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haben, so fand ein ähnliches Verhältnifs im Lateinischen Statt, was Cicero, Quintilian u. a. beweisen, «asy que nuestra lengua castellana que llamamos en nuestro vulgar romance, lengua romana o latina se puede dezir agora sea ymitadora de la gramatica latina vulgar. Algunos disen que la lengua que primero los reynos de castilla tenia, era viscayna; pero yo nunca lo vy en lugar atentico.» (fol. 40. r.). Weiter wird dann auf einige Unterschiede in der spanischen und italienischen Aussprache aufmerksam gemacht und sodann die Erklärung Dante's begonnen. Von dieser mögen noch einige Proben folgen. Die «selua muy escura» ist «el mundo en el estado vicioso que se lama por palabra montanna que ansy commo en la montanna se halla grant diuersidad de arboles, ansy en este mundo caduco se hallan grandes variedades de condiciones de honbres que la direta via era smarita, que la derecha via era errada, conuiene a saber la via de la virtud que trae al honbre a la bien aventurança (fol. 41. v.). Von den Thieren, welche Dante sich entgegenstellen, ist der Panther die «luxuria», der Löwe die »>soberuia», die Wölfin die «auariçia», der «veltro» ist Christus, der am Tage des Gerichts zwischen Himmel und Erde (tra feltro e feltro) erscheinen wird und Italiens, d. h. der römischen Kirche, Heil ist.

Obgleich der Verfasser ursprünglich 3 Gesänge hatte erklären wollen, sagt er doch schon, am Ende des ersten angelangt, «non, curo mas de glosar», (fol. 53. v.) und gibt statt jener zwei Gssänge die Uebersetzung der «oraçion del bien aventurado sennor sancto Augustin» (fol. 54. r. und v.) und der «meditacion de santo alselmo.» (fol. 54. v. 56. r.). Vgl. Amador de los Rios, Historia critica de la literatura española. VI. S. 31. Anm. 1.

Il Decamerone.

Die Novelas de Juan Boccaccio (J-II-21.), allerdings, wie Hänel und Valentinelli bemerken, eine Uebersetzung ins Spanische aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, geben nur einen Theil des italienischen Originals, wie schon aus Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. IX. 3.

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306 Herm. Knust, Ein Beitrag zur Kenntnifs d. Escorialbibliothek,

folgender Notiz im Anfange erhellt: «Este libro es de las çiento nouelas que conpuso Juan Bocacio de çertaldo vn grant poeta de florençia, el qual libro segund en el prologo siguiente paresce, el fizo et enbio en especial a las nobles duennas de florençia et en general a todas las sennoras et duenas de qualquier nasçion et reyno que sea; pero en este presente libro no estan mas de las cinquenta et nueue nouelas.» fol. 1. r. Sp. 1. Doch sind dies nicht etwa, wie man vermuthen sollte, die ersten neunundfunfzig Novellen, denn es findet sich z. B. im 25. Cap. die Erzählung «de la preñez del pintor Calandrino», im Decamerone selbst: Giornata IX. Nov. 3., und im 50. Cap. die Giorn. VIII. Nov. 7 erzählte Geschichte des von der Wittwe gefoppten Scolaren. Es wird somit eine Auswahl sein, über die ich jedoch keine specielleren Notizen gesammelt habe. Das letzte, das 60. Capitel: «De como madona guita muger de tofano pensando que oviese embriagado a su marido fue a casa de su amante et de lo que le avino», fol. 175. r. Sp. 2, ist die 4. Nov. des 7. Tages Beweis genug, dafs hier die Erzählungen nicht in der Reihenfolge des Decamerone wiedergegeben worden.

Hermann Knust.

(Wird fortgesetzt.)

Dr. Jul. Brakelmann, Die Pastour. in d. nord- u. südfr. Poesie, 307

Die Pastourelle in der nord- und südfranzösischen Poesie.

(Fortsetzung.)

III.

Bemerkungen zur äusseren Form und Geschichte der
Pastourellen.

Was die Form der nordfranzösischen Pastourellen anbetrifft, so kann man im Allgemeinen nur sagen, dafs diese Dichtungsart bei kurzen Versen lange Strophen liebt und dafs der sieben- oder achtsilbige Vers, nach Lust und Laune mit fünf-, vier-, drei-, sogar zweisilbigen Versen untermischt, sich verhältnifsmäfsig am meisten findet. Der längste Vers bildet meistens den Grundstock des Systems und steht fast regelmäfsig an erster oder zweiter Stelle. Nach dem acht- und siebensilbigen Vers ist der fünfsilbige am häufigsten und längere als achtsilbige Verse gehören zu den Seltenheiten. —

Im Uebrigen unterwirft sich diese ächt volksmässige Dichtungsart keiner Regel; sehr häufig ist die Anzahl der Verse der verschiedenen Strophen ganz ungleich und ein gleichmässig durchgeführtes Reimsystem findet sich ziemlich selten. In einer Pastourelle des berner Codex (Nr. 72. fol. 32) hat die erste Strophe 11 Verse mit 12silbigem Grundstock, die aabbbabbed b reimen;

die zweite hat 17 Verse mit 7silbigem Grundstock, die a babcccdbddccbd fd reimen;

die dritte hat 13 Verse mit 7silbigem Grundstock, die ababcccbc d be f reimen;

die vierte hat 13 Verse mit 7silbigem Grundstock, die a ba b c d d e d d d e f reimen;

die fünfte (und letzte) 10 Verse mit 12silbigem Grundstock, die a a bbbabbac reimen.

Neben Stücken von solcher Unregelmässigkeit, sol

chem Wechsel der Systeme, der an die Formen der lyrischen Lais erinnert, finden sich allerdings auch sehr regelmässige Pastourellen, die ein gleichmässiges Reimsystem durch mehrere Strophen von einer gleichen Anzahl symmetrisch gleichsilbiger Verse durchführen, doch gehören diese Stücke zu den Ausnahmen und die Unregelmässigkeit ist Regel. Auch die Genauigkeit in den Reimen ist zuweilen nicht sehr grofs, so z. B. wird belle mit massuete und bouchete gereimt, amin mit joli, oder gar jolit und jolif u. a. m. Für eine nicht geringe Anzahl solcher Ungenauigkeiten im Reim mufs man freilich, wie in der ganzen altfranzösischen Lyrik, so auch in den Pastourellen den Grund in einer dialektischen Alteration der Formen seitens der Schreiber suchen.

Sehr häufig in den Pastourellen ist der Refrain, von dem sich 2 Hauptarten unterscheiden lassen:

Entweder, was das Häufigere ist, sind zwei oder drei Verse aus bekannten Liedern und Motets den Strophen angehängt (Reminiscenzen dieser Art waren in Nordfrankreich sehr üblich und finden sich z. B. in einzelnen Fabliaux, im Renart le nouvel und im roman de la Violette in grofser Zahl);

oder der Refrain besteht aus einer Reihe von nichts bedeutenden Klangsilben, die wohl ursprünglich onomatopoetisch den Ton der Musete oder eines anderen Hirteninstrumentes nachahmen sollen (wie wir in unserer Volkspoesie dazu zahlreiche Analogien besitzen; z. B. Trara oder Trarira Trompete oder

Horn).

Wir notiren einige Refrains der letzteren Art, wo besondere Zusätze (wie z. B. Gui du tabor au chalemel - fera ceste estampie Chibala duriaus etc.) auf diesen Ursprung hindeuten:

Musete: «Ci vala dureaux, dureaux; ci va la la durete» Ms. 845 f. 156 Vat. 1490 fol. 110o Paulmy No. 63 pag. 326.

Lupinele: «do do do, do do do, do do do». Ms. des Vatican 1490 fol. 111.

Concert von der chevrete, dem frestel und der muse

au grant forrel, nachher der chalemel allein: «< chibala duriaus, duriaus, chibala la durie ». Ms. 845 fol. 99. Vgl. Str. 4.

Frestel: «Chibera la chibele, chibera la chibele >> im Ms. 845 fol. 166". Vgl. Str. 4 und 5.

Flajolet: « a la tire li» Ms. 20050 fol. 138. (Ganz ähnlich diesen onomatopoetischen Refrains ist das: «hu et hu et hu et hu!» in dem Wächterliede in 20050 fol. 83, was den dumpfen Ton des Wächterhorns nachahmen soll.)

Auch für gesungene Melodien finden sich solche onomatopoetische Aequivalente als Refrain, besonders häufig dorenlot und doreleus. (Vgl. unser deutsches tralala und das davon gebildete trällern, womit man ja auch die Art bezeichnet, Melodien zu singen, wozu man den Text nicht kennt oder wozu es keinen gibt) 1). Einzelne Pastourellen zeigen auch mitten in der Strophe am Ende einzelner Verse echo artige Vokalrepetitionen z. B. doreleus e eus (B. 389 Nr. 298, alt 2. Th., fol. 20, neu fol. 134). Alles dieses ist ächt volksmässig und wäre es leicht, zahlreiche Analogien in unserer Volkspoesie aufzufinden.

Zu den Provençalen übergehend, hat die Pastourelle mit dem allgemeinen Character auch diese äusseren Kennzeichen des Volksmässigen verloren. Die Pastourelle der Provençalen ist so kunstreich geformt, wie nur irgend ein Canso oder Sirventes. Beibehalten sind meistens die langen Strophen bei kurzen Versen, aber ohne jenen bunten Wechsel, der den nordfranzösischen Pastourellen eine so anmuthige Varietät verleiht, ohne die malerischen Refrains und die echoartigen Vocalrepetitionen der volksmässigen Trouvèresweisen.

Diesen Bemerkungen über die äufsere Form der

1) Es braucht wohl nicht ausdrücklich gesagt zu werden, dass wir die Nachahmung des Klangs der Hirteninstrumente nur als Ursprung dieser Art Refrains ansehen möchten. Es versteht sich von selbst, dafs die Idee dieses Ursprungs nicht lange lebendig blieb und dafs dieser Refrain von den Dichtern sehr bald mechanisch und nach Willkür angewendet wurde.

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