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Anwendung bringen; denn ein sehr schnell wiederholtes, durch keine Witterung verhindertes Schießen ohne Knall muß in vielen Fällen höchst vortheilhaft seyn. Ein ähnliches Corps bildeten die allgemein gefürchteten Tyroler WindbüchsenSchüzen; ich kenne indeß die Gründe nicht, warum ihr Beispiel keine weitern Nachfolger hatte, vermuthlich lagen fie aber darin, daß ihre Gewehre theils zu kostbar bei der Construction, theils zu mühevoll und gefährlich beim Ge= brauch waren.

Ersteres Hinderniß würde sogleich wegfallen, wenn, (wie ich mit vieler Zuversicht erwarte), der oben angegebene Versuch sich bestätigte: gußeiserne Flaschen in stabeiserne von vorzüglicher Zähigkeit zu verwandeln, da dabei die gefähr= lichen und schwer zu befestigenden Löthungen wegfielen. Lezteres Hinderniß würde aber beim Gebrauch des Pulvergases von selbst beseitigt seyn.

Uebrigens ist die Einrichtung jener Tyroler Büchsen ganz vorzüglich, und müßte im Ganzen beibehalten werden. So viel ich weiß, trägt jeder Schüze zwei zu der Büchse gehörige Flaschen, nebst einer Compressionspumpe. Ein kleiner Nebenlauf enthält sechzehn Kugeln, und hat die Einrichtung, daß er vermittelst des Drucks einer Feder sogleich die abgeschossene durch eine neue Ladung ersezt.

Bei der Anwendung des Pulvergases zeigen sich nun folgende Vorzüge.

1) Würde der Apparat vereinfacht, der Schůze trüge · nur Eine Flasche und statt der zweiten und der Compressionspumpe jenes mit einem Tråger zum Umhängen versehene Compressionsinstrument, wie mm Fig. 4. zeigt.. 2) Wäre er des mühevollen, viele Zeit, erfordernden, und während der Action nicht wohl möglichen Anpumpens der Flaschen überhoben. Sind die im Nebenlauf befindlichen Kugeln verschossen, so schraubt er die Flasche auf das Com

pressionsinstrument, fezt eine Patrone ein, und die neue Füllung der Flasche wåre innerhalb einer Minute gesche= hen. Er schraubt die Flasche sogleich wieder an die Buchse, läßt die, in einer Blechröhre befindlichen sechzehn Kugeln in den Nebenlauf laufen, und er ist zu sechzehn neuen Schüssen bereit. Es leuchtet ein, daß er auf diese Art in einer bei weitem kleinern Zeitdauer eine viel größere Anzahl von Schüssen thun kann, und dabei nie in die Vers legenheit kommt, ohne Ladung zu seyn, so lange er noch vorråthige Patronen hat,

Ich habe mehrmals die Zeitdauer bemerkt, worin ich mit einer Tyroler Windbüchse sechzehn Kugeln ziemlich sicher in ein Ziel schießen konnte; sie betrug 14 Minute. Da nun die neue Füllung der Flasche mit Pulvergas höchstens eben so viel Zeit wegnimmt, so läßt sich leicht die große Anzahl der Schüsse berechnen, welche dieses Gewehr möglich macht. Sollten daher der Anwendung im Großen nicht andere mir unbekannte Hindernisse im Wege liegen, so würde uns in diefer Vorrichtung eine der furchtbarsten Waffen gegeben seyn, die selbst beim stärksten Regen, ohne Geräusch zu machen, vorzüglich bei nächtlichen Ueberfällen, Aufhebung der Vorposten u. s. w., treffliche Dienste leisten würde.

Sollte es noch gelingen, (wozu ich jezt viel Hoffnung habe), wohlfeile und doch sehr gasreiche Zusåze aufzufinden, deren elastische Flüssigkeiten das langsam verbrennende Pulver entwickelte; so würde es wirklich höchst interessant seyn, das comprimirte Gas auch in Hinsicht seiner Anwendung auf das Geschüz durch Versuche zu prüfen. Zu diesem Zweck müßten die Gefchůze ein långeres Rohr und kleineres Caliber haben. Das Rohr selbst könnte sehr leicht gearbeitet seyn. Unter demselben würde ein anderes starkes, rings verschlossenes Rohr als Gasbehälter mit dem Ventile liegen, und die Vorrichtung zur Compression des Gases durch ein zweites Ben

tilgehäuse sogleich an den Gasbehälter befestigt. Ein Feuerwerker besorgte dann fortwährend die Compression des Gases, während der andere abfeuerte. Die Ladung könnte durch eine ähnliche Vorrichtung wie bei der Windbüchse geschehen, und würde auf diese Art vielfache Vortheile darbieten. Wenn dann auch solche Gasgeschůze nicht die volle Wirkung der mit gewöhnlicher Ladung gestatteten, so würden sie doch in vielen Fållen eben die ausgezeichneten Dienste leisten, welche ich bei den Gasbüchsen angeführt habe.

Anwendung der expandirenden Kräfte des comprimirten Pulvergases zur fortdauern den Bewegung von Maschinen.

Es leuchtet ein, daß die Pulverkraft bei dieser Behandlungsweise auch im Fabrikwesen u. s. w. zur Bewegung der mannichfaltigsten Maschinen hülfreiche Dienste leisten kann. Die dazu nöthige Vorrichtung wäre im Ganzen den Dampfmaschinen ähnlich, würde aber bei wohlvorbereiteter und passend geleiteter Compression des Gases bei weitem einfacher dargestellt werden können. Man würde dadurch vorzüglich an Orten, wo das ohnehin täglich kostbarere Feuermaterial mangelt, wohlfeiler und mit geringerer Bedienung alle Arten von Mühlen, Pumpenwerken u. s. w. von jedem Maaßstabe in eine höchst kräftige Bewegung sezen können; vorzüglich, wenn es unserm Streben gelingt, den Salpeter im Staate selbst, wohlfeiler und häufiger zu bereiten, welcher ja schon jezt, als unser erstes Vertheidigungsmittel, unsre größte Aufmerksamkeit verdienen sollte, geschweige, wenn er auch für den technischen Erwerb des Staates eine so treffliche · Hülfsquelle darbietet. Das Maaß des Gases erhdhende wohlfeilere Zusäze, und selbst die, bei der hier fortdauernden Compression expandirten Wasserdampfe werden die Aus

führung erleichtern, und die Rückstånde selbst könnten dann zu andern chemischen Präparaten benuzt werden.

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Es würde mich hier zu weit führen, wenn ich 'einige für diesen Zweck modellirte Vorrichtungen, (worunter ich noch einen sehr leicht ausführbaren Apparat zum Wasserspringen, welcher vielleicht als Feuersprize höchst mächtig wirken möchte, bemerke), nåher darstellen wollte, da ohnehin der Verfolg und die mögliche Erweiterung dieser gewiß nicht unfruchtbaren Idee kostbarere Versuche und höhere Kräfte erfordern, als mir zu Gekote stehen. Ich schließe daher diese Abhandlung mit dem innigen Wunsche, daß diese Darstellung der Resultate meiner vielfältigen, zum Theil gefahr. vollen Versuche wenigstens hinreichen möge, ein höheres Interesse für diese wundervollen Kräfte zu erwecken, in deren dunkelm Schooße unser Unglück, aber vielleicht auch ein Theil unsers Glückes noch ruht.

XII:

Einige Worte zu den Resultaten der Versuche über die Wirkung des mit Sägespänen vermischten Schießpulvers bei Sprengarbeiten.

Von dem K. B. Juspector Volt.

Nach

-ach der Behauptung des Majors Varnhagen in Bras filien, wird die Wirkung des Schießpulvers durch Beimischung von treckenen Sågespånen sehr verstärkt. Da hierdurch beim Bergbau, und überhaupt bei Sprengarbeiten sehr viel erspart werden kann, so wurde seitdem über diesen wichtigen Gegens stand viel geschrieben, auch stellte man viele, zum Theil

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gründliche Versuche bei verschiedenen Steinarten an, indem man zum Sprengen derselben Sågespåne von allerlei Holzs gattungen gebrauchte. Obgleich aber fast alle Verfuche güns ftig ausfielen, so scheint man dennoch in dieser Sache nicht einig zu seyn. Ich halte es daher nicht für überflüssig, fole gende bekannt gewordene Anzeigen und Berichte über angestellte Versuchen mitzutheilen.

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Im allgemeinen Anzeiger der Deutschen Nro. 272, vom Jahre 1817 stehet über diesen Gegenstand eine Bekanntmachung, welche Hrn. Dr. Blumhof zu Ebelshausen bei Biedenkopf Ciest Professor zu Giesen) zu eigenen Versuchen und sodann zu der Nachricht im allgemeinen Anzeiger Nro. 150. 1819 veranlaßte, daß seine Versuche vollkommen gelungen seyen, indem er bei 15 30 tiefen Bohrlöchern, mit einer Mischung von einem Loth. Pulver und einem Loth feiner Sågespåne, eben so viel ausgerichtet habe, als sonst mit 4 Loth Pulver. Auch in Nro. 126. des allgemeinen Anzeigers, vom 9. Mai 1820 befindet sich zur Empfehlung dieser Sprengmethode eine Nachricht, in welcher auch auf das schẳzbare Archiv für Bergbau und Hüttenwesen vom Herrn OberbergRath Dr. Karsten aufmerksam gemacht wird, worin mehrere treffliche Auffåze über diesen Gegenstand enthalten sind.

Fm 9ten Hefte der Annalen der Physik und der physis kalischen Chemie von Gilbert, Jahrgang 1819, wurde eine neue Erklärung des Herrn Professors Parrot zu Dorpat über das Sprengen der Steine mit Sandversezung aufgenommen.

Herr Ingenieur Hauptmann Blesson giebt in den ges nannten Annalen, im ersten Stück vom Jahr 1820, seine Ansichten über das Steinsprengen mit Sandversezung und über die Verstärkung der Kraft des Pulvers durch Sågespåne, und spricht sich hierüber mit vieler Sachkenntniß aus.

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