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Auseinandersetzung das 13. Regierungsjahr des Herodes vom 4. April 729 bis zum 4. April 730, und da die Theurung in Judäa durch die Missernte des J. 729 veranlasst war, so hat es die grösste Wahrscheinlichkeit für sich, dass Herodes schon im J. 729 Getreide in Aegypten ankaufen liess. Dies vorausgesetzt, ergiebt sich, dass Petronius schon im J. 729 Statthalter von Aegypten war. Für diese Annahme machen wir noch ein anderes Moment geltend. Josephus berichtet an derselben Stelle, wo er Petronius als Statthalter von Aegypten erwähnt, dass Aelius Gallus um diese Zeit an der Küste des Rothen Meeres Vorbereitungen zu seinem Feldzuge traf. Da diese Vorbereitungen, wie wir aus dem Berichte Strabo's schliessen können (vgl. Excurs II), geraume Zeit in Anspruch nahmen, so dürfen wir auch hieraus mit Sicherheit folgern, dass Petronius schon im J. 729 die Statthalterschaft von Aegypten inne hatte. Jedenfalls aber bekleidete er diese Würde schon vor dem Beginne des Feldzuges, und nehmen wir hinzu, dass wir ihn noch im J. 732 (Strabo XVII, 819. Dio, 54, 5) in dieser Stellung finden, so widerlegt sich damit Dio's Angabe, dass Aelius Gallus im J. 730 als Statthalter von Aegypten den Feldzug unternommen habe.

Es ist nun noch der Fall möglich, dass Aelius Gallus die Statthalterschaft nach dem Tode des Cornelius Gallus erhielt, sie etwa bis zu Mitte des Jahres 729 verwaltete und dann an Petronius abtrat (Cornelius Gallus starb in der ersten Hälfte des Jahres 728, nämlich nach Hieron. in Euseb. Chron. Olymp. 188, 2 = J. 727/728 = Juli 727 Juli 728, nach Dio aber im J. 728, also in der ersten Hälfte derselben). Dieser Fall hätte eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich, wenn Aegypten eine senatorische Provinz gewesen wäre, da in solchen die Statthalterschaft sich auf die Dauer Eines Jahres beschränkte (Dio 53, 13. 14). Aegypten aber war, wie durch die ganze römische Verwaltung dieses Landes sich verfolgen lässt, nicht eigentlich römische Provinz, sondern mit dem römischen Reiche nur durch Personalunion verknüpft (Mommsen, Gesch. des römischen Münzwesens p. 728); es zählte zu den sogenannten kaiserlichen Provinzen. In diesen aber war die Dauer der Statthalterschaft nicht auf Ein Jahr beschränkt, sondern hing von dem Ermessen des Kaisers ab (Dio 53, 13). Es war nun Gewohnheit bei Augustus, die Statthalter sowohl von Aegypten wie überhaupt in den kaiserlichen Provinzen 4, 5, ja 10 Jahr in ihrer Stellung zu belassen (Niebuhr, Vortr. über röm, Gesch. Bd. III, p. 126; vergl. Franz, corpus inscript. Graec. III, p. 310 ss.) So war Cornelius Gallus 4 J. in seiner Stellung als Statthalter, Petronius nachweislich wenigstens 3 Jahre.

Ist es nun schon hiernach sehr wenig denkbar, dass Aelius Gallus vor seinem Zuge etwa auf die Dauer eines Jahres die Statthalterschaft von Aegypten inne hatte, so erweist sich diese Annahme auch durch

Zunächst wissen wir aus

als

noch andere Gründe als ganz unhaltbar. Horat. Od. I, 35, dass Augustus schon im J. 728 die Vorbereitungen zu der arabischen Expedition traf (Excurs II); nichts ist natürlicher, dass er schon damals Aelius Gallus zum Befehlshaber derselben bestimmte, und es ist unmöglich anzunehmen, dass er diesem, der sofort bei Eintreten des günstigen Zeitpunktes den Kriegszug zu beginnen hatte, noch zugleich die Statthalterschaft übertragen habe. Es ist ferner nicht denkbar, dass Aelius Gallus, der doch gewiss längere Zeit ernstlich mit der Rüstung zu seiner Aufgabe beschäftigt war, während der kurzen Zeit dieser etwaigen Statthalterschaft noch mit Strabo in aller Ruhe eine Reise durch Aegypten unternehmen konnte, die langsam genug vor sich ging, um diesen die Denkwürdigkeiten der verschiedenen Orte genau in Augenschein nehmen zu lassen. Diese Reise fiel ohne Zweifel in eine Zeit, in der kein so wichtiges Unternehmen vorbereitet wurde.

Von Bedeutung dürfte noch der Umstand sein, dass Strabo da, wo er von dieser Expedition spricht, den Aelius Gallus nur einen yɛμáv nennt. Freilich war diese Bezeichnung auch von dem Präfecten Aegyptens gebräuchlich, aber Strabo bedient sich hierfür anderswo der Benennung лαxоs (XVII, 819). Plinius bezeichnet den Aelius Gallus einfach als,,ex equestri ordine."

Wenn wir endlich noch erwägen, dass Petronius unzweifelhaft in den Jahren 730-732, wahrscheinlich aber bis zum J. 734 Statthalter von Aegypten war, es uns aber unbekannt ist, wer in den Jahren 734-738 diesc Würde bekleidete (Franz a. a. O.), so ist es eine unabweisbare Forderung, dass Aelius Gallus, der doch gewiss Statthalter von Aegypten gewesen ist, während dieser Zeit jene Stellung einnahm.

Wir dürfen es nach dem bisher Gesagten wohl als erwiesen ansehen, dass auf Cornelius Gallus in der Statthalterschaft zunächst Petronius folgte und erst nach ihm Aelius Gallus sie antrat. Berühren wir bei dieser Gelegenheit noch einen andern Widerspruch, der in Betreff einer mit dem Feldzuge des Gallus gleichzeitigen Begebenheit zwischen Strabo und Dio Statt findet: es sind die Nachrichten über den Einfall der Aethiopier in Aegypten während der Statthalterschaft des Petronius. Strabo (XVII, 820) berichtet, die Aethiopier hätten diesen Einfall gemacht, während ein Theil der ägyptischen Besatzung unter Aelius Gallus in Arabien gewesen sei. Er giebt zwar kein bestimmtes Jahr an, aber aus seinem Berichte können wir mit ziemlicher Sicherheit auf den Zeitpunkt schliessen, welchen er gemeint hat. Es heisst dort nämlich: o de IIεTQúvios täv αἰχμαλώτων χιλίους Καίσαρι ἔπεμψε νεωστὶ ἐκ Καντάβρων ἥκοντι —. Die Rückkehr des Augustus aus Cantabrien fand aber im J. 730 Statt (Dio 53,26). So muss dem Berichte des Strabo zufolge dieser Einfall im Jahr 730 gleich nach dem Aufbruche des Gallus geschehen sein; nach

Dio (54, 5) aber fand er im J. 732 Statt. In diesem letzteren Jahre konnte jedoch Gallus nach Strabo nicht mehr in Arabien sein; denn im Frühling 731 zog er von Leukekome in das Innere von Arabien, nach 6 Monaten hatte er Mariaba erreicht, in 2 Monaten kehrte er nach Egrakome zurück und war nach 11 Tagen schon in Aegypten, wo er also mit Beginn des Jahres 732 eingetroffen sein muss. Vielleicht hat Strabo sich hier eine leicht erklärliche Ungenauigkeit zu Schulden kommen lassen. Nach Dio 54, 5 fand nämlich im J. 732 ebenfalls ein Aufstand der Cantabrer Statt, nur war Augustus schon nach dem im J. 730 unterdrückten Aufstande nach Rom zurückgekehrt; zur Zeit jener Empörung im J. 732, welche die Legaten Carisius und Furnius niederschlugen, befand er sich in Rom. Die Angabe Dio's begreift sich noch leichter, wenn man annimmt, dass die Kunde von dem unglücklichen Ausgange des arabischen Feldzuges die Aethiopier zum Einfall in Aegypten reizte. Eine Ausgleichung des Widerspruchs scheint uns nicht möglich; am gerathensten dürfte es sein, dem in chronologischer Beziehung im allgemeinen zuverlässigeren Dio zu folgen.

Excurs IV.

Mariaba, der Endpunkt des Feldzuges.

Es ist ohne Zweifel in Betreff der Expedition des Gallus von grösster Wichtigkeit, über den Endpunkt derselben nach allen Seiten hin völlige Klarheit zu erlangen. Die hierauf bezüglichen Untersuchungen sind aber so schwierig und so verwickelt, dass man sich nicht wundern darf, wenn die bisherigen Ergebnisse unsicher sind und sich zum grossen Theil widersprechen.

Bei einem näheren Eingehen ist zunächst die Angabe Strabo's zu beachten, dass das als Endpunkt der Expedition genannte Mariaba eine im Lande der Rhamaniten gelegene Stadt sei. Die Rhamaniten bildeten nach Fresnel's Untersuchung, dem auch Ritter beistimmt, einen Theil der Minäer und wohnten in Hadhramaut (vgl. p. 35). Wir haben bereits (ebend.) gesehen, dass dieses Mariaba nicht im Wadi Doân in Hadhramaut lag, sondern identisch ist mit dem heutigen, westlich von Sanâ gelegenen Marib 1). Damit wird Fresnel's Meinung, dass die Rhamaniten in Wadi Doân wohnten,

1) Mariaba, bei Strabo und Stephanus Byz. Maqíaßa, auf himj. Inschr.

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hinfällig. Da übrigens diese Völkerschaft einzig in dem Berichte Strabo's vorkommt, so ist in Ermangelung weiterer Anhaltspunkte eine nähere Bestimmung über sie nicht möglich. Es scheint uns jedoch die Conjectur Perceval's (Essai I, 73) viel für sich zu haben, dass im griechischen Texte statt Ραμανίτων zu lesen sei Ἰαμανίτων. Wenn es sich erweisen liesse, dass, wie Perceval vermuthet, der von Strabo genannte Ilasaros der jemenitische König Dhu-l-Adhâr ist, so würde dadurch jene Conjectur zur Gewissheit erhoben; wir hätten damit zugleich den entscheidensten Beweis, dass das heutige Marib der Endpunkt des Feldzuges war.

Die weiteren Untersuchungen über Mariaba als den Endpunkt der Expedition des Gallus knüpfen sich an folgende drei Fragen:

1) Ist die Stadt Mariaba regia (Mariaba metropolis) identisch mit der öfters genannten Stadt Saba?

2) Ist das heutige Marib das alte Mariaba metropolis?

3) Welche von den drei Städten, die bei Plinius unter dem Namen Mariaba vorkommen, ist für den Endpunkt des Zuges zu halten, Mariaba regia, oder Mariaba Baramalacum, oder Mariaba Calingiorum, da das als Zielpunkt der Expedition genannte Mariaba ohne näher bestimmenden Zusatz aufgeführt wird?

Die erste dieser drei Fragen gehört anscheinend nicht in den Kreis unserer Untersuchung; sie ist aber dennoch für uns von Wichtigkeit und zwar beruht ihre Bedeutung auf folgendem Umstande. Man hat von den drei Städten, die bei den alten Schrifstellern unter dem Namen Mariaba vorkommen, bis jetzt nur eine wieder aufgefunden, es ist das heutige Marib einige Tagereisen westlich von Sanâ in Jemen. Dieser Ort muss nothwendig der Endpunkt der Expedition des Gallus gewesen sein, wie wir gesehen haben (p. 35); auch Ritter (XII, 863 ff.) ist ganz entschieden dieser Ansicht. Zugleich aber hält man dieses moderne Marib für das antike Mariaba metropolis Sabaeorum (Mariaba regia) und dieses wieder für das alte Saba, die Hauptstadt der Sabäer. (So Ritter XII, p. 840, u. m. a. Geographen). Wäre diese letztere Annahme richtig, so würde daraus folgen, dass Aelius Gallus die Metropole der Sabäer belagert und nach vergeblichem Versuche sie zu erobern von hier aus seinen Rückzug angetreten habe.

Schon vor Ritter war Silv. de Sacy (Mémoires T. 48 p. 508) der Meinung, dass Mariaba und Saba ursprünglich nur eine Ortschaft ausmachten; Mariaba hielt er für den Namen der Citadelle von Saba. Die Hauptstütze jener Ansicht ist Abulfeda, welcher angibt, dass Marib die Stadt Saba sei, und einen arabischen Sehriftsteller anführt, nach welchem Saba identisch sei mit Marib, das nach seinem Gründer den Namen Saba erhalten habe (Journ. Asiat. T. X, p. 186). Ebenso identificiren die arabischen Schriftsteller Ibn-el-Wardi, Alfergan, Qazwini die Städte Marib,

und Saba (ib. IX, 201). Fresnel ist der Ansicht, dass der Name Saba auf Marib übertragen wurde, und dass letztere Stadt der ersteren als Capitale gefolgt sei, wenn sie auch nicht an demselben Orte lag; in seinen Aufsätzen identificirt er jedoch durchgängig beide Städte.

Man wird die relative Berechtigung der Ansicht, dass das antike Saba identisch war mit Mariaba metropolis, nicht leugnen können, aber wir dürfen andererseits auch nicht verkennen, dass ganz entscheidende Momente gegen dieselbe sprechen. Wenn es sich nämlich so verhielte, dass Saba und Mariaba eine und dieselbe Stadt waren, so bleibt es zunächst doch unerklärlich, wie alte Schriftsteller diese Namen als zwei ganz verschiedenen Städten angehörig aufführen konnten. Strabo (XVI, 770 u. 771) nennt Saba eine Seestadt und unterscheidet davon (XVI, 768 u. 778) Mariaba, die Hauptstadt der Sabäer, die mitten im Lande lag. Ebenso Ptolemäus, der Mariaba metropolis 76° Long. 181o Lat. und Sabe regia 76° Long. 13° Lat. aufführt (Ritter Erdk. XII, p. 252). Auch der arabische Geograph Edrisi (geb. 1099 n. Chr.) denkt nicht an eine Identificirung beider Orte (bei Jaubert I p. 53). Diese Unterscheidung zwischen beiden Städten in so weit aus einander liegenden Zeiten ist doch gewiss von Bedeutung und gestattet nicht, ihre beiden Namen ohne weiteres als Bezeichnungen für einen und denselben Ort zu nehmen. Niebuhr bemerkt dazu (Beschr. v. Arabien p. 278): „Marib war das ehemalige Mariaba und die Hauptstadt der Sabäer; sie hat aber wahrscheinlich niemals Saba geheissen". Zu berücksichtigen ist hier endlich noch der Umstand, dass Strabo an obiger Stelle Saba als eine Seestadt nennt und nach Plinius (VI, 32) Mariaba regia, die Hauptstadt der Sabäer, ebenfalls am Meere gelegen war; auch nach Stephanus Byz. lag Mariaba, die Metropole der Sabäer, am Meere, Saba in der Nähe desselben.

Wir vermochten die im Vorstehenden dargelegten Widersprüche nicht in befriedigender Weise zu lösen und mussten uns darauf beschränken, sie in ihrer Bedeutung einander gegenüberzustellen.

Gehen wir jetzt zu unserer zweiten Frage über: ob das heutige Marib für das Mariaba regia der Sabäer zu halten sei. Man hat meistens die Identität beider Orte als von vornherein feststehend angesehen und ist von dieser Voraussetzung zu weiteren Untersuchungen übergegangen. Zu dieser Auffassung trug wohl schon der oben erwähnte Umstand bei, dass das heutige Marib von jenen drei gleichnamigen Städten die einzige wiederaufgefundene ist, und so mochte man in ihr ganz natürlich die wichtigste derselben wiederzuerkennen glauben; andererseits sprechen auch wirklich sehr gewichtige Momente für diese Annahme. Vor allem kommen hier die Nachrichten arabischer Schriftsteller über den sogenannten Sedd Marib (Damm von Marib) in Betracht. Dieser Sedd Marib war ein vom Könige Loqmân, einem Nachkommen Himjâr's, angelegter gross

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