d. h. sie bilden mit dem Verbalstamm verba composita. Doch geht auch in diesem Punkte meine Auffassung weiter. Ich halte sämtliche Praefixe, wenn sie allein vor dem Verbalstamme stehen, für Profixe, auch mu und e, welche nach P. W. Objektspraefixe (e gewöhnlich) sind. Der Hauptunterschied zwischen meiner Auffassung und der P. W.s besteht darin, dass nach mir die Profixe durch Infixe vom Verbalstamm getrennt werden können, genau wie jene zusammengesetzten Verben, deren erster Bestandteil ein Nomen ist; z. B. šu-kid; da-ri(g); sag-gál u. s. w. Nach P. W. können die Profixe unter keinen Umständen durch Bildungselemente von ihrem Verbalstamm getrennt werden. Nach mir gehört immer das erste Praefix zum Verbalstamm als jene Partikel, welche mit demselben ein verbum compositum bildet. Die Infixe nehmen vorhergehende adverbielle Satzteile (Dative oder lokale, temporale, modale Bestimmungen) wieder auf. 3) Die Gründe für und gegen wurden oben dargelegt. Die wichtigsten derselben mögen hier wiederholt werden. a) In RTC 19 werden die Verbalformen des ersten Teiles: šu-mu-na-kid; mu-da-DU, mu-na-sum im zweiten Teile zu: šu-e-na-kid; e-da-DU; e-na-sum. Bei den mu- Formen ist die Bewegungsrichtung zum Tafelschreiber ‹ her › ; bei den e- Formen vom Tafelschreiber ‹ weg »›. Die ersteren Formen sind zu übersetzen: ‹ her › - schenken; her » - kommen her - geben; die letzteren: hin-weg - schenken; «hin-weg- nehmen, hin-weg- geben. Hier bilden also die durch Infixe vom Verbalstamm getrennten Praefixe ‹ mu ▾ und e das verbum compositum; na und da beziehen sich auf vorhergehende Satzteile; vgl. auch SAK 14, 16, 16-19; 16 R 1,7-10. b) Bei gar (= liefern) finden sich Hunderte von e-Formen; bei allen ist die Bewegungsrichtung von innen nach aussen; Fö. 4 heisst es. z. B. še-numun, še ša-kán-kú-dé A-ni kur-ra, sag-apin-ra, itu... -a En-ig-gal, Nubanda, gà+nun-bi(l)-ta e-na-ta-gar, d. h. Gerste für die Saat und als Eselfutter hat dem Pflüger Anikurra im Monate... der Nubanda Eniggal von der neuen Scheune aus geliefert; die Gerste wird dem Pflüger (ra, na) von der Scheune aus (ta) geliefert. Fehlt die Ortsbestimmung, von der aus die Lieferung erfolgte, so fehlt auch ta. Es finden sich passim e-ne-gar, e-na-gar u. a. Einmal ist Ausnahmsweise die Bewegungsrichtung von Aussen nach innen, und flugs ändert sich das Praefix e zu mu, aus ‹ abliefern › wird herliefern; der Satz heisst: (Holz) é-zag-uru-ka-ta En-ig-gal, Nu-banda, Ú-ú, sangu é-gal-ra itu... mu-na-ta-gar, Fö. 28. Das Holzlager é-zag-uru findet sich ausserhalb der Stadt, wahrscheinlich an der Stadtmauer. Wiederum ist also das erste Praeformativ das Ausschlaggebende, welches den Verbalbegriff bestimmt. Aus dem grösseren Abstande, in welchem das erste Praefix vom Verbalstamme steht, kann gegen meine Ansicht keine Schwierigkeit erhoben werden. Bei jedem zusammengesetzten Verbum stehen ja im Šumerischen die Praefixe zwischen dem ersten Bestandteil des Verbums und diesem selbst, und trotzdem gehört jener, das Substantiv, inniger zum Verbalbegriff, als die Praefixe. Im Lateinischen und Griechischen werden freilich die Praepositionem nie (doch s. Anm. 3) von den verbis compositis getrennt, wohl aber z. B. im Deutschen (zum Schrecken der unsere Sprache lernenden Ausländer!). c) ni-DU und mu-DU werden öfters mit ta konstruiert. Wie es scheint, besteht zwischen beiden Formen kein, oder doch nur ein sehr geringer Bedeutungsunterschied. ni in ni-DU ist nach P. W. Profix, also auch mu und beide heissen‹ einbringen ». Anm. 1) Eine Schwierigkeit könnte vielleicht darin gefunden werden, dass das erste Praefix nach nu, hu u. s. w. häufig ausfällt. Diese Tatsache bereitet, nebenbei bemerkt, auch der Ansicht P. W.s über die Suffigierung der Praefixe einige Schwierigkeit. Denn wenn z. B. nach nu mu oder e ausfällt, hängt das folgende Suffix in der Luft. Oder ist es in diesem Falle Suffix von nu geworden? Wir kennen die Ursache dieses Schwundes nicht. Zuweilen könnte eine Art Kontraktion vorliegen (nu+mu (= wu) = nu). Wahrscheinlicher aber ist es, dass die Praeposition des Verbum compositum sich leicht ergänzen lässt, zumal wenn eine Ortsbestimmung vorhergeht. So sagen wir: «er ging in das Haus» statt er ging in das Haus ein ». 2) Öfters steht beim Verbum ein Infix (z. B. ta), auch wenn kein Satzteil mit der Postposition ta vorhergeht. Umgekehrt stehen öfters im Satze Ortsbestimmungen, welche vor dem Verbum in keiner Weise wieder aufgenommen werden. Daraus kann nicht abgeleitet werden, dass ta Profix ist. Denn wenn auch ein entsprechender Satzteil, fehlt, kann er doch leicht ergänzt werden, besonders wenn durch eine Partikel mit lokalem Sinn darauf hingewiesen wird. Vor allem aber ist zu bedenken, dass der Šumerer es liebt, vor dem Verbum adverbielle Partikeln zu häufen und so den Verbalbegriff möglichst festzulegen. Bei solcher Häufung von Partikeln nimmt aber die erste eine besondere Stellung ein, wie oben nachgewiesen wurde. Im übrigen sind auch unter den Infixen mehrere mit den Praefixen verwandt, z. B. e-ta, ba-ta. Eine derartige Gruppe könnte auch ich ohne Schwierigkeit als eine Praefixhäufung ansehen (1). 3) Abgesehen von dichterischen Lizenzen, auf die mich P. Zorell aufmerksam macht, z. B. Homer, Od. 1,8: νήπιοι οἱ κατὰ βοῦς Ὑπερίονος Ηελίοιο ἤσθιον... P. Fonseca verdanke ich den Hinweis auf R. KÜHNER, Ausf. Grammatik der latein. Sprache, I2, § 228, 1; Im Altlateinischen begegnen wir Bei (1) Ausser vielen andern nützlichen Bemerkungen verdanke ich P. Zorell auch die folgende: « Auch im Georgischen wird bei Verben der Bewegung stets mit mo. << her » und mi<< hin > gearbeitet und gewechselt: mo-vida er ging her, kam; mi-vida ging hin, fort; mo-m-ca gab mir (her); mi-g ca = gab dir (hin) u. dgl. Diese Silben werden mit andern Praefixen gepaart: agh-mo - herauf, agh-mi = hinauf, durch andere Partikeln vom Verbum getrennt: mora-vida als er kam u. dgl. spielen, in denen... die Praepositionen zuweilen als selbständige Ortsadverbien vor den Verben stehen, als: ob vos sacro (st. vos obsecro); sub vos placo (st. vos supplico). Dieser Trennung der Praeposition vom Verb bedienen sich auch die Dichter noch bis in die Zeit des Cicero und Augustus ›. ‹ Ter conatus ibi collo dare brachia circum, VIRG. Aen. 6, 700. Per mihi gratum est,... per mihi, per, inquam, gratum feceris », Cic. Att. 1, 4, 3; 20, 7. Thureau-Dangin schloss seine Untersuchung über die Natur der VerbalPraefixe mit dem pessimistischen Rückblick: « Les exemples qui précèdent ne doivent pas faire illusion sur le degré de rigueur avec lequel ces règles étaient appliquées. Dans la généralité des cas la plus grande liberté dans le choix des préfixes-sujets paraît avoir régné ›. ZA 20, 402 f. Diese Ansicht möchte ich nicht einfachhin unterschreiben. Handelt es sich um Verba der Bewegung und zwar in den Wirtschaftstexten aus der Zeit Urukaginas und seiner Vorgänger, so ist die Wahl der Praefixe durchaus nicht willkürlich. Jede bestimmte Bewegungsrichtung bekommt ein bestimmtes Praefix. Es gibt Verba, deren Handlung als immer in derselben Richtung vor sich gehend gedacht wird; daher haben diese auch eine feste Vorliebe für bestimmte Praefixe. Andere Verba lenken ihr Handeln bald in diese, bald in jene Richtung; danach ändern sie auch in entsprechender Weise jedesmal die Praefixe und zwar nach einer festen Regel. Wendet man sich aber den Verben zu, welche keine Bewegung ausdrücken und besonders zu denen mit übertragener Bedeutung, dann herrscht in den Texten nach Urukagina scheinbar die grösste Willkür. Das kommt aber m. E. daher, weil wir nicht die genaue Bedeutung der betr. Verben kennen. In Wirklichkeit wird auch bei ihnen die Auswahl der Praeformative sich nach festen Gesetzen geregelt haben. ANHANG. Die Verbalformen der Wirtschaftstexte Urukaginas 1. a-ru: (= šaráku, weihen); a-bi-ru, DP 69; 70; 71 (1). nig-a-ru, Fö. 13; DP 72, 6. 2. ag:(=epēšu, Br. 2778) machen, u. s. w.; bi-ag: ni-bi zag-gi R.: DP 31, 6; vgl. 32, ni R: DP 234, 7. e-ag: šitim-bi R: RTC 42; 49; Fö 66, 160; 195. DP 88. 93; 94; 237; 250 u. o. (ha) iá gigir-šú e-ag: DP 329; 330. 331; nig-šid-bi R: Fö 89: TSA 37; Nik 259. (ki-sum-ma) áb-ki-šú e-ag Fö 51. vgl. Nik. S. 95. e-ag-a: šitim... R: Nik. 175. RTC 50 R 2; e-da-ag: šitim-bi R: Nik. 255. ù-mu-ag, SAK 54, 2, 12. mu-ag: šitim-bi R: TSA 30; DP 95. 247. Nik. 203. mu-ag-a: šitim áb R, TSA 37; Fö 89; (1) Wenn nichts Besonderes angegeben wird, steht die Form in der Unterschrift der betr. Tafel. 4 Nik. 259. lul-gu-šú R: RTC, 39,3. vgl. nam-garaš-ag, RTC 20, 1; 21, 2. 3. ág: (= madádu, ausmessen); e-ág, SAK 40 h, 3, 17; 54, 1, 6; Nik. 145. vgl. id-ki-ág-gà-ni, SAK 44 g 3, 5; 4. al: al...dū: graben; vgl. dū; al-du-dam TSA 25 R 3. al-mu-na-dū, SAK 44 g 3, 7; 46 h 2, 10. vgl. 1 du-al DP 458, 2; gisdu-al-gal-gal 5. AŠ: e-ne-ta R (?), STH, 1, 49, 4 (Fehler Fö 80. 6. ba: (= kášu, auslöhnen, zuteilen u. s. w); e-na-ba, RTC 18 R 2; 50, 1 u. pass. und pass. e-ni-ba-e, TSA 5, 1; DP 132, 1; 226, 1; mu-ne-ba, TSA 14; Nik. 16. vgl. 1/2... ba-an; še-ba, ziz-ba; sig-ba 7. ba-al: graben, ausgraben; mu-ba-al: DP 383; 384; 386; 388; 389 ; ba-R, DP 138; Nik. 14; DP 409 [gíš-igi- ba-R-gi, Plural von ba-R: DP 138; Nik. šu...R: šu--bi-R, SAK 58, 4, 12; 5, 15. bal-a; RTC 66 R 5; DP 424, 3. 406. e-bal (dub-biR): RTC 66; DP 253; 422; e-bal-a, Nik. 99. e-da-bal (dub-bi): Fö 125; 184; DP 246; 249; Nik. 99; 242; 279. e-da-bal-a-a, Nik. 232. e-na-bal: RTC 72; Fö. 63. DP 401; VAT e-ne-bal: Nik. 39; 97; VAT 4418. Nik. 175, 261, 262. mu-na-bal Fö. 81. DP 39. Nik. 98. ni-bal-bal SAK 58, 5, 2. e-R-R-ne, SAK 54, 1, 22. nu-na-R-R-a: SAK 52, 12, 25. vgl. lù NE-R, DP 344. R-an (ba-an-ni-kurR-an). Nik. 136; vgl. 16 R 2. 14. gál: sein, bringen, haben u. s. w.; an-da-gál-la-an, DP 341. gál-la: STH 1, 42 R 1 f. e-gál: Fö. 107. 177; DP 29. 344; 408. mu-gál: RRC 29, 3; DP 89, 3; 98, 8; ka-šu...gál: ka-šu he-na-gál SAK 42 a, ba-gar: RTC 40; Fö. 73. 107. 145. 195. bi-gar: DP 441; 442 460. e-gar: SAK 46, 7, 4; 52, 12, 22; Nik. e-me-gar: Fö. 44. DP 365; 434. 435. 440. e-me-gar-ra-an: DP 438. e-na-ta-gar: RTC 65. TSA 38. STH 1. [e-na-] ta-gar-ra-kam, STH 1, 37. 220. 260. 261. e-ne-ta-gar: RTC 56. 58. STH 1, 35. 36. Fö. 3. 7. 11. 14 u. pass. e-ta-gar-ra-a: TSA 21, 3; DP 427. mu-na-ta-gar: Fö. 28. ni-gar: Fö. 184. Nik. 35. 232. nu-gar: RTC 45. Fö. 127; VAT 4841. 16. gul: ni-gul-gul: SAK 56, 4, 4/10; VAT 4739. 17. gi: wenden u. s. w.; ba-gi: Nik. 153, 3; 297. šu...gi: šu-a NE-gi: TSA 46; šu-na ni- = 18. gí: wenden; zurückgeben u. s. w. vgl. e-ma-gi: Nik. 138. vgl. kin-gi-a Nik. šu.....gí: šu-a gí-a, Nik. 227. šu-a-bi-gi: Nik. 226. Fö. 193. šu-a-ne-gi: RTC 69; TSA 27. 42. Fö. 265. 277. 287 u. o. šu-a-ne-gi-a: Nik. 220. šu-a-ne-gí-ám: Fö. 113. šu a-ní-gi-gi: Fö. 67; VAT 4638. šu-na mu-ni-gi-gi-ne: DP 288. 263. šu-na ni-ni-gí: RTC 45, TSA 42. Fö. 1 R-na-a; 2 kam-ma R-na-a: DP 313. R-ni: RTC 47, 1 (mit šú); RTC 47, 3 ba-R: (mit: šú; ta; a); RTC 25. 46. 48. ba-R-ma-a: DP 75, 8. ba-R-R-šú: Nik. 14, 1; ba-R-R-gi-šú ; TSA ba-ta-R: TSA 2; ba-ta-R-mu, SAK 54 i, e-gin SAK 38, 3, 33. e-R-na-a: DP 49, 5. 200; Nik. 149. 313. e-ma-R: TSA 26 R 3; Fö. 16. 178. DP |