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Die Namen und Beinamen der Städte

Italiens.

(Fortsetzung.)

Gleichwohl sind den Nationen mit Ausnahme der Türken und Magyaren andere Eigenschaften beigelegt. Die Engländer werden stolz genannt, wie in den Sprichwörtern der Zigeuner; die Franzosen, analog dem toscanischen Sprichwort:

Francese furioso, Spagnuolo assennato, Tedesco sospet

toso,

als furiosi bezeichnet, und die Spanier für verschlagen erkannt, während es sonst in toscanischen Sprichwörtern heifst:

und:

Gli Spagnuoli s'accordano a bravare, i Francesi a gradire, gli Inglesi a mangiare, i Tedeschi a sbevazzare, e gli Italiani a pisciare;

Signore Spagnuolo e pasticcere francese,

Alla Spagnuola: Un grand assalto e una bella ritirata 1). Auch von Piemont wird anderwärts gesagt:

Il Piemonte è la sepoltura dei Francesi,

weil die Letzteren in den langen und blutigen Kämpfen mit Piemont fast immer den Kürzeren gezogen; die Lombarden gaben zu den Redensarten Anlass:

und:

Ringraziar alla Lombarda (d. h. ohne Ceremonien)

Facciamo alla Lombarda, che dove si cena, si dorme, und von den Toscanern heifst es:

Chi hà a far con Tosco, non vuol esser losco,

1) Im Venetianischen: Furia francese e ritirata spagnola. In Parma ist furia franzèsa der Ausdruck für grofse Wuth.

und:

Guardati da Toscan rosso, da Lombardo nero, da Romagnuol d'ogni pelo 1).

Dafs die Letzteren überhaupt bei ihren Nachbarn in schlechtem Rufe stehen, beweisen die toscanischen Sprichwörter:

und:

I Romagnuoli portano la fede in grembo,
Romagnuol della mala Romagna,

O ti giunta e ti fa qualche magagna;

I Romaneschi nascono co' sassi in mano.

Romaneschi, non son buoni nè caldi, nè freschi. Die Bezeichnung der Bewohner der Abruzzen nach ihrer Lieblingsspeise weist auf eine bei den Italienern sehr gebräuchliche Art hin, Spitznamen zu bilden. So werden in Parma die Florentiner Mangiafagioli, die Ferraresen Mangiazucche und die Mailänder Buseccòn (von busèca, Gedärme, Kaldaunen, Bauch); die Parmesaner dagegen in Piacenza Bagnòn, Brühenesser oder Suppenschmiede genannt, weil sie in dem Rufe stehen, die Brühe mehr zu lieben, als das Fleisch, oder, wie es sprichwörtlich heisst:

Agh piàs pu la bagna ch' el stufà.

Die Neapolitaner, welche früher von ihrer Leidenschaft für den Kohl (foglia cappuccia) den Spitznamen Mangia-foglia trugen, werden jetzt allgemein Maccaroni, die Bewohner von Cremona in Toscana Mangia - fasoli, und die von Vicenza in Venedig im Spott Magna - gati genannt.

Apulien, welches sonst an Stelle des altrömischen Capua getreten, indem die Redensart:

1) In Toscana:

Romagnuolo d'ogni pelo;

Spagnuolo bianco;

Lombardo rosso;

Tedesco negro;

Schiavon picciolo;

Genovese guercio;

Venezian gobbo.

È una Puglia,

dasselbe wie: Siamo in Cuccagna bedeutet, ist durch seine vielen Fliegen berüchtigt.

Mosche in Puglia,

ist soviel als: Eulen nach Athen oder Krokodile nach Egypten tragen, und von etwas recht Geringfügigem spricht man:

È come morir una mosca in Puglia.

Von den Bewohnern pflegt man in Toscana zu sagen: Pugliese, cento per forca e un per paese,

oder:

Compar di Puglia, l'un tiene e l'altro spoglia, und darauf scheint sich auch der Vers von Otranto zu beziehen, der später noch ein Mal wiederholt wird.

Die Strafsen in Apulien, welche im 31. Vers getadelt werden, lassen auch jetzt viel zu wünschen übrig, und,,i mal passi” in der Terra di Lavoro sind noch immer zu fürchten.

Mit Rom, von dem es bekanntlich heifst:

Roma doma,

und, dem lateinischen: Ubi Papa, ibi Roma nachgebildet:

Dove è el Papa, ivi è Roma 1),

beginnt und schliefst in unserm Gedicht die Reihe der italienischen Ortschaften. Es wird als Stadt der Alterthümer bezeichnet, und der Reimspruch, welcher es behandelt, hat einen so volksthümlichen Klang, dafs man sich wundert, ihn in keiner Sprichwörtersammlung zu finden. Und doch werden wenige Städte im Munde des Volks so oft genannt, wie Rom.

oder:

und:

Tutte le strade conducono a Roma,

Per più strade si va (E' si va per più vie) a Roma;
A passo a passo si arriva a Roma 2),

1) sardinisch: Inùe est su Paba, in cuddae est Roma.

2) sardinisch: A passu passu si jompet a Roma.

oder:

Dimandando si va a Roma, 1)

Chi lingua ha, a Roma va, 2)

spricht man in ganz Italien;

I vescovi in Roma sono como i crocefissi in bottega del legnaiuolo,

(d. h. Niemand zieht den Hut vor ihnen ab);

und:

In Roma più vale la cortigiana che la donna romana;
Roma travagliata, chè chi ha bella moglie, vive d'entrata,

Chi va a Roma e porta un buon borsotto,

Diventa abate o vescovo di botto,

in Toscana, und:

Qui non bidet a Roma, a Roma non credet, auf der Insel Sardinien.

Die Redensart:

Andar a Roma senza veder il Papa, 3)'

hat noch zahlreichere Varianten, als die toscanische: Andar a Roma per Mugello 4)

(d. h. auf der entgegengesetzten Seite), und die Phrase: Non andar a Roma per la penitenza 5)

hört man nicht minder oft, wie das bekannte: Prometter Roma e toma. 6)

oder:

Von dem römischen Hofe behaupten die Toscaner:
La Corte Romana non vuol pecora senza lana,

1) sardinisch: Pregunta pregunta (A pregontu) s'incontrat a Roma. venetianisch: Domandando se và a Roma.

2) lombardisch: Chi ha lengua in bocca el va magara a Roma.
piemontesisch: Chi lenga a, a Roma va.

nur in Toscana: Chi ha lingua, va in Sardegna.
3) emil. bol.: Andar a Ròma sèinza vèdr al Papa.
emil. parm.: Andar a Roma senza véder el Papa.

piem.: Andè a Roma senssa vede el Papa.

sard. Ses andudu a Roma et non has bidu su Paba.

:

venet. Chi vol veder el Papa, vada a Roma.

4) piem.: Andè a Roma per Rivoli (per una stra oposta).

5) sard.: Non has (hat) andare a Roma a fagher penitentia (ad

si pentire).

6) piem.: Promete Roma e toma.

Corte romana non vuol pecora sana,

und aus dem lateinischen Spruche:

ist das italienische:

geworden.

Roma nulli aliena

Roma non fù mai matrigna à nessuno

Die warmen Mineralquellen in der Nähe von Viterbo sind nicht weniger berühmt, als die später erwähnten Alabasterbrüche von Volterra.

,,Il bel pozzo de Orvieto" ist der in Tuffstein gesprengte aufserordentlich tiefe Brunnen, in den man auf einer Schneckentreppe 150 Stufen hinab und auf einer andern Seite wieder hinaufsteigen kann.

Der Wein von Montefiascone, Est Est genannt, gehört zu den besten Italiens, und kostete bekanntlich einem deutschen Prälaten, Johannes Fugger, das Leben, wie dessen Grabschrift in der Kirche S. Flavian in Montefiascone bezeugt:

Est, est, est: propter nimium est dominus meus mortuus est. Ebenso trefflich ist der Wein von Montepulciano, von welchem der Arzt und Dichter Redi sagt:

Montepulcian d'ogni vin è il rè.

Die Weine von San Lorenzo, Brianza, Cesena, Velletri, Terracina, Salerno u. a., werden nicht minder gerühmt, und der vin greco von Soma wird auch in dem Sprichwort angeführt:

Pan di Puglia, vin di Somma e carne di Soriente. Dagegen versichern die Venetianer vom Wein aus

Salzèo:

La ua de Salzèo xe bona da far asèo.

Valle di Chiana zwischen Siena, Arezzo und Cortona ist eins der fruchtbarsten Thäler Italiens und die Kornkammer des ehemaligen Grofsherzogthums Toscana. Siena, wo nach der Behauptung der Toscaner: Lingua sanese e bocca pistojese1)

das reinste Italienisch gesprochen wird, ist im Volks

1) Im übrigen Italien sagt man :

Lingua toscana in bocca romana.

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