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ergibt sich daraus, dass das römische aratrum, das ja ohne Vordergestell und ohne Räder war, sich in ganz Frankreich ebenso ausbreitete wie früher in Italien und Gallia Cisalpina. Dann kam die grofse Erfindung: Jemand hatte den Einfall, die carruca, das ja ein keltisches Wort ist und einen vierrädrigen Wagen bezeichnet, (eig. nur die Hälfte einer carruca) mit dem aratrum zu verbinden. Schon Plinius kennt diese Verbindung, die er der Raelia Galliae zuschreibt und die er ploumorati2 nennt, was Baist (Arch. lat. Lex. III, 285) ansprechend in ploum Raeti bessert und so das ungeheuerliche vordem konjizierte [plaustraratrum] verabschiedet. (Vgl. oben S. 11 Meringers Erklärung.) Diese Verbindung der carruca mit dem aratrum erklärt den franz. Namen des neuen Werkzeugs und zeigt, dafs dieser neue, selbstverständlich ganz besonders in die Augen fallende Teil eben deshalb dem Ganzen seinen Namen gab. Vgl. oben ähnliche Vorgänge bei verschiedenen neuprov. PflugOb das ploum der Langobarden, das lombardische und emilianische plo, pio u. s. f., wie die Gloss. vett. bei Du Cange (quod habet duas rotas) erklären, auch das Radgestell hatte, vermag ich nicht zu sagen. Gab. Rosa, der bei seinem pid alle Teile desselben genau aufzählt, nennt es nicht, ebensowenig Tiraboschi2 daher wird er es auch nicht haben. Ebenso wenig die sloira oder sciloria; denn sie sind vom aratrum (araire, ará) nur dadurch unterschieden, dafs ersterer nur ein, der andre aber zwei Streichbretter (orecchi) hat. Er wird also sicher ohne Räder sein.

namen.

Aus allen Angaben, die ich zusammenbringen konnte, ergibt sich also mit Sicherheit, dafs araire oder arere einerseits und charrue andererseits zwei ganz verschiedene Pflüge sind. Der araire ist der alte, einfachere Pflug ohne Vordergestell, daher auch natürlich ohne Räder, während die charrue stets beides hat. Die erste Art heifst in der franz. Landwirtschaftskunde auch heute noch allgemein araire, d. h. das prov. Wort ist Terminus technicus

(fr. cep, wall. meistens hāy), 2. Vorschneider (fr. coutre, wall. kūt), 3. Pflugschar (fr. soc. wall. zir), 4. Streichbrett (fr. oreille, wall. rī), 5. zwei Griffe (fr. mancherons, wall. lę bręs). Vorn befindet sich ein bewegliches Zahneisen zur Regulierung der Breite (fr. régulateur, wall. krămă (vgl. fr. crémaillère). Eine senkrechte Stange, die mit dem halbkreisförmigen krămă verbunden ist und an deren unterstem Ende die Zugkette befestigt ist, dient zur Regulierung des Tiefgangs, indem man sie nämlich höher und tiefer schrauben kann diese Stange heifst bār (fr. barre).

1 Wenn man sich bei den Archäologen umsieht, wird diese Namengebung recht auffällig, falls das Wort wirklich nur einen vierrädrigen Staats- und Prachtwagen bezeichnen sollte da hätte doch carrus viel besser gepasst. Doch sieht man aus Guhl und Kohner, wie unsicher die ganze Benennung dieser Fahrzeuge ist.

Dieses plötzliche Erscheinen des Räderpflugs in so alter Zeit, die nicht recht in die Entwicklung des Pflugs pafst (Behlen und auch andere wissen damit nicht viel anzufangen), wird noch interessanter, wenn man sich erinnert, dafs der noch ältere Vergil (Georg, I, 172 f.) bereits einen zweiohrigen Räderpflug (currus) zu kennen scheint; wie denn Servius zu der Stelle bemerkt, dafs derlei Räderpflüge in der Gegend von Mantua im Gebrauch seien. Heute sind sie in jenen Gegenden nicht zu finden.

für diese dort auch heute fast noch ausschliesslich gebrauchte Form geworden. Dass dieser sich so lange halten kann, liegt wohl an besonderen Gründen soviel ich aus der geringen mir zugänglichen Litteratur ersehen kann, hat man an ihm in Gegenden mit leichterem und lockerem Erdreich wegen seiner grösseren Leichtigkeit und Zugfähigkeit festgehalten, wo ein oder zwei Ochsen völlig genügen, während die charrue meistens gebraucht wird, wo schweres Erdreich sich findet und Pferde zum Ziehen benutzt werden. Natürlich hat dann der araire auch nach und nach verschiedene Vervollkommnungen erfahren, die es erklären, warum er heute noch so zahlreich im Gebrauch ist es liegt also nicht etwa blofs an dem starren Konservativismus der jeder Neuerung abholden Bauern. Ein Eingehen auf die einzelnen Teile hat für unser philologisches Ziel keinen Zweck ich verweise auf die zahlreichen Spezialwerke. Die Grande Encyclopédie gibt ja recht brauchbare Angaben über beide Pflüge und deren Ausbreitung in Frankreich.1

IV.

Ich bin am Ende meiner Untersuchung. Da mag vielleicht jemand fragen: Gut, das ist ja alles recht schön und für manchen wohl auch interessant, was hat es aber mit dem arer[e] von Karls Wallfahrt zu schaffen? Ich meine, dass man beim Überblick des eben Vorgetragenen die Konjektur arere, die ich bereits aus andern Gründen (s. S. 4) als unhaltbar nachgewiesen habe, jetzt ganz einfach ohne weiteres, ohne jedes Bedenken, sofort hinaus wirft. Denn 1. arere und charrue sind zwei verschiedene Arten von Pflug, können also nicht von einem und demselben Pflug gebraucht werden. Dieser ist aber viermal ausdrücklich als charrue bezeichnet. Ferner ist 2. arere der ältere, einfachere Pflug, charrue der neuere, vervollkommnete. Es liegt auf der Hand, dafs der Kaiser von Byzanz nur den vollkommensten Pflug, den man damals überhaupt kannte, besitzen kann. Dieser Pflug ist uns obendrein beschrieben: er hat conjugles [das Wort ist sonst im Romanischen nicht aufzutreiben Du Cange hat aus gr.-lat. Glossaren: Conjuglae Ceuxτῆρες und Jungulae ἡνίαι ζευκτικαί, was bei Georges conjugclae (sic) Gevxτñoεs Jochriemen, Gloss. Labb. heifst; im Corpus Gloss. steht es III, 443, 30, wie bei Du Cange, die zweite Glosse II, 94, 5. Jungla ἡνίαι, ζευκτήρες, Var. iugalia] vielleicht ist dafür conjongles zu lesen [Hs. coniugles, der Strich über u verblafst; 2 denn

=

1 Eine eingehende Bearbeitung des wichtigen und anziehenden Gegenstandes ich denke etwa an die Art, wie ein Fachkollege die Fischerei aus Anlafs einer glücklich verteidigten Etymologie (turbare) behandelt hat - liegt mir fern und kann mit den Mitteln unserer Bibliothek nicht gemacht werden. Vielleicht reizt das hoch interessante Thema jemand, der die Mittel, Zeit und Lust dazu hat.

2 Du Cange hat auch ein afr. congles in derselben Bedeutung aus einem Rechnungsbuch von Namur vom J. 1265 es mufs ein verlesenes con[ion]gles sein, unser Wort; denn conjungula kann im afr. nichts anderes geben.

er

Du Cange hat noch conjuncla Gloss. Saxon. Aelfrici c. de instrumentis agricolarum: conjuncla, vristra und belegt das Wort noch aus Stat. ant. Corbeiensis Mon. und emendiert es richtig im Chron. Besuense aus convincula], aissel, roës und coltre.1 3. Da die roës ausdrücklich erwähnt sind, so kann unser Pflug eben nur ein Radpflug sein und dieser nur charrue heifsen, während ebenso ganz sicher ein Pflug ohne Vordergestell und ohne Räder nur arere geheissen hat und bis auf den heutigen Tag heifst. Es ist also jeder Zweifel, dass arere ganz unpassend ist und dem klaren Wortlaut und Sinn der Stelle offen und grob widerspricht, ausgeschlossen. Und da Hugos Pflug nach Z. 316 mehrere boés (mindestens zwei könnte auch mehr haben, z. B. Viergespann, aber dann wird das Lenken mit der blofsen verge schwierig), so ist auch so sicher, dafs sein Pflug kein fourcat ist, s. o. Daneben kann er auch noch andere Vervollkommnungen gehabt haben, die nicht besonders aufgezählt sind, weil der Verfasser keine Abhandlung über den Pflug und seine Einrichtung schreiben will. Endlich 4. folgt noch eine kurze Nutzanwendung philologischer Art für unsere Stelle. Unser Gedicht gehört einer Gegend an, wo nur charrue gebraucht ward also ist nach dem Atlas der NO. und O. ausgeschlossen, eine Tatsache, die wir ja aus anderen Gründen schon längst festgestellt haben. Also auch so ist der Atlas nutzbar gemacht worden.

accialoria 10. áě 14. age 14. 17. aissel 17. alatrum 6.

alere 5. ара 9. apé 9.

Wortverzeichnis.

(Die beigesetzten Zahlen verweisen auf die Seiten.)

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aplé 8.

aradet 8.

aplec 8.

arado 3.

aplech 8.

aradu 3.

apleg 9.

aplei 8.

apleit 8. 9.

apleitage 9.

apleiz 9.

aplet 9.

aplich 8.

aploidum 9.

ararel 3.

aratio 4.

arato 3. 4.

11. 12. 14. 15.
16.

arar 2.

arare 1. 3.

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1 Dieses coltre ist im Wörterbuch von Koschwitz mit Pflugschar erklärt. Dies ist ein Irrtum. Jedes neufr. Wörterbuch hätte ihn belehren müssen, dafs dies nur soc (auch altfranz.) heifst, während der coltre, noch heute coutre, das vor demselben stehende, aus dem Grindel (age) nach unten vorragende Pflugmesser ist. Der coltre schneidet die Erdrinde in senkrechter, der soc aber in wagrechter Richtung.

Zeitschr. f. rom. Phil XXIX.

2

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Marie de France et les Lais bretons.

Bien que les Lais de Marie de France aient été en ces dernières années l'objet d'études attentives, il reste encore plus d'une obscurité en ce domaine si exploité. La principale raison en est qu'on a négligé jusqu'à ce jour d'établir définitivement la nature du rapport des lais anonymes à ceux de Marie. On admet généralement que les auteurs de ces lais ont puisé aux mêmes sources que Marie ou à des sources analogues. Est-ce vrai? Sont-ils antérieurs à Marie et indépendants d'elle? Et dans ce cas les a-t-elle connus? Ou bien sont-ils venus après elle et l'ont-ils imitée? En un mot à qui attribuer l'introduction du lai dans la littérature française? Il est impossible de se faire une idée juste de l'originalité de Marie sans avoir répondu à cette question.

I.

J'espère démontrer que tous les lais anonymes sans exception viennent après Marie, que presque tous l'utilisent et l'imitent consciemment, que quelques uns mêmes, et, chose curieuse, précisément ceux qu'on a crus les plus anciens, poussent l'imitation jusqu'au plagiat. Ce dernier mot qui ne prend tout son sens qu'à l'époque moderne, il semble bien en effet qu'il faille l'appliquer dès le XIIIe1 siècle à l'occasion de Graelent, de l'Espine et de Désiré.

Le lai de Graelent 2, comme on sait, nous présente, sous une forme différente, le même sujet que Lanval, de Marie: un chevalier obtient l'amour d'une fée et encourt la colère de la reine dont il repousse les avances; d'autre part, malgré sa promesse, il dévoile sa liaison avec la fée et son indiscrétion le conduit dans de grands périls auxquels il n'échappe que grâce à l'intervention de cette même fée enfin apaisée. Il y a longtemps qu'on n'attribue plus Graelent à Marie, comme l'avait fait Roquefort un peu au hasard, semble-t-il. En revanche on était d'accord jusqu'à ces derniers temps pour lui assigner une ancienneté au moins égale sinon supérieure à celle des lais de Marie.3 On y relevait une certaine

1 Ou la fin du XIIe siècle?

2 Barbazan-Méon, Fabliaux et Contes IV, p. 57.

G. Paris, Manuel (Tabl. chronol.) place Graelent au début du dernier tiers du XIIe siècle, les Lais de Marie quelques années après, vers 1175. Cf. F. Lot, Rom., XXIV, p. 513 „Graelent et l'Espine sont au moins contemporains des siens [des lais de Marie.]" - Voir Warnke, Lais, 2ème édition, Halle, 1900, p. CXIII.

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