zweite Wortliste umfasst sämtliche in dem Werke vorkommenden Eigennamen mit genauer Bezeichnung der Aussprache, die sich in der Hauptsache an die von Grieb-Schröer im Wörterbuche geübte Methode anschliesst. Unter den schönen und nützlichen Beigaben zeichnen sich ferner drei literarhistorisch-geographische Karten von England und Wales, Schottland und Irland aus, die eigens für das Buch angefertigt wurden, weiter ein Gesamtindex, der nicht nur Verfassernamen, sondern auch Büchertitel enthält, eine Tabelle der englischen Könige mit Stammbaum und Regierungszeiten und eine Uebersicht über die etwa 50 besten und wichtigsten englischen Schriftwerke mit dem Jahr ihres Erscheinens. Endlich muss hier auch die Möglichkeit erwähnt werden, das Buch in zwei Teile zu zerlegen. Erst dadurch, dass man das Werk gegen eine ganz unbedeutende Preiserhöhung in zwei ganz gesonderten Bänden beziehen kann, gewinnt es volle praktische Verwendbarkeit. Denn während das Gesamtwerk vor allen Dingen Lehrern, Studenten, Lehrerinnenseminaren und Freunden der englischen Literatur überhaupt besonders zu empfehlen ist, kann die zweite Hälfte allein, die das 19. Jahrhundert, das Zeitalter Byrons und Tennysons sowie die Amerikaner umfasst, auch in den Schulen, namentlich in Oberrealschulen und zehnklassigen höheren Mädchenschulen mit grossem Vorteil gebraucht werden. Wenn nämlich dieser zweite Band für zwei Jahrgänge hintereinander als Lektürestoff eingeführt würde, so wäre er voll auszunutzen, ohne dass Ermüdung zu befürchten wäre; davor schützt die Mannigfaltigkeit und Vielseitigkeit des gediegenen Inhalts, und auch der Preis wäre kein Hindernis, da der Band mit 3,75 Mk. (gebd.) immer noch billiger ist als vier einzelne Lektürebändchen für vier Semester. Wenn ich mir nun noch erlaube, einige anspruchslose Bemerkungen hier anzuknüpfen, so geschieht das keineswegs, um das Buch, das ich in seiner neuen Gestalt für eine der besten und schönsten Erscheinungen in der Hochflut der Veröffentlichungen englischer Lektürestoffe ansehe, in seinem Werte herabzuziehen, sondern lediglich im Dienste der Sache und auf Wunsch des Herausgebers, der ausdrücklich am Schlusse seines Vorwortes um Mitteilung auch von Kleinigkeiten ersucht. Von den kurzen einleitenden Biographien habe ich, obwohl ich die Schwierigkeiten, die der Zwang kurz zu sein bietet, wohl zu schätzen weiss, den Eindruck gewonnen, als ob sie mitunter im Stil etwas einförmig seien und gelegentlich etwas zu freigebig mit Superlativen sind. Wenn dann in der Vorrede S. VIII von der kritischen Wiedergabe einiger Dichtungen gesprochen wird, so sind solche kritische Versuche an sich sehr verdienstlich und voll zu billigen, es ist aber bedenklich, dass das kritische Material nicht mitgeteilt wird; vielleicht wäre das bei den wenigen in Betracht kommenden Stellen selbst auf Kosten des Schulmässigen empfehlenswert gewesen. S. 1. Sannazaro schreibt man wohl lieber mit zwei z. S. 14. Bei Lylys „Endimion" (so genauer statt Endymion) könnte als Gegenstück zu The Woman in the Moon auch der Nebentitel The Man in the Moon genannt werden. S. 21. Bei der Erwähnung von Holinshed und North mussten in einem Schulbuch die Vornamen ausgedruckt, nicht bloss mit den Anfangsbuchstaben bezeichnet werden. S. 61. Bei Ben Jonson hätten um des Stoffes und Shakespeares willen auch die Römerdramen Sejanus und Catilina Erwähnung verdient. - S. 68 ist der erste Satz der Biographie unschön und überflüssig, weil er nur die Angabe der Jahreszahlen umschreibt. S. 71 ist der Kopf der Seite vom Druckfehlerteufel übel zugerichtet. S. 73 ist bei Chapman der Grundsatz, stets die Erscheinungsjahre der Werke anzugeben, durchbrochen; von Caesar and Pompey ist wohl die Ausgabe von 1631 noch immer die älteste bekannte; All Fools entstand zwar 1599, wurde aber erst 1605 gedruckt; bei seiner Homerübersetzung hätte sich eine Bemerkung empfohlen, dass sie die erste vollständige in englischer Sprache war. S. 125. Der ursprüngliche Titel von Lord Clarendons Hauptwerk lautet nur History of the Rebellion in England; der Zusatz and Civil Wars ist späteren Ursprungs; von Clarendon selbst stammt sie nur in seiner History of the Civil War in Ireland. S. 138. Bei Dryden konnte wohl noch der Annus Mirabilis wegen seiner Beziehung auf die Denkwürdigkeiten des Jahres 1666, ferner Troilus and Cressida und die Titel einiger Prosaschriften genannt werden. S. 209 fehlt in der Einleitung, letzte Spalte links, das f von footman; der Titel Clarissa Harlowe ist zwar sehr üblich, aber auch nicht echt; Richardson nannte sein Werk Clarissa; or the History of a young Lady. S. 233 steht falsch Rasselass, in den Indices jedoch richtig Rasselas. Humes Werk heisst A Treatise on (nicht of) Human Nature. S. 354. Das Attribut wonderful ballad für Coleridges Ancient Mariner wird wohl kaum allgemeine Billigung finden, selbst wenn man das seltsame Gedicht hoch schätzt. S. 410. Byrons Heaven and Earth erschien nicht 1824, sondern (nach Köppel) am 1. Januar 1823. S. 467. Bei Thomas de Quincey hätte wohl auch sein Shakespearebuch Erwähnung verdient. Anhang S. 40 steht als Druckfehler Shelly für Shelley. S. 276. Clemens Klöpper, Shakespeare-Realien. Alt-Englands Kulturleben im Spiegel von Shakespeares Dichtungen. Dresden, Kühtmann 1901 [Umschlag 1902]. 182 S. 8°. 4,— Mk. Das Ziel des Buches, „,in knappen Umrissen ein Bild von dem kulturellen und gesellschaftlichen Leben Englands zur Zeit Shakespeares zu entwerfen, soweit es sich in seinen Dichtungen abspiegelt", ist sehr schön; dass die Bearbeitung dieser Aufgabe nicht leicht ist, glauben wir aufs Wort; dass ihre Lösung aber besonders gut gelungen sei, können wir leider nicht behaupten. Den Verfasser scheint hier, wie z. B. auch in seinem Büchlein „Folklore in England und America (1899)" der Wunsch, zwei Herren auf einmal zu dienen, auf einen falschen Weg geführt zu haben. Ein Werk über Sh.-Realien kann ein streng wissenschaftliches Werk, es kann aber auch eine populäre Darstellung sein, in welch letzterem Falle allerdings ein anderer Titel vorzuziehen gewesen wäre. Klöpper will augenscheinlich beides vereinen, aber er befriedigt infolgedessen keine Partei. Der gebildete Laie wird sein Buch ziemlich trocken und in Kleinlichkeiten schwelgend finden, der Fachmann vermisst Genauigkeit, Gründlichkeit, Vollständigkeit. Allzu oft findet man nur allgemeine Wendungen, wo man Einzelheiten wünschte, oft sind Einzelheiten vorgebracht, wo man bessere Verarbeitung wünschte. Das Ganze macht manchmal den Eindruck noch nicht völlig gesichteter Kollektaneen, in denen zuweilen die Rubriken etwas durcheinander geraten sind. Aberglauben beim Kräutersammeln sucht man z. B. wohl kaum unter der Ueberschrift „Apotheken", und die biedere Frau Hurtig oder gar Dortchen Lakenreisser ganz gewiss nicht unter den „Aerzten", bei denen sie besprochen werden. Auch Sage und Wirklichkeit werden nicht geschieden, so bei Erwähnung der Heilkraft der Könige. Die Amme in Romeo und Julia wird einmal bei den Rüpeln (S. 35), ein zweites Mal bei den Kammerfrauen (S. 44) behandelt, ihr eigentliches Wesen ist aber an keiner Stelle richtig hervorgehoben. Recht zweckmässig und nützlich ist die Zusammenstellung der bei Sh. vorkommenden Tiere und Pflanzen. Unangenehm wirken die vielen Zitate aus anderen Schriften, zumal die Redezeichen oft versehentlich ungenau gesetzt sind, so dass man nicht recht weiss, was Kl. und was seinem Gewährsmann angehört. Unnötig sind die mitunter seitenlangen Abdrücke einzelner Szenen, unbequem das Fehlen der Verszahlen. Höchst eigentümlich ist die Rechtschreibung des Verfassers; er druckt tötlich, widerspänstig und Shakespeare immer mit Schluss-s und teilt auch Shakespeare!! (z. B. S. 19, 26, 33). Immerhin aber ist das Buch, wenn auch nicht eben besonders schön, so doch brauchbar, bis wir einmal eine bessere Bearbeitung desselben Themas haben. G. H. Sander, Das Moment der letzten Spannung in der englischen Tragödie bis zu Shakespeare. Berlin, Mayer & Müller. 1902. 68 S. 8o. 1,60 Mk. Trotz ihrer Knappheit ist die Arbeit recht beachtenswert. Sie untersucht die im Titel genannte ästhetische Frage mit anerkennenswerter Gründlichkeit, und das Ergebnis zeigt, dass Sh. auch in dieser Beziehung seinen Vorgängern gegenüber als Meister dasteht. Nach einer kleinen Einschränkung des Begriffes „Moment der letzten Span nung" gegenüber Gustav Freytag, der diesen technischen Ausdruck geschaffen hat, untersucht S. zuerst das antike Drama, dann eine Reihe lateinischer Tragödien, die von Engländern geschrieben wurden, dann die englischen Tragödien vor Sh. Dabei zeigt sich, dass dieses Kunstmittel nur ganz vereinzelt bewusst angebracht wurde. S. findet nur vier Stücke, die es haben: Sophokles' Antigone, Richardus III. (lateinisch von Th. Legge, 1579 aufgeführt), The True Tragedy of Richard III. (anonym 1590/91) und Marlowes Faustus. Der zweite Teil der Arbeit, der Shakespeare Tragödien, soweit wie möglich nach der zeitlichen Reihenfolge untersucht, erweist dann, dass Sh. das Moment der letzten Spannung häufig, selbständig und mit grosser technischer Vollkommenheit anzuwenden weiss. Königsberg. Neuere Schulausgaben. H. Jantzen. 1. P. Lanfrey, La Campagne de 1809, hrsg. von O. Kähler. Leipzig, G. Freytag 1904. 1,60 Mk. 2. Mme Emile de Girardin, La joie fait peur (Comédie), hrsg. von Hermine Reinke. Ebds. 1904. 1,- Mk. 3. Le Groupe de Romanciers naturalistes. (Esquisses littéraires.) Balzac, Flaubert, Daudet, Zola, Maupassant par Mlle Berthe Schmidt. Karlsruhe, G. Braun 1903. 4. Paul et Victor Margueritte. Poum. In Auszügen hrsg. von A. Mühlan. Bielefeld, Velhagen & Klasing. 1902. 0,75 Mk. 5. Laurie, Les Mémoires d'un collégien hrsg. von demselben. München, J. Lindauer 1903. 6. Ch. Canivet, L'Enfant de la Mer, hrsg. von Paul Schlesinger. Leipzig, Velhagen & Klasing 1903. 1,20 Mk. Die aufs Praktische bedachte Richtung unserer ganzen Zeit bekundet sich auch in dem Umfange und der Form heutiger Schulausgaben. Mehr und mehr verschwinden die voluminösen, an gelehrtem wenn auch nicht immer kritisch gesichtetem Material überreichen Kompilationen, die eigentlich den Namen „Lehrausgaben", d. h. Ausgaben für die Lehrenden, hätten führen können und ebenso auch jene ganz schablonenhaften, geist- und inhaltslosen Machwerke, die weder als Lehrer- noch als Schülerausgaben gelten konnten. Der Name des seligen Brunnemann, aus der glücklichen Grabesstille heraufbeschworen, wird dem Kundigen hinreichend klar machen, wes Geistes Kinder ich in letztere Kategorie stellen möchte. Auch die hier zusammengefassten Schulausgaben, welche ihrem Inhalte nach von der napoleonischen Aera bis in die unmittelbare Gegenwart reichen, haben den einen Vorzug, dass sie in ihren erläuternden Anmerkungen vor allem das für den Schüler Notwendige geben und auch in der Wahl der kommentierten Schriftsteller den Bannkreis der Schule nicht überschreiten. Der schon oft für die Schule kommentierte Lanfrey kommt mit Recht wieder zur Geltung. Seine streng sittliche, nie vor dem Erfolg sich beugende, jede Abweichung vom strengen Rechte als Frevel brandmarkende Weltauffassung macht ihn gerade zum Geschichtsdarsteller für die Jugend geeignet. Für den deutschen Schüler insbesondere ist es ein Vorzug, wenn er von dem Zauberbanne der Napoleonischen Legende gerade durch einen Franzosen und zugleich Landsmann des grossen Korsen (auch L. stammt aus einem geographisch und geschichtlich zu Italien gehörenden Gebietsteile, aus Savoyen) befreit wird, Seine fünfbändige, leider unabgeschlossene Geschichte Napoleons sie führt bis zu dem Strafgerichte des Jahres 1812 - war in den Jahren ihres Erscheinens (1867–75) eine sehr heilsame Reaktion gegen die blendende Rhetorik eines Thiers und gegen die auf Napoleons lugenhafte Memoiren (von St. Helena) zurückgehenden französischen Parteidarstellungen, heute ist sie auch bei uns durch berufenere Geschichtsforscher, wie Häusser, Sybel, Fournier u. a. überwunden. Denn L. ist nicht nur Moralist, sondern auch, als Republikaner, entschiedener Parteimann, ihm fehlte also die volle Objektivität. Gleichwohl halten wir es nicht für ganz zweckmässig, wenn der Herausgeber in seinem stoffreichen Kommentar einseitige Geschichtsauffassungen L.'s, nicht bloss augenscheinliche Irrtümer berichtigt, weil dadurch der Schüler an der Autorität seines Gewährsmannes irre gemacht wird. Auch liesse sich über diese Berichtigungen hie und da streiten. Wenn z. B. Napoleon für den Krieg gegen Oesterreich (1809) von Militäranstalten, wie von Lyzeen eine Blutsteuer junger Leute unter verlockenden Gnadenzusicherungen begehrt, so ist das in der Sache gewiss keine blosse „Anfrage“. (S. 97.) Auch das Zwangsverfahren gegen die altadligen Familien, die sich dem Emporkömmling nicht, wie die ehemaligen Jakobiner, kniebeugend unterwarfen, sollte nicht beschönigt werden (ebd.), mag es auch von L. in unrichtigen chronologischen Zusammenhang gestellt sein. Die Richtigstellung der Zahlenangaben und militärischen Details geht auch etwas über die Schulzwecke hinaus, zumal solche statistischen Abschätzungen für fernerliegende Zeiten mehr oder weniger zweifelhaft sind und die Urteile militärischer Autoritäten einander sehr widersprechen. Man denke nur an die ganz verschiedenen Auffassungen, welche den Kriegsereignissen von 1866 und 1870 von seiten Moltkes und Blumenthals zuteil wurden. So hat der Herausgeber in seinem sonst trefflichen Kommentar, der ebenso wie die gut abgerundete Lebensschilderung L.'s und die verständnisvolle geschichtliche Einleitung unsern Beifall haben, des Guten etwas zu viel getan. Auch die Notizen über die „Marschälle" Napoleons, die durch jede neue Veröffentlichung von Memoiren über jene blutgetränkte Zeit immer wieder als Räuber, Diebe und Schurken (mit verschwindend geringen Ausnahmen) erwiesen werden und auch nur teilweise von hervorragender militärischer Begabung waren, hätten noch mehr gekürzt werden können. In einem Punkte scheint mir die Apologie Napoleons gegen seinen Ge |