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vierzehnten Jahrhundert oder aus späterer Zeit her. Eine Darstellung der vrouwe Minne" und verschiedener Liebesscenen theile ich hier (Fig. 40) mit; leider sagt Paul Lacroix, dessen Werke „Moeurs et

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usages du moyen-âge" diese Abbildung entnommen ist, nicht, in welcher Sammlung dies Kunstwerk sich befindet 1). Schachspieler sind

1) Sollte dies nicht dasselbe Relief sein, welches von der Arundel - Society publicirt ist und das nach Angabe von Edmund Oldfield (Notices of sculpture in ivory. Arundel-Society 1855;-Notices of sculpture in ivory... by M. Digby Wyatt and a catalogue of specimens of ancient ivory-carvings in various collections by Edmund Oldfield. Lond. 1856, p. 50 a) im Louvre-Museum bewahrt wird?

Schultz, höf. Leben. I.

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dargestellt auf der Kapsel des Prof. von Hefner-Alteneck (Geräthe u. Kunstw. II, T. 2); eine Dame und ein Herr beim Brettspiele, zwei Zuschauer, auf dem Elfenbeinrelief in der Sammlung von M. Sauvageot (Oldfield, a. a. O. 50 d). Ein Herr und eine Dame bei der Hasenjagd ist auf dem Spiegelgehäuse von W. Maskell (Oldfield, a. a. O. 50 f) geschnitzt; die Darstellung eines Liebespaares bei der Falkenjagd besitzt der Rev. W. Sneyd (ib. e). Auf der einen, im Besitz von W. Maskell befindlichen Kapsel sehen wir einen Ritter seiner Dame sein Herz anbieten (ib. g); die Entführung der Ginover durch Lanzelet ist in der Fejérvary-Sammlung (ib. b). Sehr gewöhnlich ist die Darstellung der Eroberung einer Minneburg. Das schönste Exemplar dieser Art besitzt das Kloster Rein in Steiermark. August Essenwein hat dasselbe zuerst im Anzeiger f. Kunde deutscher Vorzeit, 1866, p. 205, abgebildet; darnach ist dasselbe in den Mitth. der k. k. Comm. XII, p. IV und XVIII p. 164, sowie in den „kunst- und culturgeschichtlichen Denkmalen des germanischen Museums (1877)“ Taf. XXVI, 7 publicirt worden; ich verdanke dem germanischen Museum diesen Holzschnitt, den ich im sechsten Capitel mittheilen werde. Ein ähnliches Kunstwerk ist im Kensington-Museum (Oldfield a. a. O. c), in der Kunstkammer zu Berlin (Becker u. J. v. Hefner, Kunstw. u. Geräthe, II, T. 2), in der Wallerstein'schen Sammlung zu Maihingen (ebendas. II, T. 41), im Museum zu Darmstadt (ebendas. II, T. 69) und im Besitze von A. Fountaine (Anz. f. K. d. d. V. 1866, Sp. 204). Zunächst wollen wir nun zusammenstellen, was sich über die Toilette der Damen ermitteln lässt. Der Kasten, in dem die Utensilien bewahrt wurden, war aus Elfenbein 1). Von solchen elfenbeinernen Schmuckkästchen, die mit Reliefs decorirt sind, besitzt die Ursulakirche zu Köln zwei. Auf beiden sind Minnescenen dargestellt (s. Fr. Bock, das heilige Köln, T. 6 u. 27, und Baudry, Organ f. christl. Kunst 1860, Nr. 15). Drei Stücke eines solchen Kästchens mit Bildern aus der Geschichte von Pyramus und Thisbe sind in der Sammlung des Rev. W. Sneyd (Oldfield a. a. O. p. 50 h), vier Tafeln im Museum zu Boulogne (Oldfield, i). Auf den beiden mittleren Reliefs sehen wir ein Turnier dargestellt, zur rechten die Belagerung einer Minneburg, zur linken die Entführung einer Dame. Ein hölzernes Minnekästchen, mit erotischen Scenen verziert, beschreibt v. d. Hagen, Minnes. V, 47.

1) Herb. Troj. 594: Und nam ir helfenbeinen laden, Da ir zirde inne was, Und strichte ir schone vaz, Ir scheitelen sie berichte, Die szoppe si slichte.

Pflege des Haares. Falsche Haare.

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Die Damen liessen sich entweder von ihren Kammerfrauen kämmen

und die Haare flechten 1), oder sie thaten es selbst; dann hatten die Dienerinnen ihnen beim Frisiren nur behülflich zu sein 2).

frauen trugen lange, mit Bändern durchflochtene Zöpfe 3) (s. Fig. 41); in Frankreich war es sogar Sitte, dass sie das Haar ganz herabwallen liessen 4) (s. Fig. 42). Wo das eigne Haar fehlte, pflegte man schon damals es durch fremdes zu ersetzen). Etienne de Bourbon (Anecd. hist. N. 273-275, 287) tadelt streng die abscheuliche Mode und erzählt abschreckende Geschichten, wie selbst die Haare von Todten zum Putze verwendet wurden. Die Putzsüchtigen werden aber bestraft (N. 288). Erstens haben sie viel Arbeit

1) Eracl. 1803: Sî hiezen alle, daz ist wâr, Ir houbet twahen und ir hâr Strelen unde slihten Unde ir scheiteln berihten. Percev. 31612: En la main blance tote nue I. pinne d'ivoire tenoit. Toute seule son cief prinoit. N'ot cambrière ne mescine; 31625: Mais il li vit son cief pinier Et ses cheviaus aplanoier. Trist. (publ. p. Fr. Michel) I, 209: Brengain i vint, la damoisele, Où out pignié Yseut la bele, Le pieigne avoit encor o soi.

Jung

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Fig. 41. Eine Dienerin. (Nach H. Weiss, Costümkunde.)

2) Durmars 3089: Une pigne d'ivoire tenoit La pucele qui se pignoit, Devant li sert une tosete, Une molt jone meschinete Cui li servirs molt bien avient. Devant la damoisele tint Un mireor, ce m'est avis, Dont ele mire son cler vis. Galya neckt den verliebten Godyn, der sich immer in die Zimmer der Damen einschleicht (Karlmeinet 211, 50): Ir souldet eyne rechte kameresse syn, (57) Solen wir uns strelen off strichen, Daer moest ir uns den kamp richen.

3) Wigalois p. 26, 39: Ir zöpfe wâren gebunden Mit golde ganz bewunden Unz an des hâres ende; cf. p. 190, 28; p. 48, 38: Ir houbet was ungebunden. Ir zöpfe wol bewunden Mit golde unz an daz ende, Deheiner slahte gebende Fuort die maget mêre; p. 65, 30: Ir zöpfe wâren enphlohten gar, Ûf den satel reicht ir Apollonius 20194: Ir zöpfe wâren grôz unt lanc, Für die hüfe was ir Percev. 9481: À çou qu'il vit les treces blances Qui li pendoient sor les hances (der alten Königin).

daz hâr.

ganc.

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4) Ottokar DCCIII: Ir (Blanca's von Frankreich, die mit Rudolf von Oesterreich sich verheirathete) har kraws und val Von dem hawbt her ze tal Ungeflochten lag. Des landes siten sy phlag, Des sy noch phlegen.

5) Rom. de la Rose 14219: Et s' ele véoit déchéoir (Dont grant duel seroit à véoir), Les biaus crins de sa teste blonde, Ou s'il convient que l'en les tonde Par aucune grant maladie, Dont biauté est tost enledie, Ou s'il avient que par courrous Les ait aucuns ribaus desrous, Si que de ceus ne puisse ovrer Por grosses treces recovrer, Face tant que l'en li aporte Cheveus de quelque fame morte, Ou de soie blonde borriaus, Et boute tout en ses forriaus. Crône 9183: Ûf dem wege vor im dâ Vant er einen zopf ligen Mit wîzen perlin wol gerigen Valwen und langen.

die Haare zu erwerben, zu pflegen, zu waschen, zu kämmen, zu färben, zu pommadiren, Ungeziefer, Läuse und Nisse darin zu ernähren. Dann die Furcht, sie zu verlieren: sie fürchten, dass jemand sie an die Haare fasst, dass ihnen die Haare abgeschnitten, verbrannt, ge

stohlen werden. Drittens leiden sie an Kopfschmerzen (N. 289); viertens haben sie an den fremden Haaren immer auf ihrem Haupte eine Last zu tragen; fünftens ist es doch schauerlich, wenn man bedenkt, dass sie zuweilen todter Frauen Haare tragen. Sie würden es ja ohne grosses Entsetzen nicht wagen, kläglich des Nachts in ihrem Bette zu liegen, wenn sie wüssten, dass eine Hand oder ein andres Körperglied einer todten Frau auf ihr Haupt gelegt sei; warum lassen sie es nicht, wenigstens aus Furcht vor dem Tode auf ihrem Haupte todte Haare zu tragen? Ich habe gehört, dass, als der Vater des einstigen Kaisers Friedrich ins Bett gegangen war und seine Gemahlin, die Kaiserin, in dasselbe steigen wollte und vor ihm ihren Kopfputz mit einer grossen Menge fremder Haare ablegte, er seine Ritter und Diener herbei rief und in ihrer Gegenwart, im Abscheu gegen jene Haare wie gegen etwas Todtes, wüthend rief: „,schnell, schnell, tragt das Todtenzeug aus meiner Kammer und verbrennt es im Feuer, damit ihr merkt, wie übelriechend es ist; ich will kein todtes, sondern ein lebendiges Weib haben."" Die Sitte also, falsche Haare zu tragen, ist nicht erst in unserer Zeit aufgekommen. Auch verstand man sich darauf, die Haare erforderlichen Falles zu färben 1). Nach der Vermählung werden die Haare aufgebunden 2). Eine eigenthümliche Mode gebot die Haare zu einer hornähnliche Frisur aufzu

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Fig. 42. Jeanne de Boulogne. Glasgemälde im Dome zu Chartres (um 1240).

1) Rom. de la Rose 14242: Et s'el ont mestier d'estres taintes Taingne les en jus d'erbes maintes, Car moult ont forces et mécines Fruit, fust, feulle, escorce et racines.

2) HvF. Trist. 850: Si nam Tristandes wane brut Und leget ir richiu kleider an, Als sie beste mohte han, Und bant si nach der briute site. Vgl. Ulr. v. T.

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thürmen. Jehan de Meung erwähnt diese geschmacklose Haartracht 1), und nach ihm machen sich über dieselbe auch andre Dichter lustig 2). In Deutschland scheint sie aber nicht Eingang gefunden zu haben.

Jungfrauen gingen gewöhnlich ohne Kopfbedeckung 3). Im Sommer flochten sie sich Blumenkränze (schapel), mit denen sie ihr Haar schmückten); gab es keine Blumen, oder waren sie verpflichtet, im Festschmucke zu erscheinen, so putzten sie sich mit Haarbändern 5), mit künstlich gearbeiteten Schapeln 6), oder legten ein Gebende

Trist. 312: Ir houbet si vil schone bant Durch den gewonlichen site; cf. Parz. 202, 25. Bêaflôr reitet zu ihrer Brautkammer (Mai u. Beafl. p. 91, 4): Si truoc noch die krône Ûf blôzem hâre alsam ê. Daz geschach vür baz niht mê. Daher sagt die Mutter zur Tochter, die mit Nithart sich eingelassen hat: „Bind uf din har; Er hat so vil getiselt und getaselt Mit dir." (Nith. XXVIII, 10; HMS. III, 210.)

1) Rom. de la Rose 14238: Sus ses oreilles port tex cornes, Que cers ne bués ne unicornes, S'il se devoient esfronter, Ne puist ses cornes sormonter. Testament (publ. p. Méon IV, 64): La gorge et li goitrons sunt dessous la gonelle, Ou il n'a que trois tours à la tourne-bonelle; Mès il y a d'espingles une demie escuelle, Fischies en deus cornes et entor la touelle.

2) C'est li mariages des filles au diable (A. Jubinal, Nouv. Rec. de Contes I, 287): Or venons as dames cornues, Chiés de Paris, testes tondues, Qui se vont pour offrant à vente. Com cerf ramu vont par les rues. Des Cornetes (A. Jubinal, Jongleurs et trouvères, p. 87): Fame n'est pas de pechié monde, Qui a sa crine noire ou blonde Selonc nature, Qui i met j. forreure Au lonc des trèces. L'evesque connoist lor destrèces De lor orgueil de lor noblèces, Si les chastie Et commande paraatie, Que chascun hurte belin die. Vgl. Archaeological Journal I.

3) Lanz. 866: Diu vrowe diu gienc âne huot Durch daz siu kintlich wolte sîn. Siu truoc ein schapellikîn, Daz siu mit ir henden vlaht, Von schoenen bluomen gemaht. Sal. u. Mor. 1043: Schone meide mynniglich gefar, Sy gingent mit iren houbeten bar; Ir gebende warent smal barten.

4) Chevaliers as ij. espees 4294: Et ele ot un capel de flours En la tieste ki li tenoit Ses cheveus et li avenoit.

5) Wigam. 2701: Von golde reiche harbant. H. Troj. 612: Sie sazte uf ein harbant. S. Oswald 2527: Sie was im ûz in allen wol erkant. Wan sie truoc ein guldîn hârbant; Dâ mit bezeichent si daz, Daz si diu küniginne selbe was.

6) Engelh. 3008: Vil schône wart ir houbet Gezieret, als diz mære swuor. Man sach ir goldes eine snuor Zeinem schapel ûfe ligen, Diu was über al gerigen Vol edeles gesteines . . . Als ein pâternoster dran Wâren si gestôzen. Titur. 1211: Von Almarine niht kleine ein borte vil gezieret Von golde und mit gesteine und berlin vil, die waren dran verwieret, Al umbe dar uf mit golde rich geblumet, Vil lewer, tier und vogelin. Daz schapel zu einer krone wart gerumet; 1212: Hinden dar abe senkel, mit fremden stricken wehe Geflohten in manige schrenkel. Dies Schapel giebt Sigune dem Schionatulander, der es auf seinem Helm befestigt. Parton. 12462: Ein borte wünnebaren schîn Gap von ir houbte reine, Der schône mit gesteine Ze wunder was gewieret. Dannoch was si gezieret Mit eime schappellîne smal, Gemacht ûz vîol über al, Der niuwes was gebrochen. — Dazu wäre noch anzuführen Troj. 14946: Sîn hâr daz wart gevlohten Und ein borte drûf geleit. Renaus de Montauban p. 134, 21: Ses crins ot galonés à j. fil d'or batu. Chev. au lyon 2362: An son chief une garlen desche Tote de rubiz atiriee.

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