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Monochord. Trommel. Pauke.

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die vielleicht unserer Tuba entsprochen haben. Die troïne" wird wohl auch zur Gattung der Hörner oder Posaunen gehört haben 1).

Das Monochord oder Manichord 2) ist ein Instrument, das ursprünglich aus einer einzigen über einen Resonanzboden gespannten Saite bestand, zu theoretischen Untersuchungen, zur Auffindung be

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stimmter Grundtöne vielfach benutzt wurde, später eine Art Clavier darstellt, wie dasselbe bei Fétis p. 201 beschrieben, p. 202 abgebildet ist.

Die tragbaren Orgeln wurden gleichfalls häufig zur musikalischen Begleitung verwendet3). (S. Fig. 100.)

Endlich ist noch der Trommeln, Pauken und Tambourins zu gedenken. Die Trommel heisst damals gewöhnlich tambûr, afr. tabour 1), (Fig. 103 c), die Pauke (mhd. pûke, afr. timpanum oder nacaires, nach

1) Chron. des Ducs de Norm. II, 19048: Al avenir sonent boisines E corns et graisles e troïnes. Guill. de Palerne 1838: La oissiés maint cor de pin, Tabors et timbres et buisines, Frestiaus, araines et troïnes.

2) Crône 22103: Manochorde und psalterium. De Trojaensche oorlog 699: Monochorden, chore, licium. Rom. de Troie 14728: Monocorde, lire, corum.

3) Rom. de la Rose 22024: Orgues i r'a bien maniables, A une sole main portables, Où il-méismes soufle et touche Et chante avec à pleine bouche Motés, ou treble ou tenéure.

4) Parz. 379, 14: Manc tambûre dâ worhte Mit der pusûner galm; 19, 8: Ein tambûrr sluog unde warf Vil hôhe sîne tambûr; 63, 4: Von würfen und mit slegen grôz Zwên tambûr gâben schal. Uvd.Türl. Wilh. d. H. p. 98: Tambur man sluc und blis schalemin. Crane 1404: Dâr wart tambûren vil geslagen. Enf. Ogier 5696: Moult y avoit nacaires et tabours.

dem arabischen noqqârich genannt) ); die Handtrommel, das Tambourin endlich wird französisch timbre, mhd. sumber genannt 2). Zur Militairmusik hat man grosse „,hersumper" 3) Die rotumbes, rottobumbes" sind wahrscheinlich mit den sumbern identisch, sie sind aus Messingblech gefertigt, mit Leder überzogen und werden beim Spielen in die Höhe geworfen und wieder aufgefangen 1). Sie wie alle die Trommelarten sind noch mit Schellen behängt. Zu derselben Art von Musikinstrumenten gehört dann wohl noch der Töuber oder Tewber) und die Bunge).

Endlich kannte man schon die Metallbecken (mhd. zimbel, afr. timbale) 7) und brauchte auch die Schellen zur Vermehrung des Lärmes §). Ueber einige andre von den Dichtern erwähnte Instrumente etwas Genaueres zu ermitteln, ist mir nicht geglückt. Da wird die ,,armonie" ")

1) Willeh. 40, 3: Pûken, tambûren schal. Gottes Zukunft 4589: Dambûren mit den poucken. Rom. de Troie 14727: Saltier, timbales, timpanum. — Joinv. 148: La noise que 'il menoient de lour nacaires et de lour cors sarrazinois estoit espoisentable à escouter; 266: Lor il fist sonner les tabours que l'on apelle nacaires. Hugues Capet p. 122: Trompez, tanburs, nacaires. Guiart I, 6740: Tabours, trompes et anacaires.

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2) Erec 2042: Sonent timbre, sonent tabor. Kudr. 1572: Von trumben und pusûnen hôrte man mangen krach, Vloiten unde blâsen, Ûf sumber sêre bôzen. Frauend. p. 464, 31: Sich huop von sumberslagen schal.

pern.

3) Ottokar DCLXXXVII: Mit grosszen hersumpern Und(er) einander pum

4) Willeh. 360, 4: Daz er würfe und slüege Tûsent rottumbes hel; 382, 14: Wie man vor im ûf mit künste swanc Manec rotumbes mit zunel. Tit. 3991: Pouken vil, tambure, busine, rotubumbes; 3879: Er hiez von rottobumbez Vil groz gedone machen, so wart von done nie vernomen so krummes. Messing geloutert ist im vel und zargen; Die ez von erst erfunden, die sint menliches mutes die sturmkargen. (3880) Ein tambur oder ein puken (Hahn: puden) etwo heizet mans ein summer Durch guften und durch gueden ez im gelichet, wan daz vil kummer Daruf lit von richeit hoch gezieret, Guldein zunel seitel, da von der don sich riche discandieret. (3881) Daz machet hertze mutich den orsen und den leuten.

5) Virginal 556, 3: Busûnen und schalmien, Die töuber manegen wilden slac. Dâ von manec tier erschrac. Ottokar DCLXXXVII: Floyten und tewber; (cf. CCCXXXX: Manig tumponawer schalt).

6) Nith. XII, 7 (HMS. III, 312): Do sluog er uf die bungen, vil lut' ez erhal; 13: Der spilman riht' die bungen, Die reif er da bant.

7) Gottes Zukunft 4585: Peide zimbeln unde trummen.

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Rom. de Troie

14727: Saltier, tinbales, timpanum. Cléomadès 17279: Cimbales, rotes, timpanons. Rom. de la Rose 22029: Puis met en cimbales sa cure.

8) Gottes Zukunft 4594: Ouch klungen dâ die schellen Die engel mit den hellen.

9) De Trojaensche oorlog 697: Pleien, vedelen, armonien. Rom. de Troie 14726: Rote, viele et armonie. Erec 6336: Et trestotes les armonies.

Dilettanten und Musiker. Romane.

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genannt, die „clie“), der „chore oder corum" 2) die „ravenne"), die „schirmelle“). Ich mochte letzteres Wort nicht, wie es im Mhd. Wtb. geschieht, mit schirm zusammenhalten; ich denke, dass es eher mit dem ml. „,ceromela" verwandt ist.

Eigenthümlich ist es übrigens, dass im Roman de la Rose eine Schlaguhr mit zu den musikalischen Instrumenten gerechnet wird 5). Nur die Saiteninstrumente wurden von den Dilettanten beiden Geschlechts geübt und gespielt; dass der Ritter das Horn zu blasen verstand, ist schon hervorgehoben worden; alle anderen Instrumente wurden nur von professionirten Musikern benutzt, und bei einer fürstlichen Haushaltung durfte ein wohlbesetztes Orchester nicht fehlen, da man bei jeder Gelegenheit, bei Tafel (s. S. 334), bei Reisen (Parz. 19, 6—12; 63, 2—12), ja beim Kirchgange) Musik zu hören gewöhnt Eine ständige Musikkapelle unterhielt z. B. König Manfred; Ottokar nennt uns (cap. IV) sogar die Namen der Spielleute.

war.

Die alten Sagen liess man sich immer wieder gern erzählen und lauschte mit Vergnügen, wenn eine neue Romandichtung vorgelesen oder gesungen wurde, welche die altbekannten Stoffe, die wunderbaren Thaten und Schicksale der Helden des Alterthums, der Genossen des Dietrich von Bern und des Siegfried, der des karolingischen Sagenkreises oder gar von Artus' Tafelrunde behandelten. War man SO glücklich, das Manuscript eines Romans zu besitzen, so liess man sich gern immer wieder die alte, oft gehörte, aber darum gerade um so mehr liebgewonnene Geschichte vorlesen. Im Romane des Chevaliers. asij espees liest eine Jungfrau von siebzehn Jahren ihren Eltern den „Romans de Troie" vor (4266 ff.) und auch die Königin Ginover, die Gemahlin des Artus, erfreut bei einem Ausfluge in den Wald die Ritter und Damen ihres Hofstaates dadurch, dass sie alle sich im Grünen lagern lässt und ihnen dann einen Roman vorliest (8951 ff.). Die Handschriften aber waren theuer und von neugedichteten Roma

1) Crône 22095: Diu floite und diu elîe.

2) De Trojaensche oorlog 699: Monocorden, chore, licion (?).

14728: Monocorde, lire, corum.

3) Reinfr. 2394: Ravenne, zitollen swîgen.

Rom. de Troie

4) H. Georg 1495: Vil posuenen worden vor im erschalt Und vil manche schirmelle.

5) Rom. de la Rose 22020: Et refait soner ses orloges Par ses sales et par ses loges, À roes trop sotivement De pardurable movement.

6) Amis et Amiles 2325 (Lubias geht zur Messe): Devant li vait uns jouglers de Poitiers, Qui li vielle d'amors et d'ammistié.

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VI. Erzähler. Strassensänger. Fahrende Sänger.

nen kaum zu erlangen. Deshalb zieht es der Graf Heinrich von Schwarzburg vor, als er bei einer der Hofdamen der Gräfin von Cleve das unvollendete Manuscript der Eneide des Heinrich von Veldeke findet, dasselbe heimlich an sich zu nehmen und erst neun Jahre später dem Dichter seine Arbeit wieder zurückzugeben (En. p. 352, 19 ff.).

An anderen Höfen gab es alte Herren, die solche Geschichten vorzutragen verstanden. So lebte am Hofe des Grafen Arnold von Guines ein Ritter Robertus Constantinensis, der von den römischen Kaisern, von Karl dem Grossen, von Roland und Oliver und vom König Artus zu erzählen wusste; Philippus de Mongardinio schilderte die Thaten der Kreuzfahrer, berichtete von Jerusalem, der Eroberung von Antiochia, von den Arabern und Babyloniern. Waltherus de Clusa kannte die Geschichten und Fabeln der Engländer, von Gormund und Isembard, von Tristan und Isolde, von Merlin und Marcolf, ja er wusste die Geschichte seiner Heimath, die erste Erbauung von Ardres seinen Zuhörern zu erzählen 1).

Und fand man solche Leute im Hause selbst nicht vor, so waren sie doch nicht schwer zu erreichen. Aegidius Parisiensis erzählt in seinem Carolinus, dass auf den Strassen mit Fiedelbegleitung die Thaten Karls des Grossen gesungen wurden 2). Die Blinden sangen vom hurnîn Siegfried 3), und wer die Geschichte vom Dietrich von Bern und vom Ecke vorzutragen wusste, konnte sicher sein, dass ihm die dankbaren Hörer den Wein bezahlten 1).

So war denn auch der fahrende Sänger auf der Burg ein willkommener Gast. Als Morolff in der Verkleidung eines Spielmannes auszieht, legt er einen rothseidenen Rock an und nimmt die Harfe in die Hand 5). Und Huon de Bordeaux trifft nach seinem unglücklichen Schiffbruche auf der Rückkehr mit einem Spielmanne zusammen, der ihn als Famulus engagirt. Er muss den Kleiderpack auf den Rücken nehmen, dazu die Harfe und die Fiedel, und seinem Herrn

1) Lambertus Ardensis, Hist. Comitum Ardensium et Ghisnensium cap. XCVI. 2) Citirt von Kastner, danses des Morts, p. 247: De Karoli clari praeclara prole Pipini, Cuius apud populos venerabile nomen in omni Ore satis claris et decantata per orbem Gesta solent melitis aures sopire viellis.

3) Titurel 3312: So singent uns die blinden, daz Seifrit hurnein were, Durch daz er uberwinden kunde ouch ein trachen freisbere; Von des blut sin vel verwandelt In horne stare verwappent.

4) Renner 10327: Swer von herrn ditreich von pern Do sagen kan und von hern ecken Und von den alten sturm recken, Für den giltet man den win.

5) Sal. u. Morolff 3700 ff.

Belohnung der fahrenden Sänger.

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auf das nächste Schloss folgen 1). So tritt der fahrende Spielmann in den Saal ein und beginnt sein Saitenspiel, spielt Tänze auf und singt Leiche und andere Lieder 2); Andere wieder wissen Geschichten und Fabeln vorzutragen 3), und wenn sie ihre Sache gut machen, können sie des Lohnes sicher sein: die entzückten Zuhörer lösten ihre Mäntel ab und warfen sie ihnen zu. Huon hatte nur zu thun, alle die Gaben aufzuraffen, die seinem Herren für das Spiel und den Gesang gespendet wurden 4). Allerdings wird diese Freigebigkeit schon im dreizehnten Jahrhundert nicht mehr so recht geübt; auch sie gehört der guten alten Zeit an, deren aber die Dichter gern gedenken, um gleich noble Gesinnungen bei ihren Zuhörern wachzurufen; ihre Zeitgenossen sind geizig geworden, nur der Besitz gilt, und die Spielleute werden oft mit Versprechungen abgespeist; die Herren geben ihre abgelegten Kleider lieber ihren Dienern an Zahlungstatt3). Aber bei dem grossen Feste, das Karl von Anjou nach Conradins Niederlage in Neapel veranstaltete, wurden die Spielleute noch ganz in alter Art freigebig belohnt 6).

Zumal zu einem Feste fanden sich eine grosse Menge Spielleute

1) Huon de Bord. p. 213: Desous j. arbre a j. homme trouvé Qui fu si fais que vous dire m'orrés: Il ot sa harpe dont il savoit harper Et sa vïele dont il sot vïeler. En paienie n'ot si boin menestrel; p. 217: Le toursel prent, à son col l'a gieté Et par deseure a le harpe toursé Et la vïele dont cil sot vieler.

2) Troj. 5450: Nû kam für in ein spilman, Mit sîner harpfen ûf den sal, Der huop dâ wunneclîchen schal Mit sînem hübschen seitenspil. Tenz und süezer leiche vil Liez er dâ lûte erclingen, Dar zuo begunde er singen Vrælîche bî der stunde. 3) Crône 22111: Fabel unde mære Die fabelierære Begunden sâ ze hant sagen. 4) Huon de Bord. p. 219: Qui dont véist ces mantiax desfubler De toutes pars li prendent à ruer; Et Huelins les vait tos asanbler.

5) Gerberts Interpolation zum Perceval (Potvin VI, p. 204): Cil contéor dient biax contes Devant dames et devant contes; Et quant assez orent jué, Bien sont les menestrel loé; Car tout vallet et chevalier Se penoient de despoillier Et de doner lor garnemens, De departir lor paremens, Cotes, sorcos et roubes vaires; Tel i ot qui ot v paires Ou vj. ou vij. ou ix. ou x.; Tels i vint pauvres et mendis Qui fu riches de grant avoir. Mais ce poons nous bien savoir Que cil usages est passez; Que nous avons véu assez Mainte feste de chevalier, Quant il avoit prise mollier Ou il ert chevalier noviax Que cil escuier de noviaus à ces menestreus prometoient Lor roubes et terme i mettoient Et illec venoient por euc, Mais il en aloient seneuc; Car ils le donent lor garçons, Lor parmentier, lor charetons En paiement et lor barbiers; p. 205: Li siècles devient mais trop chices, Que nul n'est prisiez s'il n'est riches.

6) Saba Malaspina c. 4: Nonnulli sane nobiles singulis diebus solemnitatis huius exuunt vestes, quas ceperunt, histrionibus donatas, aut relictis exuviis, in ipso tripudii strepitu magis pretiosa denuo sumunt et nova mutatoria indumenta.

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