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1854.

aufgefordert werden. 5) Kein Übereinkommen, gegen diesen Ver-
trag gehend, soll mit irgend einer Macht abgeschloffen werden.
Zusagartikel zur Ausführung des Art. II. Unbestimmte Fortdauer
der Beseßung der Donaufürstenthümer gefährlich und schädlich
für die deutschen Interessen; die Gefahr wächst, je mehr Rußland
seine Kriegsoperationen ausdehnt. Beide Mächte wollen, wenn
irgend möglich, die Betheiligung am Kriege vermeiden; schon in
der jüngsten Erklärung Rußlands, (wonach Rußland in der Ge-
währung ausgedehnter Rechte und Freiheiten durch die Pforte seine
Forderung in Betreff der griech. Kirche erledigt sehen will) ein
wichtiges Element der Pacification und die Hoffnung damit auf
baldiges Zurückziehen der ruff. Truppen gegeben. Wenn diese
Hoffnung nicht erfüllt wird: Art I. wird Österreich Sommation
auf Räumung nach Petersburg richten; Preußen denselben unter-
stüßen. Wenn die Erwiderung Rußlands dann nicht volle Beru-
higung gewährt, sollen die von einem Theil zu ergreifenden Maß-
regeln als ein actives Vorgehen im Sinne des § 2 betrachtet wer-
den. Ein offensives beiderseitiges Vorgehen wird durch Incorpo-
ration der Fürstenthümer sowie durch einen Angriff auf oder über-
gang über den Balkan Seitens der Russen bedingt sein.

Die Militärconvention bestimmt, daß Österreich zu seinen im Nord- Aftenstück
osten und Osten aufgestellten 150,000 Mann andere 100,000 M. Nr. 223.
wenn es nöthig hinzufügt; Preußen in 36 Tagen 100,000 Mann
concentrirt und nach Umständen sein Heer auf 200,000 M. bringt.
Prenßen und Österreich sollen sich alle nöthigen militärischen Mit-
theilungen machen. Die Richtung beider Heere wird nach dem
Grundsay festgestellt, daß die Unterstüßung nur den Zweck hat,
einen Angriff zurückzuweisen.

Apr. 22. Ein Theil der engl.-franz. Flotte bombardirt Odessa.

23. Manifest des Kaisers von Rußland an sein Volk über den Krieg mit Nr. 221.
den Westmächten.

Die Westmächte hätten sich von Anfang an zur Aufgabe gestellt, die
Pforte durch eine perfide Auslegung der Absichten Rußlands in
Irrthum zu führen. Jetzt endlich hätten sie die Maske abgelegt
und ihre wahre Absicht, Rußland zu schwächen, offenbart. Ruß-
land habe sich nicht zu fürchten. Es kämpfe mit Gott für den
christlichen Glauben und zur Vertheidigung seiner unterdrückten
Glaubensgenossen gegen unversöhnliche Feinde.

24. Der Moniteur giebt eine Kritik der ruff. Erwiderung auf die Kriegs- Nr. 217.
erklärung der Westmächte.

Die Türken, den abziehenden Russen folgend, beseßen die kleine Wa-
lachei. Im Laufe des April finden eine Reihe Gefechte zwischen
Ruffen und Türken in der Dobrudscha statt. Den 25ten Gefecht
bei Tschernawoda, wo die Türken siegen.

28. Die Ruffen sehen sich auf dem südlichen Ufer bei Silistria fest und
greifen die vorgeschobenen Werke der Festung an.

28. Sali Pascha schlägt die Ruffen bei Nikopolis.

Suliman Pascha erstürmt Radowan.

29. In der Rede, womit der Ministerpräsident die Session der preuß. Nr. 224.

Aftenstück

Nr. 225.

Nr. 226.

Nr. 227.

1854.

Kammern schließt, giebt er eine der früheren analoge Erklärung
über die Grundsäße der preuß. Politik.

Mai. 6. Der preuß. Kriegsminister von Bonin erhält seine Entlassung.
7. Die Russen, nachdem sie die Verbindung zwischen Kalarasch und den
Donauinseln hergestellt, beschießen die türkischen Uferbatterien von
Silistria und die türkische Flotille.

11. Fürst Paskewitsch trifft in Kalarasch ein, wo bedeutende Truppen-
massen gesammelt werden. General Lüders zieht von Karassu her
auf dem rechten Donauufer gegen Silistria.

15. Der Kaiser von Österreich befiehlt eine bedeutende neue Recrutirung; die miliärischen Kräfte in den südöstlichen und nordöstlichen Ländern des Reiches werden verstärkt.

16. Das Corps des General Lüders koncentrirt sich vor Silistria und
unter seinem Schuß sezen ruff. Truppen von den Inseln auf das
rechte Ufer.

17. Ein Ausfall der Türken aus Silistria wird abgeschlagen.
17. Die Türken befeßen Krajova.

17.-19. Auf der Ostseite werden die Belagerungsarbeiten gegen Silistria
in Angriff genommen. Unter dem fortgesetzten heftigen Feuer aus
den Insel- und Uferbatterien auf die türk. Strandbatterien geht eine
ruff. Division über den Fluß und setzt sich in den türk. Uferbatterien
fest. Die Festung damit von Norden und Often cernirt. Der Sü-
den bleibt ziemlich frei; nach Westen eine Division gegen Nikopoli
und Sistowo gerichtet.

19. Fürst Gortschakoff nimmt sein Quartier zu Kutschuk-Kainardji. 20. Die engl. Flotte beschießt Eknäs ohne namhaften Erfolg. 20-27. Die Belagerung von Silistria wird eifrig gefördert.

23. Die engl. Flotte beschießt Gustavsvärn ohne alle bedeutende Wirkung. 23. Die Wiener Conferenz zeichnet ein Protokoll: die beiden Verträge

zwischen England und Frankreich, sowie Österreich und Preußen werden in einem Acte niedergelegt. Es wird erklärt, daß beide nach den betreffenden Lagen auf die Sicherung der durch die Protokolle festgestellten Grundsäge zielen, besonders das vom 9. April. 24. Gemeinsame Erklärung Österreichs und Preußens am Bundestag; beide Staaten constatiren ihre durch die Wiener Protokolle eingegangenen Verpflichtungen. Sie erklären, daß die Fortdauer der militärischen Machtentfaltung Rußlands an der untern Donau mit allen Interessen Deutschlands im Widerspruch steht. Deutschland habe ferner darüber zu wachen, daß nicht in Folge des gegenwärtigen Krieges die bestehenden Machtverhältnisse der europ. Großstaaten zum Nachtheile Deutschlands verändert werden. Die Kraft des Bundes habe sich vor Allem in großen europ. Krisen zu bewähren, die in ihrer Tragweite über jede lokale Gefahr hinausreichen und je nach ihrem Ausgang den künftigen Rang der Staaten bestimmen. Beide Großmächte wünschen, daß ihr Antrag der Zustimmung der übrigen Bundesstaaten sich erfreuen möge und daß der Entschluß aller Bundesmitglieder sich kund gebe, kräftig und treu in den Prüfungen zusammen zu stehen, welche die nächste Zukunft dem Vaterlande bringen könnten.

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Nr. 233.

Mai. 24. Die Pforte giebt die Erlaubniß, daß eventuell zur Unterdrückung Aftenstück aufständischer Bewegungen österreich. Truppen in die westlichen 234. 235. Provinzen, besonders Albanien, einrücken.

Die deutschen Staaten werden einzeln von Österreich und Preußen
eingeladen, dem Aprilvertrage beizutreten.

24. Die Ruffen beseßen Insel Turturkan.

25. Die auswärtigen Minister von Baiern, Sachsen, Würtemberg, Han-
nover, Baden, beiden Hessen und Nassau versammeln sich in Bam-
berg, um eine gemeinsame Haltung gegenüber der Einladung zum
österr.-preuß. Vertrag zu verabreden.

228a.

26. Sie faffen den Beschluß, eine gleichlautende Erklärung an die Höfe Nr. 228.
von Berlin und Wien gelangen zu lassen. Darin wird an folgen-
den Punkten festgehalten: 1) Vorlegung des Vertrags am Bunde
und Beitritt der deutschen Staaten mittelst des Bundes. 2) In
Betreff der Aufforderung an Rußland zur Räumung der Fürsten-
thümer verlangt, daß diese Aufforderung durch die Voraussetzung
gleichmäßiger Einstellung der Feindseligkeiten von beiden Seiten
und des Rückzugs auch der westmächtlichen Kriegskräfte vervoll-
ständigt wird. 3) Der deutsche Bund soll nach dem Beitritt zum
Bunde bei allen ferneren Verhandlungen durch besondere Bevoll-
mächtigte vertreten sein; ein deutsches Interesse sei auch, die Fort
dauer des Königreichs Griechenland sicherzustellen.

26. Englische und franz. Truppen befeßen den Piräus.

28.-29. Die Ruffen unter Gen.-Lieuten. Silvan unternehmen einen Sturm auf
das äußerste Werk von Silistria auf der Ostseite. Der dreimal ver-
suchte Sturm wird zurückgeschlagen. Sehr starker Verlust der
Ruffen. General Silvan fällt; viele Oberoffiziere verwundet.
30. Das Geschwader des Rear - Admirals Plumrige von der engl.-franz.
Ostseeflotte greift Brahestadt an und vernichtet die dort aufge-
speicherten Holzvorräthe, Pech- und Theermagazine u. s. w.

Juni.

Die russischen Forts an der Küste von Kaukasien, bis auf Anapa, wer-
den im Laufe des Mai aufgegeben und zerstört.

Das engl.-franz. Heer lagert bei Galipoli.

1. Vice-Admiral Plumridge greift Üleaborg an und zerstört auch hier
alle Vorräthe von Holz, Theer u. f. w.

2. Ausfall der Türken aus Silistria. Der Commandant Muffa Pascha
wird getödtet.

3. Die österreich. Regierung sendet die im österr:-preuß. Vertrag vom Nr. 231.
20. Apr. vorgesehene Sommation zur Räumung der Fürstenthümer
nach Petersburg. Österreich verlangt, daß die Operationen nicht
über die Donau ausgedehnt und genauer, nicht zu ferner Zeitpunkt
für die Räumung der Fürstenthümer bestimmt werden. Kaiser
Nikolaus möge nicht durch unbestimmte Fortdauer der Beseßung
oder dadurch, daß er die Räumung an Garantien knüpft, die nicht
in der Hand Österreichs sind, Österreich bewegen, selbst die Mittel
zum Schuße seiner Intereffen zu suchen. Österreich beruft sich auf
feine in dem Protokoll vom 9. Apr. eingegangenen Verpflichtungen.
7. Ein Angriff einer engl.-franz. Flottenabtheilung auf Gamla Carleby
wird zurückgeschlagen.

D

Aftenft üd
Nr. 232.

Nr. 236.

Nr. 229.

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Es beginnt eine völlige Dislocirung des engl.-franz. Heeres von Gallipoli nach Varna und Burgos.

Juni. 8. Zusammenkunft des Kaisers von Österreich mit dem König von Preußen in Teschen. Bereits entstandene Meinungsverschiedenheiten über Handhabung und Auslegung des Aprilvertrages sowie die den Bambergern gegenüber zu beobachtende Haltung Gegenstand der Berathung, die zu gemeinsamen Beschlüssen führt.

8. Die Türken werden von den ruff. Truppen, welche von Sukum Kale und Redut Kale gegen Kutais hin zogen, bei einem versuchten Angriff auf deren verschanzte Stellung unweit Ofurgeti mit großem Verluste zurückgeschlagen.

9. Die Ruffen unter persönlicher Anführung des Feldmarschalls Fürsten Paskewisch machen einen Angriff, der kein Resultat hat; Fürst Paskewitsch erhält eine Contusion, legt den Befehl nieder und geht nach Jaffy, von da zurück nach Warschau.

12. Die preuß. Regierung sendet eine Depesche nach Petersburg, in der fie die österr. Sommation unterstüßt. Die preuß. Regierung hofft, die ruff. Regierung werde den hohen Werth einer unparteiischen Würdigung unterziehen, welchen Preußen darauf legen möchte, daß die ruff. Operationen nicht weiter ausgedehnt und der Occupation der Fürstenthümer ein nicht zu entferntes Ziel gesetzt werde. Die preuß. Regierung hofft, Rußland werde durch Versicherungen die Frage auf ein Gebiet bringen, welches practische Ausgangspunkte böte, nm durch Verkürzung und Beschränkung der beider seitigen Kriegführung eine Lösung anzubahnen.

13. Sehr wichtige kombinirte Unternehmung der Türken. Selim Pascha von Tuturkan aus, Said Pascha von Rustschuk her, verstärkt durch einen Theil der vor Kalafat früher postirten Truppen, gehen auf dem linken Ufer gegen die Ruffen und halten sie fest; ein anderes türk. Corps bestimmt, die Russen im Südosten von Silistria zu beschäftigen. Aus Silistria selbst ein Ausfall mit starker Macht unternommen. Die Ruffen erleiden bei demselben große Verluste. Der Leiter der Belagerung, General Schilder, wird tödlich ver. wundet. Fürst Gortschkoff erhält eine Contusion. Omer Pascha wirft eine bedeutende Verstärkung bei Gelegenheit des Ausfalls in die Stadt.

14. Österreich schließt mit der Pforte einen Vertrag über Besetzung der Donaufürstenthümer. Österreich verpflichtet sich die Räumung der Fürstenthümer Seitens der Ruffen durch alle Mittel im Wege der Unterhandl. und andere zu bewirken, selbst event. Truppen zu stellen. 16. Fürst Andronikoff schlägt die Türken unter Selim Pascha unweit Tschuruksu auf's Haupt. Das türk. Heer wird völlig zersprengt. 16. Österreich und Preußen geben eine gleichlautende Antwort auf die Erklärung der Bamberger Staaten: Die Forderung wegen des Beitritts am Bunde wird zugestanden, wiewohl das Recht für den zuerst eingeschlagenen Weg gewahrt; was die Beschränkung der beiderseitigen Kriegführung betreffe, so sei sie ganz im Wunsche der beiden Mächte, und soviel es zur Zeit zulässig erscheine, in's Auge gefaßt. In Betreff der Erwartung, daß der Bund bei allen Ver

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handlungen besonders vertreten sein soll, so werden sie so viel es
geht dafür sorgen; doch sei dies nicht von ihnen allein abhängig.
Die Sorge für die Aufrechthaltung Griechenlands werde von Öster-
reich und Preußen getheilt. Wenn keine Aussicht zum Beitritt der
Majorität am Bunde, so würden die beiden Mächte mit den ein-
zelnen Regierungen sich weiter zu verständigen suchen.

Juni. 21. Fürst Gortschakoff hebt auf erhaltenen Befehl die Belagerung von Si-
listria auf. Die Truppen ziehen sich auf das linke Donauufer zurück.

21. Die engl.-franz. Flotte greift Bomarsund an; der erste Angriff wird
aber abgeschlagen.

29. Graf Neffelrøde sendet die Erwiderung auf die österreich. Sommation Attenstüc
vom 3. Juni ab. Es erklärt die Stellung in den Fürstenthümern Nr. 237.
nur noch für eine militärische Position. Solle es diese räumen, so
müsse es Sicherheiten haben, daß die Feindseligkeiten andererseits
nicht fortgesetzt würden. Könne ihm Österreich solche Garantien
bieten? Rußland will den drei Grundsäßen des Protocolls vom
9. April beistimmen. 1. Integrität der Türkei. Rußland habe nie
Absichten dagegen gehabt, werde sie nicht bedrohen, so lange sie von
den Westmächten respectirt werde. 2. Räumung der Fürstenthümer
gegen Garantie zuzugestehen bereit. 3. Confolidirung der Rechte der
Christen in der Türkei. Wenn die Garantie der Mächte die gegen-
wärtigen religiösen und bürgerlichen Rechte der Christen für immer
feststellt, so ist Rußland bereit ihr beizustimmen. Der Punkt
über die Garantieen im Protocolle v. 9. April ist ganz übergangen.
30. Graf Nesselrode erwiedert die preuß. Depesche vom 12. Juni. Auf Nr. 239.
die Antwort von Österreich verwiesen. Wenn Rußland Garantie
für die Räumung der Fürstenthümer fordere, so werde dies Preu-
Ben gewiß nur billig finden, da, indem es den Wunsch ausspreche,
daß die Feindseligkeiten von beiden Seiten abgekürzt und beschränkt
werden, es im Voraus anerkenne, daß dies von beiden Seiten zu
geschehen habe. Indem Rußland dem Protocoll beitrete, gebe es
Preußen und Österreich die Mittel an die Hand ihre Verpflichtun-
gen abzulösen.

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Juli. Anfang Juli befinden sich ungefähr 50000 engl.-franz. Truppen bei
Varna; 15-16000 Mann von Adrianopel nach Burgas dirigirt.
Die ruff. Colonnen ziehen sich von der Donau allmälig nordwärts zur
Räumung der Walachei. Zur Deckung des Rückmarsches und zur
Beobachtung von Rustschuk bleibt General Soimonoff mit einem
Corps zurück.

Omer Pascha verlegt sein Hauptquartier von Schumla nach Rustschuk.
Die Türken suchen sich in Besiß der Inseln zwischen Rustschuk und
Giurgewo zu sehen.

7. Die Inseln Mokan und Radovan werden von den Türken genommen;
Omer Pascha geht unterhalb Giurgewo über die Donau. General
Soimonoff wird mit seinem Corps abgeschnitten. Sehr blutiger
Kampf. General Soimonoff, dem General Chruleff zu Hülfe
kommt, schlägt sich mit großer Bravour durch. Giurgewo wird von
den Türken besetzt.

9. Das Wiener Cabinet erkennt die versöhnlichen Tendenzen, welche sich Nr. 239.

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