Images de page
PDF
ePub

In der Unterhaus-Sigung vom 18. May begehrte Lord Castlereagh die Erlaubniß zur Einbringung einer Bill, welche Se. Majeståt ermächtigen follte, die ganze egulåre Miliz oder einen Theil derfelben in's Feld zu rufen (callout). Diese Maßregel hånge mit den Subsidien-Verträgen zusammen, welche Se. Maj. mit ihren Bundsgenossen abgeschlossen, und die künftigen Monat mit einer Botschaft vom Prinzen Regenten vors Haus ge= bracht werden sollen. Das Haus habe der Regierung seinen Beystand zu allen Sicherheits-Maßregeln versprochen; die. Umstände des Reichs erheischten dieselben dringend. Da ein großer Theil der Miliz aufgelöst worden wåre, so sen die Bill nothwendig; denn aufgelöste Miliz könne die Krone nicht eben so aus eigner Machtvollkommenheit in's Feld rus fen, wie die unaufgelöste. Nach wenigen Gegenbemerkuns gen ward die verlangte Erlaubniß ertheilt.

In der Sigung vom 19. May sagte Graf Grey im Oberhause:

Ein Artikel des Vertrages vom 25. März lautet, daß sich die Verbündeten anheischig machen, die Beschlüsse des Congress ses aufrecht zu erhalten. Nun soll der Vertrag Montags dem Hause vorgelegt werden; wie kann dieses darüber urtheilen, wenn es jene Beschlüsse nicht kennt? Die über Genua wurden zwar mits getheilt; aber das ist Alles. Ueber die, in gegenwärtigen Ume ständen, so wichtige Theilung Sachsens wissen wir nichts Amts liches. Ludwig XVIII. wurde eingeladen, dem Vertrage beys zutreten: was hat er für Hülfsmittel dem Bunde anzubieten?

Lord Liverpol. Der Vertrag wurde fudwig dem XVIII. vorgelegt; seine Beytritts - Erklärung ist hier noch nicht einge, troffen. Auf seine Hülfsmittel kommt es bey der großen Frage, die Montags dem Hause vorgelegt werden soll, nicht an. Graf Grey. Und die Beschlüsse des Kongresses ? — Lord Liverpool rönnen dem Hause nicht eher vorgelegt werden, als bis sie in Form eines Vertrages abgefafst seyn werden. Graf v. Dárnley. Ludwig XVIII. sagt in seiner Erkärung, daß die Verbündeten keinen andern als ihn als König von Frankreich anerkennen würs den. Ist das richtig? (Keine Antwort).

Der Graf von Darnley machte hierauf die Motion zur Vorlegung jener Erklärung; sie ward aber mit 59 gegen: 28 Stimmen verworfen.

Auch im Unterhause kam am 19. die große Cri fis wieder zur Sprache. Die Ungedultigen wurden fåmmts. lich auf Montag vertröstet.

Hr. Horner erwähnte der Bemerkungen des Moniteurs *) über die Briefe Bonaparte's, die Graf Blas cas an Lord Castlereagh geschickt, dieser am 2. May im Parlamente vorgelesen, der Moniteur aber für verfälscht erklårt habe, und machte die Motion:,,daß der Brief Blaz ,,cas an Castlereagh mit den Einlagen, und die Ants ,,wort des Leztern vom 4. Jan. dem Hause vorgelegt wer ,,den sollen.“

Lord Castlereagh. Der vom Moniteur aufgeführte BriefLord Wellingtons, womit er die ihm von Blacas mitgetheils ten Briefe zurückstellte, ist åcht, allein er bezieht sich auf andre Briefe als die dem Hause von mir vorgelesenen, und beweist blos, daß Lord Wellington daraus keine Folgerungen gegen Murat ziehen wollte. Was die von mir vorgelesenen acht Briefe betrifft, so kann ich behaupten, daß fünf davon unbezweis felt åcht sind, und daß nur drey davon, obfchon offenbar von Bos naparte's Hand entworfen, verfälscht seyn können. Mir wurs den Abschriften aller dieser Briefe vom Grafen Blacas offiziell mitgetheilt; die Originalien hatte er, gleichsam ahnend, daß man sie bestreiten würde, beym Fürsten von Castèlcicala, — ficis lianischer Bothschafter am hiesigen Hofe, niedergelegt. Ich habe sie noch diesen Morgen gesehen, und es blieb mir auch nicht der geringste Zweifel übrig, daß sie uråcht seyn könnten. Schon die. fünf auf Mürat anwendbaren Briefe beweisen deutlich, daß Murat, statt voller Mitwirkung zum großen Bunde, zwischen diesem und Bonaparte schwankte, abwartend die Wendung der Umstände, um sich zu erklären. Der Versuch, sie jeßt für falich auszugeben, gehört mit zu jenem großen Systeme, das auch die Proklamationen Wellingtons und des preußischen Statthals

*) Anmerk. Siehe die Beilage zu dieser Sißung.

ters

ters (Hrn. v. Gruner) schmiedete, in der Absicht, das französ sische Volk nach den Absichten seines Herrschers zu mißleiten. Ich babe jene Briefe dem Herzog von Wellington nach Wien übers fendet, und in seiner Antwort, (die dem Hause mitgetheilt wers den foll) berichtet er, daß er diese Beweise von Mürats Falsche heit den Verbündeten vorgelegt habe, und daß diese hierauf bes schlossen, Mürat anzugreifen. Allein Mürat hat den Angriff nicht abgewartet, sondern selbst den Krieg begonnen. Uebrigens ist Mùrats Falschheit schon durch den Brief ves Vicekönigs als lein hinlänglich dargethan, und ich kenne dessen Handschrift zu wohl, um nicht den Brief für ächt zu halten. Ich kann in Hinsicht der andern drey, verfålsæt seyn sollendea, Briefe nicht glauben, daß ein Staats- Minister, wie Blacas, sich so weit herablassen wollte. Es wäre eine nußlose Immoralitát gewesen, durch unterschobene Papiere eine Sache noch flårer machen zu wollen, die durch die authentischen soon klar genug ist. Ich halte damit den Zweck der Motion des E. Herrn für erfüllt; Wellingtons Antwort au Blacas vom 4. Jänner soll dem Hause vorgelegt werden, sobald sie im auswärtigen Depactement aufzufinden seyn wird.

Hr. Horner. Wenn unter acht Briefen, die alle aus eis ner und derselben Quelle kommen, drey selbst vom edlen Lord als verdächtig angesehen werden, so erweckt dies einen sehr natürlichen Zweifel gegen die Aechtheit der übrigen; der edle Lord muß dies selbst fühlen; denn es ist keine Folge, daß die andern fünf åcht \wären, wenn ihre Verfälschung nicht hinlänglich bewiesen ist. Uebrigens hat die Frage: ob die Briefe åcht oder falsch seyen, gar nichts mit der zu thun, wie das Betragen Englands gegen Mús rat war. Ich will meine Motion mit Ausnahme des Verlangens nach Wellingtons Antwort an Blacas zurücknehmen, aber ich kann nicht unterlassen zu bemerken, daß vor 17 Tagen schon die Motion zur Vorlegung jener Papiere gemacht wurde, und daß sie noch nicht vor dem Hause liegen.

Lord Castlereagh erklärte sich gegen die Schnelle, mit der man alle Mittheilungen betreiben wolle, und gegen das Mißtrauen in die, von der andern Seite des Waffers erhaltenen, Mittheilungen. Er wolle dem edeln Herrn Ges legenheit verschaffen, jene Papiere selbst in Augenschein zu nehmen. Hrn. Horners Motion zur Vorlegung von Wellington's Antwort an Blacas ging durch.

[merged small][ocr errors]

Hr. Tierney fragtè? ob unter den Papieren, worauf diese Antwort sich bezöge, keine wåren, welche Lord Cast=lereagh vorgelesen habe? Lord Castlereagh sagte, daß er noch nicht bestimmt angeben könne, ob keine der fünf åæten Urkunden sich darunter befand.

Beylage zur Sihung vom 19. May.

Zu der Rede des Lords Castlereagh am 2. May macht der Pariser Moniteur vom 14. May nachstehende Anmerkung:

Alle auf den vorliegenden Gegenstand Bezug habende Aktenstücke, welche Lord Castlereagh citirte, oder unter den übrigen Urkunden dem Varlament vorlegte, sind verfälscht, und zwar auf eine so gehässige, und wenn wir es sagen dürfen, unverz schämte Art, daß man nicht begreifen kann, wie ein Minister mit solchen Mitteln sein Betragen zu rechtfertigen suchen möge. Wir wollen nicht glauben, daß Lord Castlereagh mit Kenntniß der Falschheit der Handschriften Gebrauch davon gemacht habe, sondern daß er getäuscht worden sey. Aber was soll man von einem Minister denken, der in so wichtigen Dingen so leicht sich täuschen lässt? Der erste von Lord Eastlereagh angeführte Brief wurde, nach seiner Versicherung,\vom Kaiser an die Königin von Neapel aus Nangis den 17. Febr. geschrieben, und fing nach ihm mit folgen: den Worten an: „Ihr Gemahl ist sehr tapfer auf dem ,,Schlachtfelde, aber schwächer als ein Weib oder „als ein Mönch, wenn er den Feind nicht sieht. Er hat keinen moralischen Muth."'— Diese Worte bez finden sich wirklich in einem Briefe, den der Kaiser an die Königin von Neapel aus Fontainebleau den 24. Jan. 1813. geschrieben (und von dem der Entwurf vor uns liegt); nur ging denselben der Saß vor:,,der König hat die Armee den 16. verlassen. Ihr Gemahl u. f. w.“ Der Kaiser war nämlich so eben aus dem russisøen Feldzuge zurückgekommen: und hatte den König von Neapel an der Spiße seines Heeres zurückgelassen; auf diese Umstånde bezog sich der ganze Brief. Um aber denselben mit dem Datum von Nangis in Uebereinstimmung zu bringen, und die Folgerungen daraus ziehen zu können, die man gegen das Verfahren des Kös nigs von Neapel rücksichtlich der Verbündeten gezogen, hat man den Eingang ausgelassen, und Alles, was auf obige drep

"

be:

Zeilen im Originale folgte, durch die Worte erseht, die wir in dem verfälschten Schreiben gelesen. (ad I,) · Der zweyte Brief ist an den König von Neapel gerichtet. Man hat ihm kein Datum gegeben; um dessen Mangel zu erseßen, vermuther Lord Castle: reagh, daß darin von den Vortheilen die Rede sey, die der Kais ser den 10. und 11. März in der Champagne erfochten. Der von Lord Castlereagh angeführte Brief beginnt mit den Worten: ,,Von meiner Unzufriedenheit mit Ihrem Betragen will ich nicht reden. Ein Brief des Kaisers an den König von Neapel aus Fontainebleau den 26. Jan. 1813 (deffen Entwurf vor uns liegt) beginnt also:,,Von meiner Unzufriedenheit mit dem Betragen will ich nicht reden, das Sie seit meiner Abreise von dem Heere beobachtet haben. Man hat die leßke Hälfte dieses Sages weggestrichen, weil sie das wahre Datum des Briefes and gezeigt hatte, und hat für die Stellen, welche auf die nach dem russischen Feldzuge eingetretenen Umstände Bezug hatten, andere eingeschoben, welche dem Zwecke der Verfälscher entsprächen. Die eingeschobenen Stellen sind: Laffen Sie c. c. bis reuen. Ich habe die Oestreicher 2c. 20. bis - verleis tet hat." Endlich der Schluß: „Und halten Sie Ihr Wort." (ad Il.) Lord Castlereagh hat zwar nicht in seiner Rede von einem andern Briefe des Kaisers an den König von Neapel gesprochen; allein er hat denselben im Parlament auscheis len lassen. Man hat ihn vom 7. März datirt, und nach den darin angeführten Umständen zu schließen, soll er er vom 7. März 1814 seyn. Man liest darin die Worte: Sie haben Menschen in Ihre Nähe berufen 2c. bis überein.“ (ad III., wo jedoch der Brief vom 5. März datirt ist.) Ein andrer Brief des Kaisers an den König von Neapel aus Compiegne den 30. August 1811 (dessen Entwurf wir ebenfalls besißen) enthält wirklich die Stelle, die wir so eben angeführt haben, und die beynahe die eins zige ist, die aus dem Originale beibehalten worden. Man hat also auch diesen Brief verfälscht, denn im Jahr 1811 håtte der Kaiser unmöglich sagen können: „Ich werde aus der Art, wie Sie in Ancona verfahren ic. ic.“ (a. a. D.) Die Originals Entwürfe dieser Briefe befinden sich in unsern Händen. eigenhändigen Originalschreiben können nirgends anders als zu Neapel seyn, und werden unsre Behauptung bestätigen, wenn sie, wie kein Zweifel ist, bekannt gemacht werden. Welches sind also die Handschriften, nach welchen Lord Castlereagh die Urkunden

Die

« PrécédentContinuer »