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Bereits die Steinzeit zeigte einen weitreichenden Handel, noch mehr die Metallzeit, wo die Metalle (Kupfer, Brouze, Zinn und namentlich Gold) und anderseits der Bernstein bereits um die Mitte des 2. Jahrtausends weitherkamen und weithinausgingen.

Grundlegend sind die Ergebnisse der Archäologie für das Wirtschaftsleben der Urzeit geworden, für die sie namentlich mit den Vorstellungen vom Nomadentum der Germanen, vom Fehlen des Ackerbaus, vorwiegender Fleischnahrung, Wohnen in Zelten und auf Wagen u. s. w., vollständig aufgeräumt hat.

Welche durchaus neuen Ansichten über Einwanderung und Ausbreitung der Germanen die Archäologie an die Hand giebt, hat Vortragender auf der Kasseler Anthropologenversammlung 1895 (vgl. Korrespondenzblatt f. Anthropologie) gezeigt.

Bereits in der frühesten Vorzeit gehören die Germanen zum Kulturgebiet Mittel- und Westeuropas und werden durch eine ungeheure Kluft getrennt von den um mehr als ein Jahrtausend zurückgebliebenen Slaven.

Dr. Rötteken: Die Dichtungsarten. Der Vortragende geht davon aus, dafs in der gewöhnlichen Poetik die Kapitel von den Dichtungsarten einen unverhältnismäfsig grofsen Raum einnehmen. Von manchem, was darin behandelt wird, erkennt man auf den ersten Blick, dafs es nicht hineingehört: so wird häufig das Tragische und Komische unter Drama behandelt, obgleich es doch auch komische und tragische Epik und selbst Lyrik giebt. Die Behandlung dieser und der übrigen Stimmungen mufs durch einen Querschnitt von den Kapiteln über die Dichtungsarten getrennt und einem besonderen Kapitel vorbehalten bleiben. Der Vortragende will nun noch eine Reihe solcher Querschnitte machen und dadurch die drei Kapitel von den Dichtungsarten ganz auflösen; er gewinnt auf diese Weise folgende neue Kapitel: Stoffwahl, Weltanschauung des Dichters, die Stimmungen, der Bildzusammenhang, die Arten der Rede (Einzelrede und Gespräch), die Übermittelung der Rede (stilles Lesen, Vortrag, Aufführung, Musikbegleitung), die Komposition. In jedem dieser Kapitel soll die darin behandelte Schicht des Kunstwerkes in allen ihren möglichen Verschiedenheiten betrachtet, aber es sollen nirgends feste Einteilungen gemacht werden, da bei solchen immer die Gefahr vorliegt, dafs eine Dichtung mit Gewalt in eine oder die andere Gruppe eingeordnet wird, während es doch in Wirklichkeit überall zahlreiche Übergänge giebt. Die Erörterung der oben erwähnten Verschiedenheiten soll dem Kritiker nur die Gesichtspunkte bieten, um jede Dichtung in ihrer Eigentümlichkeit zu erkennen und zu charakterisieren. Es soll zwar in der Poetik auch die Frage aufgeworfen werden, ob und wie weit eine bestimmte Gestalt einer dieser Schichten eine bestimmte Gestalt einer anderen im Interesse der Gesamtwirkung wünschenswert mache. Aber bei dieser Betrachtungsweise treten überall die Gründe und die Bedingungen deutlich hervor, aus denen eine bestimmte Forderung an die Dichtung gestellt wird, und die einzelnen Forderungen erscheinen nicht als so kategorisch, so unbedingt an einander gebunden, wie bei der herkömmlichen Aufstellung der Begriffe: Drama, Epos, Lyrik. Um die Unbrauchbarkeit dieser Kategorieen zu beweisen, zieht der Vortragende das Beispiel des Götz an: er ist ein Drama und zwar nach den herkömmlichen Begriffen von Drama ein schlechtes Drama. Aber er ist doch eine herrliche Dichtung, und diese herrliche

Dichtung findet also bei der üblichen Einteilung keine Rubrik, in der sie als gut gelten dürfte.

Die Ausdrücke Lyrik, Epos, Drama können zur ersten Verständigung und in populärer Sprache beibehalten bleiben, aber als eigentliche streng wissenschaftliche Termini technici wünscht der Vortragende sie vermieden zu sehen, da sie vermöge der Vielseitigkeit ihrer Bedeutung leicht Verwirrung stiften.

Professor Edward Schröder (Marburg) sprach über die im I. Bande der Deutschen Sagen" (2. Ausg. S. 275) enthaltene Geschichte von den verfluchten Tänzern von Kölbigk. Er hob zunächst die Notwendigkeit hervor, den älteren Formen der von den Brüdern Grimm vielfach nur aus jugendlicher Überlieferung geschöpften Sagen und den oft wunderlichen Kanälen ihrer Ausbreitung nachzugehn, und bezeichnete dann die folgenden Mitteilungen als eine Probe seiner eigenen Studien auf diesem Gebiete, die aber ein Arbeitsfeld für viele freiliefsen.

Die Sage von den 18 Bauersleuten, die in einer Christnacht zur Zeit Kaiser Heinrichs II. auf dem Kirchhof zu Kölbigk im Anhaltischen in frevelndem Übermut einen Reigen begannen und, von dem messelesenden Priester nach vergeblicher Warnung verwünscht, ruhelos weiter tanzen mufsten, bis sie nach Ablauf eines Jahres Erzbischof Heribert von Köln von dem grausigen Bann erlöste, diese Sage, welche die Grimms jüngern thüringischen Geschichtsbüchern entlehnten, ist im Mittelalter über einen grofsen Teil von Westeuropa verbreitet gewesen. Sie nimmt ihren Ausgang von einem wirklichen Vorfall, der sich um das Jahr 1013 zugetragen haben mufs: einem frühen Ausbruch jener Tanzwut, die die Ärzte als den grofsen Veitstanz (Chorea) bezeichnen und für die das Mittelalter noch mehrere historisch bezeugte Beispiele bietet. Unter den Laienbrüdern des Klosters Hersfeld befand sich seit dem Jahre 1038 ein Mann Namens Rudhart, welcher nach dem Zeugais des Historikers Lampert famosam illam choream in Colebecce' mitgemacht und noch 23 Jahre an den Nachwehen der Krankheit gelitten hatte.

Die sagenhafte Ausgestaltung der Geschichte, bei der die erregte Phantasie des Volkes, geistliche Tendenz und gelegentlich schwindelhafte Reklame landfahrender Leute, die dabei gewesen sein wollten, zusammengewirkt haben, fällt zweifellos noch ins 11. Jahrhundert. Merkwürdig spät tritt sie bei den deutschen Historikern auf, die seit Lambert von Hersfeld durch fast 2 Jahrhunderte garnichts von der Geschichte zu wissen scheinen. Erst um 1250 begegnen wir der Sage fast gleichzeitig bei dem Erfurter Minoriten, der dann die Quelle der späteren thüringischen Geschichtschreibung geworden ist, und bei dem damals gleichfalls schon dem Franziskanerorden angehörigen Albert von Stade, aus dem sie in die Chronistik der Hansestädte überging. Beide benutzten selbständig ein eigenartiges Schriftstück, das sich als den Bericht eines Teilnehmers gab.

Wir besitzen zwei solcher Berichte, die in ähnlicher Weise von dem Vorgang erzählen: den kürzern des Otbert und den ausführlichern des Dietrich (Theodricus); jener bezieht sich auf den Erzbischof Piligrim von Kölu (1021-1036) als Zeugen seiner Glaubwürdigkeit, dieser will durch Bischof Bruno von Toul, der 1049 als Leo IX. den päpstlichen Stuhl bestieg, autorisiert sein. Beide gehen auf einen ältern Text zurück, der bereits eine ähnliche Einkleidung hatte und jedenfalls in der Kölner Diöcese redigiert

worden war. Von ihm giebt der angebliche Bericht des Otbert einen knappen Auszug, der aus dem Gedächtnis hergestellt ist, während die Darstellung des Dietrich ihre schriftliche Vorlage mit stilistischen Prätensionen und einer bestimmten Lokalteudenz erweitert. Die beiderseitige Vorlage hat sich ihrerseits mit der Einfügung des sel. Heribert begnügt, im übrigen gab sie einen in der Nähe des Ereignisses und nicht allzu lange nachher entstandenen Bericht mit leidlicher Treue wieder.

Für den Text des Otbert kenat Schröder neun Hss., die sich auf Frankreich, Deutschland und die Niederlande verteilen. Wilhelm von Malmesbury nahm ihn fast wörtlich in die sagenhafte Partie seines Geschichtswerkes auf, und aus ihm schöpfte Vincenz von Beauvais, der wieder die Quelle ungezählter Compendienschreiber, Chronisten, Prediger, Anekdotenerzähler wurde. Selbständig benutzten ihn die beiden norddeutschen Minoriten. Ein Exemplar davon traf Wilhelm von Waddington, der Verfasser des Manuel des péchés, in einer Handschrift der Clementinischen Recognitionen, ein anderes hat seinen Weg in die Kirche von Kölbigk gefunden, wo es noch im Anfang des 18. Jahrhunderts angeschlagen war. Abgefafst aber ist dieser ‘Brief des Otbert' zweifellos in Frankreich, und verbreitet wurde er, wie uns die originelle Subscription einer Handschriftengruppe beweist, hauptsächlich durch fahrende Kleriker.

Geringer ist die Zahl der Hss. (5), in denen uns der Bericht des Theodricus überliefert ist. Dieser Gewährsmann sollte nach jahrelangem Umherirren am Grabe der hl. Editha von den Folgen der Tanzwut geheilt worden sein, und die im Kloster Wilton hergestellte Fassung ist über England hinaus nur nach Nordfrankreich gedrungen. In England selbst erfreute sie sich grofser Beliebtheit und verdrängte besonders in Dichtungen in der Landessprache mehr und mehr die kürzere, durch Wilhelm von Malmesbury verbreitete Darstellung des Otbert. Der für uns verlorene deutsche Bericht ist hier so treu bewahrt, dafs die charakteristischen niedersächsischen Namenformen der 18 our hier vollständig genannten Teilnehmer noch deutlich erkennbar sind. Dadurch gewinnt ein merkwürdiger Einschluss an Wert, der Eingang jenes Tanzliedes, welches der Bauer Gerlef improvisierte und vorsang und dessen Refrain die Rasenden ein Jahr hindurch in schauriger Ironie

wiederholt haben sollen:

,,Equitabat Bovo per silvam frondosam,
Ducebat sibi Mersuinden formosam.
Quid stamus? cur non imus?"

Der Vortragende erläuterte kurz dieses litterarhistorische Zeugnis, auf dessen
Bedeutung zuerst Gaston Paris nachdrücklich hingewiesen habe.

Nach Deutschland ist diese reichere und vollständige Version niemals zurückgelangt: hier fufst die überaus breite litterarische Überlieferung ausschliefslich auf dem Briefe des Otbert, der seit dem 13. Jahrhundert in Ableitungen fortlebt: der des Albert von Stade, der des Erfurter Miuoriten und besonders der des Vincenz von Beauvais. Hier und da zeigt sich ein spärlicher Zusatz aus der Lokaltradition: im grofsen und ganzen fufst die Überlieferung der deutschen Sage, selbst am Orte ihrer Entstehung, auf jener greifbaren französischen Version, die gelegentlich erst wieder durch englische Vermittelung (Wilhelm von Malmesbury) über Frankreich (Vincenz von Beauvais) zu uns ihren Weg findet.

Als eine freilich unsichere Spur der ältesten Version läfst sich die in mebreren Punkten eigenartige Fassung des,,Seelentrostes" bezeichnen. Jedenfalls bleibt es auffallend, dafs gerade in diesem altkölnischen Litteraturwerke, und nur hier, der Kölner Erzbischof fehlt. Der,,Seelentrost" ist dann wieder ins Niederländische und Schwedische übersetzt worden und hat so zur Verbreitung auch unserer Sage beigetragen. Der Vortragende schlofs mit einigen Bemerkungen über geistige Beziehungen zwischen Köln und dem südlichen Schweden. Der schwedische Übersetzer des Seelentrostes sei wahrscheinlich einer jener Geistlichen der Diöcese Lund gewesen, welche die Matrikel der Kölner Universität aufweise.

Privatdoz. Dr. Seelmann (Boun) konnte den Vortrag,,Die germanische Mythologie im Spiegel der altfranzösischen Litteratur" der vorgerückten Zeit halber nicht mehr halten. Er gedenkt indessen die Hauptergebnisse desselben in seiner bevorstehenden Publikation „Die Sage von Hackelberend (Hackelberg, Hackelmann) in der altfranzösischen Litteratur. Mit einer Einleitung über Ursprung und Entwickelung der altfranzösischen volkstümlichen Epik im Lichte neu ermittelter Thatsachen" der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Vortrag steht mit den Sonderforschungen, von denen der Verfasser unter dem Titel „Wiederauffindung der von Karl dem Grofsen deportierten Sachsen“ in der Kölnischen Zeitung No. 890 und 893 vorigen Jahres die erste Kunde gegeben hat, in allerengstem Zusammenhange.

Bibliothekar Dr. Wenker (Marburg): Über den Sprachatlas des deutschen Reiches. Auf der 38. Philologenversammlung zu Giefsen 1885 hatte Redner nach seiner damals fast zehnjährigen Beschäftigung mit dem Gegenstande die Forderung erhoben, der Sprachatlas dürfe nicht auf Norddeutschland beschränkt bleiben. Die grofsen Schwierigkeiten, die sich einer Ausdehnung auf Süddeutschland entgegenstellten, wurden bis 1889 gehoben. Im Herbst dieses Jahres lagen aus allen Teilen des deutschen Reiches die Fragebogen in einer Anzahl von 48 500 zur Verarbeitung fertig vor. Die Firma Giesecke und Devrient hatte die drei Sektionen der Grundkarte im Verhältnis 1:1 000 000 vollendet. Bis Dezember 1889 waren in den ersten Kartons die Einzelheiten sämtlich eingetragen. Seitdem sind von den 300 Wörtern zwei Siebentel fertig gestellt. In 15 Jahren etwa wird das ganze Werk vollendet sein. Das Material wird wortweise verarbeitet, d. h. es wird jedesmal eins der 300 Wörter des Fragebogens durch alle 48 500 Antworten verfolgt. Die Antwortformulare, aufeinander gelegt, besitzen eine Dicke von 6 Metern. Die einzelnen Schreibarten der Orte werden, so gut es geht, auf einer grofsen Karte durch Linien abgegrenzt. Nach seiner Vollendung in 15 Jahren wird der Atlas auf 900 Blättern die Verteilung der 300 Worte auf die drei Sektionen Nord-, Mittel-, Süddeutschland (Nieder-, Mittel-, Oberdeutschland) zeigen. Es ist damit kein Gebäude des heutigen Sprechdeutsch aufgeführt, sondern es sind nur einzelne Bausteine zusammengetragen und für den Bau verarbeitet. Zu dem Gebäude der heutigen Dialekte gehört aber aufser einem in allen Einzelheiten ausgearbeiteten Plane, den die drei Bearbeiter des Sprachatlas mehr als irgend wer beherrschen, das Hülfsgerüst einer deutschen Volksgeschichte. Der Sprachatlas behandelt die heutigen Mundarten. Die allmähliche Spaltung ist abhängig von den Spaltungen, Schiebungen, Wanderungen, Siedlungen und Mischungen der deutschen Volksstämme. Die heutige Schriftsprache hat sich aus der

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Übung der Hauptkulturträger, der Kirche und ihrer Klöster, der Dichter und Schriftsteller, der Fürstenhöfe und ihrer Kanzleien entwickelt. Ihre allmähliche Bildung wird verständlich in der deutschen Kirchen-, Litteratur- und Weltgeschichte. Unter diesen mehr an die Oberfläche tretenden Strömungen des eigentlich geschichtlichen Lebens geht durch die Jahrhunderte hindurch der stille und dunkle Strom der Volksgeschichte. Seine Quellen fliefsen nur spärlich. Wichtige Aufschlüsse geben die ältesten Heer- und Handelswege. Zu berücksichtigen sind die Verschiedenheiten in Rechtsleben, in Kleidung, Nahrung u. s. w. Die von Virchow 1886 zusammengestellten Karten über die Verteilung der blauen und braunen Augen sind für die Lautverschiebung wichtig. Das Wichtigste aber sind gründliche und umfassende Untersuchungen über die deutschen Ortsnamen. Vor allem handelt es sich um die Ortsnamen, die durch bestimmte Endungen und Zusammensetzungen wie ingen -ungen -lar -par -hein u. s. w. gekennzeichnet sind. Die meisten dieser Bildungen sind räumlich oder zeitlich bestimmt begrenzt. Einige Bildungen wie -lar-hein rode leben kommen nur westlich der Sprachgrenze vor. Sie waren also bei Beginn der Siedlungen im Slavenlande schon abgestorben. Andere dagegen wie hagen -wald burg -berg sind auch im Osten ungemein zahlreich, es sind dies die noch heute für Ortsnamen beliebten Bildungswörtchen. Von den in der Stauferzeit schon abgestorbenen Bildungen (wie - lar -nar ingen u. s. w.) sind die grofsen Waldgebirge Vogesen, Schwarzwald, Odenwald und Harz gänzlich frei. Wie die Bildungen zu den ältesten Schichten gehören, gehören die durch sie gekennzeichneten Gegenden zu dem ältesten Bestand des bewohnten deutschen Landes. Eine sehr alte Siedlung auf heim füllt die oberrheinische Tiefebene von Basel bis Mainz und anschliefsend die Wetterau. Um diese alte Schicht, die mit den Höhen rechts und links scharf abschneidet, lagert sich die erste auf die Berge hinaufsteigende Zone auf weiler. Sie umkränzt rings den Schwarzwald und zieht am Ostrande des Wasgau bis in die Haardt hinein. In Mitteldeutschland bezeichnet die Stufe mit roth -rode ind-scheid das erste Vordringen in die noch unbewohnten Berggegenden. Die inneren Berggegenden werden erst später von jungen Bildungen auf bach-berg u. s. w. eingenommen. Heute laufen richtige mundartliche Grenzlinien über den Kamm des Schwarzwaldes, durch den Odenwald und Spessart, über den Thüringerwald (Rennweg), den Idarwald und Hundsrück, das Rothargebirge u. s. f., die Berggegenden sind später besiedelt als die Ebene; also handelt es sich bei den heutigen Sprachgrenzen nicht um Stammesgrenzlinien sondern um Stammesgebiete mit ursprünglich unbewohnten (neutralen) Grenzstrichen, die erst allmählich von beiden Seiten her besiedelt wurden. Eine Durcheinandersiedlung mit Sprachmischung war unausbleiblich. Im nördlichen Teile der Rheinprovinz lautet das Zahlwort neun echt niederdeutsch negen oder nege, im Ripuarischen dagegen, um Köln herum, nung und nöng aus älterem nön. Zwischen nung und nege schiebt sich in den Kreisen Erkelenz, Heinsberg und Geilenkirchen ein festes und grofses Gebiet mit üje ein. Die Form nüje kann sich weder aus negen noch aus nün entwickelt haben, wohl aber aus einer Vermischung beider Formen, wobei die eine den Konsonantismus, die andere den Vokalismus geliefert hat. Im nüje-Gebiet giebt es 22 Ortsnamen mit -rath auf 7-8 Quadratmeilen. Im nüng-Gebiet kommen diese Bildungen auf —rath kaum

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