1352 1411 Bele Doette, as fenestres se siet Rayn. Alphabetische Liste der vorkommenden Lieder. • bedeutet ohne Notation überliefert. Agniaus dous, agniaus gentis, agniaus sans tache Seite 65 52 60 18 • Bels m'est l'ans en mai, quant voi le tens florir C'est la fins, koi que nus die Chançon ferai plain d'ire et de pensée Chanterai pour mon corage 17 62 58 44 15 Chanter vos vueil de la virge Marie. 60 38 En mai au dous tans novel, que reverdissent prael J'aim la plus sade riens qui soit de mere née 57 49 15 47 63 22 51 20 527 1255 768 354 Je n'en puis mon cuer blasmer, quant il sospire 24 26 Um die Wende des XX. Jahrhunderts hat die Erforschung der Troubadour- und Trouvèrekunst von Seiten der Musikwissenschaft einen neuen, unerwarteten Aufschwung genommen, der zu den besten Hoffnungen berechtigte. Durch die Veröffentlichungen P. Aubrys1), der unermüdlich neues Material, sowohl im Druck als auch in Faksimile aus den überreichen französischen Bibliotheken der Allgemeinheit zugänglich machte, kam zunächst die Frage der Übertragung der Quadratnotation, in der die Mehrzahl der Lieder überliefert sind, und für die bis dahin noch keine brauchbare Lösung gefunden worden war, in Fluß. Die von Aubry veröffentlichten Faksimile:,,Les plus anciens monuments de la musique française" gaben dann H. Riemann2) Anlaß, seine Übertragungsmethode gegenüber der verfehlten Aubrys zu fixieren. Bald darauf erschien im Gegensatz zu Riemann Becks,,modale Interpretation"), der allerdings Aubry mit seiner nicht ganz auf selbständiger1) Forschung beruhenden Schrift: „La Rythmique musicale des Troubadours et des Trouvères") zuvorgekommen war. - Aber sowohl Beck als auch Aubry gingen hierbei von Anregungen aus, die sie von Ludwig - sei es in Vorlesungen und Übungen oder durch briefliche Mitteilung erhalten hatten.") 1) erschienen als Band III der ,,Mélanges de musicologie critique", Paris (1905). 2) Riemann, Die Melodik der Minnesänger, gedruckt im Musikalischen Wochenblatt, Leipzig, Bd. 36 (1905). 3) Beck, Die Melodien der Troubadours, Straßburg (1908). 4) Beck, Die modale Interpretation der mittelalterlichen Melodien besonders der Troubadours und Trouvères, gedr. in Caecilia, Straßburg, Jahrgang XXIV (1907), S. 97-105 5) gedr. bei Champion, Paris (1907), auch in der Revue musicale de Paris, Jahrgang XII (1907), S. 317 ff. unter dem Titel: L'œuvre mélodique des troubadours et des trouvères" erschienen. 6) Ludwig, Repertorium organorum recentioris et motetorum vetustis simi stili, Halle I,1 (1910), S. 55 f. Gennrich, Die altfranzösische Rotrouenge. 1 So ist das Jahr 1908-09 ein Jahr des heftigsten Streites, der sich einerseits darum dreht, welche Übertragungsmethode die beste und richtige und wem andererseits die Priorität der modalen Übertragungsmethode zuzuerkennen sei. Schließlich geht die modale Übertragungsmethode als Siegerin aus dem Streit hervor. Hiermit verebbt aber die Flut, wenngleich Aubry 1) sowohl als auch Beck2) seine Ansichten über die Troubadour- und Trouvèrekunst noch einmal zusammengefaßt hat, ohne wichtige vielleicht die wichtigsten Fragen ihrer Lösung entgegengeführt, ja sie überhaupt angeschnitten zu haben. Es sind dies Fragen von zum Teil allgemeiner Natur, die von den Übertragungsmethoden vollkommen unabhängig sind und nur die Kunst als solche berühren. Hier soll uns zunächst die Formenlehre der Trouvèrelieder interessieren, die bisher nur recht kümmerliche Ansätze aufzuweisen hat. Zwar hatte sich P. Aubry an der Herausgabe der altfranzösischen Lais et Descorts 3) beteiligt, er ist aber der Autorität der beiden anderen Herausgeber unterlegen, so daß seine Forschungsergebnisse als recht dürftig bezeichnet werden müssen. Auch Schläger ist bei seiner Untersuchung „Über Musik und Strophenbau der französischen Romanzen 4)" zu keinem Erkennen musikalischer Formen durchgedrungen. Ich habe die Rondeauform 5) in ihrer Weiterentwicklung zum Virelai und zur Ballade kurz skizziert, damit sind, abgesehen von der Untersuchung über die musikalische Form der altfranzösischen Chanson de Geste 6), die Arbeiten über die musikalische Formenlehre der frz. mittelalterlichen Monodie erschöpft, ohne natürlich alle musikalischen Formen der Trouvères berührt zu haben. 1) Aubry, Trouvères et Troubadours in Les Maîtres de la Musique“, Paris (1909). 2) Beck, La Musique des Troubadours in „Les Musiciens Célèbres", Paris (1910). 3) Jeanroy-Brandin - Aubry, Lais et Descorts français du XIIIe siècle, in „Mélanges de musicologie critique" Bd. IV, Paris (1901). 4) gedr. Halle (1900), auch in „Forschungen zur romanischen Philologie“, Festgabe für Hermann Suchier, Halle (1900). 5) F. Gennrich, Musikwissenschaft und romanische Philologie, Halle (1918), S. 27 ff. 6) F. Gennrich, Der musikalische Vortrag der altfranzösischen Chansons de Geste, Halle (1923). |