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Eine tschechische Uebersetzung aus dem Lateinischen u. d. T. Prawidlo lidskeho ziwota verfasste und druckte der kais. Vicehofrichter in Prag Nicolaus Konač († 1450.) Dieser Titel ist die wörtliche Uebersetzung von Directorium humanae vitae, wie die lateinische Bearbeitung gewöhnlich betitelt wurde; ich weiss daher nicht, warum Grässe (Bibliothek des liter. Vereins in Stuttgart Bd. 148 S. 302) das Original der tschechischen Uebersetzung Destructorium vitiorum nennt.

Italienische Bearbeitungen entstanden erst im sechzehnten Jahrhundert, und zwar: von Agn. Firenzuola (Discorsi degli animali, Florenz, 1548) nach der spanischenaus dem fünfzehnten Jahrhundert, von Ant. Francesco Doni (Moral filosofia, Venedig 1552) nach Johann von Capua, mit Benützung von Firenzuola's Version, und von einem Ungenannten (Del governo de' regni, Ferrara 1583, ') neue Ausgabe von E. Teza im 125. Heft der Sceltà di curiosità letter. Bologna 1872) nach Symeon Seth.

Die italienischen Bearbeitungen wurden noch im 16. Jahrhundert in's englische und französische übertragen.

Eine Uebersicht über die verschiedenen Bearbeitungen und Uebersetzungen des Werks gibt die angefügte Tabelle A, in welcher jedoch zwischen Bearbeitungen und Uebersetzungen kein Unterschied gemacht werden konnte; einestheils weil mir nicht alle Versionen zugänglich oder durch genaue Inhaltsangaben bekannt waren, anderntheils weil überhaupt die Scheidung in zwei scharf getrennte Klassen nicht leicht durch

Hitopadesa S. 215-216. Athenaeum vom 14. Oktober 1882 und 17. Februar 1883. London S. 494 und 213. Ueber die spanische Uebersetzung auch F. Wolf im Jahrbuch für rom. Lit. VI S. 67. Max Müller, Ueber die Wanderung der Märchen. Essays, deutsche Uebers. Leipzig 1872 III S. 310 sq. Philipp Wolff Calila und Dimna. Stuttgart 1837 S. XXII-LIV. Orient und Occident I 138. 383. Gayangos, Einleitung zu seiner Ausgabe der alten spanischen Uebersetzung.

1) Ueber diese Uebersetzung S. W. Pertsch und Emilio Teza in Orient und Occident II S. 261 und 707 sq.; über die Doni's, den Katalog seiner Werke von Salvatore Bongi am Schlusse des zweiten Bandes von Doni's Marmi. Florenz 1863.

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führbar ist, weil es zwischen den ganz treuen Uebersetzungen und den freiesten Bearbeitungen viele Zwischenglieder gibt.

§ 4. Wie wir gesehen haben, entstanden die italienischen Bearbeitungen erst im sechzehnten Jahrhundert. Da nun die alte spanische, und die orientalischen Bearbeitungen Boccaccio gewiss nicht zugänglich waren, so konnte er höchstens die lateinische des Johann von Capua, oder die griechische des Simeon Seth benutzt haben. Beide waren aber zu seiner Zeit sehr wenig verbreitet, und es ist daher nicht anzunehmen, dass er sie gekannt hat. Es lässt sich auch auf Boccaccio's Kenntniss von diesen Bearbeitungen nicht daraus schliessen, dass einige Novellen des Dekameron mit Erzählungen des Pantschatantra oder der erwähnten Bearbeitungen Aehnlichkeit haben (wie Tag II. Nov. 10. III. Nov. 2. IV. Nov. 2 und VII. Nov. 8), denn von allen diesen Erzählungen existiren Bearbeitungen, die den erwähnten Novellen viel näher stehen, als jene im Pantschatantra, respective in den europäischen Bearbeitungen des ihm zu Grunde liegenden grösseren Werks, wie aus den weiter unten folgenden Vergleichen dieser verschiedenen Versionen zu ersehen ist.

Die einzige Erzählung des Pantschatantra, welche wir im Dekameron wiederfinden, ohne eine andere, diesem näher stehende Bearbeitung zu kennen, ist die vierte des zweiten Buches, oder genauer gesprochen der erste Theil dieser Erzählung. (Bd. 2. S. 183.) Mit diesem hat die zwölfte Novelle, von Rinaldo d'Asti eine auffallende Aehnlichkeit. In beiden kommt ein in Noth gerathener Mann durch Zufall zu einem für einen andern bestimmten Genuss und sieht seinen Verlust reichlich ersetzt. Anstatt des Spruchs des Hindu:

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, was ihm bestimmt, wird auch zu Theil dem Menschen" der ihm zu seinem Glück verhilft, tritt in Boccaccio's Novelle das Gebet zum heiligen Julian ein, das Reisende zu beten pflegten, das aber hier nicht denselben Einfluss auf die Handlung hat, wie der Spruch in der indischen Erzählung. Auch Bad, Kleidung und Nachtmal, die Rinaldo bekommt, werden schon in der indischen Erzählung erwähnt. Dagegen handelt im Pantschatantra das Mädchen im Irrthum, während Boccaccio die Wittwe die angebliche Aehnlichkeit des Fremden mit ihrem verstorbenen Mann zum Vorwand nehmen lässt, wodurch die Erzählung ein ganz anderes Colorit bekommt.

Das naive, wenig bekannte Gebet, das mit dem Inhalt der Novelle einen so sonderbaren Contrast bildet, hat Amati nach einem Druck aus dem 15. Jahrhundert in den Ubbie ciancioni e ciarpe del secolo XIV. Bologna 1866 (pag. 2) wieder abgedruckt.

Die letzten zwei Strophen lauten:

Or prego te, san Giulian benedetto,
Per amor di Gesù e di Maria
Con tutto il cuore e con tutto l'affetto
Ch'io so e posso con la mente mia,
Che tu mi guardi per gni rispetto
Da ogni cosa che nociva sia,
Da tr ditor, da lancia e da saetta
E da chi contro me facesse setta.

Priegoti, san Giulian, che tu mi guardi
L'anima e'l corpo mio da ogni offesa,
Da ogni tag io e da' pungenti dardi,
E che la mia persona non sia presa.
Mantieni i sensi miei forti e gagliardi,
Mostrami empre la strada distesa,
Che da' nemici possa avere scampo
Senz' offesa nessuna in ogni campo.

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