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es im Asturischen für die Erdbeere auch eine Ableitung von rubus ,,Brombeere": das von Munthe aufgezeichnete rebichon (rebiyon); es wäre daher nicht unmöglich dafs in bask. marrubi, marrobi, morrobi „Erdbeere" ein morum rubi steckte. Wie nun die oben angeführten Namen der Erdbeere gal. amorodo und morote auch von der Meerkirsche gebraucht werden, so kann von ihnen oder ihresgleichen sehr leicht die Umwandlung des b zu m in arbitrum hervorgerufen worden sein. Wenn die Meerkirsche im Bierz. merodo heifst, so ist das e aus o gerade so zu begreifen wie in ast. meruéndano.

3. Wie die Deutschen heutzutage den bei ihnen nicht heimischen Arbutus unedo nach der ihnen vertrauten Strauchfrucht benannt haben, so taten es natürlich auch die ersten Germanen die sich im Süden Europas niederliefsen. War der betreffende Name dem romanischen ähnlich, so konnte er leicht dessen Form abändern. Der subarktische Rubus chamaemorus nun heifst auf dänisch: multebær, multer, in der norw. Volkssprache molta, in schwed. Mdd. molter, multer, multebär, mullbär, mylte, und im Deutschen (aus dem Plattd. entnommen) Multbeere, Mollerbeere, Maulbeere. Für den Holländer ist diese Pflanze oder ihre Frucht die „,norwegische Brombeere"; der Deutsche bezeichnet sie auch als ,,kriechende Himbeere". Der nordische Name bedeutet eigentlich:,,weiche Beere" und hängt zusammen mit schwed. multna „sich auflösen“, „verwesen" von einer germ. Wurzel melt (vgl. unser Malz), neben welcher die Wurzel smelt (vgl. unser schmelzen) steht. So findet sich auch der Pflanzenname mit dem Anlaut sm- statt m- in Schweden, und zwar mit der Bedeutung „Multbeere" in der Md. von Helsingland (zu Ofvanåker) als smultron. Sonst ist dieses smultron in der Reichssprache und smulter-, smutter-, smälte-bär, smottre in den Mdd. so viel wie „Erdbeere". Ein (ar)butrum, wenn es mit einer solchen germanischen Form zusammenstiefs, konnte ihr leicht das m- entlehnen.

Frau Carolina M. de Vasconcellos teilt mir mit dafs auch in Portugal der Frucht des Erdbeerbaums eine berauschende Wirkung zugeschrieben wird, und dem daraus bereiteten Brantwein eine entsprechend ungünstige. Zugleich berichtigt sie mein lodão in lódão, welches mich allerdings die zunächst zu Rate gezogenen Wörterbücher nicht vermuten liefsen. Ich kann mir aber nicht denken dafs lódão ein *lólanum vorstellt, wie órfão órphanus, órgão órganum; es wird doch wohl aus lodão entstanden sein, da dies zu kat. lladó stimmt. Freilich bleibt zu ergründen welche Ursache den Akzentwechsel bewirkte; ourégão origanum liegt doch wohl zu fern.

Zu álbatro, albatresto S. 192 füge hinzu: lucc. álbastro (Frucht: álbastra, aus Montecatini bezeugt). H. SCHUCHARDT.

Rum. găun,Hornis'

(zu Ztschr. XXVIII, 618).

Puşcariu will gegen mich die von Candrea-Hecht vorgebrachte Herleitung rum. găun *cavone aufrecht erhalten. Dann hätte er sie stützen sollen. Mit dem Hinweis auf rum. găunos „voll Löcher" wiederholt er nur was C.-H. gesagt hat und was in Abrede zu stellen ich um so weniger geneigt war als ich mich mit der romanischen Gruppe *cavone eingehend beschäftigt und Ztschr. XXVI, 415 ihr rum. găunos angeschlossen hatte. Meine Einwendung war dafs *cavone „Höhle" und nicht „Höhler" bedeutet, und darauf wäre zu antworten gewesen. Ich würde übrigens, ganz abgesehen von dem Zeugnis des Romanischen, Bedenken tragen dem Vulgärlatein ein *cavo im Sinne von cavator zuzuschreiben, das also nicht mit C.-H. auf cavus, sondern auf cavare zu beziehen wäre. Meine Etymologie hat Puşcariu nicht genau wiedergegeben. Auf crabrone

scarabaeus führe ich găun nicht unmittelbar zurück, sondern rum. gărgăun, ja streng genommen nicht einmal dieses, da ich in ihm eine Verschmelzung von *găr(ă)grun carabrone und *gărăun carabone sehe, und die Einmischung von scarabaeus, die sich hier nur in dem ersten ǎ offenbart, eine früh- und gemeinromanische gewesen ist. Ich betrachte găun als eine Abkürzung von gărgăun (gârgăun) und würde sie auch dann als solche betrachten wenn das letztere in anderer Weise zu erklären wäre. Der Schwund der Silbe găr- ist durch die Gleichheit der aufeinanderfolgenden Silbenanlaute, sowie durch die Einwirkung des zweisilbigen tăun,,Bremse" hervorgerufen worden. Auch mögen ihn gewisse Kreuzungen mit dem Namen der Hummel begünstigt haben, der im Rumänischen wie im Französischen (bourdon, mdl. bondon) von einem lautnachahmenden Stamme bond-, bord- gebildet ist: einerseits bondariŭ, bonzariữ, bânzariŭ, anderseits bârdăun, bărzăun, bârnăuz. Die letzteren Formen verraten den Einflufs von gărgăun, und sie werden in der Tat auch für die Hornis verwendet. Die Bremse hat der Hummel die Namen der ersten Reihe entlehnt, und bonzariй ist hier auch zu bonzălău weiter entwickelt worden, dieses, im Anschluss an băzăi „summen“ (bâza „Fliege“, „Biene“), zu bâzălăŭ, was aber wiederum nur für die Hornis gilt. Aus bâzălăŭ + gărgăun entstand băzgăun „Hornis". Für tăun kommt in Siebenbürgen und im Banat dăun vor; man wird zunächst an makedorum. dávan neben távan denken, doch schliefst sich dies an neugr. vτáßavos an, das aus dem Italienischen stammt. So lässt sich denn dăun vielleicht besser durch eine Annäherung an bârdăun erklären, als dessen zweite Hälfte gleichsam man es ansah; es würde das Verhältnis ein ähnliches sein wie das von mir angenommene zwischen găun und gărgăun. Die obigen mundartlichen Wortformen sind in Marians wunderbar reichhaltigem Werke über die Insekten in

Sprache, Glaube und Gebrauch der Rumänen zu finden, einem
Werke, dem ich den Stoff zu einer längeren Abhandlung zu ent-
lehnen gedenke.
H. SCHUCHARDT.

Port. (mdl.) colaga

(zu Ztschr. XXVIII, 602 f.).

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Meyer-Lübke hat die Gleichsetzung von mdl.-port. colaga mit lat. cloaca in überzeugender Weise begründet. Nur möchte ich für die Umstellung cloaca colaca (mit,dünnem 7) eine allgemeinere Ursache ansetzen oder vielmehr diesen Fall einer gröfseren Gruppe von Fällen einordnen, deren gemeinsame Grundlage ist: muta + +vok. + vók. (oder vòk., d. h. mit Nebenton).

H. SCHUCHARDT.

Bellun. suç,,Schnecke'

(zu Ztschr. XXII, 477).

Salvioni sagt auf das Bestimmteste dafs dies Wort nichts mit chiocciola zu tun habe, sondern einem lat. clausu(m) entspreche. Da mir das letztere mit der angegebenen Bedeutung im Romanischen ganz unbekannt ist, während cochlea mit dieser, seiner ursprünglichen an den verschiedensten Punkten des romanischen Sprachgebietes vorkommt, so scheint Salvioni durch lautliche Gründe zu seiner Annahme bestimmt worden zu sein, diese aber sind nicht ohne weiteres ersichtlich. Das Wort begegnet uns übrigens auch in der Md. von Treviso. Schon in dem kleinen Schulwörterbuch von 1884 steht:,,s-cioso, chiocciola', s-ciosèla,chioccolino, -a" (ein bell. scciosèla finde ich bei Nazari nicht; es könnte übrigens nicht dasselbe bedeuten wie scciosèra). Und dann in A. P. Ninnis Materiali von 1891 S. 66: „s-cioso .... le grosse elici commestibili come l'Helix aspersa, Müll., l'H. grisea, L., l'H. pomatia, L., e l'H. lucorum, Müll."; „s-ciosèla .... l'Helix nemoralis e l'H. fruticum che sono commestibili“; „s-ciozèli [lies s statt z] .. tutte le piccole elici e generi affini". Auch in dem Nachtrag von I. Ninni S. 17: s-ciosi, s-cioseti. Ebenda S. 18 ist verzeichnet „,scózole, guscio dei legumi“, welches ich geneigt bin zu cočula (N. 11 in meinen Rom. Etym. II, 27) zu stellen; vielleicht stammt daher das c des friaul. scuss, scusse, bell. scussa (daneben hat Nazari sgussa) gegenüber dem sonst im Venetischen herrschenden sgusso, sgussa.

H. SCHUCHARDT.

Zeitschr. f. rom. Phil. XXIX.

15

Ibero-romanisches.

In den stattlichen Reihen des Gotenheeres die Meyer-Lübke (Die altportugiesischen Personennamen germanischen Ursprungs Wien 1904) an uns vorüberziehen läfst, nehmen wir, trotz der sorgfältigen Ausmusterung, doch ein und das andere fremdartige Gesicht wahr. Einen Mischling vermutet Meyer-Lübke selbst in Osorius (S. 16); doch könnte es nicht ebenso gut ein ibero-römischer bask. oso bedeutet „ganz“, „unversehrt“, „gesund" - wie ein germano-römischer sein? Der galatische Name Leonnorios weist vielleicht noch in einer andern Richtung. Es wäre schliesslich zu fragen ob mit diesem Osorius, welchen Ursprungs es sein mag, der berühmte spanische Familiennamen Osorio zusammenhängt, von dem ich augenblicklich nichts zu sagen weifs als dafs ihn ein oder zwei Personen Calderons führen. Ein stärker iberisches Gepräge scheint mir Inderquina, Enderkina (S. 72) zu tragen. MeyerLübke gesteht ein dass ihm der Name rätselhaft bleibe, wenngleich er in seinem zweiten Teile mit Sicherheit quino „Frau“ zu erkennen glaubt. Ich denke, es ist nichts anderes als das Deminutiv eines Frauennamens der sich in einer aquitanischen Inschrift findet: Inderca Indercilli fil(ia); der Männername Indercillus oder leicht latinisiert Intercillus erscheint noch in andern Inschriften Frankreichs. Holder hat zwar beide Namen in seinem Altkeltischen Sprachschatz gebucht; aber ich halte sie und den unmittelbar dazugehörigen Andergus (in einer Inschrift Portugals) ebenso wie die weiter damit zusammenhängenden Indibilis, Andobales, Endovellicus u. s. w. für iberisch. Bask. indar bedeutet „Kraft"; -ko ist eine der gewöhnlichsten Adjektivendungen des Baskischen und liegt deutlich auch im Iberischen vor; *indar-ko würde sein: „kraftvoll“. Ob der Name Indercus noch auf der iberischen Halbinsel fortlebt, das weiss ich wiederum nicht. Ich wünsche überhaupt nur die Aufmerksamkeit auf diese Namen zu lenken; bei der Fortsetzung seiner Namenforschungen findet Meyer-Lübke wohl Gelegenheit auf sie zurückzukommen.

Ebenso flüchtig berühre ich zwei auf den grofsen westitalienischen Inseln heimische Wörter in denen man geneigt sein könnte die Spuren einer iberischen Urbevölkerung zu erblicken. In seiner aufserordentlich reichhaltigen und noch nicht genügend ausgebeuteten Sammlung der italienischen Fledermausnamen (Ztschr. XVII) hat Forsyth Major (S. 158) was mir durch Guarnerio Rom. XXXIII, 259 in Erinnerung gebracht wird zu kors. (Calvi) sacca-pinnuto, Fledermaus" das bask. sagu „ Maus" und zu kors. jácaru „Hund" das gleichbed. bask. zakur verglichen. Der bask. Name der Fledermaus ist allerdings saguzar oder sagusiar, dessen zweiter Teil,,geflügelt" bedeuten muss; aber wenn ein Zusammenhang mit dem korsischen Wort besteht, so liegt er wohl kaum in vorrömischer Zeit. Basken könnten ihr Wort nach Calvi gebracht und das kors. topo pinnuto mit demselben vermischt, die Einheimischen aber sagu als saccu oder sacca (ist nicht in sacca-pinnuto das -a in

-o, oder das -o in -a zu verbessern?) verstanden haben, wie denn auch ohne solchen Anlafs die Fledermaus recht wohl als geflügelter Sack bezeichnet werden mochte. Was das andere korsische Wort oder vielmehr das ihm entsprechende sard. (log.) giágaru anlangt, so ist es möglich dass es zum bask. zakur (chakur ist Deminutivform) in einer verwandtschaftlichen Beziehung steht. Aber jedesfalls in einer sehr fernen. Es kommt nämlich zunächst von einem mittelgr. ζαγάριον, neugr. ζαγάρι her oder vielmehr von einem *ζάγαρος (neugr. ζαγάρος führt Munkácsi an), das von diesem vorausgesetzt wird und welchem türk. bulg. serb. alb. zagar entspricht. Die Bedeutung dieses Wortes ist,,Jagdhund", die des sardischen die gleiche, und dazu gehört offenbar das Verb giagarare ,,stornare, sbrancare, cacciare, disturbare", wovon wieder das Substantiv giágara „,fuga" (leare a giagaras, stornare, fare fuggire, infugare, inseguire, cacciare). Über den noch sehr in Dunkel gehüllten Stammbaum jenes südosteuropäischen Wortes hat zuletzt Munkácsi B. Arja és kaukázusi elemek a finn-magyar nyelvekben I, 119 ff. gehandelt. Ich bin nicht abgeneigt ihm ebenso das bask. zakur (z bezeichnet im Bask. vorderes stimmloses s) wie das georg. dzayli u. s. w. einzufügen und so den,,Schakal" auch sprachlich als den Urahn des Hundes zu betrachten. H. SCHUCHARDT.

Fr. blef, blé, prov. blat, it. biavo, biado.

1. H. Blümner sagt in seinem Buche: Die Farbenbezeichnungen bei den römischen Dichtern S. 110: „Dagegen ist es (nämlich flavus) ein stehendes Attribut der in voller Reife prangenden Getreidefelder, der arva, rura, campi ... oder der Ähren allein, die daher poetisch auch das blonde Haar der Erde" genannt werden; und bei Seneca Oed. 50 bedeutet Ceres flava nichts anderes als das gelbe Getreide selbst."

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2. Stockes-Bezzenberger, Urkeltischer Sprachschatz S. 187 verzeichnen blavo-s als dem lat. flavus entsprechend. Darin wäre wohl das für *blavum nach Foerster ZfRPh III, 260 Anm. zu suchende Etymon gefunden.

3. Aufser afr. blef gehen auf blavum zurück: afr. blave, bleve, blavage, blavee, blaverie, blavetier, blavier, und die Zusammensetzungen: desblaver, desblavement; remblaver; emblavemente, emblavance.

4. Wie verhalten sich nun blé und blef zu einander? Littré meint s. v. blé, blef sei wohl wie soif zu erklären. Das Umgekehrte wird richtig sein. Acc. soif, N. sois ist nach Wörtern wie vis-vif, nes-nef, nois-noif gebildet, blé nach den zahlreichen Gleichungen nes-né, amés-amé; vgl. dazu auch Gröber ZfRPh. 2, 459 ff.

Zu blé gehören folgende Ableitungen und Zusammensetzungen: blee, bleisse (?), bleüre, desbleer, desbleüre.

5. Nach dem Muster der Wörter, welche in betonter Silbe e, in unbetonter a haben, ergibt sich eine dritte Reihe, blé: bla- in

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