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deutscher Studenten in Nancy, an die Ferienkurse in Frankreich u. ä. Je grösser die Stadt, desto leichter die Möglichkeit des Zusammentreffens, aber auch die des Ausweichens. Jedenfalls sollte der Eindruck vermieden werden, als wollte man die Reisestipendiaten wie eine Herde auf die nämliche Strasse treiben; der Unterschied persönlicher Neigungen, wie er sich namentlich zwischen deutschen Gross- und Kleinstädtern finden dürfte, könnte in einem beträchtlichen Mass von Freiheit auch für diesen Fall Geltung erhalten und nimmermehr den guten Erfolg gefährden. Gar zu merkwürdig wirkt in demselben Absatz dann die Meinung, dass für das Englische vor allem London ins Auge zu fassen sei", wie dieser kurze Passus (S. 541 Zeile 11-18) wohl überhaupt als die schwächste Stelle der „Anweisung“ bezeichnet werden darf. Wenn z. B. neben Oxford und Cambridge auch Manchester genaunt ist, so hätte Birmingham mit seiner neuaufblühenden Universität nicht übergangen werden dürfen, und ein Aufenthalt in Edinburgh oder Glasgow wird trotz oder vielmehr auch wegen der geringen Differenz der schottischen von der englischen Aussprache äusserst lehrreich sein und sollte, wenn die Zeit ausreicht, nicht versäumt werden. Der Hinweis auf die Komödien von Jones, Pinero die Monatschrift schreibt Pincro und Hobbes, denen dadurch eine unverdiente Ehre angetan wird, hätte füglich unterbleiben können.

Mit diesen wenigen Bemerkungen soll die Besprechung der „Anweisung" nicht erschöpft sein. Mögen aber auch andere ihr Wort und ihre Meinung der Gesamtheit zunutze kommen lassen.

Königsberg.

G. Thurau.

Sachlichkeit.

Man wird vielleicht nicht erwartet haben, dass auf die Ausführungen von Prof. Vietor (Neuere Sprachen XIII, 1, S. 55 ff.) eine Antwort erfolgen würde. Der Streit ist, wie Prof. Vietor richtig bemerkt, widerwärtig geworden, für Beteiligte und Unbeteiligte. Aber wessen Schuld ist es? Auf welcher Seite liegt der Mangel an Sachlichkeit und gutem Willen? Darüber haben allein die Unbeteiligten zu entscheiden. Prof. Vietor versteht es mit erstaunlicher Gewandtheit, sich als den Unrecht leidenden Teil hinzustellen, aber seine Auffassung von der Sachlichkeit ist nicht massgebend.

Dass dieser Streit unvermeidlich war, weiss jeder; dass Irrtümer und Missverständnisse vorkommen, ist selbstverständlich; dass der Reformstreit zu einem Parteistreit ausartete, ist die Schuld der Reformer und am meisten des Prof. Vietor. Denn er hätte zur rechten Zeit einlenken können und müssen, in seinem eigenen und im allgemeinen In

teresse, aber mehr in seinem eigenen. Denn die allgemeine Verstän digung vollzieht sich auch ohne ihn, und wer sich davon ausschliesst, bleibt allein stehen in blinder Rechthaberei.

Auf einzelnes einzugehen ist überflüssig und würde den Streit noch widerwärtiger machen. Es kommt mir nur darauf an, einen Punkt klarzustellen, den Vietor aufs neue zu verdunkeln sucht. Ich muss zwar dankbar anerkennen, dass Vietor endlich zugesteht, dass ich in der Frage des französischen Genitiv und Dativ sachliche Gründe gehabt habe. Aber es ist das erste Mal, dass er davon Notiz nimmt. Bisher hatte er sie weder anerkannt noch verworfen. Ich musste glauben, er habe sie entweder nicht bemerkt oder sie durch Totschweigen zu überwinden gesucht, indem er um sie herumging, als ob er fürchtete, sich die Finger daran zu verbrennen. Von einer sachlichen Erörterung ist jedoch zu verlangen, dass deutlich gesagt wird, weshalb man diesen, weshalb man jenen Grund nicht gelten lässt. Es genügt nicht zu sagen: „Die Gründe haben mich nicht überzeugt,“ oder nach einem anderen berühmten Muster: „Selbst die sauberste Beweisführung überzeugt mich nicht." Das mag für den unbeteiligten Zuschauer genügen, aber nicht für den, der in der Diskussion mitreden und zur Entscheidung einer Frage beitragen will. Sonst wäre es ja sehr leicht mitzureden, und man käme im Notfalle billig davon. Da ich mir die Mühe genommen hatte, meine Gründe aus dem Ursprung und der Entwicklung der Deklination im allgemeinen abzuleiten, so durfte ich auch erwarten, in derselben wissenschaftlichen Weise widerlegt zu werden, wenn sich jemand dazu berufen fühlte. Prof. Vietor hatte eine andere Auffassung von der Sachlichkeit. Das ist aber merkwürdigerweise dieselbe Auffassung, der die meisten Reformer huldigen, indem sie die Gründe ihrer Gegner ignorieren. An dialektischer Kunst ist Vietor und sind überhaupt die Reformer überlegen. Diesem Umstande verdanken sie ihre Erfolge, die ebendeshalb nur vorübergehend sein konnten. Wenn die Antireformer jetzt mehr Gehör und Zustimmung finden als früher, so verdanken sie es wohl vor allem ihrer Auffassung von der Sachlichkeit.

Torgau.

,,Ma Normandie."

F. Baumann.

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Wohl in keiner Sammlung der in den letzten Jahren so zahlreich erschienenen Chants d'école fehlt das lieblich-frische Lied von Frédéric Bérat: Ma Normandie. Hasberg (Leipzig, Renger), Knaut (Gotha, Perthes), Rennéfahrt (Bern, Neukomm), Fischer (Leipzig, Durr), andere noch, haben es mit Recht in ihre Sammlungen aufgenommen. Als es gegen 1850 erschien, wurde es im Na volkstüthlich und soll in 30000 Exemplaren gedruckt worden sein, eine Zahl, die damals ungeheuer erschien. In

der Tat verdiente wohl keins der vielen von Bérat komponierten Lieder eine so rasche und grosse Verbreitung. Meiner Ansicht nach sind aber die Worte von „Ma Normandie“ der Melodie nicht ebenbürtig; immerhin sind alle drei Strophen nach Form und Inhalt weit über dem Durchschnitt der französischen Chansons. Ich habe gesagt drei Strophen, denn und dieses zu zeigen, soll der Zweck meiner kurzen Ausführung sein Frédéric Bérat hat nur drei Strophen zu seiner Melodie gedichtet, drei Strophen, die ein Ganzes bilden und deren letzte Verse den Text ganz befriedigend abschliessen, wie man sich selbst überzeugen kann:

Ma Normandie.

Quand tout renaît à l'espérance

Et que l'hiver fuit loin de nous;
Sous le beau ciel de notre France,
Quand le soleil revient plus doux;
Quand la nature est reverdie,
Quand l'hirondelle est de retour,
J'aime à revoir ma Normandie!
C'est le pays qui m'a donné le jour.

J'ai vu les champs de l'Helvétie
Et ses chalets et ses glaciers;

J'ai vu le ciel de l'Italie,
Et Venise et ses gondoliers!
En saluant chaque patrie,
Je me disais: Aucun séjour
N'est plus beau que ma Normandie!
C'est le pays qui m'a donné le jour.

Il est un âge dans la vie
Où chaque rêve doit finir;
Un âge où l'âme recueillie
A besoin de se souvenir.
Lorsque ma nuse refroidie

Aura fini ses chants d'amour,

J'irai revoir ma Normandie,

C'est le pays qui m'a donné le jour.

Nun geben aber einige Herausgeber der oben erwähnten Sammlungen dem Liede vier Strophen oder aber ersetzen die letzte durch folgende:

Quand je reverrai la prairie,
Je chanterai à mon retour

Le refrain qu'en d'autres pays
Je répétais à chaque jour

Auprès de ma mère chérie

Pour l'égayer dans ses vieux jours:

Rien n'est plus beau que ma Normandie,

C'est le pays où j'ai reçu le jour.

Ein einziger Blick genügt wohl, einen jeden, der auch nur eine Ahnung von französischer Metrik hat, zu überzeugen, dass diese Strophe Zeitschrift für franz. und engl. Unterricht. Bd. IV.

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weggestrichen werden muss. Jour kommt dreimal im Reime vor; pays dagegen hat kein Reimwort; chanterai à ist ein unstatthafter Hiatus; répétais à chaque jour enthält einen grässlichen Fehler; Rien n'est plus beau que ma Normandie hat eine Silbe zu viel (weshalb Hasberg, sich veranlasst gefühlt hat, zu korrigieren: Rien plus beau que...) und endlich, der Sinn dieses ganzen Machwerkes ist nicht zu verstehen. Der Stümper, der die Strophe fabriziert hat, ursprünglich wohl, um die Schüler durch den ominösen Liebeshauch, der aus der dritten Strophe entgegenweht, nicht zu „demoralisieren“ scheint ja gerade das Gegenteil von dem auszusprechen, was er hat sagen wollen.

Dies alles genügt wohl, um zu beweisen, dass diese vierte Strophe unecht ist. Ein Vergleich mit der Originalausgabe der Chansons de Frédéric Bérat (Paris 1853, in-8°) überzeugt uns übrigens vollends, wie die Direktion der Pariser Nationalbibliothek mir gütigst mitteilt dass Ma Normandie nur aus den drei zuerst zitierten Strophen besteht. A. Schenk.

Bern.

:

Literaturberichte und Anzeigen.

Le mouvement intellectuel en France durant l'année 1905.

Les Revues.

I.

La Revue redonne! Il en est tant, de toutes couleurs, dont la plupart d'ailleurs vierges de lecteurs et d'abonnés, qui paraissent et disparaissent

>>Comme un calme chevreau que nul n'a poursuivi.«<

Et voilà pourquoi, malgré l'abondance, il est peut être de la stéri lité. Certaines questions pourtant de nos revuistes méritent quelques lignes:

M. Gilbert Stenger,

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Nouvelle Revue No du 1er Avril, traite du Clergé sous le Consulat«. Et c'est une curieuse époque que celle où on ne comptait pas d'athées, et fort peu d'indifférents; où l'influence de Chateaubriand, s'appuyant sur les prêtres assermentés, que dirigeait Grégoire, et qui occupaient plus de 32000 paroisses, sollicitait le rétablissement de la religion au nom d'ataviques croyances et où la volonté de Bonaparte triomphant accordait ce rétablissement par esprit plutôt politique.

De cette religion à la poésie il n'est guère qu'un demi-pas. La Revue, No du 1er Avril, ouvre ses pages à M. L. Retté qui s'occupe de la poésie française en 1904«. Il y discute d'abord le rapport de M. Catulle Mendès, puis il se lance dans un Palmarès confus où l'on cite Tancrède de Vézan, où l'on parle des humanistes, des intégralistes, où l'on glorifie Charles Guérin et Edmond Haraucourt, Edouard Ducoté, Van Lerberghe, Dujardin et Klingsor, dont certains aux noms bien nationaux; puis Louis le Cardonnel, Tailhade, et Nau, et Léopold Dauphin, et des femmes alas! et des hommes, et des belges, et des auvergnats peut être. Production abondante et . . . remarquable, pluie bienfaisante, enthousiasme.

Maintenant elles se sont

>>Mais où sont les lyres d'antan?<«< Elles énamouraient les êtres et les choses. muées en scalpel et voilà pourquoi

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