Images de page
PDF
ePub

zu verbreiten, mußten die Unternehmer des Lotto und der Lotterie jährlich für 10000 Thaler Porzellain, und die Mitglieder der Judenschaft, wenn sie ein Ehebündniß schließen wollten, für 300 Thaler Porzellaimwaaren auswählen und sich verpflichten, diese Waaren ins Ausland zu debitiren. Nach des großen Königs Tode wurden beide Maasregeln als zweckwidrig und überflüßig anerkannt und aufgegeben.

Die königliche Porzellainfabrik genießt jezt keines Vorzugs vor einer Privatfabrik, sie zahlt wie jeder Partikulier, Kanal- und Schleusengefälle, Accise und dergleichen; ihre Officianten und Arbeiter sind von keinen Staats- oder Stadtlasten befreit, und ihre Waaren können nur darum accisefrei versendet werden, weil sie in einer accisbaren Stadt verfertigt find.

Ungeachtet die Austalt in den ersten eilf Jahren ihres Bestandes mehrere Hauptbauten auszuführen, und ihre Brennöfen sowohl anzulegen als umzuåndern hatte, und so mannigfaltig die Proben waren, welche auf Porzellainmasse, Glasuren, Farben, Kapseln und dergleichen angestellt wer den mußten, so hat sie dennoch in diesem Zeitraum jederzeit soviel erworben, daß sie im Stande war, alle Kosten des Betriebes zu bestreiten, Besoldungen und Arbeitslohn zu bez zahlen, das ganze Werk im baulichen Stande zu erhalten, die Zinsen des aufgenommenen Kapitals jährlich abzuführen, einen Betriebsfond zu sammeln, auch mehrmals Ueberschußfummen abzuliefern.

[ocr errors]

Vom Jahr 1775 an hat sie regelmäßig vorgeschriebene, durch entworfene Betriebs- und Verkaufsüberschläge ausges mittelte, Ueberschußsummen abgetragen und von genanntem Jahr an bis zum Jahr 1808 einen reinen Ertrag von 1,321,472 Thaler gewährt.

Früher bezog die Porzellainmanufaktur ihre Materialien zur Masse von Possau, spåter aus Schlesien. Erst seit

dem Jahr 1770 braucht sie die Porzellainerden von Morl und Beidersee und den Thon von Benstådt aus der Gegend von Halle an der Saale, den Feldspath von Lomnig in Niederfchlesien bei Hirschberg und seit noch spåterer Zeit den feinen weißen Quarzsand von Freienwalde an der Oder.

Sie hat zuerst unter den großen deutschen Porzellains fabriken, im Jahr 1798, unter der Leitung ihres Direktors, des Geheimen Ober - Finanzrathes Rosenstiel, alle alten Holz verschwendenden, parallelepipedischen (sogenannten langen liegenden) Porzellainbrennöfen verworfen, und dafür runde Defen von mehreren Etagen übereinander gebaut, in denen bei weniger Brennmaterial, mehrere Arbeiten zugleich in den verschiedenen Etagen, mit viel geringern Kosten statt finden. Sie hat zuerst durch Jahre lang fortgesezte. Versuche im Großen bewiesen, daß Porzellain bei Torf und Steinkohlenfeuer, wenn es nöthig ist, eben so gut als mit Holz gebrannt werden könne. Sie hat zuerst, in der nemlichen Zeit, nach sorgfältiger Prüfung das alte, in den meisten größern Fabriken noch übliche Verfahren, die Porzellainfarben mit Holzkohlen einzuschmelzen, abgeschaft, und an die Stelle desselben die eigene von allen früheren abweichende, wohlfeilere, sicherere, reinlichere Methode mit Holz die Porzellainfarben einzuschmelzen, eingeführt.

[ocr errors]

Sie ist die erste, die gebaut auf einen für die Anwendung wohlfeiler mechanischer Kräfte unpassenden Fleck, vor 21 Jahren eine doppelt wirkende Dampfmaschine nach vers bessertem Boulton Waltschen Prinzip, auf einer oberschlesischen Eisengießerei angefertigt, zur Bewegung ihrer Mühs len und Pochwerke benuzt hat. Sie besteht jezt troz der gegen höchst mäßige Abgaben 137) freigegebenen Einfuhr

137) Der inländischen Fabrikation am nachtheiligsten wirkt die ges

ringe und ganz gleiche Besteurung fremder großer und kleiner.

alles fremden Porzellains, trotz der bedeutenden Wohlfeilheit, des in der Masse, Malerei nud Vergoldung viel schlechtern Porzellains der kleinen Fabriken in Frankreich 138) im Thủ

Porzellaingeschirre nach dem Gewicht. Alle Porzellainfabriken verfertigen aus mehrern Gründen kleine Porzellaingeschirre ron sehr leichter Art, mit desto größeren Gewinn. Die weit entfernten überrheinischen Fabriken befinden sich daher beim Versteuern nach dem Gewicht sehr wohl, da Tassen, Kannen und dergleichen, weil sie bei geringerm Gewicht den bedeu tendern Verkaufswerth haben, sich nicht nur leichter einbringen, und beffer verkaufen, sondern auch vortheilhaster fabriciren laffen, als Tafelgeschirre, die schwerer in der Masse und für die kleinen Fabriten auch schwürig anzufertigen sind. Die Berliner Porzellainfabrik konnte geraume Zeit fast nichts, als Tafelgeschirre mit Umstellung ihres ganzen Brennereibetriebes, anfertigen, weil das Publikum die kleinen Artikel aus dem Auslande bezog, bis es sich nach und nach von der Schlechtigkeit und Unhaltbarkeit der gewöhnlichen überrheinischen Waare überzeugte, und nun zum ersten Verkäufer zurückkehrte. Werden in einigen Jahren die bei der königlichen Porzellainfabrik auf einen größern und zweckmäßigern Betrieb abzielenden, jest anfangenden Bauten und Maschinenanlagen beendigt seyn und wird man die verbesserte Massen - und Glasurbereitung eingeführt haben, so tritt dann unfehlbar, bei noch niedrigern Verkaufspreisen, als die gegenwärtigen sind, der Impostation fremder Porzellaine ein mächtiges Hins derniß entgegen. Noch bemerke ich, daß nach: Destreich, Frankreich und England, gar kein fremdes Porzellain eingeführt werden darf.

139) Die besondere Wohlfeilheit der französischen Porzellaine, aus den kleinern Fabriken, hat ihren Grund in der Porzellainerde von Limoges, beren sich fast alle Porzellainfabriken in Frankreich, und mehrere am Rhein, bedienen. Diese Erde braucht fast gar keine Vorarbeiten, um sie in Porzellainmasse zu verwandeln, ja sie wird sogar an viele Porzellainfabriken von Limoges aus, schon zu Porzellainmasse präparirt verkauft

ringerwalde, in Böhmen und am Rhein und troh anderer ungünstigen äußern Umstände, nicht allein ohne Unterstüzung des Staats, sondern sogar mit beträchtlichen reinen Ueberschüssen.

Die Anzahl der in den lezten Jahren fabricirten weißen Porzellaingeschirre betrug jährlich gegen 420,000 Stůď. Täglich verbraucht die Porzellainfabrik im Durchschnitt von 300 Arbeitstagen 1000 Pf. Porzellainmasse und Glasur, 5500 Pf. Porzellainthon 139), und jährlich im Durchschnitt

und versendet. Sie schwindet weniger im Feuer, als die mehrsten andern Porzellainmassen, ist plastischer, brennt sich bei viel schwächerm Feuer zu Porzellain; erspart daher an Brennmaterial, Ofen, Kapseln und Arbeitslohn, erfordert bei der Auswahl ihres Kapselthons bei weitem weniger Sorg falt, und giebt dennoch weniger schiefes und im Feuer vers zogenes Porzellain, als die bessern deutschen Porzellainmassen, die dagegen ein viel dauerhafteres, den Wechsel der Tempes ratur leichter ertragendes Porzellain liefern, und aus denen größere Porzellaingeschirre dargestellt werden können, als die gewöhnlichen französischen Fabriken liefern, bei denen durchs gehends die Anfertigung von Terrinen, Bratenschaalen und Schüsseln noch immer zu den unbequemen, bei vielen sogar zu den unauflösbaren Aufgaben gehört.

139) Die königliche Porzellainmanufaktur hat in früheren Zeiten an die preußische Steingutfabriken, weil diese noch nicht im Stande waren eigne Thongruben für ihre Kosten eröfnen und abräumen zu lassen, den in ihren Kapselthongruben vorkom, menden Abraumthon, gegen Anweisungen auf der Grube vers kauft. Dieser Abraumthon ist gehörig ausgewählt, weder minder plastisch noch fandiger, als der Thon, den die königliche Manufaktur für sich braucht; aber er enthält gewöhnlich Gipscristalle, oder ist überhaupt nicht feuerfest, nicht strengs flüßig genug für die Porzellainkapsel Fabrikation, jedoch aber deswegen zur Steingutfabritation besonders vortheilhaft.

Ich kann hier das, was in Webers vaterländis

60 Mark feines Gold, zu den Vergoldungen ihres Porzellain; ferner 500 Haufen kiefernes Holz, den Haufen zu 486 Kubikfuß, zum Garbrennen ihres weißen und zum Einbrennen ihres bunten und vergoldeten Porzellaine. Gegenwärtig sind gegen 400 Personen bei den verschiedenen Anstalten beschäfs ́ tigt.

Die Anstalt hat durch die Vorsorge und Thätigkeit des zeitigen Direktors ihre eigene sogenannte Versorgungskasse zur

schem Gewerbsfreund, Berlin bei Naud 1820, 8. erster Theil 2tes Heft, Seite 158 und ferner, über das ausschließ: liche Recht der königlichen Porzellainmanufaktur Then zu gras ben erwähnt ist, nicht unberichtiget lassen. Niemand hat die Steingutbesizer gehindert sich Thongruben zuzulegen, nur dürfte über die Ausbeute derjenigen Gruben, aus welchen die königliche Manufaktur ihren Thon graben ließ, und für welche sie Grundzins zahlte, Niemand ohne ihre Einwilli gung dispontren. In der neueren Zeit wurde das Thongraben von mehreren Grundbesizern auf Spekulation betrieben, und wenn in dieser Zeit gerichtliche Verfahren gegen die dortigen Thonlieferanten statt hatten, so waren solche nicht von der föniglichen Porzellainfabrit, sondern von den Lieferanten unter einander selbst veranlaßt. Es konnte daher die königliche Porzellainfabrik auch nicht, wie am angeführten Orte behauptet wird, den Thonlieferanten Vergleiche anbieten, oder ihnen die Befugniß den Steingutfabriken Steingutthon zu liefern, ertheilen oder verweigern.

Jeder Thonlieferant wird aber vorzugsweise gern mit der königlichen Porzellainfabrik kontrahiren, weil sie der be deutendere Abnehmer ist. Da der für die Porzellainfabrik brauchbare Thon, in der Regel sehr tief ansteht, so muß der Thonlieferant viele sonst plastische, fette und nach dem brennen weiße, nur nicht hinreichend feuerfeste Thonlager abraumen und kann daher auch dem Steingutfabrikanten sehr guten Thon zu einem viel mäßigern Preise als sonst seyu könnte, Liefern.

« PrécédentContinuer »