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Gipfel nur ungefähr 35 Meter Meereshöhe besitzt, doch ist dies keineswegs die ganze Höhe des tertiaeren Kalkgebirges von Hato, denn dasselbe steigt landeinwärts noch beträchtlich unter schwacher Neigung an. Das beobachtet man besonders gut, wenn man aus grösserer Entfernung von Nordwesten her, so unter Anderen von der Gegend von St. Pedro aus, nach Fontein blickt. Das Küstengebirge von Hato erscheint dann gleich hoch wie der Tafelberg am ,,Spanischen Wasser", an der Sudwestküste der Insel, und bei beiden ist der höchste Punkt am Innenrande gelegen, welcher sich steil wie der Rand einer Schüssel über das niedrige, flachwellige Hügelland (das eingangs beschriebene Dioritgebirge) des Binnenlandes erhebt.

Indessen darf es nicht unerwähnt bleiben, dass ausser Tertiaer und Dioriten an der Küste von Hato noch Spuren einer anderen Formation auftreten, welche im sogenannten,,benedengedeelte" der Insel eine grosse Rolle beim Aufbaue der Gebirge spielte, im,,bovengedeelte" aber stets nur in kleinen Brocken zu Tage ausgehend angetroffen wird. Es ist das eine vorwiegend aus Kieselschiefern, untergeordnet aus Sandsteinen und Conglomeraten bestehende Bildung, deren Entstehung in die palaeozoische Zeit fällt.

Bei Hato sind die Sandsteine in wenigen dünnen Bänken aufgeschlossen, welche nur I m aus dem Alluvium hervorstehen, in einer grösseren Anzahl kleiner, isolirter Partieen, steil aufgerichtet und annähernd parallel der Küste streichend. Diese Schichtenköpfe befinden sich östlich von dem innersten Kalkgebirge daselbst, welches man von der Stadt kommend beim Folgen des Fahrwegs kurz vor Fontein zur linken Hand hat. Zwar kann man die Schichten, welche quer über den Weg setzen, nur eine sehr kurze Strecke weit verfolgen, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass sie unter der Bedeckung von Kalk und Alluvium sich noch längs eines grossen Theiles der benachbarten Küste ausdehnen; denn später traf ich die gleichen Sandsteine auch weiter östlich bei Brievengat in gleichem Lagerungsverhältnisse an, eingeschaltet zwischen die Diorite des Binnenlandes, welche ganz in der Nähe in einem Brunnen aufgeschlossen waren, und die tertiaeren, das Küstengebirge bildenden Kalksteine. Verbindet man beide Punkte, bei Fontein und bei Brievengat, mit einander und verlängert ferner die Linie nach Nordwesten zu, so trifft man daselbst am Fusse des ,,Groote Berg" abermals die gleichen Bildungen an. Das berechtigt zu der Annahme, dass sich an das tertiaere Kustengebirge von Hato nach innen zu ein schmaler Streifen der später ausführlich zu behandelnden Schieferformation anlegt, auf welche dann weiter landeinwärts

die Diorite folgen; wo aber die genaue Grenze beider Formationen gelegen ist, vermag ich nicht anzugeben; es durfte überhaupt nicht festzustellen sein, da jeder grössere Aufschluss fehlt.

Ich muss hier eines Uebelstandes gedenken, welcher die geologische Erforschung Curaçao's ganz ungemein erschwert. Die grosse Wasserarmuth des Landes veranlasst nämlich die Pflanzer zur Anlage breiter Steindämme, welche bei Gelegenheit des so selten fallenden Regens das Wasser vor zu raschem Abfliessen bewahren sollen. Diese Steindamme fangen aber mit dem Letzteren gleichzeitig allen Schlamm auf, welchen der Regen von den umgebenden Hugeln mit sich führt, und so bildet sich hinter den Schutzwällen eine mächtige Schicht verwitterten Felsbodens, welcher den Landstrich ausebnet und alle Gesteine verhüllt. Denn so gering die Erhebung des Landes im Innern auch sein mag (vielerorts beträgt sie nur etwa 20 m), so würden die bisweilen fallenden Sturzregen doch ohne jenes Einschreiten des Menschen wohl im Stande sein gute Einschnitte zu erzeugen, da sie ganz ungeheure Wasserfluthen hervorrufen, welche durch keinen Pflanzenwuchs zurückgehalten mit grosser Gewalt sich Bahn brechen.

So wurde unter Anderen bei Zuikertuin ein Junge sammt Esel durch die Regengusse ins Schottegat geschwemmt, wiederholt retteten sich Leute auf Bäume vor der drohenden Gefahr; ich selbst sah auf dem Gute Hermanus (Oud St. Marie) eine mächtige Mauer vom abfliessenden Regenwasser zerrissen und einem gleichen Umstande verdanke ich es, dass auf Brievengat die genannten Sandsteine entblösst wurden. Aber solche zufällige Umstände sind selbstredend selten auszubeuten, und gerade dort, wo der Geologe noch einigen Aufschluss über den Bau des niedrigen, durch seine tiefgehende Verwitterung ohnehin sehr schwierig zu beurtheilenden Gebirges erwarten dürfte, ist durch die erwähnten Anlagen jeder Einblick in die Bodenverhältnisse unmöglich gemacht.

Die Ursprungsstelle der bekannten Quelle von Hato ist ebenfalls nicht mehr zu erkennen, da sie vermauert worden; aber die Analogie mit den Quellen von Aruba und Bonaire, welche sie an Wasserreichthum weit übertrifft, muss demungeachtet sofort in die Augen fallen. An allen drei Orten nämlich tritt die Quelle an der Basis des Absturzes einer Uferterrasse im tertiaeren Kalkgebirge zu Tage und auf allen drei Inseln bildet in geringer Entfernung landeinwärts das ältere Gebirge das Liegende dieser Formation. Auf Aruba befinden sich die Kalke im Hangenden von Diorit, auf Bonaire ebenfalls im Hangenden eines Eruptivgesteines (Andesit ?) und auf Curaçao dürfte dasselbe wiederum Diorit sein.

Wahrscheinlich befindet sich in allen drei Fallen das Wasser an der Contactzone von tertiaeren Kalken und den Verwitterungsproducten der genannten Eruptivgesteine und ist die Quellenbildung dadurch zu erklären, dass durch die Zerstörung eines grossen Theiles des Kalkgebirges das altere Gebirge hie und da in die unmittelbare Nähe der Oberfläche gerückt ist. Die wasserführende Schicht musste dort auf diese Weise ebenfalls eine oberflächliche Lage einnehmen, so dass durch Spalten, an denen das Kalkgebirge bekanntlich sehr reich ist, leicht ein Theil des Wassers zu Tage abfliessen konnte, während der Rest unter der Kalkbedeckung cirkulirt und im Meere verloren geht.

In der Quelle von Hato fand sich der gleiche, kleine Fisch, welcher auch bei Fontein auf Aruba angetroffen und oben bereits erwähnt wurde.

Die südwestliche Küste, Beekenburg und Fuik.

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Wer der Fahrstrasse folgend von der Stadt nach Beekenburg reist, begegnet auf diesem Wege keiner anderen Formation als den Dioriten, welche auch noch den ganzen Innenrand des,,Spaansche Water" bilden und diesem durchaus den gleichen Charakter wie dem Schottegat vereihen; zur Rechten behält man stets das Tertiaergebirge, welches seine schroff abgestürzten Wände dem Binnenlande zukehrt. Man gelangt von der Seite von ,Brakke Put" her bald über das genannte Wasser zum Landungsplatze von Beekenburg und kaum ausgestiegen befindet man sich auch schon in einem Gewirre von grauen, zerrissenen, hohen Kalkfelsen, welche in einem bunten Durcheinander dazuliegen scheinen und den Eindruck machen, als wäre hier der Schauplatz einer grossartigen Revolution gewesen. Es ist nicht zu verwundern, dass der Einwohner von Curaçao diese Gegend als einen Beweis dafür ansieht, dass die Insel von heftigen, vulkanischen Paroxysmen habe zu leiden gehabt, durch die das Küstengebirge aufgerichtet und die Blöcke durcheinander geworfen seien; fehlt doch auch dem Geologen anfangs jede Handhabe zur Orientirung an diesem Orte.

Man schreitet auf flachwelligem Dioritboden, welcher nur wenige Meter über den Meeresspiegel sich erhebt, vorbei an einer gehobenen Muschelbank, auf die ein tertiaerer Kalkblock herabgestürzt zu sein scheint, denn wie wäre es sonst denkbar, dass sich das Felsstück im Hangenden einer Schicht befände, welche nur frische und noch im benachbarten Meere lebende Organismen einschliesst? Aber stellt man sich die Frage: ,,woher abgestürzt ?", so wird man darauf schwerlich.

eine Antwort zu geben wissen, da die unmittelbare Umgebung flach ist. Dann gelangt man alsbald an den Meeresstrand und sieht hier einen ganz gewaltigen Kalkfelsen isolirt aus dem umgebenden Korallensande hervorragen; es ist die sogenannte,,Grenadiersmütze", welche als Hauptbeweis für die oben angedeutete Theorie allgemein gilt und welche ihren

Namen der beistehend skizzirten Form verdankt. Indessen giebt gerade dieser Block die erste Handhabe zur Orientirung, denn es lässt sich nachweisen, dass er keineswegs lose daliegt, sondern ein noch in situ befindlicher Ueberrest des Kalkgebirges ist, welcher nur durch die Wirkungen der Erosion oberflächlich von Letzterem abgetrennt wurde, während seine Basis noch damit zusammenhängt. Er ist die Fortsetzung derselben Kalkbank, auf der auch die Beekenburg gebaut ist, und besteigt man deren Thurm, so findet

man alsbald den Schlüssel für die Erklärung der ganzen Umgebung, der nur die Erosion ihren jetzigen Charakter verliehen hat.

Von diesem Standpunkte aus liegt landeinwärts die wilde Landschaft zu Fussen des Beschauers, und nun erkennt man, dass deren einzelne Blöcke nichts Anderes als isolirte Theile früher zusammenhängender Schichten sind, welche sich fast ohne Ausnahme noch auf ihrer ursprünglichen Lagerstätte befinden. Die einzelnen Bänke sind durch weite Kluftflächen geschieden und ausserdem durch Spalten, welche ungefähr senkrecht zur Schichtungsfläche stehen, in eine grosse Anzahl quaderförmiger Stücke zerlegt, deren Oberfläche durch Erosionswirkungen noch mehr zernagt, zackig und zerrissen geworden ist. So regellos die Anordnung der Felsen aus unmittelbarer Nähe betrachtet erscheint, so leicht fügen sich aus diesem Abstande gesehen die einzelnen Partieen zu fortlaufenden Bänken an einander, deren Zusammenhang früher durch lockere, zwischengefügte Schichten von geringer Mächtigkeit hergestellt gewesen sein mag. Denn auch an dem gegenüberliegenden Ufer der Carracasbai sieht man dünne, licht gefärbte Lagen zwischen die grauen Korallenkalke eingeschaltet, vermuthlich Sande oder feine Conglomerate, welche öfter mit den Kalkbanken in Wechsellagerung angetroffen werden. Dieses Profil zeigt ausserdem flach ge

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bogene Schichten, die ich indessen nicht für eine Sattelbildung ansehe, sondern gleich den oben behandelten, scheinbar aufgerichteten Kalken im Profile des Hafens durch die Art des Wachsthums der Korallen auf einer nicht horizontalen Grundlage erklären zu müssen glaube.

In geringem Abstande von Beekenburg liegt das neue QuarantaineEtablissement, an dessen Fusse die Ueberlagerung des Diorites durch die tertiaeren Kalke an einer ins Meer vorspringenden Klippe besonders gut zu beobachten ist. Die jüngere Formation begann die ältere zu bedecken, als dieselbe bereits sehr zerklüftet war, und in Folge dessen sieht man weit in die Diorite hinabreichende Spalten, welche mit Kalk und Brocken des Eruptivgesteines ausgefüllt sind. Die so gebildete Breccie ist den Conglomeraten durchaus ähnlich, welche in dem Profile des Hafens als Liegendes der Tertiaerkalke auftreten und ist ihnen auch der Zeit der Bildung nach gleichzusetzen. Banke von Conglomeraten und unreine, mit Rollstücken erfüllte Kalksteine sah ich in der Nähe von Beekenburg nicht als Liegendes der Korallenkalke auftreten, wohl aber am westlichen Ufer der,,Spaansche Bai", also in nicht zu grosser Entfernung, und hier tragen sie wiederum durchaus den gleichen Charakter wie bei der Stadt. Ueberhaupt ist die Uebereinstimmung des geologischen Baues dieser ganzen Gegend mit demjenigen der Umgegend der Stadt eine vollständige; auch die gehobene Muschelbank, welche bei Beekenburg nur etwa 2 m über dem Niveau des Meeres liegt, ist der recenten Ablagerung am Fusse von Fort Nassau aequivalent. Sie wird nicht, wie es auf den ersten Blick scheint, vom Tertiaer überlagert, noch auch von abgestürzten Blöcken bedeckt, sondern sie hat sich theils vor theils unter den überhängenden Theilen der Kalkfelsen abgesetzt, und da sie den Zwischenraum zwischen jenen und dem Boden ausfüllte, so macht es den Eindruck als wären die Blöcke auf sie herabgestürzt oder gar eine jungere Bildung als die lockere Bank selbst. Dasselbe Resultat würde erzielt werden, wenn sich um den in Folge der Erosion verschmälerten Fuss der „,Grenadiersmütze" oder auch an der Basis des Felsens, auf dem die Beekenburg steht, recente Ablagerungen von Muscheln und Korallen bildeten.

Auch für die in jüngster Zeit gehobenen Korallenriffe, welche bei der Stadt an der Küste und im Schottegat auftreten, fehlt es nicht an gleichwerthigen Bildungen in der Umgegend von Beekenburg. Am Innenrande der,,Spaansche Bai" sieht man dieselben horizontale, wenige Meter über das Meeresniveau gehobene Banke formen, welche beim ersten Anblick mit den nach der Küste einfallenden, tertiaeren Korallenkalken in discordantem Lagerungsverhältnisse zu stehen scheinen und vom Wasser

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