Aesthetische feldzüge: dem jungen Deutschland gewidmet

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Hoffmann und Campe, 1834 - 308 pages
 

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Page 149 - Streben nicht wohl denkbar, die Schriftstellerei ist kein Spiel schöner — Geister, kein unschuldiges Ergötzen, keine leichte Beschäftigung der Phantasie mehr, sondern der Geist der Zeit, der unsichtbar über allen Köpfen waltet, ergreift des Schriftstellers Hand und schreibt im Buch des Lebens mit dem ehernen Griffel der Geschichte, die Dichter und ästhetischen Prosaisten stehen nicht mehr wie vormals allein im Dienst der Musen, sondern auch im Dienst des Vaterlandes, und allen mächtigen...
Page 139 - Es erben sich Gesetz- und Rechte Wie eine ewge Krankheit fort, Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte, Und rücken sacht von Ort zu Ort. Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage; Weh dir, daß du ein Enkel bist! Vom Rechte, das mit uns geboren ist, Von dem ist leider nie die Frage.
Page 158 - Stande, die Lüste der kleinen Erdenherrscher zu zügeln, sie verhöhnen Euch ungestraft und ihre Rosse zertreten Eure Saaten, Eure Töchter hungern und verkaufen ihre Blüten dem schmutzigen Parvenü, alle Rosen dieser Welt werden die Beute eines windigen Geschlechtes von Stockjobbern und bevorrechteten Lakaien, und vor dem Übermut des Reichtums und der Gewalt schützt Euch nichts - als der Tod und die Satire.
Page 31 - Denn eben wo Begriffe fehlen, Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein. Mit Worten läßt sich trefflich streiten, Mit Worten ein System bereiten, An Worte läßt sich trefflich glauben, Von einem Wort läßt sich kein Jota rauben.
Page 145 - Reichthum und Adel bei seinen Anfeindungen ins Feld stellen konnte. Dennoch weiß er sich mit dieser einen Waffe hinlängliches Ansehen zu verschaffen und wenn man es auch selten wagt, oder würdigt, ihn öffentlich hoch anzuschlagen, so läßt man ihm doch, selbst feindlich gesinnt, im Stillen die Gerechtigkeit widerfahren, daß sein Kopf in der deutschen Literatur über den Köpfen seiner Nebenbuhler hervorrage.
Page iii - Ein jeder Schriftsteller sollte nur gleich von vornherein erklären, welchem Deutschland er sein Buch bestimmt und in wessen Hände er dasselbe zu sehen wünscht. Liberal und illiberal sind Bezeichnungen, die den wahren Unterschied keineswegs angeben. Mit dem Schilde der Liberalität ausgerüstet sind jetzt die meisten Schriftsteller, die für das alte Deutschland schreiben, sei es für das adlige oder für das gelehrte oder für das philiströse alte Deutschland, aus welchen drei Bestandteilen dasselbe...
Page 153 - Freiheit, so geb' er sich doch diese. Etwas glaubte er freilich für diese zu thun, daß er neuerer Zeit ein und das andere rheinische Länderstück in Freiheit setzte, nämlich in französische und wie sonst den Adel, so jetzt (dieser Aufsatz ist unter Napoleons Herrschaft geschrieben) die besten Länder, zur Bildung so zu sagen auf Reisen schickte zu einem Volk, das gewiß noch mehr frei ist, als groß. Hier ist nur ein alter, aber unschuldiger Weltzirkel, der überall wieder vorkommt. Die Menschheit...
Page 149 - Jene früheren Großen unserer Literatur lebten in einer von der Welt abgeschiedenen Sphäre, weich und warm gebettet in einer verzauberten idealen Welt, und sterblichen Göttern ähnlich auf die Leiden und Freuden der wirklichen Welt hinabschauend' und sich vom Opferduft der Gefühle und Wünsche des Publikums ernährend.
Page 117 - ... und Früchten durchwächst. Goethe vergleicht daher sehr richtig die französische Sprache mit ausgeprägter Scheidemünze, die jeder in der Tasche bei sich trägt und der er sich auf das schnellste im Handel und Wandel bedienen kann, die deutsche aber mit einer Goldbarre, die sich ein jeder erst münzen und prägen muß; woher es auch ein gewöhnlicher Fall, daß der gemeinste Franzose rasch und fließend spricht, da er seine Wörter ungezählt nur so ausgibt, der Deutsche aber, selbst der gebildete,...
Page 53 - Sieh auf die Zeit, betrachte die nächste Vergangenheit, erforsche die Gegenwart und beachte, was sich im Kleinen und Großen lebendig regt und den Progressus der Geschichte bildet, beachte vor allen Dingen die Phänomene deines eigenen Geistes, schwärme nicht, aber sei noch weniger stumpfsinnig, reibe dir nur die Augen aus und sieh, was in dir und um dich vorgeht.

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