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Sie.

Schamhaft blieb ich verborgen. Das unbescholtene Mädchen, Sonst von den Bürgern geliebt, war nun das Mährchen des Tags.

Er.

Blumen sah ich genug und Sträuße, Kränze die Menge;
Aber du fehltest mir, aber du fehltest der Stadt.

Sie.

Stille faß ich zu Hause. Da blåtterte los sich vom Zweige Manche Rose, so auch dorrte die Nelke dahin.

Er.

Mancher Jüngling sprach auf dem Plah: da liegen die Blumen! Aber die Liebliche fehlt, die sie verbände zum Kranz.

Sie.

Kränze band ich indessen zu Haus”, und ließ sie verwelfen. Siehst du? da hangen sie noch, neben dem Herde, für dich.

Er.

Auch so welkte der Kranz, dein erstes Geschenk! Ich vergaß

nicht

Ihn im Getümmel, ich hing neben dem Bett mir ihn auf.

Sie.

Abends betrachter' ich mir die welkenden, saß noch und weinte, Bis in der dunkelen Nacht Farbe nach Farbe verlosch.

Er.

Irrend ging ich umher, und fragte nach deiner Behausung; Keiner der Eitelsten selbst konnte mir geben Bescheid.

Sie.

Reiner hat je mich besucht, und keiner weiß die entlegne

Wohnung; die Größe der Stadt birget die Aermere leicht.

Er.

Irrend lief ich umher und flehte zur spåhenden Sonne:

Zeige mir, mächtiger Gott, wo du im Winkel ihr scheinst!

Sie.

Große Götter hörten dich nicht; doch Penia hört' es.
Endlich trieb die Noth nach dem Gewerbe mich aus.

Er.

Trieb nicht noch dich ein anderer Gott, den Beschüßer zu su

chen?

Hatte nicht Amor für uns wechselnde Pfeile getauscht ?,

Sie.

Spahend sucht' ich dich auf bei vollem Markt, und ich sah dich!

Er.

Und es hielt das Gedräng' keines der Liebenden auf.

Sie.

Schnell wir theilten das Volk, wir kamen zusammen, du stan

Er.

dest,

Und du standest vor mir, ja! und wir waren allein.

Sie.

Mitten unter den Menschen! sie schienen nur Sträucher und

Er.

Bäume,

Und mir schien ihr Getös' nur ein Geriesel des Quells.

Sie.

Immer allein sind Liebende sich in der größten Versammlung; Aber sind sie zu zwey'n, stellt auch der Dritte sich ein.

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Amor, ja! er schmückt sich mit diesen herrlichen Kränzen.

Schütte die Blumen nun doch fort, aus dem Schoose den

Sie.

Rest!

Nun, ich schüttle sie weg, die schönen. In deiner Umarmung,

Lieber, geht mir auch heut wieder die Sonne nur auf.

Euphrosyne.

Auch von des höchsten Gebirgs beeisten zackigen Gipfeln

Schwindet Purpur und Glanz scheidender Sonne hinweg. Lange verhüllt schon Nacht das Thal und die Pfade des Wan

drers,

Der, am tosenden Strom, auf zu der Hütte sich sehnt, Zu dem Ziele des Tags, der stillen hirtlichen Wohnung; Und der göttliche Schlaf eilet gefällig voraus, Dieser holde Geselle des Reisenden. Daß er auch heute, Segnend, krånze das Haupt mir mit dem heiligen Mohn! Aber was leuchtet mir dort vom Felsen glänzend herüber,

Und erhellet den Duft schäumender Ströme so hold? Strahlt die Sonne vielleicht durch heimliche Spalten und Klüfte? Denn kein irdischer Glanz ist es, der wandelnde, dort. Näher wälzt sich die Wolke, sie glüht. Ich staune dem Wunder! Wird der rosige Strahl nicht ein bewegtes Gebild? Welche Göttin nahet sich mir? und welche der Musen

Suchet den treuen Freund, selbst in dem grausen Geflüft? Schöne Göttin! enthülle dich mir, und täusche, verschwindend, Nicht den begeisterten Sinn, nicht das gerührte Gemüth. Nenne, wenn du es darfst vor einem Sterblichen, deinen Göttlichen Namen; wo nicht: rege bedeutend mich auf, Daß ich fühle, welche du seyst von den ewigen Töchtern

Zeus, und der Dichter sogleich preise dich würdig im Lied. ,,Kennst du mich, Guter, nicht mehr? Und käme diese Gestalt

dir,

Die du doch sonst geliebt, schon als ein fremdes Gebild?

Zwar der Erde gehör' ich nicht mehr, und trauernd entschwang

fich

Schon der schaudernde Geist jugendlich frohem Genuß; Aber ich hoffte, mein Bild noch fest in des Freundes Erinn'rung Eingeschrieben, und noch schön durch die Liebe verklärt. Ja, schon sagt mir gerührt dein Blick, mir sagt es die Thråne: Euphrosyne, sie ist noch von dem Freunde gekannt. Sieh, die Scheidende zieht durch Wald und grauses Gebirge,

Sucht den wandernden Mann, ach! in der Ferne noch auf; Sucht den Lehrer, den Freund, den Vater, blicket noch einmal

Nach dem leichten Gerüst irdischer Freuden zurück. Laß mich der Tage gedenken, da mich, das Kind, du dem Spiele

Jener täuschenden Kunst reizender Musen geweiht.

Laß mich der Stunde gedenken, und jedes kleineren Umstands.
Ach, wer ruft nicht so gern Unwiederbringliches an!
Jenes füße Gedränge der leichtesten irdischen Tage,

Ach, wer schäßt ihn genug, diesen vereilenden Werth! Klein erscheinet es nun, doch ach! nicht kleinlich dem Herzen; Macht die Liebe, die Kunst, jegliches Kleine doch groß. Denkst du der Stunde noch wohl, wie, auf dem Breter-Gerüste, Du mich der höheren Kunst ernstere Stufen geführt? Knabe schien ich, ein rührendes Kind, du nanntest mich Arthur,

Und belebtest in mir britisches Dichter-Gebild,

Drohtest mit grimmiger Gluth den armen Augen, und wandtest
Selbst den thrånenden Blick, innig getäuschet, hinweg.
Ach! da warst du so hold und schüßtest ein trauriges Leben,

Das die verwegene Flucht endlich dem Knaben entriß. Freundlich faßtest du mich, den Zerschmetterten, trugst mich von dannen,

Und ich heuchelte lang', dir an dem Busen, den Tod.

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