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amte heranbildet und sie mit wirklicher Machtbefugnis ausstattet, wie er der Ausschlag gebende Finanzmann des ganzen Reiches wird, wie er das Heer auf den Friedensfufs bringt, es dann aber auch selbst unterhält.

Es folgt im VII. Buch die Neuordnung des Westens; die Romanisierung Galliens und Spaniens ist hier sein Hauptziel. Die Besiegung der Alpenvölker reiht sich an. Den Schlufs des Buches bilden die Lebensbeschreibungen des Marcellus, des zunächst in Aussicht genommenen Nachfolgers, des Agrippa, des Feldherrn und,,Ministers für öffentliche Bauten", und des Diplomaten, Dichterfreundes und Lebemannes Mäcenas. Jeder ist in seiner Weise treffend charakterisiert. Besonders erwärmt den Leser die Darstellung des Agrippa,,,des besten Mannes seiner Zeit".

Das VIII. Buch handelt von dem Osten. Wie die römische Macht sich in der Zeit von 27-12 v. Chr. geltend macht in Ägypten und den Nachbarländern, in Asien (Galatien), gegenüber dem Partherreich, wird anschaulich vorgeführt. Die Reisen des Augustus und Agrippa nach dem Orient, ihre Verfügungen, ihre Rückkehr nach Rom werden ausführlich behandelt.

Im IX. Buch, das ,,Aufbau und Ausbau" überschrieben ist, führt der Verf. aus, wie Augustus durch Hebung der Religion, durch Zurückführung altrömischer Traditionen und Sitten, auf die innere Wiedergeburt des römischen Volkes, als Unterpfand für die Dauer seiner Schöpfung, hinarbeitet. Der Census wird regelmäfsig von ihm vorgenommen, schon (aus dem praktischen Grunde), um zu sehen, ob das Reich sich günstig weiter entwickele. Die Masse des Volkes, bis hinab zu den Sklaven, versteht er durch sakrale Einrichtungen (Larenkult und Augustalen) in den Organismus des Kaiserreichs einzugliedern. Ordnung des Reiches ist das 5. Kapitel überschrieben. Dahin sind einbezogen die Reichsvermessung, die Einteilung Italiens und Roms in regiones, die Kalenderreform, die vigiles.

Sehr interessant vom archäologischen Standpunkt ist das nächste Kapitel über die Bauten des Augustus und seiner Freunde. Skizzen und Holzschnitte veranschaulichen zum Teil dieselben. Getrennt kommen dann die Wegebauten und Wasserleitungen an die Reihe. Als Abschlufs der Reorganisation und als Ausblick zugleich in die Zukunft des Reiches gilt dem Augustus die Feier des neuen Säkulum, die im 8. Kapitel genau beschrieben wird.

Anhangsweise, weil schon gedruckt zum Historikertag in Leipzig 1894, wird, als Anfang des nächsten Bandes (X 1.), eine lebensvolle und wahre Charakteristik der Livia und ihrer leider siegreichen Familienpolitik gegen das julische Haus gegeben.

Eine Fülle umfassender Belehrung ist geboten. Zu jeder Seite ist aus Schriftstellern, Inschriften von Münzen und Denkmälern Material in erstaunlicher Reichhaltigkeit zusammengebracht, so dafs das Verlangen nach Belegen überall voll befriedigt wird.

Andererseits ist die Darstellung gefällig und leicht verständlich (einige verdeutschte Verse können wegen der sonderbaren Wortstellung kaum auf Zustimmung rechnen, z. B. S. 534 und 596). Einzelnes ist, wohl um es dem Leser bequem zu machen und um Verweisungen zu umgehen, zum Teil wiederholt worden (vgl. S. 834 und 953 über Egnatius Rufus, in den Anmerkungen zu S. 896 (!) n. 19 und zu S. 901 n. 12). Zur Veranschaulichung dienen Abbildungen besonders charakteristischer Münzen am Anfang und Schlufs jedes Kapitels, auch sonst noch Skizzen und Holzschnitte. Die Darstellung wird eröffnet durch einen guten Lichtdruck nach der prächtigen Augustusstatue in Primaporta.

Alles in allem dürfen wir dem Verf. zu dieser Arbeit aufrichtig Glück wünschen. Hoffentlich läfst der Schlufsband nicht zu lange auf sich warten.

Leipzig.

Oskar Kästner.

1) H. Butzer, Quellenbuch für die griechische Geschichte Deutsche Schulausgaben von H. Schiller und V. Valentin, Nr. 15 u. 16. Dresden 1895, L. Ehlermann. VIII u. 183 S. kl. 8. 1 M. Mancher Geschichtslehrer wird sich noch des von Herbst und Baumeister 1866 herausgegebenen, 1880 in dritter Auflage erschienenen Quellenbuchs zur alten Geschichte erinnern, welches in seinem ersten Teil ausgewählte Abschnitte aus den griechischen Geschichtschreibern im Original darbot, mit Einleitungen und kurzen erklärenden Anmerkungen. Es erhob den Anspruch, in dem vierjährigen Kursus der beiden oberen Gymnasialklassen,,ganz gelesen und genutzt zu werden“, sowohl beim Geschichtsunterricht wie bei der Privatlektüre. Es wünschte dazu beizutragen,,,dafs der gewissenhafte Schüler sich immer mehr der Scheu vor einem griechischen Text entschlagen lerne, dafs sich ein Gefühl zunehmender Freiheit den Sprachen gegenüber bilde, die ihm in der Schulzeit eine Heimat werden sollen"; der für historische Erkenntnis grundlegende Unterricht in der alten Geschichte sollte für die Hauptpartieen,,durch eine möglichst reiche Quellenanschauung belebt und gekräftigt werden". Solches Ziel scheint jetzt, nach der durch die neuen Lehrpläne eingeführten Beschränkung des altklassischen Unterrichts, wohl kaum noch erreichbar. Manchem Lehrer erscheinen die ins Deutsche übersetzten Quellenabschnitte, wie sie das obengenannte neue Büchlein in geschickter Auswahl und zu billigem Preise darbietet, gewifs als ein zeitgemäfses Hilfsmittel, damit in kürzerer Zeit einige Bekanntschaft mit den Quellen gewonnen werden könne. Allerdings läfst die Unterrichtszeit eines halben Jahres in Obersekunda kaum Raum für das Lesen griechischer Quellenstücke, aber jenes frühere Ziel braucht darum nicht ganz aufgegeben zu werden. Früher wurde die griechische Geschichte meistens in Untersekunda behandelt; es stand ein Jahreskursus zur Verfügung, aber die Sprach

kenntnisse der Schüler gestatteten doch nur einen bescheidenen Anfang mit dem Lesen der Quellen; das meiste mufste der Prima vorbehalten bleiben. Nach jetziger Anordnung mufs der Geschichtsunterricht auf solches Lesen ganz verzichten; dem Sprachunterricht dagegen ist verstärkte Lektüre zugewiesen, und es ist noch immer möglich, das griechische Quellenbuch, welches auch Plutarch und Arrian in seinen Kreis zieht, in Prima lesen zu lassen, wenn nur die Fähigkeit des Verständnisses vorhanden ist. Leider ist diese zurückgegangen durch die Beschränkung der schriftlichen Übungen; da aber die Unterrichts zeit für das Griechische erhalten geblieben ist, so steht doch immer noch zu hoffen, dafs auch dem Unterrichtsbetrieb die frühere Freiheit wiedergegeben werde, damit verständnisvolles Lesen auch der Geschichtskenntnis zu gute komme.

Eine Sammlung deutsch übersetzter Quellenstücke erscheint also für Obersekunda ganz nützlich, um auf das Lesen der Originale in Prima vorzubereiten, soweit nicht schon Herodot und Xenophon gleichzeitig gelesen werden. Es ist ganz zweckmässig, wenn dem Schüler, der vielleicht ausgewählte Stücke aus den beiden letzten Büchern Herodots griechisch liest, hier sieben Abschnitte aus Buch 6-9, daneben Abschnitte aus Plutarchs Aristides, Kimon, Themistokles dargeboten werden, um die Perserkriege näher kennen zu lernen, zugleich aber auch der Einblick in Thukydides, Platon, Demosthenes ihm eröffnet wird. Der Herausgeber hat im ganzen 74 Abschnitte zusammengestellt, beginnend mit zwei angemessen gekürzten Stücken aus Thukydides' Einleitung über die älteren Zustände. Griechenlands, schliefsend mit Berichten aus Arrian über Alexanders Thaten, Strabos Beschreibung von Alexandria und einem allerdings entbehrlichen Abschnitt über Philopomen, aus Pausanias und Plutarch zusammengefügt. Dies kann und soll nicht alles in den Geschichtsstunden gelesen werden, aber der Unterricht kann sich mannigfach darauf beziehen und einzelnes hervorheben. In geschickter Kürzung und deshalb leicht verständlich erscheinen namentlich die Leichenrede des Perikles und Platons Apologie; werden diese Stücke gelesen und besprochen, so bringen die Schüler dem Lesen der Originale in Prima gewils Neigung und Verständnis entgegen. Andere Abschnitte, die ihres Eindrucks nicht verfehlen, auch wenn die griechische Lektüre nicht nachfolgt, sind Pausanias' Beschreibung des Tempels zu Olympia, Äschylos' Schilderung der Schlacht bei Salamis, der Auszug aus Demosthenes' Kranzrede. Etwas fremdartig erscheinen zwei Stücke aus Aristophanes' Acharnern und Wespen, welche die athenische Volksversammlung und die Prozefswut der Athener veranschaulichen sollen; für diese Komik fehlt uns die Empfänglichkeit, und bei dem knappen Umfang des Buches möchte man anderes dafür mitgeteilt wünschen, z. B. Demosthenes' gewaltige dritte Philippika.

Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen. L. 12.

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Bei jedem Abschnitt ist angegeben, woher er entnommen und welche Übersetzung benutzt ist; auch sind kurze erklärende Bemerkungen hinzugefügt, die allerdings zu wünschen übrig lassen, in den biographischen Angaben sogar bisweilen irreführen, z. B. wenn es von Herodot heifst, er habe seine Reisen erst nach 445 v. Chr. unternommen, und von Äschylos, sein Perserdrama sei bei der Einweihung des neuerbauten Theaters in Athen aufgeführt. Das Büchlein mag hauptsächlich für Realschulen bestimmt sein, doch wird ein Versuch damit in der Obersekunda des Gymnasiums, wenn alle Schüler es in Händen haben, gewifs gute Früchte tragen.

2) J. Dürr, Th. Klett, O. Treuber, Lehrbuch der Weltgeschichte für die oberen Klassen der Gymnasien und Realschulen. I. Altertum. Stuttgart 1895, Paul Neff. XII u. 370 S. 8. 2,80 M.

Drei württembergische Schulmänner haben sich zur Ausarbeitung eines neuen geschichtlichen Lehrbuchs in der Weise vereinigt, dafs sie (nach Angabe des Vorworts) den Stoff zunächst der alten Geschichte unter sich teilten und jedesmal der von einem bearbeitete Abschnitt von den beiden andern durchgesehen wurde. Daraus ist ein inhaltreiches und gründliches Buch entstanden, aber leider ist auf die Darstellung viel zu wenig geachtet worden. Die Verfasser geben selbst zu, dafs dieser Teil manches enthalte, was über den Gesichtskreis der Sekunda hinausgeht; sie hoffen, dafs mancher Schüler ihn auch noch weiterhin benutzen werde: das ist zu bezweifeln, denn der schwerfällige Lehrbuchstil, gegen welchen in diesen Blättern schon oft gekämpft worden ist, treibt hier sein Unwesen in solchem Mafse, dafs jugendliche Leser sich erschreckt davon abwenden müssen 1). Das ist zu bedauern,

1) Es ist nötig, einige Proben anzuführen. S. 81: Es sind dies in einer sowohl der zeitlichen Aufeinanderfolge ihrer Entstehung als ihrer Wertung entsprechenden absteigenden Reihenfolge die Olympien, die Pythien, die Isthmien, die Nemeen". S. 100:,,Dafs die Stadt Megara, die in einem Grenzstreit mit Korinth sich von Sparta preisgegeben glaubte, in die athenische Bundesgenossenschaft aufgenommen wurde, woran sich die Verbindung der Stadt mit dem etwa 1/2 km entfernten Hafen Nisäa durch eine lange Mauer schlofs, war ein entschiedener Eingriff in den spartanischen Machtbereich, aber vor allem, ebenso wie die (erst später erfolgende?) Ansiedelung der nach der Kapitulation Ithomes flüchtigen Messenier in dem den Lokrern abgenommenen Naupaktos, eine Gefährdung der Interessen Korinths". S. 125:,,Nachdem aber Alkibiades im Namen des Tissaphernes für die persische Hilfe einen für die athenischen Überlieferungen und Interessen viel zu hohen Preis gefordert hatte, wurde von den Oligarchen, die sich vor allem als Vertreter der Wohlhabenden und eines geordneten Staatshaushalts ausgaben, durch Vorspiegelung der persischen Hilfe, durch die Mittel der Verleumdung und des Schreckens (z. B. Meuchelmord des 'Demagogen' Androkles), sowie durch Herbeiführung jede Opposition erschwerender Beschlüsse das Volk Frühjahr 411 dazu gebracht, als Grundzüge" u. s. w. noch vier Zeilen. S. 199:,,Ein zweiter Auszug der Plebs, die zuerst den Aventin, dann den heiligen Berg besetzte, bewirkte, dafs die Decemvirn ihr Amt niederlegen mufsten, und dafs dann einerseits die

denn sachlich ist viel Anregendes geboten, namentlich in den kleiner gedruckten Abschnitten über Kunst und Litteratur. Da an kürzeren, besser geschriebenen Lehrbüchern kein Mangel ist, so möchte man wünschen, dieses Buch zu einem ausführlicheren Lesebuche umgestaltet zu sehen; bei minder gedrängter Darstellung würden seine inhaltlichen Vorzüge leichter hervortreten.

Mit vielem Fleifs ist die Entwickelung der griechischen Verfassungen, die Kunstblüte der Perikleischen Zeit, die Kultur des hellenistischen Zeitalters, der römische Ständekampf, die bedeutsame Thätigkeit Cäsars behandelt; aber ein Bedenken ist auch hinsichtlich des Inhalts zu erheben, betreffend die zuversichtliche Art, mit welcher Ergebnisse neuerer Kritik aufgenommen sind. Es hat seinen Reiz, hergebrachte Anschauungen zu bekämpfen; aber auch dadurch kann ein Schulbuch abstofsend wirken. Bei der Geschichte des Volkes Israel (S. 19) werden die Erzväter, der Aufenthalt in Ägypten, die Gesetzgebung Moses gar nicht erwähnt, weil einige neuere Kritiker das alles für sagenhaft erklären; die ganze ältere Zeit wird gestrichen, und über die Entwickelung der jüdischen Religion wird nur gelehrt, dafs nach der Teilung der beiden Reiche Israel und Juda,,die geistig Fortgeschritteneren sich zu der Anschauung erhoben, dafs Jahwe Herr der ganzen Welt ist und als geistiges Wesen von seinem Volke Verehrung ohne Bilder und sittliche Umkehr verlangt". David erscheint nur als ein kriegerischer König, der Jerusalem zu seiner Hauptstadt machte. Über die Religion der Griechen wird gelehrt (S. 42), es habe ihr ursprünglich an Zügen des Fetischismus. nicht gefehlt; die später den Göttern beigegebenen Tiere,,wurden in der Urzeit selbst als Götter verehrt": wer kann das als sicher behaupten? Von den Ausgrabungen in Troja, Mykene, Tiryns, Orchomenos wird S. 31-34 eingehend berichtet, aber die Fülle der griechischen Heldensagen, welche sich an diese Orte anknüpfen, ist vornehm übergangen, obgleich die Kenntnis dieser Sagen notwendig ist für jeden, der die griechischen Dichter lesen und sich in den poetischen Geist des Griechenvolkes hineindenken soll. Sagenhaft ist auch die Persönlichkeit Lykurgs, aber wenn hier gesagt wird (S. 56), dafs „eine uns zuerst um 430 entgegentretende Anschauung" die spartanische Staatsordnung als sein Werk bezeichne, so ist Herodots Auktorität ungebührlich verdunkelt, und es erweckt wenig Zutrauen zu der neueren Forschung, wenn es weiter heifst:,,Gegenwärtig bestreiten die meisten Forscher, dafs es einen Gesetzgeber Lykurg gegeben habe; für sie ist Lykurg

gesamte Zwölftafelgesetzgebung, durch die das Recht der Berufung des von einem Beamten zu einer peinlichen Strafe verurteilten Bürgers an das in Centuriatkomitien versammelte Volk ausdrücklich gewährleistet war, nun endgültig angenommen, andrerseits das Konsulat und Volkstribunat wiederhergestellt wurde".

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