die Reformer könnten allerdings von ihm lernen. Wiederholt habe ich in dieser Zeitschrift in derselben Weise die Reformer auf die Berlitzund Teichmann-Methode verwiesen, z. B. I, p. 269, III, 368, wo ich auch die Ansicht geäussert habe, dass nach diesen Methoden" das Sprechen besser erlernt wird, als in den reformerischen Schulen schon deshalb, weil es dort Privat- und meist Einzelunterricht ist. Dass Teichmann nicht meine ganze Beurteilung veröffentlicht, in welcher ich ihm mit dürren Worten erkläre, „dass sein Buch für Schulzwecke unbrauchbar ist, weil die Schulen die fremden Sprachen zu einem anderen Zwecke treiben," sondern nur den Schlusssatz, will ich ihm nicht weiter übelnehmen, da er selbstverständlich Geldpädagogik treibt. Auch dass er ohne meine Erlaubnis mit dieser verstümmelten Beurteilung hausieren geht, will ich ihm vergeben. Mit Toblers Beurteilung wird es wohl eine ähnliche Bewandtnis haben. Was nun das „Abschlachten" der reformerischen Lehrbücher betrifft, so wird Herrn F. Dörr wohl nicht entgangen sein, dass ich dabei systematisch zu Werke gegangen bin und ganz bestimmte Typen gewählt habe, die mir mein saueres Rezensionsgeschäft bedeutend erleichtern. Im ganzen liegen jetzt vier Typen vor, die ich mit dem Unsinnigsten angefangen folgendermassen charakterisiere: Typus I: Babysprache .. Vietor-Dörr, ... (dieser letztere abgeschlachtet in den Neueren Sprachen XI, p. 172 ff.). Unter eine von diesen vier Typen lässt sich so ziemlich jedes reformerische Lehrbuch subsumieren. Ich werde also fortan nur die Titel der reformerischen Lehrbücher anführen mit dem Zusatze: I, II, III oder IV. Sapienti sat. Rastenburg. Clodius. Vietors,,offener Brief" und anderes. Das Dezemberheft (1904) der Revue de l'enseignement des langues vivantes (21, 392-394) enthält, wie unseren Lesern bereits aus dem Artikel von Baumann, Zur Aufklärung (Zeitschrift 4, 66–68) bekannt, einen längeren Brief von Professor Vietor, in dem er gegenüber einer Aeusserung des Herausgebers der Revue, Prof. Wolfromm, erklärt, dass sein Schweigen auf die Angriffe der Antireformer, insbesondere unserer Zeitschrift, keinen sachlichen, sondern einen rein persönlichen Grund habe, seine Differenzen mit Koschwitz während dessen Amtstätigkeit in Marburg. Im übrigen glaube er nach wie vor an die volle Reform“, Zeitschrift für franz. und engl. Unterricht. Bd. IV. 10 schrift für französischen und englischen Unterricht III, 5 und Sonderdruck) mit Bezug auf dessen Erfahrungen in Marburg, Wegzug nach Königsberg und frühen Tod gegen die Marburger Kollegen, die Fakul tät und Marburg insgesamt Anklagen zu erheben, aus denen sich nur seine Unkenntnis der tatsächlichen Vorgänge ergibt. Auf diese Dinge deshalb soweit es überhaupt möglich wäre einzugehen, fühle ich keinen Beruf." Ich kann demgegenüber nur wiederholen, was ja bereits aus dem Nekrolog hervorgeht, dass ich Koschwitz schon vor mehr als dreissig Jahren gekannt habe, und dass ich während der zweieinhalb Jahre seiner hiesigen Wirksamkeit nicht bloss „gesellschaftliche und geschäftliche Beziehungen“ zu ihm hatte, sondern so intim und gemütlich mit ihm verkehrt habe, wie es zwischen Kollegen überhaupt nur denkbar ist, dass es mir somit an Gelegenheit, Koschwitz und sein wahres Wesen kennen zu lernen, durchaus nicht gefehlt hat, zumal er, wie bekannt, überaus offen und mitteilsam war. Und so wie ich Koschwitz von früherher kannte, und wie er sich hier in Königsberg mir und manchem andern gezeigt hat, habe ich ihn in meinem Nekrologe nach bestem Wissen und Gewissen zu schildern versucht. Dass dieses Bild nicht ganz dem entspricht, welches Vietor und die anonyme Marburger Briefschreiberin sich von ihm entworfen haben, kann ich mir wohl denken; aber sollte da die Schuld nicht an ihnen liegen? Koschwitz passte eben seinem ganzen Naturell nach in die Atmosphäre von Marburg, wie sie sich mir in dem erwähnten anonymen Briefe enthüllt hat, nicht hinein, und es war ein Unglück für ihn, dass er dorthin ging. Das ist meine Ueberzeugung, und dazu brauche ich alle Einzelheiten der „Dinge", die sich dort abgespielt haben, gar nicht zu kennen. Selbstverständlich liegt es mir dabei durchaus fern, gegen die Marburger Kollegen, die Fakultät und Marburg insgesamt Anklagen zu erheben", sondern ich meine immer nur den, den es angeht. Ich habe jedes einzelne Wort, das ich in dem Nekrologe über Marburg gesagt habe, wohl überlegt und habe nichts weiter hinzuzufügen, aber auch nichts zurückzunehmen. Königsberg. Max Kaluza. Rousselot über Koschwitz. Am 7. Dezember 1904 hat Professor Rousselot in dem neuerbauten Amphitheater des katholischen Instituts zu Paris, rue d'Assas 19, einen Vortrag über Koschwitz gehalten, den er zu einer stillen Gedenkfeier des deutschen Gelehrten zu gestalten wusste. Indem Rousselot vor allem persönlich Erlebtes in den Vordergrund rückte, wusste er gar bald des Hörers Interesse zu wecken und bis zum Schluss festzu aufzutreiben. Seitdem aber unsere Zeitschrift begründet ist, haben wir es doch für unsere Pflicht gehalten, die 12 Mark jährlich für die Neueren Sprachen zu opfern, um uns und unsere Leser, soweit es nötig ist, über das, was darin geschrieben wird, auf dem Laufenden zu erhalten. Ebenso ist aber auch Herr Vietor als Herausgeber der Neueren Sprachen und als „Rufer im Streite" verpflichtet, unsere Zeitschrift zu lesen, mag ihm der Inhalt derselben gefallen oder nicht. Allerdings beruft sich Vietor in seinem ersten Briefe an Professor Wolfromm und am Schluss des Postskripts, wie schon früher (Neuere Sprachen 10, 383 Anm.) auf „Dinge“ und „Personen", die es ihm unmöglich machen, Koschwitz und der von ihm mitbegründeten Zeitschrift Rede und Antwort zu stehen. Er sagt (Neuere Sprachen 12, 507): „Wer Dinge und Personen nicht kannte, mag sich ja über mein Schweigen gewundert haben, sofern es auch anscheinend sachliche Angriffe betraf. Ich ersah keine Möglichkeit, Sachliches und Persönliches hier zu scheiden" und (Neuere Sprachen 12, 574): „Mehr über die Personen hier zu sagen, sehe ich keine Möglichkeit. Die Dinge. sind keine sachlichen Fragen der Methodik oder dergleichen, sondern Vorgänge, die mit dem persönlichen Gegensatz in engster Beziehung stehen und für das Fachpublikum gleichfalls ohne Interesse sind. Sie ihm vorzuführen, ist nicht im geringsten meine Absicht. Wollen es die. Freunde des verstorbenen Professor Koschwitz tun, so werde ich das unter allen Umständen bedauern, zu befürchten habe ich davon nichts." Nun, Herr Vietor braucht durchaus nicht zu befürchten, dass wir uns in eine Einzelerörterung der Dinge" und "Personen", auf die er beständig hinweist, um Uneingeweihte gruselig zu machen, einlassen werden. Dazu ist uns der Raum in unserer Zeitschrift doch zu kostbar, als dass wir ihn mit solchem Klatsch ausfüllen sollten, denn Klatsch, nichts als ganz gewöhnlicher Alterweiberklatsch ist das, worauf Vietor immer und immer wieder anspielt. Das ist mir so recht klar geworden aus einem mit einer Zweipfennigmarke frankierten () anonymen Briefe, der mir im Oktober vorigen Jahres mit dem Poststempel Marburg zugegangen ist. Geschrieben ist er offenbar von einer Dame, die den akademischen Kreisen angehört und über die „Dinge" und „Personen", die Vietor im Auge hat, sehr genau unterrichtet ist. Die Briefschreiberin ist, nachdem sie meinen Nekrolog gelesen hat, der Meinung, ich hätte Koschwitz nicht genau genug gekannt, da meine Beziehungen zu ihm ja nur gesellschaftlich und geschäftlich" gewesen wären, während sie ihn in seinem Hause und in seinem Privatleben gesehen und „beobachtet" () habe, und ähnlich sagt auch Vietor in Nr. 8 seines „Schwarzen Brettes" (Neuere Sprachen 12, 508): „Im Anschluss an diesen Brief [an Wolfromm] spreche ich hier mein Bedauern aus, dass Kaluza es für angezeigt gehalten hat, in dem Nekrolog auf Koschwitz (Zeit schrift für französischen und englischen Unterricht III, 5 und Sonderdruck) mit Bezug auf dessen Erfahrungen in Marburg, Wegzug nach Königsberg und frühen Tod gegen die Marburger Kollegen, die Fakultät und Marburg insgesamt Anklagen zu erheben, aus denen sich nur seine Unkenntnis der tatsächlichen Vorgänge ergibt. Auf diese Dinge deshalb soweit es überhaupt möglich wäre fühle ich keinen Beruf." einzugehen, Ich kann demgegenüber nur wiederholen, was ja bereits aus dem Nekrolog hervorgeht, dass ich Koschwitz schon vor mehr als dreissig Jahren gekannt habe, und dass ich während der zweieinhalb Jahre seiner hiesigen Wirksamkeit nicht bloss „gesellschaftliche und geschäftliche Beziehungen zu ihm hatte, sondern so intim und gemütlich mit ihm verkehrt habe, wie es zwischen Kollegen überhaupt nur denkbar ist, dass es mir somit an Gelegenheit, Koschwitz und sein wahres Wesen kennen zu lernen, durchaus nicht gefehlt hat, zumal er, wie bekannt, überaus offen und mitteilsam war. Und so wie ich Koschwitz von früherher kannte, und wie er sich hier in Königsberg mir und manchem andern gezeigt hat, habe ich ihn in meinem Nekrologe nach bestem Wissen und Gewissen zu schildern versucht. Dass dieses Bild nicht ganz dem entspricht, welches Vietor und die anonyme Marburger Briefschreiberin sich von ihm entworfen haben, kann ich mir wohl denken; aber sollte da die Schuld nicht an ihnen liegen? Koschwitz passte eben seinem ganzen Naturell nach in die Atmosphäre von Marburg, wie sie sich mir in dem erwähnten anonymen Briefe enthüllt hat, nicht hinein, und es war ein Unglück für ihn, dass er dorthin ging. Das ist meine Ueberzeugung, und dazu brauche ich alle Einzelheiten der „Dinge“, die sich dort abgespielt haben, gar nicht zu kennen. Selbstverständlich liegt es mir dabei durchaus fern, gegen die Marburger Kollegen, die Fakultät und Marburg insgesamt Anklagen zu erheben", sondern ich meine immer nur den, den es angeht. Ich habe jedes einzelne Wort, das ich in dem Nekrologe über Marburg gesagt habe, wohl überlegt und habe nichts weiter hinzuzufügen, aber auch nichts zurückzunehmen. Königsberg. Max Kaluza. Rousselot über Koschwitz. Am 7. Dezember 1904 hat Professor Rousselot in dem neuerbauten Amphitheater des katholischen Instituts zu Paris, rue d'Assas 19, einen Vortrag über Koschwitz gehalten, den er zu einer stillen Gedenkfeier des deutschen Gelehrten zu gestalten wusste. Indem Rousselot vor allem persönlich Erlebtes in den Vordergrund rückte, wusste er gar bald des Hörers Interesse zu wecken und bis zum Schluss festzu halten. „Ich unternehme es," so leitete Rousselot seinen Vortrag ein, „vor Ihnen von einem Manne zu sprechen, der für mich zugleich Lehrer und Schüler war, der mir bis ans Ende ein sehr liebevoller und treuer Freund geblieben ist, und der es verstand, die Liebe zu Frankreich mit treuer Vaterlandsliebe zu verbinden: zugleich ein sehr guter Deutscher und ein unermüdlicher Förderer der französischen Kultur. Ich habe gedacht, dass dieser Mann ein Anrecht auf unsere Würdigung habe, und dass wir ein Interesse daran hätten, ihn etwas genauer kennen zu lernen." Rousselot gab im Zusammenhange die biographischen Einzelheiten, die unseren Lesern bereits bekannt sind; er sprach von den Anfängen seiner Gelehrtenlaufbahn,1) besprach dann besonders die Greifswalder Zeit, auf Grund persönlicher Mitteilungen von Koschwitz. Der junge Professor wurde überall liebevoll aufgenommen. Bei den Studenten beliebt, von den angesehensten Familien aufgesucht, spielte er in Greifswald eine grosse Rolle. Im nächsten Jahre schon verminderte sich, wie er etwas malitiös zu erzählen pflegte, sein Kredit: man hatte gehört, dass er verlobt sei. „A Gorlitz il avait trouvé l'âme de son âme". Koschwitz war in Greifswald Dekan der philosophischen Fakultät 1887/88, Rector magnificus 1894/95. Ganz besonders als Leiter des romanischen Seminars gebührt ihm hohes Lob. Rousselot rühmt die den Franzosen unbekannte Einrichtung des Seminars auf deutschen Universitäten: „On y apprend le métier. Le professeur donne l'impulsion, enseigne la méthode. Mais en revanche il profite du travail accompli. Il connaît les grands traits, ou plutôt il les soupçonne, mais il ignore le détail. Et sans de détail pas de science. Et sans de nombreux chercheurs pas de connaissance du détail possible. Quels services les séminaires et en particulier celui de Mr Koschwitz ont rendu à la connaissance historique du français, je ne saurais trop le dire." Das Buch, das Koschwitz' Ruf im Auslande begründet hat, und das ihn auch an der Sorbonne bekannt machte, ist sein „Commentaire sur les plus anciens monuments de la langue française," Darum kam er auch nach Paris nicht als Fremder, als er 1890/91 eine Studienreise nach der Schweiz und nach Frankreich machte. „Ich liebte ihn schon damals," fügte Rousselot hinzu. Koschwitz sprach das Französische mit grosser Leichtigkeit und schrieb auch einen geistvollen, eleganten Stil. Ja, das Französische hat sogar auf seine Muttersprache eingewirkt und teilte ihr eine grosse Lebhaftigkeit mit. Später traf Koschwitz eine seiner besten Neuerungen an 1) Wir erwähnen dazu, dass der erste romanische Privatdozent in Strassburg nicht Koschwitz, sondern Karl Vollmöller gewesen ist, ferner dass Koschwitz im Wintersemester 1880/81 noch bis zum 19. Dezember in Strassburg Vorlesungen gehalten hat. Red. |