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Schlacht bei Cannä. Es läfst sich stark bezweifeln, ob das alles schon nach Sexta gehört. Sobald man es aber zuläfst, wird man es auch sammeln und in besondern Übungsstücken einüben, damit es nicht spurlos, unbegriffen wieder entschwindet. Dabei wird dann gesagt, dafs bellicus belli sei, terrestris terrae, militaris -militum, civilis civium. Eingeübt werden soll die Apposition, welche in der Vereinzelung schwierig ist. Z. B. homine wird 167 S. 9 im Deutschen Dativ: a Catilina, homine omnibus vitiis contaminato. Vgl. auch 54, 104 [als].

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Wie eine Menge nicht verarbeiteten Stoffes mitgeführt wird, sieht man schon beim oberflächlichen Durchblättern des Buches, in solcher Ausdehnung ist die Klammer verwendet worden, welche überall den Text entstellt. Vieles, was in Klammern mitgeteilt wird, ist verfrüht, z. B. im 4. Stück (8 S. 14) der Dativus commodi (für), bei dem gröfsten Teile könnte die Klammer überflüssig gemacht werden, z. B. wenn zu 143 und 163 im Wörterverzeichnis tutus a sicher vor, despero de verzweifeln an geboten würde. S. 1 steht: Der Ablativ ist zu übersetzen durch: von, mit, durch. Man sollte meinen, das müfste eingeprägt, als Regel behandelt werden, wozu später die Übersetzung der Präpositionen mit a, cum, per die Ausnahme bildete. Wenn nun trotzdem meist (abl.) oder (von), (mit), (durch) in den Stücken sich findet (34 S. 7, 42, 52, 54, 59, 129 u. s. w.), so gewinnt es den Anschein, als ob überhaupt nichts gelernt werden müsse. So findet sich und beim letzten Gliede einer Reihe unzählige Male eingeklammert bis ans Ende: 14, 53, 108 u. a. Aus all diesen wirren Erscheinungen leitet sich der Zögling unbemerkt eine sehr verderbliche Regel ab, nach der er unbewufst handelt: „,Im Lateinischen kommt es auf eine Kleinigkeit nicht an; hier und da wird nach Bedürfnis etwas ausgelassen, etwas hinzugesetzt, und so oft man in Verlegenheit ist, hilft man sich durch Raten".

Wenn der vorliegende Aufsatz sich eingehender mit einem Schulbuch beschäftigt und den gewöhnlichen Umfang einer derartigen Besprechung überschreitet, so geschieht das in der Voraussetzung, dafs die an die einzelne Erscheinung angeknüpften Ausführungen auch allgemeinere Geltung beanspruchen dürften. Der behandelte Gegenstand aber ist von allergröfster Bedeutung, darüber herrscht unter Amtsgenossen kein Zweifel. Mehr als später ist auf der untersten Stufe das Latein Mittelpunkt des ganzen Lehrplanes und hat als solcher die verantwortungsvollste Stellung. Was noch nicht gelernt werden kann, soll wegbleiben, alles was vorkommt, ist bestimmt, gelernt zu werden, und zwar in einer Form, dafs es später nicht umgelernt zu werden braucht. Was in dieser Beziehung anfangs verdorben wird, ist später kaum mehr gutzumachen. Nur durch genau abgemessenen und wohlvorbereiteten Stoff können wir es vermeiden, den Schüler mittlerer Begabung von vornherein abzuschrecken, nur so so werden wir

Selbstvertrauen in seine Seele pflanzen und ihm den schönsten Lohn für sein Bemühen, die Freude am Gelingen, nicht verkümmern; er soll wissen, dafs er etwas kann.

In diesem Sinne ist das Buch von Fisch in seiner jetzigen Gestalt kein geeignetes Hilfsmittel für den Anfangsunterricht im Lateinischen, ja es hat sich gegenüber den letzten Auflagen von Meiring verschlechtert, weil es, ohne die eigentlichen, tieferen Absichten der neuen Lehrpläne zu erfüllen, nur aufserlich den Forderungen derselben sich anzupassen bestrebt ist.

Malmedy.

Th. Büsch.

O. Drenckhahn, Lateinische Stilistik für die oberen Gymnasialklassen. Zweite Auflage. Berlin 1896, Weidmannsche Buchhand

lung. IV u. 134 S. 8. 1,60 M.

Es darf als ein erfreuliches Zeichen betrachtet werden, dafs binnen kurzer Zeit zwei schon lange gebrauchte und als brauchbar anerkannte Anleitungen zur lateinischen Stilistik, dieses Stiefkindes des gegenwärtigen Unterrichtsbetriebes, neue Auflagen erleben. Kaum hat die Bergersche Stilistik in der Bearbeitung von Ludwig die Presse verlassen, so erscheint in demselben Verlage die vor 9 Jahren mit Beifall aufgenommene ,,lateinische Stilistik" von Drenckhahn in zweiter Auflage. Dies Buch hat lange Jahre seinen Zweck erfüllt; Verf. darf mit Grund annehmen, dafs es auch jetzt, wo der lateinische Unterricht so stark beschnitten ist, noch gute Dienste leisten kann, wenngleich einzelne Abschnitte (z. B. der ganze 2. Teil die Hauptformen der Tractatio", § 226 bis 234) augenblicklich überflüssig erscheinen könnten. Der strebsame und einigermafsen gewandte Schüler kann zumal mit Hilfe des ausreichenden Registers auch für das Herübersetzen sich manchen Rat holen und durch die analogen Beispiele, die er beisammen findet, sein Sprachverständnis vertiefen und erweitern und seinen Sprachschatz bereichern. Freilich fürchten wir sehr, dafs nur diese oft verhältnismäfsig nicht grofse Zahl von Schülern, die strebsamen und gewandten, das Buch mit Nutzen verwenden werden; diese allerdings können reichen Gewinn aus ihm ziehen. Denn es nötigt den Anfänger, wenn es überhaupt verstanden werden will, zu grofser eigner Denkthätigkeit. Der Verf. sieht grundsätzlich von in Worte gefafsten Regeln ab, giebt nur Beispiele, in denen er durch ein kurzes Wort oder knapp gehaltene Übersetzung (die meist treffend und geschmackvoll, nur hie und da zu treu ist), sehr oft nur durch den Druck auf den Punkt hinweist, auf den es ankommt. Diese Methode regt zum Denken an, aber wenn das Buch nicht als Grundlage für den Unterricht dient (was gegenwärtig wohl kaum möglich ist), wird der Schüler schwerlich überall sich zum Verständnis durcharbeiten, falls er sich nicht in oder aufser dem Unterrichte bei seinem Lehrer Rat holt. Unverständlich wird es ihm vermutlich bleiben,

wenn er § 201, der von der gewöhnlichen Stellung zusammengehöriger Worte" handelt, am Ende in Parenthese liest: „,aber am Ende einer Periode nicht esse videtur, dicere possum"; hier hätte Verf. schon genügende Hilfe geben können, wenn er geschrieben hätte esse videtur, dicĕrě pōssum; oder wenn § 189 auf die (an sich seltene) Wendung non modo, sed ne.. quidem

mit ausgelassenem zweiten non im 1. Gliede aufmerksam gemacht wird durch die vor das Beispiel und seine Übersetzung gesetzten Worte: aber ohne eignes Verbum". So können wir gegen die in dem Buche angewandte Methode Bedenken nicht unterdrücken; vielleicht hätte Verf. hie und da gröfsere Deutlichkeit erreicht durch häufigere Anwendung des Sperrdruckes; nötig war dieses unseres Erachtens z. B. § 39,,Relativsatz neben Adjektiv": oratorem perfectum et cui nihil admodum desit (st. desit); denn der Konjunktiv ist gerade hier das Erforderliche und das vom Deutschen Abweichende. Indessen wenn ein Schüler sich durch längeren Gebrauch einigermafsen mit dem Buche vertraut gemacht hat, wird er es wohl richtig anzuwenden verstehen. Was die Anordnung des Stoffes und den sachlichen Inhalt selbst betrifft, so mufs man beiden volle Anerkennung zollen; die gewählten Beispiele, meist der Lektüre von Tertia und Sekunda entnommen, sind klar und bezeichnend; nur selten mag man seine Billigung versagen (warum hat Verf. § 96 1, 7 nicht statt der beiden Livianischen Beispiele mit et ipse solche aus Cicero mit ipse oder ipse quoque genommen?). Sehr zu billigen ist es, dal's Verf. sich in dem Kapitel über,,Wortstellung" gröfste Beschränkung auferlegt und sich von der über diesen Gegenstand in den Grammatiken und Stilistiken oft herrschenden Willkür oder Spitzfindigkeit fern gehalten hat; er bringt thatsächlich das, was der vorgeschrittene Gymnasialschüler wissen mufs. Die Musterperioden sind gut ausgewählt, eine rhetorische durch den Druck analysiert.

Der Inhalt des Buches umfafst mehr, als was man schlechthin unter Stilistik versteht. In 225 Paragraphen (S. 1–92) wird die Stilistik im engeren Sinne behandelt, die Syntaxis ornata, ein Ausdruck, den Verf., da er durch die Tradition eingebürgert ist, beibehalten hat; in § 226-234 (bis S. 97) folgen die Hauptformen der Tractatio. Von besonderem Werte ist der dritte Hauptteil (S. 97-128): die wichtigeren Synonyma, eine Beigabe, die jedem Schüler ein willkommenes und bequemes Hilfsmittel bieten wird; in 172 Nummern werden für alphabetisch geordnete deutsche Ausdrücke die lateinischen synonymen Bedeutungen gegeben, die eine knappe und einleuchtende erklärende Übersetzung erhalten. Schon um dieser Synonymik willen möchten wir das Buch in manches Schülers Hand wissen, aber auch die übrigen Partieen werden ihm sowohl für die schriftlichen Arbeiten wie für das Herübersetzen bei verständiger Benutzung von Vorteil sein. O. Wackermann,

Hanau.

Tacitus' Germania. Für den Schulgebrauch erklärt von Eduard Wolff. Mit einer Karte. Leipzig 1896, B. G. Teubner. IV u. 110 S. 8. 1,35 M.

Der Schulausgabe der Germania im Weidmannschen Verlage ist nunmehr die im Teubnerschen gefolgt; der Unterzeichnete war vor sechs Jahren in der Lage, jene Zernialsche in dieser Zeitschrift zu besprechen und zu empfehlen, jetzt ist er veranlafst worden die Wolffsche zu prüfen. Da wird es ihm mehr, als es sonst schon der Fall sein müfste, nahe gelegt, hier und da Vergleiche anzustellen. Von vornherein kann derselbe wieder erklären, dafs auch diese neue Ausgabe, wie sie der Zernialschen im ganzen in der Anlage ähnelt, einen guten Eindruck macht. Indessen finden sich auch hier Stellen, wo man anderer Ansicht sein könnte. Was anzuerkennen ist und was weniger annehmbar scheint, wird sich aus der Behandlung der einzelnen in Betracht kommenden Punkte ergeben.

Zunächst ist die Frage wichtig, die in der umfassenden Einleitung erörtert wird, ob die Germania eine bestimmte politische Tendenz hat. In dieser Hinsicht kann man doch wohl nicht ganz in Abrede stellen, dafs Trajans Thätigkeit am Rhein in Beziehung stand zu der Abfassung und Veröffentlichung der Schrift in gerade diesem Jahre 98. Wenn auch Tacitus,,beruhigende Nachrichten" von vielen Völkern bringt, so rühmt er doch von den näher wohnenden Germanen aufser den Chatten auch die Chauken. Ferner braucht er nicht geradezu Ratschläge ,,einem Feldherrn ersten Ranges" geben zu wollen, kann aber Trajans defensive Politik rechtfertigen wollen. Und wenn der erste Teil der Germania in seiner sonst unparteiischen Schilderung der Sitten des Naturvolkes und aus dem zweiten Teile besonders Kap. 33 und 37 ein entschiedenes,,Memento" für die Römer bieten, so konnte der Schriftsteller doch das Schreckliche durch die Angabe über die augenblicklichen Verhältnisse mildern. Übrigens erfahren die römischen Leser über den Limes nicht,,so gar nichts" und erscheint das Zehntland durchaus nicht,,in friedlicher Entwicklung", wenn von so zweifelhaften Bewohnern die Rede ist. Von der Streitmacht der nächstwohnenden Stämme wufste Tacitus wohl nicht viel zu sagen, da er doch kein Kriegsmann wie Cäsar war. Der Berichterstatter hält also die Ansicht aufrecht, dafs die Germania bei aller schriftstellerischen Kunst nicht ohne politische Nebenabsicht geschrieben ist.

Bei den Quellen ist hervorzuheben, dafs Wolff bis zu den Griechen zurückgeht; doch werden dafür die römischen Quellen und Vorbilder kürzer behandelt, auch auf die allgemeinen Gedanken, die aus der Zeit der Historiker stammen, nicht besonders hingewiesen. Dafs aber die Griechen Bernstein von der Ostsee bis zum Pontos bekommen haben, bleibt ohne Beweis, ebenso wie dies auch Stein zu Herodot III 115 von den Phoinikern nicht

beweist. In diesem Punkt ist Müllenhoff unwiderlegt geblieben, der für die ältere Zeit nur Nordseebernstein annimmt. Anderseits ist, was Sallustius angeht, zuzugeben, dafs Tacitus sachlich ihn nicht viel benutzt haben kann. Denn wenn auch Sallust in seinen Historien (78-67) den makedonischen Feldzug des C. Scribonius Curio im Jahre 73 geschildert hat, der diesen bis zur Donau führt, und wenn auch die bis zur Donau wohnenden Bastarner (Peuciner) im gleichzeitig beginnenden dritten Mithridatischen Krieg gegen die Römer kämpften, so kamen doch eben nur solche Ostgermanen in Betracht, die nach Tacitus' eigner Ansicht (Kap. 46) den Sarmaten nahe stehen. Man vergleiche das Programm des Berichterstatters Quae ratio inter Taciti Germaniam ac ceteros primi saeculi libros latinos, in quibus Germani tangantur, intercedere videatur" (Barmen 1886). Ebenda ist auch die Frage der avtopía genau besprochen. Diese hält Wolff für nicht nachweislich, wobei er Müllenhoff's gegenteilige Ansicht gar nicht zu beachten scheint.

Ein Drittes, was auch schon in der Einleitung S. VIII betont ist, ist der ,,am besten beglaubigte Titel" der Schrift. Da mufs man freilich der neugewonnenen Meinung Wölfflins beipflichten, der jetzt selbst für die viergliedrige Überschrift,,De origine, situ, moribus ac populis Germanorum" eintritt, da der bis jetzt unbeachtet gebliebene Cassiodorus (historia Gothica im Auszug von Jordanes) in seiner Überschrift nach Tacitus' Muster von originem eorum et loca moresque" spreche; die ,,populi" konnte er natürlich bei den Goten nicht gebrauchen.

Abgesehen von der Überschrift giebt ferner die Textgestaltung und deren Begründung, wie wir sie am Ende der Ausgabe finden, zu folgenden Bemerkungen Anlafs. Auch Wolff legt den Halmschen Text zu Grunde und stimmt in einzelnen Punkten mit Zernial überein wie z. B. in der Umstellung des Satzes:,,Suionibus. . degenerant" von 45 Ende nach 44 Ende, ohne Suionas in Sitonas zu ändern. Indes ist dies vorzuziehen, da die Sitones doch nicht so mit den Suiones eins gedacht werden können, wie die genannten Brüdervölker Tencteri und Usipi, oder die Batavi und Canninefates, welche letzteren aber nicht auf der Batavorum insula selbst mitwohnen. Unnötig erscheinen die Änderungen: 2: ut primum victores etc. (nach dem cod. Vatic.), da der bisherige Text den guten Sinn giebt, dafs der Sieger selbst ob metum, dafs heifst ,,um den Galliern Furcht einzuflössen“, alle hinter sich mit der gallischen Bezeichnung benannt, darauf die Gesamtheit diesen Namen angewendet habe. 10: consultetur da auch consulto als vox sollemnis vorkommt z. B. Liv. I 55,6. 25: ceterum für ceteris, da letzteres eben den Gegensatz bezeichnen soll zu jenen, die durch Würfelspiel zu Sklaven im Ausland geworden sind und dort irgendwie behandelt werden. Unnötig sind auch die Konjekturen 36, 5 und 46, 5. In 35, 12 ist ex

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