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Denn er bellte mir einst mein Mädchen an, da sie sich heimlich
Su mir stahl, und verrieth unser Geheimniß beinah.
Jeßo, hör' ich ihn bellen, so denk' ich nur immer; sie kommt
wohl!

Lider ich denke der Zeit, da die Erwartete kam.

XVIII.

Eines ist mir verdrießlich vor allen Dingen, ein andres
Bleibt mir abscheulich, empört jegliche Faser in mir;
Nur der bloße Gedanke. Ich will es euch, Freunde, gestehen:
Gar verdrießlich ist mir einsam das Lager zu Nacht.
Aber ganz abscheulich ist's, auf dem Wege der Liebe

Schlangen zu fürchten, und Gift unter den Rosen der Lust,
Wenn im schönsten Moment der hin sich gebenden Freude
Deinem sinkenden Haupt lispelnde Sorge sich naht.
Darum macht Faustine mein Glück; sie theilet das Lager

Gerite mit mir, und bewahrt Treue dem Treuen genau. Reizend is Hinderniß will die rasche Jugend; ich liebe,

Mich des versicherten Guts lange bequem zu erfreun. Welche Seligkeit ist's! wir wechseln sichere Küffe,

Athen und Leben getrost saugen und flößen wir ein. So erfreuen wir uns der langen Nächte, wir lauschen,

Buser an Busen gedrängt, Stürmen und Negen und Guß. Und so dammert der Morgen heran; es bringen die Stunden Neue Blumen herbei, schmücken uns festlich den Tag. Gönnet mir, o Quiriten! das Glück, und jedem gewähre Aller Güter der Welt erstes und lehtes der Gott!

XIX.

Schwer erhalten wir uns den guten Namen, denn Fama

Steht mit Amorn, ich weiß, meinem Gebieter, in Streit. Wißt auch ihr, woher es entsprang, daß beide fich hassen? Alte Geschichten sind das, und ich erzähle sie wohl. Immer die mächtige Göttin, doch war sie für die Gesellschaft Unerträglich, denn gern führt sie das herrschende Wort; Und so war sie von je, bei allen Göttergelagen,

Mit der Stimme von Erz, Großen und Kleinen verhaßt. So berühmte sie einst sich übermüthig, sie habe

Jovis herrlichen Sohn ganz sich zum Sklaven gemacht. ,,Meinen Herkules führ' ich dereinst, o Vater der Götter," Rief triumphirend sie aus,,,wiedergeboren dir zu.

Herkules ist es nicht mehr, den dir Alkmene geboren;

Seine Verehrung für mich macht ihn auf Erden zum Gott. Schaut er nach dem Olymp, so glaubst du, er schaue nach deinen Mächtigen Knieen; vergib! nur in den Aether nach mir Blickt der würdigste Mann; nur mich zu verdienen durchschreitet

Leicht sein mächtiger Fuß Bahnen, die keiner betrat; Aber auch ich begegn' ihm auf seinen Wegen, und preise Seinen Namen voraus, eh' er die That noch beginnt. Mich vermählst du ihm einst; der Amazonen Besieger Werd' auch meiner, und ihn nenn' ich mit Freuden Gemahl!"

Alles schwieg; sie mochten nicht gern die Prahlerin reizen: Denn sie denkt sich, erzurnt, leicht was Gehässiges aus. Amorn bemerkte sie nicht: er schlich bei Seite; den Helden Bracht' er mit weniger Kunst unter der Schönsten Gewalt. Nun vermummt er sein Paar; ihr hängt er die Bürde des Löwen

Ueber die Schultern, und lehnt mühsam die Keule dazu. Drauf bespickt er mit Blumen des Helden straubende Haare,

Reichet den Rocken der Faust, die sich dem Scherze bequemt. So vollendet er bald die neckische Gruppe; dann läuft er,

Ruft durch den ganzen Olymp: Herrliche Thaten geschehn!

Nie hat Erd' und Himmel, die unermüdete Sonne

Hat auf der ewigen Bahn keines der Wunder erblickt." Alles eilte; sie glaubten dem losen Knaben, denn ernstlich

hatt' er gesprochen; und auch Fama, sie blieb nicht zurück. Wer sich freute, den Mann so tief erniedrigt zu sehen,

Denkt ihr! Juno. Es galt Amorn ein freundlich Gesicht. Fama daneben, wie stand sie beschämt, verlegen, verzweifelnd! Anfangs lachte sie nur: „Masken, ihr Götter, sind das! Meinen Helden, ich kenn' ihn zu gut! Es haben Tragöden uns zum besten!" Doch bald sah sie mit Schmerzen, er war's!

Nicht den tausendsten Theil verdroß es Vulcanen, sein Weibchen
Mit dem rustigen Freund unter den Maschen zu fehu,
Als das verständige Neß im rechten Moment sie umfaßte,
Rasch die Verschlungnen umschlang, fest die Genießenden
hielt.

Wie sich die Jünglinge freuten! Merkur und Bacchus! sie beide
Mußten gestehn: es sey, über dem Busen zu ruhn
Dieses herrlichen Weibes, eíu schöner Gedanke. Sie baten:
Löse, Vulcan, sie noch nicht! Lass sie noch einmal besehn.
Und der Alte war so Hahnrey, und hielt sie nur fester.

Aber Fama, sie floh rasch und voll Grimmes davon. Seit der Zeit ist zwischen den Zweyen der Fehde nicht Stillstand;

Wie sie sich Helden erwählt, gleich ist der Knabe darnach. Wer sie am Höchsten verehrt, den weiß er am besten zu fassen, Und den Sittlichsten greift er am gefährlichsten an.

Will ihm Einer entgehn, den bringt er vom Schlimmen in's Schlimmste.

Mädchen bietet 'er an; wer sie ihm thöricht verschmäht, Muß erst grimmige Pfeile von seinem Bogen erdulden; Mann erhißt er auf Mann, treibt die Begierden auf's

Thier.

Wer sich seiner schämt, der muß erst leiden; dem Heuchler Streut er bittern Genuß unter Verbrechen und Noth. Aber auch sie, die Göttin, verfolgt ihn mit Augen und Ohren; Sieht sie ihn einmal bei dir, gleich ist sie feindlich gesinnt,

Schreckt dich mit ernstem Blick, verachtenden Mienen, und heftig
Strenge verruft sie das Haus, das er gewöhnlich besucht.
Und so geht es auch mir: schon leid' ich ein wenig; die Göttin
Eifersüchtig, sie forscht meinem Geheimnisse nach.

Doch es ist ein altes Geseh: ich schweig' und verehre;
Denn der Könige Zwist büßten die Griechen, wie ich.

XX.

Zieret Stärke den Mann und freies muthiges Wesen,
O! so ziemet ihm fast tiefes Geheimniß noch mehr.
Städtebezwingerin, du Verschwiegenheit! Fürstin der Völker!
Theure Göttin, die mich sicher durch's Leben geführt,
Welches Sticksal erfahr' ich! Es löset scherzend die Muse,

Amor löset, der Schalk, mir den verschlossenen Mund.
Ach, schon wird es so schwer, der Könige Schande verbergen!
Weder die Krone bedeckt, weder ein phrygischer Bund
Midas verlängertes Ohr; der nächste Diener entdeckt es,

Und ihm ängstet und drückt gleich das Geheimniß die Brust. In die Erde vergrüb' er es gern, um sich zu erleichtern :

Doch die Erde verwahrt solche Geheimnisse nicht; Rohre sprießen hervor, und rauschen und lispeln im Winde: Midas! Midas, der Fürst, trägt ein verlängertes Ohr! Schwerer wird es nun mir, ein schönes Geheimniß zu wahren

Ach, den Lippen entquillt Fülle des Herzens so leicht! Keiner Freundin darf ich's vertraun: sie möchte mich schelten; Keinem Freunde: vielleicht brachte der Freund mir Gefahr. Mein Entzücken dem Hain, dem schallenden Felsen zu sagen, Bin ich endlich nicht jung, bin ich nicht einsam genug. Dir, Herameter, dir, Pentameter, sey es vertrauet,

Wie sie des Tags mich erfreut, wie sie des Nachts mich beglückt.

Ste, von vielen Männern gesucht, vermeidet die Schlingen,
Die ihr der Kühnere frech, heimlich der Listige legt;
Klug und zierlich schlüpft sie vorbei, und kennet die Wege,
Wo sie der Liebste gewiß lauschend begierig empfängt,
Goethe's Gedichte, I. Bd.

12

Saudre, Luna, sie kommt! damit sie der Nachbar nicht sehe;
Rausche, Lüftchen, im Laub! Niemand vernehme den Tritt.
Und ihr, wachset und blüht, geliebte Lieder, und wieget
Euch im leisesten Hauch lauer und liebender Luft,
Und entdeckt den Quiriten, wie jene Rohre geschwäßig,
Eines glücklichen Paars schönes Geheimniß zuleßt.

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