenkmälern aufgedeckt worden.

Wie die Inschriften beweisen, bildete die Cohors III Aquitanorum die Besatzung und zwar unter Septimius Severus und Philippus (244–249).

Wann das Kastell erbaut ist, kann nicht angegeben werden;

Fibeln sind 39 vorhanden, Münzen 200, von denen 116 bestimmbar sind. Die ältesten Münzen sind aus der Zeit des Augustus, die jüngsten aus der Constantius des II.

Die Beschreibung der Einzelfunde: Münzen, Bronzestückchen, Fibeln, Nadeln, Schnallen, Ringe etc., Waffen, Werkzeuge, Geräte, Altäre, Bausteine, Platten, Statuetten, Sigillata-Gefäfse, Thonscherben, Ziegel etc. bildet den Schlufs der Darstellung, die durchaus Anerkennung verdient. Tafel I enthält vier Ansichten des Kastells, Tafel II bietet die Ansicht eines Thors und des Mithrasreliefs, Tafel III giebt einen Plan von Osterburken und Umgebung, Tafel IV einen Plan des Kastells; Tafel V, VI und VII geben Bilder der anderen Funde; eine Übersichtskarte über den Limeslauf schliefst auch diese Lieferung.

Die Ausstattung verdient gleiches Lob wie die Beschreibung und Darstellung. Wiesbaden.

Karl Fischer.

Spamers Illustrierte Weltgeschichte, mit besonderer Berücksich tigung der Kulturgeschichte unter Mitwirkung anderer bewährter Fachmänner umgearbeitet und bis zur Gegenwart fortgeführt von 0. Kaemmel und K. Sturmhoe fel. Dritte, völlig neugestaltete Auflage. Leipzig 1895, Otto Spamer. Siebenter Band: Geschichte der neueren Zeit vom Verfall der bourbonischen Macht bis zum Beginn der grofsen französischen Revolution, bearbeitet von O. Kaemmel, mit 465 Textabbildungen, sowie 34 Beilagen und Karten. XII u. 760 S. Achter Band: Geschichte der neuesten Zeit von der französischen Revolution von 1789 bis zum Höhepunkt der Napoleonischen Macht, von B. Volz, in dritter Auflage bearbeitet von K. Sturmhoefel, mit 276 Textabbildungen, sowie 28 Beilagen und Karten. XII u. 692 S. Jeder Band geb. 10 M.

Zu den drei bereits angezeigten Bänden dieses reich ausgestatteten Werkes (s. Bd. 49 S. 47) treten zwei weitere hinzu, welche eingehende Belehrung über die neueren Zeiten bieten. Der siebente Band macht durch anschauliche und kunstvolle Gruppierung des mannigfaltigen Stoffes, den die Zeit von 1660 bis 1789 sowohl in politischer wie in kulturgeschichtlicher Hinsicht bietet, einen sehr erfreulichen Eindruck. Zuerst wird die Mifsregierung der nach England zurückberufenen Stuarts und die Begründung der parlamentarischen Monarchie durch Wilhelm III. geschildert, dann das Sinken der gewaltthätigen Macht Ludwigs XIV. Das Bild des General Melac, mit dem brennenden Heidelberger Schlofs im Hintergrunde, illustriert treffend eine der schlimmsten Gewaltthaten, die Deutschland damals erleiden mufste (S. 59). Es folgt der spanische Erbfolgekrieg, aus welchem Frankreich erschöpft und verarmt" hervorging, während ,,der Löwenanteil des Sieges England gehörte“ (S. 126). Dem englischen Kulturleben dieser Zeit, dessen Aufschwung sich in der Entfaltung der amerikanischen Kolonieen und in dem Anwachsen der Hauptstadt London zeigt, nicht minder aber auch in Wissenschaft und Litteratur Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen L. 2. 3.

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