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Mont-chretien qui de merueilles
Rauis les coeurs par les oreilles,
Au son de ton vers Delien:

p. 14/15 finden wir eine Notiz
die bemerkenswertesten Stellen

Poursuy tes saints oeuures de grace; Changeant le vieil Mont de Parnasse De profane en Mont Chrestien. »Av Lecteur<, aus der ich hier aushebe:

Amy lecteur, ce me seroit vne chose longue & presque impossible, de m'excuser de toutes les fautes que i'ay faites en la composition de cete tragedie... Tu me pardonneras si i'ay mis la main a cete tragedie ayant déia été faite en prose par Melin de saint Gelais. Car ie n'en ay rien sçeu qu'elle n'ait esté preste a representer. Tu le conoitras si tu veux prendre la peine de conferer nos compositions ensemble. On peut traitter vne méme chose diuersement. Quand a ce que les personnages introduits en la mienne parlent longuement, sans entrerompre le fil de leur discours; sçache que ie ne l'ay fait sans exemple. Au reste i' ourdis cete tragedie en vn âge qui peut a peine receuoir aucun iugement, qui doit accompagner telles compositions...

Auf diese Vorrede folgt p. 15/16 ein Prolog.

Montchrestien hat sein Drama in fünf Akte eingeteilt, jeder derselben wird, mit Ausnahme des letzten, durch ein Chorlied geschlossen.

I. Akt. Sophonisbe und die Amme eröffnen das Stück. Sophonisbe beklagt ihr Unglück, ihr Leid wird noch vermehrt durch einen schrecklichen Traum, den sie der Amme erzählt. Ein Bote meldet, dass alles verloren und die Stadt eingenommen sei. Sophonisbe lässt sich das Aussehen Masinissa's beschreiben und entfernt sich mit der Absicht, dem Sieger entgegenzugehen und ihn mit Hülfe der Liebesgöttin günstig für sie zu stimmen. Der Chor schliesst den Akt mit Betrachtungen über die Vergänglichkeit aller irdischen Grösse.

II. Akt. Masinissa dankt den Göttern für seinen grossen Sieg, der Tag seiner Heimkehr und seines grossen Erfolges soll von nun an jährlich festlich begangen werden. Sophonisbe kommt auf den König zu und fleht ihn an, sie nicht den Händen der Römer zu überlassen. In einer langen Rede spricht ihr Masinissa Mut ein und bietet ihr seine Hand an; Sophonisbe geht sofort auf dies Anerbieten ein.

Der Chor ist erfreut über diese Wendung des traurigen Geschicks der Königin, aber doch fühlt er sich nicht frei von Furcht vor der Zukunft.

III. Akt. Die Furie wirft den Dienern Pluto's ihre Nachlässigkeit vor und fordert sie zu neuen Greuelthaten auf, ihre eigene Thätigkeit wird sich vorzugsweise gegen Masinissa und sein neues Glück richten.

Nachdem die Furie verschwunden ist, tritt Laelius auf; er ist von dem Vorgehen Masinissa's schon unterrichtet, ist jedoch fest entschlossen, denselben von seiner Leidenschaft zu befreien.

In der nun folgenden Unterredung Masinissa's mit Laelius erscheint ersterer traurig und niedergeschlagen, weinend bittet er Laelius um Hülfe. Dieser macht endlich den Vorschlag, die Entscheidung der Angelegenheit dem Spruche des Scipio zu überlassen; Masinissa will seine Gattin benachrichtigen und richtet ein Gebet an die Götter, als Sophonisbe eintritt. Sie wird durch die Worte ihres Gatten beunruhigt, obwohl dieser ihr nochmals das Versprechen giebt, sie nicht lebend ihren Feinden auszuliefern. Sophonisbe bleibt ohne Hoffnung zurück.

Der Chor betrachtet ein langes Leben in dieser Welt als das grösste Unglück; immer folgt der Schmerz auf die Freude.

IV. Akt. Scipio sagt den Göttern seinen Dank für die Siege seines Vaterlandes. Er bemerkt Syphax, den man ihm als Gefangenen vorführt, und wirft ihm sein Verhalten gegen seine ehemaligen Bundesgenossen vor. Syphax schiebt alle Schuld auf Sophonisbe und fordert Scipio auf, darauf zu achten, dass diese nicht einen ähnlichen verhängnisvollen Einfluss auf Masinissa ausübe. Scipio lässt ihn in Freiheit setzen. Nach dem Weggang des Syphax tritt Masinissa ein; Scipio hält ihm eine lange Rede über Tugend und Mässigung und fordert ihn auf, seiner Liebe zu entsagen, da Sophonisbe nach Rom gesandt. werden müsse. Masinissa hat als Antwort nur die Worte: »Si tel est ton vouloir Sophonisbe périsse«; er will ihr aber auf jeden Fall sein Versprechen halten; Scipio will zuerst nicht darauf eingehen, giebt aber zuletzt nach.

Der Chor beklagt die Verliebten; Masinissa wird den Verlust seiner geliebten Gattiu nicht überleben können.

V. Akt. Masinissa weint und klagt über sein Unglück, er fleht Jupiter an, ihn mit seiner Gemahlin sterben zu lassen. Er geht mit Hiempsal in sein Zelt, worauf Sophonisbe und die Amme auf der Bühne erscheinen; erstere ist beängstigt, sie fühlt, dass das Wetter sich über ihrem Haupte zusammenzieht. Da bringt Hiempsal Gift, das ihm Masinissa übergeben; Sophonisbe nimmt den Todestrank und haucht unmittelbar darauf ihren Geist aus. Die Amme will den Tod ihrer Herrin nicht überleben, sucht aber vergebens nach passenden Mitteln, ihr Vorhaben auszuführen.

Das ist in kurzen Zügen der Inhalt von Montchrestien's Drama. Ehe wir näher darauf eingehen, dürfte es angebracht sein, die Beziehungen der Tragödie zu den vorhergehenden gleichnamigen Stücken und zu den geschichtlichen Quellen festzustellen. Im allgemeinen werde ich mich hinsichtlich der ersteren an das Stück Trissino's halten, das wir füglich als Original der beiden anderen betrachten dürfen.

XI. Montchrestien's Verhältnis zu Trissino (SaintGelais, Mermet) und zu den historischen Quellen.

Vergleichen wir zunächst die Personen unserer Dramen. Wir treffen bei Montchrestien: Sophonisbe, Syphax, Masinissa, Scipio, Laelius, Hiempsal, die Amme, einen Boten, die Furie und den Chor; der Cato Trissino's spielt also keine Rolle, wir finden keinen Diener, und Erminia ist durch die Amme ersetzt, wenn wir nicht lieber sagen wollen, dass Erminia sich im französischen Stücke überhaupt nicht findet. Letzteres ist vielleicht vorzuziehen. denn die Erminia bei Trissino und die Amme bei Montchrestien sind gewiss ganz verschiedene Personen: Erminia ist die vertraute Freundin der Sophonisbe, sie sind zusammen aufgezogen und stehen an Rang nahezu gleich; in der Amme dagegen finden wir nur eine Person untergeordneten Ranges, sie hat Sophonisbe aufgezogen und sie seit deren Kindheit nicht mehr verlassen, sie liebt sie zärtlich, aber mit der Liebe einer Mutter zu ihrer Tochter, zum Teil auch vielleicht mit der der Dienerin zur Herrin. Auf der andern Seite ist dann zu bemerken, dass Trissino die Rollen der Furie und des Hiempsal nicht hat. Der Chor nimmt bei Montchrestien am Dialoge nicht teil.

Neben dieser ersten Verschiedenheit der beiden Dramen lassen sich leicht noch andere feststellen. Bei beiden Dichtern erzählt Sophonisbe im Anfang des Stückes einen Traum; wir kennen diese Erzählung bei Trissino, nach Montchrestien hat die Königin im Traum einen Löwen in Fesseln und ein schreckliches Ungeheuer gesehen; mehr tot als lebendig weiss sie nicht, auf welche Seite sie sich wenden soll, bis sie sich endlich dazu entscheidet, sich dem Löwen zu Füssen zu werfen; dieser leckt ihr die Hände und zeigt ihr durch seine Gebärden, dass er ihr kein Leid zufügen werde. Da stürzt das andere Tier auf sie zu, um seinen Anteil an der Beute nicht zu verlieren; der Löwe gerät darüber in Wut, und da er sieht, dass er seinen Nebenbuhler nicht anders an der Ausführung seines Planes hindern kann, »will er die Ehre haben, sie sterben zu lassen«<.

Wir erkennen sofort, dass die beiden Erzählungen sehr von einander abweichen. Bei Trissino sieht die Königin ihren Gemahl in Fesseln, bei Montchrestien ist von Syphax überhaupt nicht die Rede; im italienischen Stück lässt ein Hirt Sophonisbe in eine Höhle eintreten, um sie dadurch ihren Feinden zu entziehen, bei Montchrestien ist der Löwe im Begriff sie zu töten, um sie nicht in die Hände seines Nebenbuhlers fallen zu lassen; die Gegner der Sophonisbe sind bei Trissino Hirten und Hunde, bei Montchrestien bedrohen zwei wilde Tiere die Königin.

Wir gehen über zum Bericht von der Schlacht und der Niederlage des Heeres. Nach Trissino hat sich ein Kampf entsponnen, in dem die Leute des Syphax anfangs Sieger sind, bald darauf wendet sich jedoch das Glück, Syphax selbst sucht vergeblich sein Heer durch seine eigene Tapferkeit anzufeuern und zum Stehen zu bringen; er wird gefangen, der Rest seiner Truppen erreicht Cirta, wo man kaum Zeit hat, vor dem heftig nachdringenden Feinde die Thore zu schliessen. Ein Herold aus dem Heer der Gegner fordert die Übergabe der Stadt, dieselbe erfolgt aber erst, als Masinissa selbst zu den Bürgern spricht und ihnen ihren gefesselten Fürsten vorführen lässt. Die Feinde sind, als die Nachricht die Königin erreicht, dicht bei dem Platze, auf dem Sophonisbe mit den Frauen weilt. Bei Montchrestien wird das Heer des Syphax bei Tagesanbruch überrascht, vor den Thoren findet keine Schlacht statt. Die Soldaten, die kaum vom Schlafe erwacht sind und sich in Hast auf den Mauern aufgestellt haben, erblicken das zahlreiche Heer ihrer Gegner, und als ein Herold die Stadt zur Übergabe auffordert, zieht man eine weisse Fahne auf, während jedermann sich beeilt, seine Dienste dem Masinissa anzubieten; dieser begiebt sich nach erfolgter Übergabe sofort auf das Schloss. Montchrestien sagt uns (in den Worten des Heroldes), dass das jetzt eroberte Reich einst dem Masinissa gehört habe, während bei Trissino der »Capitan«, der sich nachher als König Masinissa zu erkennen giebt (p. 3062), sagt:

sappiate, come

Massinissa son io' Re de' Massuli,
Di cui credo sarà questo paese«.

Montchrestien erwähnt hier mit keinem Worte das Geschick des Syphax, wogegen Trissino seinen Masinissa den Städtern sagen lässt, dass der König gefangen ist, wovon er sie zudem noch durch den Augenschein überzeugt.

Nachdem Sophonisbe die verhängnisvolle Nachricht gehört, geht sie bei Montchrestien weg, um sich zu schmücken, erst im folgenden Akte trifft sie Masinissa; bei Trissino geht Sophonisbe sofort dem Sieger entgegen, der, wie wir in dem Bericht gehört haben, schon seit einiger Zeit in der Stadt ist.

Bei Trissino zögert Masinissa anfangs, dem Wunsche der Sophonisbe nachzukommen; er kann ihr nicht versprechen, sie nicht in die Hände der Römer fallen zu lassen, da er selbst deren Unterthan ist; erst auf eine neue inständige Bitte hin verspricht er, was sie wünscht; im Schlosse will man dann beraten, auf welche Weise es ihm möglich sein wird, das Versprechen auch zu halten. Der Masinissa Montchrestien's dagegen giebt Sophonisbe sein Versprechen auf der Stelle, und in dem

selben Augenblick sagt er ihr auch, dass er sie zu seiner Gattin
zu machen gesonnen ist. Sophonishe geht sofort darauf ein,
während bei Trissino die Sache wieder etwas langsamer geht:
Sophonisbe kann sich nicht sogleich entschliessen, den Vorschlag
Masinissa's anzunehmen, sie denkt an ihren Gatten und an ihren
Sohn; erst dann giebt sie nach, als Masinissa ihr mitteilen lässt,
dass er auf andere Weise sie nicht werde retten können.
Montchrestien sagt uns nichts davon, wie Laelius die Heirat
Masinissa's erfahren hat; auch davon weiss er nichts, dass Laelius
sich Masinissa gegenüber stellt, als sei ihm die ganze Sache un-
bekannt bei ihm findet ferner kein Wortwechsel zwischen den
beiden Freunden statt, er kann also auch recht wohl die Rolle
des Cato entbehren; statt der Argumente, die Trissino Laelius
und Masinissa in den Mund legt, giebt uns Montchrestien einen
langen Dialog der beiden über die Pflichten eines Freundes und
über das Unglück, das die Liebe herbeizuführen pflegt.
p. 3151 lässt Trissino seinen Siface sagen:
ho però questo conforto,

Che'l maggior mio nimico ora l'ha presa
Per moglie, e so, ch'ei non sarà più forte
Di quel, che mi foss' io; ma per l'etate,
E per l'acceso amor forse più lieve«.

Der Syphax Montchrestien's zeigt sich uns von einer ganz anderen Seite; er sagt 1510 ff.:

»Garde bien, Scipion, qu'elle ne prenne aux laqs
Le coeur de Massinisse, & voi que ses appas
Ne luy facent quitter l'alliance Romaine:

Mais soit sage, s'il veut, aux depens de ina peine«.

Nachdem Masinissa den Scipio verlassen hat, erscheint er bei Trissino erst wieder nach dem Tode der Sophonisbe auf der Bühne, während wir bei Montchrestien sehen, wie er sich, von Schmerz niedergebeugt, dazu entschliesst, seiner Gemahlin das Gift zu senden; auch der Überbringer des Giftes bleibt uns nicht unbekannt, und wir sehen ihn bald nachher seinen Auftrag ausführen. Bei Trissino wird all dies nur erzählt, dafür fügt derselbe auf der andern Seite wieder eine Reihe von Einzelheiten hinzu. So geht in seinem Stücke Sophonisbe erst in den Tempel, ehe sie das Gift nimmt, um dort ihr Gebet zu verrichten; erst bei ihrer Rückkehr trinkt sie das Gift, sagt dann ihren Frauen Lebewohl und sucht durch ein Opfer Proserpina gnädig für sie zu stimmen. Die Königin nimmt also bei Trissino den Todestrank nicht vor unsern Augen, wir sehen sie indessen bei ihrem Tode'). Montchrestien beendigt sein Stück mit den Klagen

1) Es ist zugleich hier daran zu erinnern, dass bei Saint-Gelais Sophonisbe auch hinter der Bühne ihren Geist aufgiebt.

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