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D

Dnomatisches Wörterbuch),

zugleich ein

Beitrag zu einem auf die Sprache

der

klassischen Schriftßteller

gegründeten

Wörterbuch der neuhochdeutschen Sprache,

bon

Joseph Kehrein,

Direktor des Herzoglich Naffauischen Schullehrer-Seminars zu Montabaur, des Vereins
zur Erforschung der rheinischen Geschichte und Alterthümer zu Mainz torrespondierendem,
der Gesellschaft für deutsche Sprache zu Berlin auswärtigem, der Königlichen deutschen
Gesellschaft zu Königsberg in Breußen ordentlichem und des historischen Vereins für den
Niederrhein insbesondere die alte Erzdiöcese Köln Ehren-Mitgliede.

Zweite Ausgabe.

Wiesbaden.

Verlag von Chr. Limbarth

1863.

Chmitt,

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Vorwort.

Die Onomatik setzt die Gesetze der Wortbildung voraus, beschäftigt sich nicht mit der Betrachtung dieser Gesetze, sondern mit der Anwendung derselben auf die in der Sprache vorhandenen Wurzeln, Stämme, Ableitungen und Zusammensegungen, Summa, auf den ganzen Wortschat. Die deutsche Duomatik weist erstens die Wurzeln der deutschen Sprache nach und gibt ihre Bedeutungen an. Sie zählt zweitens alle die Stämme auf, welche durch Ab- und Inlaut aus den vorhandenen Wurzeln erwachsen sind, und gibt wieder ihre Bedeutungen an. Sie zählt dann drittens alle die Ableitungen auf, welche durch Vor- und Nachlaut von den Stämmen herkommen, und gibt endlich die vorhandenen Zusammensetzungen an. Die Onomatik begnügt sich aber nicht damit, daß sie den ganzen Wortschatz, systematisch geordnet, verzeichnet und von jedem Worte die verschiedenen Bedeutungen (ursprüng liche, weitere, metaphorische) angibt; sie gibt auch die sinnverwandten Wörter (Synonymen) an und zeigt, in wiefern dieselben einestheils übereinstimmen, anderntheils sich unterscheiden."

So erklärt Dr. Mager die Aufgabe der Onomatik und fügt dann bei: „Weder geben wir alle Wörter der

*) Deutsches Sprachbuch, Anfänge der Grammatik, Onomatik und Sprachkunst, von Dr. Mager. Stuttgart 1842. 8. S. 127 f.

deutschen Sprache, noch fügen wir den mitgetheilten Wörtern Erläuterungen bei, indem wir diese dem mündlichen Unterricht überlassen." Aber gerade bei dem mündlichen Unterricht treten mancherlei Schwierigkeiten ein, wie jeder Lehrer finden kann, der es versucht, die an sich reiche Sammlung von Dr. Mager, wenn auch nur theilweise, mit Schülern durchzunehmen, und dies um so mehr, als außer den „Erläuterungen“ auch die „Synonymen“ fehlen. Dadurch_veranlaßt, äußerten mir einige wackere Lehrer an höheren Schulanstalten (Gymnasien und Schullehrerseminarien), die den Unterricht in der deutschen Sprache gerne so fruchtbringend als möglich machen möchten, den Wunsch, ich möchte es versuchen, die Lücke auszufüllen, welche Dr. Mager in dieser Hinsicht absichtlich in seinem Buche gelassen. Überzeugt, daß durch ein tüchtiges Betreiben der Onomatik, wie Dr. Mager deren Aufgabe gestellt, das Verständniß unserer Muttersprache gefördert, das Hineinblicken in die Werkstätte des deutschen Sprachgeistes erleichtert und damit die Liebe zu Thuiskons Sprache, der es ein Spiel ist, den Gedanken, die Empfindung, treffend und mit Kraft, mit Wendungen der Kühnheit, zu sagen" (Klopstock), allgemeiner werden könnte, war ich gerne bereit, zur Ausfüllung jener Lücke, mein bescheidenes Scherflein beizutragen. Daß ich bei der Ausarbeitung die Werke von Grimm, Graff, Schmeller, Wackernagel, Ziemann, Diefenbach, Stieler, Adelung, Campe, Heinsius, Schmitthenner, Schwenck, Heyse, Weyh, Weigand u. A. fleißig gebraucht habe, wird der Leser auch ohne meine Versicherung bald ersehen.

Den größten Werth meines Buches, das dem Sprachforscher wie dem Laien, dem Lehrer wie dem Schüler, jedem

Frennde der deutschen Sprache willkommen und nicht ganz ohne Nugen sein möchte, glaube ich darin sehen zu dürfen, daß es die einzelnen Wortbildungen nach Bedeutung und Form durch zahlreiche Beispiele aus unsern klassischen Schriftstellern zu erhärten sucht. Die Sprache der Klassiker muß die Grundlage aller lexikalischen Werke bilden. Dies gilt für unsere Zeit um so mehr, als durch die Schriftsteller unserer zweiten klassischen Periode (18-19. Jahrhundert) die neuhochdeutsche Sprache eine Ausbildung gewonnen hat, wie man sie am Anfang des 18. Jahrhunderts nicht erwarten kounte. Daß übrigens nicht zu jedem Worte (namentlich zu den zahlreichen Zusammensetzungen), nicht zu jeder Bedeutung und gramma= tischen Fügung eines Wortes Beispiele gegeben sind, wird der nachsichtige Leser entschuldigen. Die angeführten Formen der früheren Sprache dienen zur Erläuterung, da manches Wort in der jegigen Gestalt ohne Rücksicht auf die frühere underständlich bleiben würde, z. B. bequem verglichen mit kommen. Auch zur allmählichen Verbesserung und Feststellung unserer unsicheren und vielfach fehlerhaften Orthographie dürfte das Hinweisen auf die frühere Form des Wortes dienen. Daß hier und da auch auf die Volkssprache Rücksicht genommen ist, bedarf wol keiner Entschuldigung.

Die Anordnung des Ganzen beruht auf den Formen des Ablautes mit Beachtung des auf den Wurzelvokal folgenden Konsonanten, und folgt im Allgemeinen der von Dr. Mager gegebenen Reihenfolge. Doch glaubte ich im Besonderen von seiner Anordnung abweichen, auch manches von ihm angeführte Wort (wie meistens, nicht immer, die substantivisch gebrauchten Infinitive und die eine Handlung oder einen Zustand ausdrückenden weiblichen Bildungen auf ung) auslassen zu

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