Images de page
PDF
ePub
[ocr errors]
[ocr errors]

Richtung jener kritischen Philosophie auftreten, die, den
Inhalt der christlichen Lehren meisternd, indem sie das
Göttliche dem Menschlichen gewaltsam anpaßte, jenes zu
diesem herabzog, oder, wo dies durchaus nicht gelingen
wollte, Einzelnes nach Belieben aus dem Gebiete des
Christenthums hinaus verwies; noch werden sie hingerissen
von dem mehr als jemals jest um sich greifenden Bestre-
ben der so genannten speculativen Philosophie, sich ver-
messen, das Christenthum philosophisch construiren und
dadurch, wie man früher die Göttlichkeit des Christen-
thums vermenschlichte, so jeht die Menschlichkeit der Phi-
losophie vergöttlichen zu wollen lieber verzichten sie
bereitwillig auf den täuschenden, wenngleich glänzenden,
Namen der christlichen Philosophie, als daß sie durch
trügerische Umwandlung des Vorhofes zum Allerheiz
ligsten in das Allerheiligste selbst sich denselben erwürz
ben. Sie werden vielmehr, das Christenthum weder
sichtend und destruirend, noch construirend und a priori
aufweisend, dem Charakter des hermesischen Systemes
getreu nur begründend und vertheidigend für dasselbe
auftreten, ohne das Innere desselben durch Menschen-
werk zu entstellen. Weit entfernt auch, dem eiteln Ruhme
erhabener Worte und hoher Redensarten nachzujagen,
werden sie in einer allen denjenigen verständlichen Sprache
zu reden suchen, welche die Thatsachen, wodurch ein der
Wahrheit und Wirklichkeit bedürftiger Geist sich kund
gibt, in ihrem eigenen Bewußtseyn zu erfassen vermögen;
fie werden, mit Einem Worte, nur auf psychologische
Erscheinungen bauen, die, wenn sie sind, ein jeder Gebil
deter finden kann, deren Nichtseyn aber jeden festen An-

[ocr errors]

haltspunkt für eine gründliche Philosophie, eine Philo-
sophie, die nicht aus Willkür und Dichtung geboren
werden soll, überhaupt unmöglich machen würde.
Bonn, den 5. August 1831.

D. Achterfeldt, D. Braun, D. v. Drøfte,
D. Scholz, D. Vogelfang,

Professoren an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität.

Vorstehender Ankündigung gemäß laffen wir nun hier das erste Heft unserer Zeitschrift erscheinen. Wir hatten gehofft, daß fie ruhig neben den bestehenden Zeitschriften würde auftreten können; aber noch ist kein Jahr nach dem Tode des Professors Hermes verflossen, und schon finden wir in einigen derselben die feindseligsten Angriffe auf ihn und seine Schüler und selbst auf dieses Unternehmen, ehe es noch ausgeführt war, ohne daß irgend etwas geschehen wäre, was die Gegner zu solchen Angriffen hätte herausfordern können. Man wundere sich daher nicht, daß wir gleich von Anfang an in kriegerischer Haltung auftreten. Dies würde gerechtfertigt seyn, wenn die Angriffe bloß der Sache gälten und redliche Angriffe wären; denn Jeder ist ja berechtigt, seine Meinung gegen Angriffe zu vertheidigen. Aber die Angriffe auf die Lehren des seligen Hermes sind bisher durch so schreiende Verstümmelungen und falsche Rela= tionen vermittelt, daß Niemand an eine solche Polemik glauben würde, wenn wir sie nicht Schwarz auf Weiß vor aller Welt vorlegen könnten; und die Angriffe auf die Schüler sind so hämisch verdächtigend, daß diejenigen, die dadurch betroffen wurden, geradezu gezwungen sind, Atreitend aufzutreten, wenn ihnen an ihrer Vertheidigung

[ocr errors]

gelegen ist, und das ist es, wenn auch nicht um der Gegner, doch um des Publicums und der Sache willen. Manche Leser werden nun vielleicht urtheilen, daß die Sprache der gegen die Angreifer gerichteten Artikel zu stark sey; wir aber glauben, darüber bemerken zu müssen, daß man das Bekämpfen von Gründen nicht mit dem Zurückweisen erdichteter oder muthwillig entstellter Thats sachen vermengen dürfe. Handelte es sich bloß um das erste, so würden auch wir Manches in diesem Hefte zu stark finden; aber die erwähnten Artikel sind gegen so offenbare Unwahrheiten und dabei grundlose Verdächtis gungen gerichtet, daß wir dagegen keine Sprache für zu stark halten konnten. Wir sind vielmehr der Meinung, daß nur eine gerechte verächtliche Behandlung solcher Unwürdigkeiten dazu beitragen könne, diesem Unfuge zu steuern, und daß jeder, dem die öffentliche Rede zu Ges bote steht, für diesen Zweck dieselbe zu gebrauchen verpflichtet sey, wenn es so ernsten Gegenständen gilt, wie sie hier in Betracht kommen, und wenn Wahrheit der Lehre und Ehre der Personen öffentlich verhöhnt und mit Füßen getreten werden. Darum haben wir den pos lemischen Artikeln die Aufnahme in unser Blatt nicht verweigert, und werden sie auch in Zukunft nicht verweis gern, da allem Anscheine nach die Ernte hier sehr groß seyn wird.

Uebrigens erklären wir hierdurch, daß wir durch die Aufnahme von Arbeiten und Artikeln keinesweges die einzelnen Ansichten und Behauptungen der Verfasser zu vertreten gesonnen sind, wie auch schon aus der vorstehenden Ankündigung zur Genüge hervorgeht. Nur

wo Thatsachen berichtet sind, bei denen es möglich ist, uns selbst von der Richtigkeit derselben zu überzeugen, werden wir dies niemals unterlassen, im Uebrigen auf die Rechtlichkeit unserer Correspondenten und Mitarbei

ter vertrauend.

Schließlich benachrichtigen wir hierdurch alle Herren Mitarbeiter und sonstige Theilnehmer, daß wir aus nahe liegenden Gründen keine Selbst-Anzeigen und Recensionen aufnehmen können, so wie keine Recensionen über Schriften von Mitarbeitern; Antikritiken aber werden wir aufnehmen, wenn sie den Raum von vier Seiten nicht überschreiten. Auch ersuchen wir diejenigen, welche für diese Zeitschrift ein Werk zu recensiren unternehmen, dem Prof. Braun in Bonn davon die Anzeige zu machen, um Collisionen und unnöthige Arbeiten zu verhüten.

Bonn, den 15. März 1832.

Die Redaction.

« PrécédentContinuer »