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E. HERZOG, Revue de philologie française et de littérature. Tome XVIII (21. 5. 05)

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Archiv für lateinische Lexikographie und Grammatik XIII,

XIV, 1. 2 (21.5. 05).

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F. ED. SCHNEEGANS, Le Moyen-Age XVII. (13. 7. 05).

G. G., PAOLA SAVJ-LOPEZ, H. R. LANG, Neue Bücher (20. 6. 05;

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Der Pflug in Frankreich und Vers 296 in Karl des Grofsen Wallfahrt nach Jerusalem.

I.

Hugo der Starke, der Kaiser von Byzanz, pflügt eben mit seinem goldenen Pflug, als er von Karl dem Grossen angetroffen wird, in grofsem Staat, behandschuht, auf einer Tragbahre reitend, unter einem grofsen Sonnendach. (295) Une verge d'or fin tint li reis en sa main, | (296) Si a conduit son aret tant adrecieement,| (297) Si fait dreite sa rei[e] cum[e] ligne qui tent. Z. 296 hat eine Silbe in der 1. Hälfte zu viel, was durch Streichung des a leicht zu bessern ist, da Präs. hist. mit Aorist und Perf. ohne weiteres abwechseln kann. Doch auch dies ist nicht nötig; denn s'a (statt des überlieferten si a) ist noch einfacher und näher liegend, wie ich F2 108 bereits in den ,,Nachträgen“ zu K1 (ich zitiere sie im fg. als F2, während F die von mir herrührenden, in der V. L. der 1. Auflage später ist dies F überall verschwunden mit F bezeichneten Konjekturen im Text von K1, Koschwitz bedeutend, bezeichnet) empfohlen habe.

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Der Sinn selbst macht keine Schwierigkeiten: Mit der Peitsche oder eigentlich mit einem goldenen Treibstecken lenkt er seinen Pflug so geschickt, dafs er die Furche gerade wie eine gespannte Linie zieht.

Die beiden letzten Zeilen sind schlecht verbunden; das zweite Si (297) ist recht störend, das vorausgehende wohl am Platz. Zudem verlangt tant 296 eine nähere Bestimmung, die den hohen Grad des Gradhaltens bestimmt. Da dies die folgende Zeile tut, so ist wohl das zweite Si in [Que] zu bessern.

Das Wort aret in 296 ist nicht belegt; offenbar steckt darin der Verbalstamm ara-re. So hat denn Koschwitz schon in der 1. Auflage are[re] konjiziert, ich dasselbe empfohlen und so wurde es in den Text gesetzt, wo es bis zur neuesten (vierten) Auflage stehn geblieben ist.

Gegen arere selbst ist an sich nichts einzuwenden. Denn es ist die regelrechte Entwicklung des lateinischen aratrum, wie taratrum ein tarere gibt (s. F2 108). Das Wort wurde von andrer Seite (G. Paris in Rom. 13, 130) als für das französische unbelegt angesehen und deshalb verworfen, es käme blofs in Prov. als regel

Zeitschr. f. rom. Phil. XXIX.

I

mässiges araire vor. Allein schon Diez Wb. führt es, ohne ein Wort zu verlieren, einfach als altfr. arere an vielleicht hatte er eigene Stellen; sonst hat er es aus Roqueforts Supplément, wo es an richtiger Stelle aus Walter von Coincy belegt ist. Ebenso führt es Henschel an und verweist auf Du Cange s. v. arar, wo ein langes, sicheres Zitat steht, fügt noch Raynouards Lexique Roman bei, der tatsächlich einen altfr. Beleg bietet und gibt auch noch zum Überfluss einen Hinweis auf Roqueforts Suppl. Wie man drei1 Belegen gegenüber, die seit so vielen Jahren bekannt waren, von ,, unbelegt" sprechen konnte, ist dunkel; G. Paris meinte Rom. XIII, 130: ce mot arere (aratrum) n'est pas connu en français. Dies wiederholt sogar noch Koschwitz in seiner vierten Auflage (1900). Es ist ja wahr, das Wort fehlt im Godefroy dies hat aber nichts zu sagen angesichts der bekannten Tatsache, dafs so manches seltene Wort gerade bei ihm fehlt.2 Zuletzt hat noch Tobler in dieser Zeitschrift (1886) IX, 149 unser Wort behandelt, Roqueforts Zitat mit Poquet 618, 49 identifiziert, er kennt Raynouards Beleg (ohne Henschel zu nennen und ohne angemerkt zu haben, dass Raynouards Zitat aus Du Cange stammt), weils eine dritte Stelle aus Poquets verhunztem Text 3 herauszuschälen (Raynouards

1 Eigentlich sind es zwei; denn die Stelle bei Du Cange und Raynouard ist identisch, und letzterer hat sie sicher aus ersterem geholt.

2 Derselbe hat, wiewohl er sonst im Laufe des Druckes rechts und links aufnahm, was er nur immer in andern Sammlungen finden konnte, bes. Ste. Palaye, so ist im Complément fast das ganze ,Historique" Littrés abgeschrieben leider Du Cange, Roquefort (natürlich waren nur die mit Zitat versehenen Artikel zu berücksichtigen) und Henschel nicht benutzt.

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3 Es wäre sehr zu wünschen, wenn ein dissertationsbedürftiger junger Romanist, der sich eine Reise nach Soissons leisten kann, und imstande ist, eine lesbare afr. Hs. sicher zu entziffern, eine Kollation der Ausgabe des Abbé Poquet lieferte. Er könnte eine schöne und dankbare, nicht besonders schwierige Arbeit dabei noch die Reimuntersuchung vornehmen, die zwar bei einem in vielen Hss. überlieferten Text an dem Abdruck einer einzigen Hs. gescheut wird, aber mit Unrecht. Denn wenn auch ein krit. Text einige Einzelheiten später korrigieren dürfte, die Zahl der sicheren und beweisenden Reime ist so grofs, dafs das Resultat u. a. U. bestehen bleibt. Ich habe solches vor kurzem beim Atre perilleus erfahren, der ja auch nur in einer einzigen, nicht besonders sorgfältigen und schlecht erhaltenen Handschrift zugänglich ist. Auch hier bestand die Scheu vor einem solchen Wagnis allein nachdem ich rasch die ersten zwei tausend Verse auf die Reime hin ausgezogen hatte, ergab sich das Resultat so sicher und interessant, dafs dann die Arbeit von Th. Wassmuth in Angriff genommen und auch glücklich zu Ende geführt worden ist, wobei noch am Schlufs eine wichtige Überraschung den umsichtigen Verfasser belohnte. Wenn ich soeben Poquets Ausgabe nicht gerade gelobt habe, so darf doch unsere Dankbarkeit gegen den mutigen Hg., der trotz mangelnder Vorbereitung sich an das grofse und schwierige Werk gemacht hat, nicht geschmälert sein ohne ihn hätten wir heute noch überhaupt gar nichts von dem litterarisch sehr interessanten, lexikalisch aber überaus wichtigen Werk des begeisterten, unermüdlichen Dichters von Mariens Macht. Hätte jeder, der ein afr. Werk, das in mehreren Hss. erhalten ist, in einer Hs. abgeschrieben hat, dann aber vor der Ausgabe, weil er der übrigen nicht habhaft werden konnte, zurückgescheut ist, oder ebenso Jemand, der einen nur in einer Hs. erhaltenen Text abgeschrieben, die Ausgabe aber unterlassen

Zitat hat er nicht im Poquet nachgewiesen ich vermag es auch nicht zu tun) und auf eine Variante im Fergus (11, 26) aufmerksam gemacht. Er schliefst mit arelle in der Olla patella S. 22 (neben carue als Glosse zu aratrum), wozu Godefroy eine andere Stelle s. v. arele gibt. Ein neuer Beleg für arelle steht God. s. v. versoir. Tobler erklärt es durch Dissimilation aus arere, was wegen der zwei zweifelhaft wird, umso mehr als Du Cange zweimal ein areau, das doch nur aus arel kommen kann, belegt. Wie soll man sich die Entstehung dieses auch im Prov. gesicherten arel= *arěllu denken? Von ara-re kann es nicht kommen; denn -ĕllum wird nicht an Verbalstämme angehängt. Ich sehe keine andere Möglichkeit als aratru + ellu > ararel, arergl, ar(e)rgl, arel; vgl. weiter unten für das Provenzalische.

Wenn man sich nun die andern romanischen Sprachen ansieht, so hat das nächstliegende Provenzalisch allgemein araire altprov. und Mistral bietet zu diesem noch heute weitverbreiteten Wort noch arete (Lavedan) und arau (niç.), das Italienische arato neben aratro, Span. und Pg. arado, Katal. arada, Südwal., Sizil. aratru, aratu, Sardisch aratu, aradu, arau, Piem., Lomb. arà. Wenn man die weite Verbreitung der Form arat(r)u, mit unterdrücktem zweiten r, betrachtet, dann frägt man sich unwillkürlich, ob denn auch im franz. ein aret, aré aus diesem aratum unmöglich ist denn dann hätte der englische Schreiber nur zufällig eine uralte Form seiner Vorlage bewahrt.

Allein ich hatte bereits in den Nachträgen zur 1. Auflage von Koschwitz S. 108 (F2) die Empfindung gehabt, dass an der behandelten Stelle der Wallfahrt nicht das Werkzeug, der ,, Pflug" selbst, gemeint ist, sondern vielmehr das „, Pflügen“: „Doch kann ich nicht verhehlen, dafs auch ein s'at conduit sun arer (sein Pflügen, ein subst. Infinitiv nach bekannter altfr. Art) nicht unmöglich wäre (Hs. aret) t und oft verwechselt)." Auch G. Paris a. a. O. will kein arere (freilich der Grund, warum er es tut, ist, wie wir sahen, nicht ausschlaggebend) und will aret der Hs. behalten, en prenant aret dans le sens de labourage".

Ich will nun im folgenden nachweisen, dass arere, der „, Pflug“, trotzdem es auch von Tobler a. a. O.,,in Schutz genommen" wird (,,diese Lesart ist von den vorgeschlagenen sicher die ansprechendste") hier nicht geduldet werden kann und aus. dem Text entfernt werden muss.

Es ist eine Besonderheit des kurzen, merkwürdigen Epos, dass es bei einer ganz auffälligen Knappheit in der Erzählung und

hat, weil er die sprachliche und litterarhistorische Bearbeitung nicht liefern konnte, gehandelt wie Abbé Poquet, so hätten wir ein unermessliches, neues Arbeitsmaterial vor uns, das inzwischen die mannigfachste Ausnutzung erfahren hätte. Gerade bei solchen Sachen ist das Bessere der Feind des Guten.

1 Sowohl die arere-Stelle aus W. von Coincy als auch areau hat Littré im Hist. s. v. araire aus Du Cange abgedruckt.

im Einzelausdruck, jedesmal, wenn dieselbe Situation oder derselbe Gegenstand oder dieselbe Handlung vorkommt, auch stets denselben Ausdruck, dieselbe Zeile, dieselbe Wendung, dasselbe Wort gebraucht. Diese Eigenart ist so auffällig und in die Augen springend, dass sie keinen besonderen Beweis erheischt. Dies ist ein sicheres Mittel, um einzelne Verse oder Worte zu bessern. So z. B. heifst darin die Ehefrau stets moillier, so von Karls Frau 5. 234. 364., ebenso Hugos Frau 330. 401. 444. nur 822 steht femme, wo moillier nicht pafst. Alle diese Verse sind bis auf einen tadellos der eine (330) hat eine Silbe zu viel: E vint sus al paleis u out sa muiller veue, was K2-4 nach Suchier in s'oissor geändert hat. Oissor ist unserem Text fremd und die Vergleichung der obigen Stellen lehnt es entschieden ab. Die richtige Besserung liegt auf der Hand: E vint sus al palais, s'out sa moillier veue.

Wenn wir uns unter demselben Gesichtspunkte die Stelle 296 aret näher ansehen, so stellt sich folgendes heraus: Hugos goldener ,,Pflug" wird erwähnt 283. 299. 317. 320 und heifst stets charrue! Es wäre nun sehr merkwürdig, dass auf einmal dasselbe Werkzeug einen ganz fremden Namen bekommen sollte, um so mehr [hier sehe ich mich gezwungen, vorzugreifen, s. weiter unten] als arere und charrue zwei ganz verschiedene Werkzeuge sind. Hätte also der Verfasser im Vers 296 vom „Pflug" reden wollen, so konnte er nur charrue gebrauchen.

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Wir sahen aber, dafs gerade an der Stelle gar kein Zwang vorliegt, im Text einen ,,Pflug" anzunehmenes pafst genau so gut der Begriff „Pflügen". Damit ist aret der Hs. verurteilt, und man bessert am einfachsten arer, was ich s. Z. vorgeschlagen habe. Zwar K stützt sein arere mit den Übersetzungen diese sind aber so frei, dafs sie nicht entscheiden können; sie gehen nicht nur mit dem Wort oder dem Vers, sondern mit der Erzählung selbst ziemlich frei, manchmal nur zu frei um. Sie können aber überhaupt nie entscheiden, wenn andere Gesichtspunkte oder Gründe gegen sie sprechen K hat dieselben in seinen Anmerkungen so überschätzt, dass eine vollständige Revision und Korrektur gerade dieses Teils seiner Arbeit unvermeidlich ist. Aré labourage", das G. Paris und das K in einer von Godefroy zitierten Stelle finden will, pafst nicht ebensogut: conduire son labourage ist recht ungenau, das Geackerte" statt das Ackern oder Pflügen". Die Bedeutung ,, das Pflügen, Ackern" labourage, die aratum > aret, aré haben soll, ist auch nicht ganz sicher. Denn die in God. aus la bataille de 30 Englois zitierte Stelle travaillier en l'eré kann nur „Ackerland, Acker" bedeuten, also gleich God.s erstem Zitat, wo aré neben champ steht. Ebenso steht es mit Du Cange aratum 1., das er mit aratio erklärt, das aber nur aratum, das Geackerte, sc. Land Acker bedeuten kann. Man urteile selbst: de opere rurali, id est, arato vel vinea vel sectione, messione ... Aratum steht also ganz gleichbedeutend mit vinea,Weinberg'. Wenn es also auch,

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