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gehinderte Durchfahrt für Handelsfahrzeuge durch Bosporus und Dardanellen. 1) Der Artikel 11 des Friedensvertrages lautet folgendermassen:

Art. XI. Pour la commodité et l'avantage des deux Empires il y aura une navigation libre sans obstacles pour les vaisseaux Marchands, appartenants aux deux Puissances contractantes, dans toutes les mers qui baignent leurs terres; la sublime Porte accorde aux vaisseaux marchands Russes nommément tels que ceux qu'emploient partout pour le commerce et dans les ports les autres Puissances un libre passage de la mer noire dans la mer blanche; comme aussi d'entrer dans tous les ports, havres existants ou sur les côtes de la mer ou dans les passages et cannaux qui joignent ces mers. Pareillement la sublime Porte permet aux sujets Russes de commercer dans ces états par terre ainsi que par eau sur le Danube par leurs vaisseaux, conformément à ce qui a été spécifié plus haut dans cet article, cela aux mêmes privilèges et avantages dont jouissent dans les états les Nations les plus amies qui la sublime Porte favorise le plus dans le commerce tels que les François les Anglais; les capitulations de ces deux nations autres, de même que si elles étaient insérées ici mot pour mot, devront servir de règle en tout partout pour ce qui regarde tant le commerce que les commerçants russes, lesquels en payant les mêmes douanes, peuvent importer et exporter toutes sortes de marchandises, aborder à tous les ports et havres tant sur la mer noire que sur les autres mers, Constantinople y étant nommément compris " 2)

Somit ist Russlands langes heisses Kämpfen endlich von Erfolg gekrönt. Die russische Kriegs- und Handelsflagge weht frei auf dem schwarzen Meere. Da die Türken von den Westmächten, die durch andere Ereignisse stark beschäftigt wurden, verlassen waren, ist dieser Ausgang möglich). Nach dem Wortlaut des Vertrages könnte man annehmen, als sei Russland nur den anderen meistbegünstigsten Nationen gleich ge

1) Ausserdem ein gewisses Schutzrecht über die orthodoxen Christen des Orients. Aus dieser Bestimmung nahm Russland das Recht der Einmischung in innertürkische Verhältnisse für sich in Anspruch.

2) Strupp, S. 65. Aehnliche Bestimmungen enthält der Explicativvertrag von AinaliKawak vom 10. März 1779 und der Vertrag vom 10 u. 21. Juni 1783 in Konstantinopel. Text: Noradounghian, pag. 342 u. pag. 351, 371.

3) Mischef, pag. 189 ff.

stellt, das ist jedoch nicht der Fall, da bisher keine Macht derartige Rechte erworben hatte. Der Friede von Kutschuk Kajnardji setzt der uneingeschränkten türkischen Souveränität über ihr bisheriges Eigenmeer, das schwarze Meer, ein Ende, indem Russland mit der Küstengebietserwerbung das Recht der Schiffahrt erhält. Die Pforte suchte infolgedessen eine Sicherheit gegen die russische Flotte darin, dass sie die Sperrung der Dardanellen für Kriegsschiffe fremder Nationen zu einer Hauptregel ihres Reiches erhob und sie auch auf den Bosporus ausdehnte. Dieses Prinzip wurde in folgenden Jahrzehnten verschiedentlich durchbrochen, sowohl von der Hohen Pforte, wenn sie es in ihrem eigenen Interesse für notwendig hielt und von anderen Staaten, indem sie die Meerengendurchfahrt erzwangen, bis ein gemeinsamer Schritt der Grossmächte das freie Bestimmungsrecht der Hohen Pforte aufhob und die Meerengenfrage kollektiv regelte.

2. Politische Konzession der Hohen Pforte

in der Meerengenfrage.

§ 7.

Verträge mit Russland von 1799 und 1805.

von

Wie bereits erwähnt, ist die Zeit vom Frieden Kutschuk-Kajnardji bis zur ,,Convention des Détroits" 1841 in der Dardanellenfrage eine Epoche türkischer Konzessionen, entsprechend der politischen Konstellation. Den grössten Vorteil aus diesem Zustand zog Russland, das seit dem Frieden von Jassy 1794, indem es das Küstengebiet zwischen Bug und Dnester erwarb, durch die Politik,,à être toujours le plus grand ami où le plus grand ennemi de la Turquie" ), mit kurzer Unterbrechung die ausschlaggebende Stellung in Konstantinopel einnahm.

Paul I. sah sich veranlasst seine Friedenspolitik zur Reorganisation Russlands aufzugeben, als Lebensinteressen seines Reiches durch die französische Eroberungspolitik bedroht wurden. Es lag im russischen Interesse zu verhindern, dass die morsche Türkei weitere territoriale 2) Einbussen erlitt und dass sich womöglich eine starke Macht in das türkische Erbe setzte. Russland konnte nur einen schwachen Nachbarn an seiner Südgrenze gebrauchen, wenn anders es jemals den Besitz der Meerengen erringen wollte. 3) Da sich die Türkei nicht allein

1) Thuvenel: Nicolaus I er et Napoleon III Paris 1891, pag. 90.

2) Aegypten war von Frankreich erobert und Malta, das Russland als Flottenstützpunkt im Rücken der Türkei haben wollte, fiel im Frieden vom Campo Formio an Frankreich. 3) Mémoire des Grafen Kotchoubay bei Goriainow, pag. 49, vgl. Lösungsversuche.

dem französischen Eroberer, dessen Freundschaft sie durchschaut hatte, erfolgreich widersetzen konnte, war es ganz natürlich, dass sie sich im Bunde mit Russland gegen den gemeinsamen Feind wandte.

Paul I. galt von jetzt ab als ,,Le plus grand ami du Suitan". 1) Nachdem am 3. Januar 1799 die gemeinsame Aktion der Flotten nach Albanien in Konstantinopel beschlossen wai, lief das bereits im Bosporus bereitliegende russische Geschwader durch die Meerengen ins Mittelmeer. Obgleich die Erlaubnis nur für dieses eine Mal galt, passierten die Russen trotz des türkischen Widerspruchs unter allen möglichen Vorwänden die Meerengen; worauf es ihnen ankam, bezeichnete Pisani:,,Il s'agissait d'établir des précédents qui pouvaient donner naissance à des droits, l'intervention provoquée par les progrès des Français n'était qu'un prétexte heureusement inventé".")

Als Paul I. aus Misstrauen gegen England und Aerger über die Misserfolge der vereinigten Armeen von der Koalition gegen Frankreich zurücktrat, gelang es der geschickten Diplomatie Napoleons, ein französisch-russisches Einvernehmen über eine Neuordnung der Besitzverhältnisse zu treffen. Von Interesse für die Dardanellenfrage und bezeichnend für die russische Orientpolitik ist ein vom Grafen Rostopschin ausgearbeitetes Mémoire politique, in dem ein Aufteilungsplan der Türkei enthalten ist. ")

Alexander I. hielt wiederum eine Freundschaftspolitik mit der Türkei für vorteilhafter, da er so eine Wiederholung der Oeffnung der Dardanellen für russische Kriegsschiffe, was bisher keine andere Macht durchgesetzt hatte, zu erreichen hoffte.') Da der russische Einfluss in Konstantinopel wieder ausschlaggebend wurde, kam 1805 ein Vertrag zustande, der Russland das Recht der freien Meerengendurchfahrt allgemein für

1) Mischef, pag. 196.

2) Pisani: Revue d'histoire Diplomatique 1888, pag. 204 l'Expedition russo-turque aux îles Joniennes.

3) cfr. später unter Lösungsversuche.

4) Brief Alexanders I. an den Grafen Rasumowsky bei F. von Martens Recuiel des Traités de la Russie B. II. pag. 175.

Kriegsschiffe zugestand, besonders wenn es zum Schutz der unter dem Protektorat beider Mächte stehenden jonischen Inseln nötig sein sollte 1). Durch diesen Vertrag, der auf 9 Jahre geschlossen wurde, sollte die Verteidigung des gemeinsamen schwarzen Meeres und der Meerengen gemeinsam vorgenommen werden. Die Meerengen selbst blieben im Besitze der Türkei und die Pforte verpflichtete sich, jede Unterstützung russischen Kriegsschiffen bei der Durchfahrt zu gewähren.

Der ständige Stimmungswechsel am goldenen Horn liess bald an Stelle des russischen Einflusses das französche Uebergewicht in der Person des Gesandten Sebastiani treten. Napoleon war entschlossen, die Türkei gegen Russland auszuspielen, da er keine Verständigung mit dem Zaren erzielen konnte und es gelang seinem Botschafter, den Sultan Selim III.. der in seinen Unabhängigkeitsbestrebungen die russische Vormundschaft abschütteln wollte, nach der Schlacht bei Austerlitz zum offenen Bruch zu treiben, indem der Grossherr eigenmächtig die Fürsten der Moldau und Wallachei absetzte, sowie die Durchfahrt russischer Kriegsschiffe durch die Meerengen verbot 2). Als Russlands Vorstellungen erfolglos blieben, liess der Zar Truppen in die Donauländer einrücken und schloss ais Gegengewicht zum französisch-türkischen Bündnis eine Allianz mit England. Da jedoch Russlands Interesse vielmehr durch die europäischen Verwickelungen in Anspruch genommen wurde, machte es Friedensvorschläge in Konstantinopei, die trotz energischer englischer Unterstützung abgelehnt wurden. Um die Türkei gefügig zu machen, liess Sir Arbuthorst die englische Flotte vor der türkischen Hauptstadt demonstrieren und stellte folgende Forderung:

1. Aufgabe des Bündnisses mit Frankreich.

2. Erneuerung der früheren Verträge mit Russland.

3. Herausgabe der Dardanellenschlösser und der Flotte. 4. Entfernung des Gesandten Sebastiani. 3)

1) Gorianow, pag. 7 Art. 4 des Vertrages.

2) Gorianow, pag. 9 ff.

3) Gorianow, pag 13.

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