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Wer ist's, wer ist der brave Mann?
Sag' an, sag' an, mein braver Sang!
Der Bauer wagt' ein Leben dran;
Doch that er's wohl um Goldesklang?
Denn spendete nimmer der Graf sein Gut,
So wagte der Bauer vielleicht kein Blut.

,,Hier," rief der Graf,,,mein wackrer Freund!
Hier ist dein Preis! Komm her! Nimm hin!"
Sag' an, war das nicht brav gemeint?
Bei Gott, der Graf trug hohen Sinn.
Doch höher und himmlischer, warlich! schlug
Das Herz, das der Bauer im Kittel trug.

„Mein Leben ist für Gold nicht feil,
Arm bin ich zwar, doch hab' ich satt,
Dem Zöllner werd' eu'r Gold zu Theil
Der Hab' und Gut verloren hat!"
So rief er, mit herzlichem Biederton,
Und wandte den Rücken, und ging davon.

Hoch klingst du, Lied vom braven Mann,
Wie Orgelton und Glockenklang!
Wer solches Muths sich rühmen kann
Den lohnt nicht Gold, den lohnt Gesang.
Gottlob! daß ich singen und preisen kann,
Unsterblich zu preisen den braven Mann.

37. Lob des Bachus. Musik von J. A. P. Schulz.

Herr Bachus ist ein braver Mann,

Das kann ich euch versichern;

Mehr als Apoll, der Leiermann,

Mit seinen Notenbüchern.

Des Armen ganzer Reichthum ist Der Klingklang seiner Leier,

Bon der er prahlet, wie ihr wißt,

Sie sey entsehlich theuer.

Doch borgt ihn auf sein Instrument Kein Kluger einen Heller,

Denn frohere Musik ertönt

Aus Bater Evans Keller.

Obgleich Apoll sich stets voran Mit seiner Dichtkunst blåhet;

So ist doch Bacchus auch ein Mann, Der seinen Vers verstehet.

Wie mag am waldigen Parnaß

Wohl sein Diskant gefallen?
Hier sollte Bacchus Kantorbaß
Fürwahr weit besser schallen.

Auf, laßt uns ihn für den Apoll

Zum Dichtergott erbitten!

Denn er ist gar vortrefflich wohl

Bei großen Herrn gelitten.

Upoll muß tiefgebückt und krumm,

In Fürstensåle schleichen;

Allein mit Bacchus gehn sie um,
Als wie mit ihres Gleichen.

Dann wollen wir auf den Parnaß,

Vor allen andern Dingen,

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Das große Heidelberger Faß

Voll Nierensteiner bringen.

Statt Lorbeerbåume wollen wir

Dort Rebenstöcke pflanzen,

Und rings um volle Tonnen schier
Wie die Bacchanten, tanzen.

Man lebte so nach altem Brauch Bisher noch allzu nüchtern;

Drum blieben die neun Jungfern auch Von je und je so schüchtern.

Ha! zapften sie sich ihren Trank
Aus Bacchus Nektartonnen,
Sie jagten Blödigkeit und Zwang
In's Kloster zu den Nonnen.

Fürwahr, sie ließen nicht mit Müh Zur kleinsten Gunst sich zwingen, Und ungerufen würden sie Uns in die Arme springen.

38. Molly's Werth. Musik von F. H. Himmel.

Uch, könnt' ich Molly kaufen
Für Gold und Edelstein,
Mir sollten große Haufen

Für sie wie Kiesel seyn.

Man rühmt wohl viel vom Golde,

Was ich nicht läugnen kann,

Doch ohne sie, die Holde,

Wie hått' ich Lust daran?

Ja, wenn ich Algebieter Von ganz Europa wår', Ich gåb' Europens Güter Für sie mit Freuden her, Bedingte nur dies Eine, Für sie und mich noch aus:

Im kleinsten Fruchtbaumhaine
Das kleinste Gärtnerhaus.

Mein liebes Leben enden
Darf nur der Herr der Welt,
Doch dürft' ich es verspenden,
So wie mein Gut und Geld,
So gåb' ich gern, ich schwöre
Für jeden Tag ein Jahr,
Da sie mein eigen wäre,
Mein eigen ganz und gar.

39. Lenore.

In Musik gesezt von Kapellm. André, von Zumsteg und von W. Tomascheck.

Lenore fuhr um's Morgenroth
Empor aus schweren Träumen:

,,Bist untreu, Wilhelm, oder todt?
Wie lange willst du såumen?"
Er war mit König Friedrich's Macht
Gezogen in die Prager Schlacht,
Und hatte nicht geschrieben,
Ob er gesund geblieben.

Der König und die Kaiserin,
Des langen Haders müde,
Erweichten ihren harten Sinn
Und machten endlich Friede,

Und jedes Heer mit Sing und Sang
Mit Paukenschall und Kling und Klang
Geschmückt mit grünen Reisern,

Zog heim zu seinen Håusern.

Und überall, all überall,

Auf Wegen und auf Stegen,

Zog Alt und Jung dem Jubelschall
Der Kommenden entgegen.

"

Gottlob!"

rief Kind und Gattin laut,

,,Willkommen!" manche frohe Braut. Ach! aber für Lenoren

War Gruß und Kuß verloren.

Sie frug den Zug wohl auf und ab,
Und frug nach allen Namen;
Doch keiner war, der Kundschaft gab,
Von allen, so da kamen.

Als nun das Heer vorüber war,
Zerraufte sie ihr Rabenhaar,

Und warf sich hin zur Erde
Mit wüthender Geberde.

Die Mutter lief wohl hin zu ihr: ,,Uch, daß sich Gott erbarme!

Du trautes Kind, was ist mit dir ?"
Und schloß sie in die Arme.

,,,, Mutter, Mutter! hin ist hin!
Nun sahre Welt und alles hin!
Bei Gott ist kein Erbarmen.

weh, o weh mir Armen!"

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„Hilf, Gott, hilf! Sieh uns gnådig an! Kind, bet ein Vaterunser!

Was Gott thut, das ist wohlgethan.
Gott, Gott erbarmt sich unser!"

,,,, Mutter, Mutter! eitler Wahn!

"

Gott hat an mir nicht wohl gethan!
Was half, was half mein Beten?
Nun ist's nicht mehr von nöthen." "

„Hilf, Gott, hilf! Wer den Vater kennt, Der weiß, er hilft den Kindern.

Das hochgelobte Sakrament

Wird deinen Jammer lindern."

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