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Grammaire sommaire de l'anc. frç.; Doutrepont-Counson, Tables générales de la Gramm... de Meyer-Lübke.

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Heft 3-4, S. 161. Kastner, L'infinitif historique au XVIe s., bringt viele neue Beispiele vor, verhält sich aber skeptisch zu den bisher vorgebrachten Deutungen. Die von Kalepky und Meyer-Lübke (III S. 570) beachtet er überhaupt nicht. S. 168. Harmand, Observations critiques sur le tournoy de Chauvency, gibt sich viele Mühe durch Erklärung und Emendation den schwierigen altfranz. Text verständlich zu machen. S. 189. Désormaux, Mélanges savoisiens IV, handelt über die Schicksale des in Valmeinier, das auslautend (z. B. in den Infinitiven, -ariu etc.) zu geworden ist; auch auslautend rt>rp (morp), rd>rt (-art) sind sehr beachtenswerte Erscheinungen. Wir hoffen, dafs jenes hsl. Glossar von Aimard, aus dem D. seine interessanten Ausführungen schöpft, bald erscheinen wird. S. 195. S. 0.- S. 212 s. o. S. 259. Clédat, Essais de sémantique III, stellt die franz. Abkommenschaft von lat. dicere und Ableitungen (wozu er, den meisten Etymologen folgend, auch index, judex, vindex etc. rechnet) zusammen und bespricht die verschiedenen Verwendungsarten und Bedeutungsnüancen der franz. Wörter, wobei mancher interessante Gebrauch feinsinnig beleuchtet wird, besonders die verschiedenen Bedeutungen von dire selbst, ferner trouver à dire u. ä. Gerne hätte ich erfahren, inwieweit der Franzose bei dem heute so häufigen Gebrauch von on dirait (auch on aurait dit etc.) mit que (z. B. On dirait que le feu prend à ce trou du cul Maup. VE. 26) oder mit Objekt (Voici les jeunes filles... on dirait des vieilles, très vieilles, tant elles grimacent ebda. 71) den Begriff des 'Sagens' noch fühlen (im Deutschen sagt man in entsprechenden Fällen meist 'man würde glauben', 'es könnte scheinen'). Die Erklärung benêt 'albern' aus dem Eigennamen 'Benedikt', nicht aus gesegnet' (S. 286) trifft gewifs das Richtige. contradictoire (S. 273) ist wohl entlehnt aus lat. contradictorius, nicht aber franz. Neubildung. S. 301. L. C., Aspect et égard, weist sie in subjektiver Bedeutung nach: a., é. = vue; é., regard = avis. L. C., Ne pas laisser que de, nicht mehr gebräuchliche Kontamination aus n. p. l. que und n. p. l. de. Rezensionen. Bourciez: Genlis, L'e... muet, qualifiziert das Buch als Dilettantenarbeit. Vignon: Lortie-Rivard, L'origine et le parler des Canadiens-français, spricht manchen Zweifel über die Herkunft kanad. Wörter, wie sie von R. angenommen wird, aus. Vignon: Glaser, Die Mafs- und Gewichtsbezeichnungen des Franz., im ganzen lobend, mit einzelnen Nachträgen. Kurze Bücheranzeigen. Chronik.

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E. HERZOG.

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Archiv für lateinische Lexikographie und Grammatik. XIII. H. 4; XIV. I, 2.

XIII. H. 4. S. 453. Collin, Zur Geschichte der Nomina actionis im Romanischen. Ein wichtiger Beitrag, der in einem bisher dunklen Punkt der romanischen Wortbildungslehre vollständige Aufklärung bringt. Während nämlich bereits Meyer-Lübke erkannt hatte, dafs die sog. Partizipial-Substantiva männlichen Geschlechts auf die lateinischen Nomina in -us (IV. Dekl.) zurück

510 BESPRECHUNGEN. HERZOG, ARCHIV FÜR LAT. LEXIKOGRAPHIE ETC.

gehen, blieb die Frage nach der Herkunft der entsprechenden femininen Bildungen (vente allée etc.) bisher ungelöst. C. weist für diese den gleichen Ursprung nach, zeigt nämlich, wie bereits im Lat. jene abstrakten Substantiva auf -us häufig zur II. Dekl. hinüberschwanken, sich nun mit den substantivierten Neutral-Partizipien vermengten, durch diese veranlafst Pluralformen auf -ɑ bildeten, die wie so viele andere neutrale Pluralia als feminine Singularformen gefasst wurden. Wenn nun alles andere ohne weiteres einleuchtet, so könnte der Umstand einen Moment Bedenken erregen, dafs jene Abstrakta, selbst als sie in die II. übergetreten waren, sich doch durch die Nominative auf -us von den substantivierten Neutral-Partizipien unterschieden. Dieses Bedenken wäre aber leicht zu beseitigen gewesen, wenn C. darauf hingewiesen hätte, dass ja die Annahme von -us im Nom, der Neutra der II. Dekl. ein die ganze vulgärlat. Deklinazionsgeschichte durchziehender Zug ist.

S. 475. Zimmermann, Die lateinischen Personennamen auf -o -onis. (Schlufs.) Vgl. Z. XXVIII. S. 626. S. 500 sind,,aus Personennamen auf -0 etwa zu erschliefsende vulgäre Substantiva auf -o" zusammengestellt.

S. 572. Schuchardt, Cyprianus. Koprianus. Zu Meltzers Notiz über dies Wort, vgl. Z. XXVIII, S. 627. S. 573. Wölfflin, Bemerkungen zu der Descriptio orbis (ca. 350 n. Chr.), die von Sinko in demselben Heft herausgegeben ist. W. ist S. 575 geneigt, in Brittzia (Bruttia) die spätlat. Aussprache mit Zischlaut zu erkennen. S. 579. Bonnet, cambus, sub

cambaster etc. Stelle aus der Passio Theclae.

S. 582. Pieri, fatucchiere -a: fatuclus, leitet das ital. Wort von dem lat. fatuclus = fatuus ab, das in Servius-Hss. begegnet.

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S. 583. Denk, Aduro

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vulgäres obduro; belegt aus Italafragmenten. Literatur 1902-4. S. 585. Hemme, Das lateinische Sprachmaterial im Wortschatz der deutschen, frz. und engl. Sprache.

S. 589. Omont, Glossaires grecs et latins.

S. 592. Bechtel, Silviae Peregrinatio, The text and a study (ablehnend).

S. 597. Carnoy, Le latin d'Espagne d'après les Inscriptions II. (Herzog). XIV. H. 1. S. 1. Wackernagel, Zu den lat. Ethnika, bespricht auch die Ableitungen aus iberischen und gallischen Volks- und Städtenamen (z. B. Tolosates, *Cordubanus, Gaditanus, Gabalitanus) und sucht festzustellen, inwieweit darin heimische Bildungsweisen stecken (S. 10 f., 18 ff.). S. 24 über *longitanus, *propitanus, *solitanus.

S. 112. Hey, Zur Aussprache des c. Verweist auf einen Vers des Ausonius, wo salo solo Caelo eine Art Wortspiel bilden, um zu beweisen, dafs im 4. Jh. c in Gallien schon ähnlich wie s geklungen habe. Unglaublich. S. 113. Wölfflin, Nach zwanzig Jahren, gibt einen Rückblick über die bisherige Entwicklung und Aufgaben des ALL., worin auch der immer gröfseren Annäherung der latinistischen und romanistischen Studien, die gerade durch diese Zs. in so dankenswerter Weise gefördert wurde, gedacht ist. S. 119. Heraeus, Zur Sprache der Mulomedicina Chironis, sucht besonders die vulg.-lat. Formen zu gewinnen und vor Emendazion zu schützen; für uns wichtig ist besonders expertus vgl. prov. asp. ptg. espertar wall. dispierte, cocito zu consuere vgl. it. cucire, ventidiat vgl. sp. ventear it. venteggiare, squato 'Schuppe', vgl. provz. kat. escata, nprvz, auch escauto, afız. esquatir

von Godfr. fälschlich mit 'briser' übersetzt), die allerdings auf ein squatta oder squapta (oder squatua?) hinzuweisen scheinen; ja auch frz. écaille wäre mit einem *squatula vereinbar, wenn man das germanische Etymon ablehnt; it. scaglia würde kein unüberwindbares Hindernis sein.

Heft 2. S. 253. Rand-Hey, Eine Predigt über Christi Höllenfahrt, Abdruck eines Textes, der, in einer Hs. des 9. Jh. erhalten, nach Ansicht des Herausg. in das 5.-6. zurückzudatieren wäre. Eine Übersetzung aus dem Griechischen, voller Vulgarismen (die in der Ausgabe zum Teil hinausemendiert erscheinen) z. B. aramentum (für ae-), obserra, prius de nobis hic introisti, ad furtum venisti facere, quomodo dicis, alienas als neutr. plur., sanguis für -inis, te f. tibi, quae f. quem und quod etc.

S. 279. Denk, Zur Itala. Wortgeschichtliches, darunter cathedra ‘anus', comparare 'kaufen'.

Literatur 1904, 1905. S. 289. Herzog, Streitfragen der romanischen Philologie I. (Jordan). Bemerkung über Entstellungen von physiognomia im altfrz.1

S. 295. Sepulcri, Le alternazioni fonetiche e morfologice nel latino di Gregorio Magno e del suo tempo (F. X. Burger). Der Rezensent gibt eine Übersicht über die in der Arbeit nachgewiesenen Vulgarismen.

E. HERZOG.

NEUE BÜCHER.

Foerster, W., Sulla questione dell' autenticità dei Codici di Arborea, esame paleografico. Con una zincografia nel testo e due tavole in fototipia. Accademia reale delle scienze di Torino, anno 1904-1905. S. 223-254. Torino 1905 C. Clausen.

Die beiden o. S. 250 Anmerkg. 2 erwähnten Abhandlungen F.'s über die Unechtheit der Arboreahss. Über den Inhalt hat F. schon o. S. 250 ff. Andeutungen gemacht; die eine ist ein auf dem historischen Kongress in Rom 1903 gehaltener, hier durch Anmerkungen erweiterter Vortrag, die andere ist dem paläographischen Nachweis der Unechtheit der Hss. gewidmet.

Lo Parco, Francesco, Petrarca e Barlaam (da nuove ricerche e documenti inediti e rari). Reggio-Calabria 1905 Stab. tip. F. Morillo. 8°. II 112. Ausgezeichneter, gelehrter und überzeugender Nachweis, dafs Petrarca weder bei seiner ersten (1339), noch bei spätern Begegnungen in Avignon mit

1 An zwei Stellen hat mich J. mifsverstanden. Wenn ich von Geschwindigkeitsunterschieden spreche, so meine ich nirgends solche zwischen den einzelnen Sprachen, daher nicht solche, die vom Klima abhängig sein könnten. Diesen lege ich tatsächlich wenig Bedeutung für die Lautentwicklung bei. Ich operiere lediglich mit Tempoverschiedenheiten, wie sie sich in der Sprache jedes einzelnen Individuums finden; denn jeder spricht dasselbe Wort bald schnell und flüchtig, bald langsam und nachdrücklich aus. Ich leite ferner die roman. Formen nicht von *ordi, *oli ab, was trotz der Zustimmung Jordans nicht möglich wäre, sondern meine blofs, dafs diese Formen als häufig gebrauchte Genitive die Nom.-Akk.-Form ordiu, oliu in dieser Gestalt gerettet haben, zu einer Zeit, wo sie ohne diesen Einfluss zu *ord'u *ol'u geworden wären.

dem Vertreter der römischen Kirche in Byzanz und Bischof von Gerace, Barlaam († 1350), im Griechischen von demselben hätte unterrichtet werden können, und auch Boccaccio nicht in der Lage war, ihn 1341 in Neapel für seine griechischen Studien in Anspruch zu nehmen; dafs Petrarca's Würdigung und Auffassung von Plato und Homer und seine Kenntnis von griechischer Sprache und Literatur vielmehr durch calabresische Graecisten vermittelt worden sei, wie Enrico Aristippo, der in der 2. H. des 12. Jhs. Plato's Phädon übersetzte, Niccolò da Reggio, der Freund Robert's v. Neapel, der in des Königs Auftrag Schriften des Aristoteles und Galen ins Lateinische übertrug, Barlaam, mit dem sich Petrarca mündlich über griechische Sprache und über Plato unterhalten konnte, und Leonzio Pilato, der Petrarca persönlich bekannte Übersetzer von Ilias und Odyssee. Im Anhang für die Geschichte Barlaam's wichtige hsliche Dokumente und Nachweis der Verbreitung in Italien des Plato's Phädon zu seinen Quellen zählenden,,Liber philosophorum", oder „Placita philosophorum" des Johannes Procida († 1302), wovon eine pariser Hs, sich selbst als Abschrift eines im Besitz Petrarca's befindlich gewesenen Exemplars bezeichnet.

Bartolomeo di Bartoli, La Canzone delle virtù et delle scienze, testo inedito del sec. XIV, tratto dal ms. originale del Museo Condé e illutsrato a cura di Leone Dorez. Bergamo 1904 Istituto italiano d' arti grafiche editore. 2. 145 S.

Eine der glänzendsten Publikationen des Istituto d' arti grafiche in Bergamo, in der in vorzüglicher Weise der mit Bildwerken eigentümlichen Charakters gezierte Text des Lehrgedichts Bartolis nach der Originalhs. (Bibl. Chantilly) des 14. Jhs. photographisch wiedergegeben wird. Die Einleitung transkribiert den aus 18 Stanzen und 2 Geleiten bestehenden inhaltlich recht dürftigen Text und weist nach, dafs der Zeichner der Bilder aus der Schule des Malers Niccolòs da Bologna stammt, der selbst andere Hss. Bartolis illustrierte; der Zeichner zeigt sich von Giotto, Giovanni v. Pisa und andern toskanischen Malern der Zeit bei seinen Darstellungen allegorischer Figuren beeinflusst, vor allem aber durch Niccolò selbst, wie durch die Entdeckung einer mailänder Hs. mit einem allegorischen Bilde Niccolòs durch F. Novati festgestellt werden konnte (s. die Holzschnittreproduktion eines solchen auf S. 81). Das Werkchen war Bruzio Visconti v. Mailand gewidmet (mit dessen dichterischen Werken R. Renier bekannt gemacht hat), mit dem Petrarca in literarischem Verkehr stand. Es wurde ihm 1355 übergeben. G. G.

Notiz.

H. Schuchardt bittet in seiner Schrift,, An Adolf Mussafia" zu verbessern:

S. 11, Z. 8 v. u. [dafs] dem [nicht der Fall ist] in dies.

S. 16, Z. 9 v. o. [Anpassung] zu dem [neuen Zweck]... an den.

S. 36, Z. I v. u. [in einen weiblichen] Plural... Singular.

Lat. Ambitus im Romanischen.

Wahre Probleme sind auch Wahrheit.
Kuno Fischer.

Diez hat EW. I it. andana, frz. andain,Schritt, Heuschwaden' von andare abgeleitet. Gröber machte Arch f. lat. Lexikogr. und Grammatik I, 238 (1884) v. ambitare (auch Miscell. di Filol. e Linguist. Caix-Canello, 1886, S. 40/41) dagegen geltend, dafs diese Wörter nicht aus andare herleitbar seien, da das Suffix - anus sich nur mit der Nominalform verbinde, und schlug ambitus als Substrat vor.1 Ohne das Gröber'sche Etymon zu erwähnen, führte G. Paris, Romania XIX, 449 ffg. (1890) andain auf indaginem zurück. Ihm folgte, wenn auch etwas zögernd, Settegast, Zeitschr. XV, 250. Seitdem ist das Wort nicht wieder behandelt worden. In den Aufsätzen über aller-andare pflegt es mit Stillschweigen übergangen zu werden; von Bovet und Stucke wird es mit drei Zeilen abgetan.

Eine Prüfung der Frage führte zu folgenden Ergebnissen: 1. Die Herleitung von andain aus indaginem ist sehr unwahrscheinlich, wo nicht unmöglich, die aus ambitus dagegen

sehr wahrscheinlich.

2. Ambitus lebt nicht nur in andain fort, sondern aufserdem noch in einer nicht unbeträchtlichen Anzahl romanischer Bildungen. 3. Die Möglichkeit, dafs it. andare, sp. andar, prov. anar mit ambitus in etymologischem Zusammenhange stehen, mufs in ernste Erwägung gezogen werden.

Das zur Lösung der hier aufgeworfenen Probleme unentbehrliche Material soll mit tunlicher Vollständigkeit zusammengestellt werden.

Einige Vorbemerkungen über die Grundbedeutung des lateinischen Wortes schicke ich voraus unter Benutzung der Programmabhandlung F. Teichmüllers über Ambire, ambitio, ambitus (Wittstock, 1901): Der Unterschied zwischen circumire und ambire gipfelt darin, dass, während das circumire sich nach einer Richtung hin vollzieht, um den Gegenstand vollständig, auch nach der Rück

1 Gleichzeitig trat Gröber für die Gleichung ambitare} andare ein. Zeitschr. f. rom. Phil. XXIX.

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