Images de page
PDF
ePub

Unterhaus. Lord Castlereagh überbrachte die Traktate von Fontainebleau und Paris, die Papiere über Genua, und versprach die Erklärung vom 13. Mårz, und die Erklärung der Verbündeten über den Bruch der Unterhandlungen von Chatillon. Er las den Entwurf der Dankadresse, und hielt hierauf eine Rede, worin er den Traktat von Fontainebleau und das Verfahren der Verbündeten gegen Na poleon vertheidigte, und sodann fortfuhr:`

„Bonaparte sey auf Elba als Souverain und nicht als Ges fangener oder unter Aufsicht gewesen; auch würde die ganze engs lische Seemacht nicht hingereicht haben, einen einzelnen Menschen am Entkommen aus Elba zu hindern. Bonaparte habe in den leßtern Tagen auf Elba eine solche Etikette eingeführt, daß der Obrist ihn nur an gewissen Tagen und bey gewissen Gel legenheiten sehen konnte; der Obrist habe demselben ein offizielles Schreiben zugestellt, worin Frankreich auf des Lords Einrathen, über Bonaparte's Vermehrung der Garden, und über seine Rekrutirung in Korsika, als vertragswidrig sich beschwerte, und erklärte, daß er auf Auszahlung seiner Gelder nicht rechnen dürfe, bis er nicht jenen Beschwerden abgeholfen båtte. Allein Bonas parte war nie zu einem Schritte zu bewegen, der ausgelegt werden konnte, als erkenne er den Vertrag von Fontainebleau an; denn er machte immer einen Unterschied zwischen den Umständen, unter denen jener Vertrag war abgeschlossen worden, und jenen, die ihn, seiner hochmüthigen Meinung nach, berechtigten, den Titel als rechtmäßiger Herrscher von Frankreich wieder anzuneh men. Uebrigens, sagte Lord Castlereagh, er habe Ursachen zu f glauben, daß selbst Bertrand, Bonaparte's innigster Freund, nichts von seinen Absichten gewusst habe, als bis er den Befehl gab, die Häfen zu schließen: was zwischen 3 und 4 Uhr Nachmittags geschah; des Abends ging dann die Einschiffung vor fich. Von Anstalten bemerkte man nichts, als eine ganz gewöhns liche Ausbesserung seiner Korvette; die übrigen Transportschiffe waren Handelsschiffe, wie deren immer vor Anker liegen. Der edle Lord läugnete, daß der Traktat von Fontainebleau von Seite der Verbündeten verlegt worden, und schloß folgendergestalt: ,,Uebrigens haben wir heute noch nicht über Krieg oder Frieden, sondern nur über die Nothwendigkeit von Vorsichtsmaßregeln zu

entscheiden. Die Linie unsers künftigen Betragens läuft zwischen zwey Alternativen: England muß entweder gemeinschaftlich mit den übrigen Mächten Krieg anfangen; oder es muß gemeinschaft: lich mit ihnen die durch die Umstände gebotenen Vorsichtsmaßres geln ergreifen. Die Sicherheit des Staats erlaubt die Einschräne kungen nicht, die man sonst håtte machen können. Die Gefahr ist heute größer als je. Frankreich ist wieder eine militärische Nation geworden, wo alle Klassen der Gesellschaft dem Heere uns tergeordnet find. Niemand wird zu sagen sich trauen, Bonas parte's Rückkehr sey eine Handlung der französischen Nation. (Hört ihn, hört ihn!) Niemand wird läugnen, daß diese leßte Revolution nicht eine blos militärische Handlung sey. Inzwischen wird das Heer vermuthlich nie im Stande seyn, ihrem neuen Herrn die Dienste wie sonst zu leisten; denn ist gleich die frans zösische Nation vielleicht jezt durch Bajonette zum Stillschweigen gezwungen, so scheint es doch sicher, daß die Meinung des Volks dem liebenswürdigen König sehr günstig ist, dessen Betragen so edel und ehrenvoll als sein Charakter war. Welche Verschiedens heit der Meinungen übrigens jezt in England rücksichtlich der großen Frage vorwalten mag, ob es weiser ist, die jeßt in Frankreich vorhandene Regierung bestehen zu lassen, oder sie, wo möglich, in der Geburt zu ersticken, so bleibt es doch klar, daß wie einige Vorsichtsmaßregeln ergreifen müssen. Englands Interesse › besteht dermalen darin, daß es suchen muß, den Geist, welcher die Mächte des festen Landes beseelt, kennen zu lernen, und ihn zu unterstüßen, nicht aber die Völker des Continents in unübers legte Maßnahmen, oder in einen Krieg zu stürzen, den sie für ihr Interesse nicht nothwendig glauben könnten; kurz die Welt zu überzeugen, daß Englands Antheil an den vorigen Koalitionen nicht Großbritanniens Privatinteresse, sondern ganz Europa's Glück zum Zweck hatte." Hr. Francis Burdet: Ich würde der Adresse meine Zustimmung geben, wenn ich mich überzeugen könnte, daß man dabey weiter nichts als Vertheidigungsmaßre: geln gegen Angriffe bezwecke. Wir haben 20 Jahre Krieg geführt, um die Bourbone auf den Thron zu seßen, sollen wir desselben Zweckes wegen nochmals 20 Jahre Krieg führen? Und was hat fich seit dem Pariser Traktate in den Verhältnissen Europa's mit Frankreich geändert, außer der Person des Herrschers des Leßtern? Man hat es eine Invasion genannt; ist es aber nicht abges schmackt zu sagen, daß dreyßig Millionen von einem einzigen Mens

schen invahirt wurden? Nicht Bonaparte stieß die Bourboè ne vom Throne, sondern die Aengstlichkeit, in der jeder Bürger unter denselben der Zukunft entgegen sah; die Unsicherheit, in ́der sich alle befanden. Man hat den Grundsaß aufgestellt,

-

überall die rechtmäßigen Souveraine zurückzuführen, als wenn die Völker gewissen Familien angehörten; wie man das in einem Lans de sagen könne, dessen regierendes Haus (Hannover) den Thron einzig dem Willen des Volks verdankt, begreife ich nicht! Kann man annehmen, Bonaparte sey gegen den Willen der Nation zurückgekommen, während kein Arm von drepßig Millionen sich gegen ihn erhoben? Muß er nicht fest sißen, da er den Sklas venhandel abstellte, was die Bourbone unserm Minister wohl versprachen, aber aus Furcht vor dem Volke nicht in's Werk sek= ten? " „Worte, sagte Ferdinand von Arragonien, find Rechenpfennige für den Weisen, and baares Geld für den Thoren. Meine Meinung ist, die Franzosen ihre innern Angelegenheiten berichtigen zu lassen; ich sage mit jenem Alten: iniquissimam pacem justissimo bello anteferro. - Hr. Ponsonby stimmte der Adresse unter der Bedingung bey, daß man das Land durch Einmischung in Frankreichs innere Angelegenheiten nicht in unauflösliche Schwierigkeiten stürze. Hr. Whitbread: Der edle Lord sagte: „der Bourbone wegen habe man Frankreich bessere Bedingungen zugestanden, als man je Bonaparte'n zugestanden haben würde.“ Hat man nicht Leßterm in der Ers klärung von Frankfurt vom 1. Dec. 1813 mehr angetragen, als nachher die Bourbone erhielten ? Er sagte:,,der Vertrag ,,von Fontainebleau sey gegen Bonaparte nicht gebrochen wors ,,den, weil man das Geld erst am Ende des Jahrs schuldig war.“ Welche Chikane gegen einen Mann, von dem man wusste, daß er In Geldnoth war. Hat der edle Lord, der doch offizielle Vorstels lungen an Bonaparte erwirkte, die Geldzahlungen nicht er: wirken können? Oder glaubte man durch deren Vorenthaltung Bonaparte's Absichten zu vereiteln, und zählte man wieder nicht auf die Feinheit seines Verstandes? Man vermuthete hier, der edle Lord wäre im Besiß aller geheimen Nachrichten, wenigs stens bezahlt ihn das Land dafür; er war mit den geschicktesten ältesten Diplomatikern in Wien im Bunde, mit Männern, die genau wissen, wo man Spione halten müsse; ob bey diesem Kós

nige

.

nige oder bey jenem Priester. *) Aber troß dieser vereinigten Weisheit landete Bonaparte in der Bucht von St. Juan und zieht nach Paris, zum großen Erstaunen, ohne Zweifel, der Weisen des Kongresses. Jeßt hält sich der edle Lord für ermächs, tigt zu erklären, daß das französische Volk gegen Bonaparte sey. Diese Ermächtigung ist gerade so viel werth, als seine ges heimen Nachrichten über Bonaparte's Entkommen. Der edle Lord weiß alle Dinge, nachdem sie sich ereignet haben. Mir scheint, Volk und Heer find in Frankreich einstimmig, und wenn dies der Fall ist, wo ist die Wahrscheinlichkeit, einen so begrüns deten Thron zu stürzen? Seße man nur die einfache Erklärung Bonaparte's über Abschaffung des Sklavenhändels dem Bande der Unterhandlungen entgegen, worin der edle Lord von Louis le Desiré die Unthunlichkeit derselben wegen widriger Volks stimmung versichert erhielt!

bread heftig gegen die Erkläre Pierauf äußerte sich Hr. Whits

-

vom 13. März, als unwürdig, Wellingtons Namen zu tragen, und als zum Meuchelmorde auffordernd; wogegen aber die Ministerialseite nein! nein! rief.) Bonaparte, fuhr er fort, hat sich in Hinsicht dieser Erklärung mit größerer Klugheit benommen, als Fürst Talleyrand. Er fügte Noten und Bemerkungen hinzu, worin er, ohne aufzubraus sen, sein Verlangen: den Frieden yon Paris aufrecht zu erhalten, bezeugte. Mag Verstellung, mag Weisheir ihm dies Benehmen eingegeben haben, so viel ist gewiß, daß es die Franzosen mit seiner Macht aussöhnte. Um Bonaparte's Entkommen zu hindern, hat man es der Beurtheilung eines See: Offiziers ans heimgestellt, Bonaparte anzuhalten, wenn er denken könnte, Bonaparte führe gefährliche Absichten im Schilde; sonst nicht. Guter Gott! der See-Offizier sollte mehe Beurtheilungskraft bes sißen, als die Herren vom Kabinette, die ihm jenen Auftrag gas ben! (Gelächter!) Die Flagge von Elba war zahlreicher im mittelländischen Meere, als die irgend einer andern Nation; wie war denn das zu beurtheilen? Man will gegen Bonaparte Krieg führen, weil bey seiner Regierung Europa nimmer ruhig bleiben könnte. Vergessen wir doch nicht, daß der edle Lord noch vor Kurzem sagte,,,Frankreich (unter den Bourbonen) sey noch immer Frankreich, und sein Ehrgeiz ist unter der königlichen

* Vermuthlich eine Anspielung auf den Vorfall mit dem Beichtvater des Königs von Sachsen.

Europ. Annalen 2tes St. 1816:

[ocr errors]

Regierung noch eben so thatig, wie unter der vorigen.” Auch ist es bekannt, daß die Bourbone nie Freunde unsers Landes waren; und vermuthlich war es die Ueberzeugung von diesen Wahrheiten, welche uns einen Friedens, Etat von 19 Millios nen Pf. Sterl. zuzoġ. Jeßt, meint der edle Lord, sey der Krieg zu führen, weil Bonaparte noch schwach, wir aber stark wås ren; also nicht weil der Krieg gerecht, sondern weil der Vortheil auf unsrer Seite zu seyn scheint! In solchem Grade hat der Kongreß alles paralyfirt, daß man die Erfahrung machen dürfte, daß die Regierungen nie mehr Sorge anwenden müssten, ihre Unters thanen in Ordnung zu erhalten, als gerade in einem neuen Kriege. Oder glaubt man, daß Sachsen, Venedig, Genua, die Italiener überhaupt, von denen der edle Lord unlångst gesagt, daß sie gegen Frankreich nicht aufgestanden seyen der Sache von einigem Nußen seyn werden? Müssen nicht die Verbündeten ihre neuen Unterthanen im Zaume halten? Sehen wir auf Frankreich selbst, so werden wir als erste Folge eines Angriffes finden, daß die ganze Nation sich an Bonaparte anschließt. Aber sehen wir, Bonaparte sterbe, oder trete ab; so wird, da die Bourbone schon gezeigt haben, daß sie auf Frankreichs Thron sich nicht behaupten können, ein andrer Maun, oder ein Kollegium, an seine Stelle treten, und wir werden genöthigt seyn, mit dem Einen oder dem Andern Friede zu machen. Wars um wollen wir also nicht jeßt Frieden mit ihm halten, wo er nicht mächtiger ist, als zur Zeit der Unterhandlungen von Chas tillon? Wir müssen nicht vergessen, daß die Koalition nur mits telst englischem Goldkittes kann beysammengehalten werden. Wenn in frühern Zeiten der Krieg gegen Bonaparte auf den Fuß des Pariser Friedens hätte geendet werden können, würde man nicht mit Freuden zugegriffen haben? Ich trage daher darauf an, die Adresse dahin zu verbessern, daß das Haus nur in Vertheidigungsmittel einwillige, sich aber gegen alle Angriffsmits tel ertlåre.

In den nachfolgenden Erörterungen erklärten sich die HH. Newport und Bankes gegen einen Kreuzzug, der, wie Hr. Douglas so eben mit Hinsicht auf Frankreich geäuf sert hatte, den Zweck haben solle, die ganze Soldatenmasse eines Landes (Soldiery) auszurotten, und Hr. Tier ney meinte, daß man den Krieg schwerlich långer als zwey.

« PrécédentContinuer »